Es ist Hochsaison in der Winzergenossenschaft in Beckstein im baden-württembergischen Main-Tauber-Kreis. Michael Braun, geschäftsführender Vorstand der Becksteiner Winzer, läuft durch die Weinberge und nimmt Proben verschiedener Rebsorten. Sie entscheiden darüber, welche Trauben als nächstes zu Wein werden. Seit ihrer Gründung 1894, ist die Winzergenossenschaft mit 21 zugehörigen Gemeinden auf eine Rebfläche von 250 ha angewachsen, die Auswahl entsprechend groß.
Am Ende fällt die Wahl auf einen Weißherbst und einen Silvaner. „Wir kümmern uns hier um das Genussmittel Wein. Das soll Spaß und uns das Leben schöner machen“, erzählt Braun, der vor acht Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht hat. „Wir erzeugen im Jahr circa 2,3 Millionen Liter. Für herausragende Tropfen im Glas arbeiten wir dabei mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch. Das gilt auch für die Sicherheit meiner Mitarbeiter.“

Seit ihrer Gründung ist die Winzergenossenschaft auf eine Rebfläche von 250 ha angewachsen, die Auswahl entsprechend groß. (Foto | Lukas Zwiessele)
Lüftungsanlage gegen Gärgase
Denn nach der Ernte muss der Traubensaft gären, damit sich der Fruchtzucker in Alkohol verwandelt. In Becksteins Gärkeller haben über 160 Gärtanks für 4 Millionen Liter Platz. Der Startschuss für die Gärung erfolgt durch die Zugabe von Hefe. Ein Abfallprodukt ist dabei allerdings Gärgas, das Kohlenstoffdioxid. Das macht den Prozess zugleich gefährlich: „Wir haben in unserem Gärkeller dafür eine extra Lüftungsanlage“, erläutert Michael Braun. „Sie zieht das Gärgas ab und sorgt dafür, dass unsere Mitarbeiter sich während der Arbeit wohlfühlen und mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden.“ Denn das Gas ist schwerer als Sauerstoff und setzt sich unbemerkt am Boden des Kellers ab. Steigt die Konzentration, gefährdet das die Mitarbeiter. Die Gärgasabsauganlage am Kellerboden sorgt für Sicherheit.
Ich wusste, wir können mit einer neuen Anlage noch besser und effizienter sein
Michael Braun, geschäftsführender Vorstand der Becksteiner Winzer
Doch die war in die Jahre gekommen: „Ich wusste, wir können mit einer neuen Anlage noch besser und effizienter sein,“ sagt Braun über seine Entscheidung für ein Retrofit. „Die alte Anlage lief 365 Tage im Hochbetrieb, aber tatsächlich dauert unsere Hochsaison nur rund 40 Tage im Jahr. Allein das zeigte mir ein großes Einsparpotential sowie eine Entlastung für die Ohren der Mitarbeiter, die dort täglich arbeiten.“ Das entscheidende Zünglein an der Waage brachte dann die Kampagne „Ventilatorentausch macht’s effizient“ des Fachverbands Gebäude-Klima mit einem dazugehörigen Förderprogramm für das Upgrade zu energieeffizienteren Ventilatorensystemen in Nichtwohngebäuden. „Wir haben einen Bescheid über eine 40-prozentige Förderung des Retrofits erhalten“, sagt Braun. „Das war ein schönes Schmankerl, das unsere Entscheidung unterstützt hat.“
Flexible Luftführung, hoher Wirkungsgrad
Dann ging’s los. Die Systemair GmbH, lokaler Lieferant für effiziente Lüftungsanlagen, hat sich die Anlage genauer angeschaut: „Dort lief ein riemengetriebener Axialventilator aus den frühen 70ern“, erklärt Harald Rudelgass, Associate Director Technical Regulatory Affairs von Systemair und Leiter des Projekts. „Laut unserer Messung erreichte die Anlage einen Wirkungsgrad von circa 60 Prozent. Wir konnten Herrn Braun also nur bestätigen: Mit modernster EC-Technologie geht das heutzutage viel besser.“
Rudelgass entschied sich für eine Lüftungslösung mit zwei ebm-papst RadiCal Ventilatoren mit EC-Technologie, verbaut in Multiboxen von Systemair. „Mit dem neuen RadiCal hatten wir genau die große Baugröße 710, die hier 1:1 passte sowie modernste EC-Motoren mit einem Wirkungsgrad von 90 Prozent, was sich dann auch positiv auf den Gesamtwirkungsgrad der Anlage auswirkt“, sagt er. „Mit unseren Multiboxen konnten wir die Luftführung flexibler gestalten und sie von der bisherigen geraden Richtung um 90 Grad umlenken.“
Mit unseren Multiboxen konnten wir die Luftführung flexibler gestalten und sie von der bisherigen geraden Richtung um 90 Grad umlenken.
