© ebm-papst

Axial, diagonal, radial: Welcher Venti­lator passt in welche Anwen­dung?

Es gibt axiale, diago­nale und radiale Venti­la­toren, die in spezi­ellen Anwen­dungen ihre spezi­fi­schen Vorteile ausspielen können. Welche Venti­la­torart sich für welche Anwen­dung am besten eignet, entscheidet der Druck­aufbau.


Ein Venti­lator soll Luft bewegen, einen bestimmten Druck erzeugen, und das möglichst effi­zient und leise. Um zum Beispiel elek­tro­ni­sche Bauteile zu kühlen, benö­tigt man kalte Luft, die die Wärme aufnimmt, und Druck, der sie gegen den Wider­stand durch das Bauteil abführt. Für viele Anwen­dungs­fälle sind Venti­la­toren die beste Option hinsicht­lich Geräusch und Wirkungs­grad. Zudem besitzen sie wenig bewegte Teile und gene­rieren einen konti­nu­ier­li­chen Luft­strom bei kleinstem Bauraum. Um zu verstehen, ob für eine bestimmte Anwen­dung ein Axial-, Radial- oder Diago­nal­ven­ti­lator optimal ist, muss man die Funk­ti­ons­weise verstehen.

Der Druck entscheidet, welcher Venti­lator passt

In Axial­ven­ti­la­toren entsteht der Druck­aufbau dadurch, dass die einströ­mende Luft durch die Schau­feln umge­lenkt wird und den Venti­lator auf spiral­för­migen Bahnen verlässt. Dabei hängt der Druck­aufbau von dem Winkel ab, den die Luft­strö­mung relativ zum Schau­fel­profil bildet. Soll mehr Druck erreicht werden, muss dieser Winkel vergrö­ßert werden. Dieses Prinzip hat seine Grenzen: Wird der Anström­winkel zu groß, reißt die Profil­strö­mung ab und der Venti­lator arbeitet inef­fi­zient und mit mehr Geräusch.

Axial­ven­ti­la­toren

Bei Axial­ven­ti­la­toren wird die einströ­mende Luft durch die Schau­feln auf spiral­för­mige Bahnen umge­lenkt. (Bild | ebm-papst)

Diago­nal­lüfter

Bei Diago­nal­lüf­tern wird die Luft auch axial ange­saugt, aber diagonal ausge­strömt. (Bild | ebm-papst)

Radi­al­ven­ti­la­toren

Radi­al­ven­ti­la­toren setzen auf die Zentri­fu­gal­kraft des Lauf­rads. (Bild | ebm-papst)

Wird mehr Druck benö­tigt, werden Venti­la­toren einge­setzt, die zusätz­lich zu den beschrie­benen Effekten die Zentri­fu­gal­kräfte benutzen: Radial- oder Diago­nal­ven­ti­la­toren. Wie in jedem rotie­renden System ist auch die Luft im Laufrad Zentri­fu­gal­kräften ausge­setzt, die sie nach außen schleu­dern. Werden Axial­ven­ti­la­toren bei kleinen Volu­men­strömen betrieben, blockiert ein Teil der Luft den Schau­fel­kanal und zwingt die durch­strö­mende Luft auf eine radiale Bahn durch den Lüfter. Die Zentri­fu­gal­kräfte sind dann zuneh­mend am Druck­aufbau betei­ligt. Der Axial­ven­ti­lator verhält sich in diesem Betriebs­be­reich ähnlich wie ein Radi­al­ven­ti­lator.

Wenn relativ zum Volu­men­strom mehr Druck­aufbau benö­tigt wird, kommen also Radial- oder Diago­nal­ven­ti­la­toren zum Einsatz. Bei reinen Radi­al­ven­ti­la­toren ist der Zentri­fu­gal­ef­fekt der domi­nie­rende Mecha­nismus, der best­mög­lich umge­setzt werden soll. Bei glei­chem Radaußen­durch­messer und glei­cher Dreh­zahl können Radi­al­ven­ti­la­toren wesent­lich höhere Drücke errei­chen als Axial­ven­ti­la­toren. Deren Anwen­dungs­be­reich ist da, wo relativ große Luft­mengen mit mini­malem Aufwand bewegt werden müssen.


Die opti­malen Einsatz­be­reiche der drei unter­schied­li­chen Venti­la­tor­bau­arten. (Grafik | ebm-papst)

Venti­la­toren opti­mieren mit CFD

Mit diesen grund­sätz­li­chen Über­le­gungen kann dann der Venti­lator aero­dy­na­misch ausge­legt und opti­miert werden. Dazu wurden in der Vergan­gen­heit expe­ri­men­telle Methoden entwi­ckelt und verfei­nert, die zusammen mit mathe­ma­ti­schen Modellen auch heute noch die Grund­lage der Venti­la­tor­ent­wick­lung bilden. Heute werden zuneh­mend compu­ter­ge­stützte Methoden ange­wendet, die es erlauben, soge­nannte nume­ri­sche Expe­ri­mente durch­zu­führen.


So sieht die Durch­strö­mung eines Belüf­tungs­ge­räts aus, sichtbar gemacht mit CFD. (Bild | ebm-papst)

Compu­ta­tional Fluid Dynamic (CFD) wird überall dort einge­setzt, wo Stoff- und Wärme­trans­port­auf­gaben zu lösen sind. Prin­zi­piell kann mit CFD ein Venti­lator mit den Vorgaben für Volu­men­strom und Druck ausge­legt werden. Damit werden die einzelnen Venti­la­tor­kom­po­nenten wie zum Beispiel das Laufrad und das Gesamt­system opti­miert. Das Ziel: leisere und effi­zi­en­tere Produkte. Mithilfe CFD ist es ebenso möglich, Venti­la­toren für spezi­fi­sche Anwen­dungen auszu­legen. Denn mit CFD können Vari­anten einfach verän­dert und Strö­mungen detail­liert analy­siert werden. Damit haben sich auch die Anfor­de­rungen an die Mess­technik verän­dert. Expe­ri­mente werden heute nicht nur im Ausle­ge­pro­zess benö­tigt, sondern dienen auch zum Nach­weis und als Auswahl­kri­te­rium für zuvor berech­nete Vari­anten neuer Venti­la­to­ren­kon­zepte.

Bitte füllen Sie folgende Felder aus: Kommentar, Name & E-Mail-Adresse (Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht). Bitte beachten Sie dazu auch unsere Datenschutzerklärung.