Beim Motoren- und Ventilatorenhersteller ebm-papst gehört die numerische Strömungstechnik und Simulation zum Entwicklungsalltag. Seit vielen Jahren arbeiten die Ingenieure bei der Entwicklung ihrer Ventilatoren mit leistungsfähigen CFD-Tools, nicht nur bei der Optimierung komplexer Laufradgeometrien (Bild 1), sondern auch bei Kühlkonzepten für Motor und Elektronik oder im Rahmen akustischer Untersuchungen zum Geräuschverhalten. Kunden profitieren von der strömungstechnischen Auslegung ihrer eigenen Endgeräte, in denen ebm‑papst Ventilatoren zum Einsatz kommen sollen, von diesem umfangreichen Know-How.
Potential der Simulation im Produktenwicklungsprozess
Die Simulation der Strömungsmechanik macht Strömungen und Strömungsgrößen wie Druck oder Geschwindigkeit im gesamten berechneten Gebiet sichtbar. Messtechnisch ist es oft gar nicht möglich an bestimmten Stellen zu messen, bzw. beeinflussen die Messinstrumente unter Umständen die Strömung, oder es sind eine Vielzahl von Messsensoren und -methoden notwendig, um vergleichbare Informationen zu erhalten. Der resultierende Messaufbau ist dann entsprechend komplex und teuer. Zudem muss bereits ein Mustergerät aufgebaut sein, das vermessen werden kann. Wird während eines solchen Tests dann eine ungünstige Strömungssituation im Gerät gefunden, kann diese im Rahmen eines Redesigns aus Zeit- und Kostengründen oft erst beim Nachfolgeprodukt umgesetzt werden.
Besser ist es deshalb die Einbausituation bereits in den frühen Entwicklungsphasen eines Kundengeräts strömungstechnisch zu simulieren. Dies ermöglicht ein flexibles Reagieren auf aerodynamische Schwächen im Design, indem der digitale Prototyp des Kunden noch vor dem tatsächlichen Aufbau eines ersten Musters optimiert werden kann. Zur Beurteilung der Qualität angepasster Designvarianten bildet das Berechnungsergebnis des Ist-Standes die Grundlage.
So wird frühzeitig gewährleistet, dass der verbaute Ventilator wirklich mit den gewünschten Eigenschaften arbeitet, ohne dass bereits hohe Kosten entstanden sind. Es lohnt sich also in einem frühen Entwicklungsstadium die Möglichkeiten von CFD zu nutzen. (Bild 2).
Simulation als Dienstleistung
Mit Hilfe von CFD lassen sich die Strömungsverhältnisse im Kundengerät berechnen, visualisieren und verbessern oder auch unterschiedliche Konzepte miteinander vergleichen. Energieverbrauch und Geräusch eines Ventilators können sich deutlich verändern, je nachdem wie das Gehäuse die Durchströmung begünstigt, ob beispielsweise axial von vorne angesaugt wird, radial von allen Seiten oder einseitig. In schlechten Fällen kann sich dadurch die Leistungsaufnahme verdoppeln, bzw. der Wirkungsgrad halbieren und auch der Geräuschpegel signifikant erhöhen. Dabei hilft CFD die strömungstechnischen Gegebenheiten im Gerät zu verstehen (Bild 3).
Bevor mit der Simulation begonnen wird, sollte zunächst das Ziel definiert und einige Fragen beantwortet werden. Muss ein Wärmetauscher möglichst gleichmäßig durchströmt werden? Soll die Simulation Druckverluste aufspüren? Möchte der Kunde generell die Auswahl des Ventilators überprüfen? Soll das Gerät, in dem der Ventilator arbeitet, möglichst leise sein? Sind solche Fragen geklärt, liefern die 3D-CAD-Daten und der zu erwartende Betriebspunkt (Druck, Volumenstrom, Drehzahl) des Ventilators, die Basis für die Simulation. Hinzu kommen Kennlinien beispielsweise von den im Gerät verbauten Filtern, Wärmetauschern oder Schutzgittern. Die Daten werden bereinigt und unnötige Details entfernt (Cleaning).
Dann wird die Simulation im sogenannten Preprocessing vorbereitet. Das heißt, es werden bestimmte Randbedingungen vorgegeben und die Geometrien vernetzt. Die Netzstruktur unterteilt den durchströmten Raum in viele einzelne Zellen, auf deren Basis die mathematische Berechnung stattfindet. Die Simulationen laufen anschließend auf den Hochleistungsrechnern, die in einem Serverraum im ebm-papst Werk in Hollenbach stehen.
Praxisbeispiele: Optimierungspotentiale nutzen
Anhand der Simulationsergebnisse schätzen die Ingenieure dann die Optimierungspotentiale ab und erarbeiten konkrete Verbesserungsvorschläge. Ein Kunde entwickelte beispielsweise ein Luftreinigungsgerät, in dem der Ventilator drückend eingesetzt werden sollte. Die Simulation zeigte jedoch große Turbulenzen (Bild 4), wodurch sich die Leistungsaufnahme im Betriebspunkt erhöhte. Den Ventilator saugend einzusetzen, also seine Einbauposition zu verändern, erwies sich hier als hilfreich. Die Luftdurchströmung ist nun sehr gleichmäßig, die Leistungsaufnahme sinkt und wirkt sich gleichzeitig positiv auf das Betriebsgeräusch aus.
Ein weiteres Beispiel: Bei einer Wärmepumpe ließ sich mit Hilfe der Simulationsergebnisse die Effizienz deutlich verbessern. Dank geometrischer Änderungen sanken die Druckverluste im Gerät um insgesamt 17 Prozent. Dabei wurden einzelne Teilbereiche im Gerät jeweils getrennt bewertet und das Produktdesign entsprechend angepasst. Auch hier hat der Anwender von den Möglichkeiten der CFD Berechnung profitiert.
Diese Beispiele zeigen, dass es sich für Endgerätehersteller lohnt, auf die numerische Strömungssimulation zu setzen, und diese schon im frühen Entwicklungsstadium anzuwenden, um nachträgliche Entwicklungskosten zu vermeiden. ebm-papst unterstützt hier mit seiner langjährigen CFD-Erfahrung und bietet solche Auswertungen und Berechnungen an, damit die Ventilatoren in der Anwendung so effizient wie möglich arbeiten. Bereits durch kleine Optimierungen der Einbausituation, können Druckverluste reduziert, die Effizienz erhöht oder Laufgeräusche minimiert werden.
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