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Axial, diagonal, radial?

Warum es verschie­dene Lüfter­formen gibt


Kurz gesagt, soll ein Lüfter Luft bewegen, einen bestimmten Druck erzeugen, und das möglichst effi­zient und leise. Um zum Beispiel elek­tro­ni­sche Bauteile zu kühlen, benö­tigt man kalte Luft, die die Wärme aufnimmt, und Druck, der sie gegen den Wider­stand durch das Bauteil abführt. Für viele Anwen­dungs­fälle sind Venti­la­toren die beste Option hinsicht­lich Geräusch und Wirkungs­grad. Zudem besitzen sie wenig bewegte Teile und gene­rieren einen konti­nu­ier­li­chen Luft­strom bei kleinstem Bauraum. Um zu verstehen, ob für eine bestimmte Anwen­dung ein Axial-, Radial- oder Diago­nal­lüfter optimal ist, soll kurz die prin­zi­pi­elle Funk­ti­ons­weise beschrieben werden.

Der Druck entscheidet

In Axial­lüf­tern entsteht der Druck­aufbau dadurch, dass die einströ­mende Luft durch die Schau­feln umge­lenkt wird und den Lüfter auf spiral­för­migen Bahnen verlässt. Dabei hängt der Druck­aufbau ab vom Winkel, den die Luft­strö­mung relativ zum Schau­fel­profil bildet. Soll mehr Druck erreicht werden, muss dieser Winkel vergrö­ßert werden. Dieses Prinzip hat seine Grenzen: Wird der Anström­winkel zu groß, reißt die Profil­strö­mung ab und der Lüfter arbeitet inef­fi­zient und mit mehr Geräusch.

Wird mehr Druck benö­tigt, werden Lüfter einge­setzt, die zusätz­lich zu den beschrie­benen Effekten die Zentri­fu­gal­kräfte benutzen. Wie in jedem rotie­renden System ist auch die Luft im Lüfterrad Zentri­fu­gal­kräften ausge­setzt, die sie nach außen schleu­dern. Werden Axial­lüfter bei kleinen Volu­men­strömen betrieben, blockiert ein Teil der Luft den Schau­fel­kanal und zwingt die durch­strö­mende Luft auf eine radiale Bahn durch den Lüfter. Die Zentri­fu­gal­kräfte sind dann zuneh­mend am Druck­aufbau betei­ligt. Der Axial­lüfter verhält sich in diesem Betriebs­be­reich ähnlich wie ein Radi­al­ven­ti­lator.

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Entspre­chend kommen dann Diagonal- oder Radi­al­ven­ti­la­toren zum Einsatz, wenn relativ zum Volu­men­strom mehr Druck­aufbau benö­tigt wird. Bei reinen Radi­al­lüf­tern ist der Zentri­fu­gal­ef­fekt sogar der domi­nie­rende Mecha­nismus, den es gilt best­mög­lich umzu­setzen. Bei glei­chem Radaußen­durch­messer und glei­cher Dreh­zahl können Radi­al­ven­ti­la­toren wesent­lich höhere Drücke errei­chen als Axial­ven­ti­la­toren, deren Anwen­dungs­be­reich immer da ist, wo relativ große Luft­mengen mit mini­malem Aufwand bewegt werden müssen.

Neue Mess­technik

Mit diesen grund­sätz­li­chen Über­le­gungen kann dann der Lüfter aero­dy­na­misch ausge­legt und opti­miert werden. Dazu wurden in der Vergan­gen­heit expe­ri­men­telle Methoden entwi­ckelt und verfei­nert, die zusammen mit mathe­ma­ti­schen Modellen auch heute noch die Grund­lage der Lüfter­ent­wick­lung bilden.

Heute werden zuneh­mend compu­ter­ge­stützte Methoden ange­wendet, die es erlauben, soge­nannte nume­ri­sche Expe­ri­mente durch­zu­führen. Compu­ta­tional Fluid Dynamic (CFD) wird überall dort einge­setzt, wo Stoff- und Wärme­trans­port­auf­gaben zu lösen sind.

Prin­zi­piell kann mit CFD ein Lüfter nur mit den Vorgaben für Volu­men­strom und Druck ausge­legt werden. Die Opti­mie­rung einzelner Lüfter­kom­po­nenten sowie des Gesamt­sys­tems sind heute die Design­ziele hin zu leiseren und effi­zi­en­teren Produkten. Beispiele dafür sind die verwun­denen Blätter moderner Lüfter oder spezi­fi­sche Blatt­spit­zen­formen. heute ist es möglich, Lüfter für spezi­fi­sche Anwen­dungen auszu­legen und entspre­chend opti­mierte Systeme zu reali­sieren. Die Stärken von CFD sind die einfache Vari­an­ten­än­de­rung und die detail­lierte Analyse der Strö­mung. Damit haben sich auch die Anfor­de­rungen an die Mess­technik verän­dert. Expe­ri­mente werden heute nicht nur im Ausle­ge­pro­zess benö­tigt, sondern dienen auch zum Nach­weis und als Auswahl­kri­te­rium für zuvor berech­nete Vari­anten neuer Lüfter­kon­zepte.

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