Harald Rudelgass, Associate Director Technical Regulatory Affairs von Systemair
Ein entscheidender Vorteil: Denn für die Winzergenossenschaft war es nicht nur ein Tausch von alt gegen neu, sondern auch von groß gegen klein. Wo früher der große Axialventilator inklusive Abzugkamin stand, war mit den jetzigen RadiCal Ventilatoren, die unter dem Dach die Luft im 90-Grad-Winkel nach außen abführen, Platz frei: „Wir haben mit dem Retrofit wertvollen Produktionsraum gewonnen, der uns hilft mit unserer Genossenschaft noch weiter zu wachsen“, sagt Michael Braun über das Ergebnis. Dort wo man früher Luft hinausführte, füllen neue Abfüllanlagen jetzt Wein in die Flaschen.

Die Winzergenossenschaft erzeugt pro Jahr circa 2,3 Millionen Liter Wein. (Foto | Lukas Zwiessele)
Retrofit sorgt für Ausfallsicherheit
Und auch in Sachen Sicherheit, hatte das Retrofit sein Gutes: Mit der Lösung mit zwei parallel angeordneten Ventilatoren ist die Anlage vor Ausfällen geschützt. Fällt einer der beiden aus, kann zur Not der andere die Gas-Konzentration so niedrig halten, dass es für die Mitarbeiter unbedenklich ist. Für die Effizienz sorgt neben der EC-Technik auch die präzise Regelung auf zwei Stockwerken. Die Anlage gibt nur dann volle Power, wenn die Hochsaison es erfordert. Ein zusätzlicher CO2-Sensor hilft und regelt die Ventilatoren automatisch herunter, wenn die entsprechende Luftqualität erreicht ist.
Die Lüftungsanlage ist wie gewünscht 15 dB(A) leiser und dank der rückwärtsgekrümmten Laufräder der RadiCal gibt es noch ein extra Plus in Sachen Sauberkeit: „Auf dem alten Ventilator haben wir deutlich gesehen, dass durch den Betrieb auch Staubpartikel angesaugt wurden,“ erklärt Harald Rudelgass. „Die rückwärtsgekrümmten Schaufeln haben den Charme, sich durch die entgegengesetzte Laufrichtung selbst davon zu reinigen, sodass sich dort nichts mehr festsetzt.“ Das sichert wiederum eine lange Lebensdauer.
7500 kWh Einsparung pro Jahr
„Wir sind jetzt mitten in der Saison, in der die Gärgase entstehen“, schließt Michael Braun. „Es wurde alles rechtzeitig fertiggestellt und wir sind mit dem Betrieb sehr zufrieden. Es ist so leise, dass wir davon fast nichts mehr mitkriegen.“ Die theoretische Einsparung von 30 Prozent ist schon heute erreicht. Das entspricht bei einer geschätzten Betriebsdauer von 2.500 Stunden pro Jahr circa 7500 kWh. Voraussichtlich wird die Einsparung noch größer sein. Das sehen Braun und Rudelgass aber erst, wenn die Saison vollständig abgeschlossen ist.
Wir haben in ebm-papst schon seit über zwei Jahrzehnten einen zuverlässigen Partner für Lüftungstechnik gefunden.
Harald Rudelgass, Associate Director Technical Regulatory Affairs von Systemair
Bis dahin ist bereits ein weiterer Retrofit für einen zweiten Gärkeller in Planung – wieder gemeinsam mit Systemair und ebm-papst Technik: „Wir haben in ebm-papst schon seit über zwei Jahrzehnten einen zuverlässigen Partner für Lüftungstechnik gefunden“, sagt Harald Rudelgass. „Wir beziehen ebm-papst Ventilatoren aufgrund ihrer EC-Technologie seit mehreren Produktgenerationen und sind sehr gespannt, was da zukünftig noch kommen wird.“
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