Eine der wichtigsten Aufgaben eines jeden Betreibers von Rechenzentren ist es, die klimatischen Bedingungen in Serverräumen zu überwachen und zu steuern. Hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit schaden den IT-Geräten und führen zu Ausfällen. Klimatisierungskonzepte müssen dem entgegenwirken. Dabei kommen unterschiedliche Lösungen zum Einsatz, denn schon baulich gesehen gleicht kein Rechenzentrum dem anderen (Bild 1).

Typische Kühl-Anwendungen reichen vom In-Row-Cooling der Serverracks über Kaltwassersätze (Chiller) bis hin zu Präzisionsklimageräten oder anderen Raumlufttechnischen Geräten (RLT). Für diese unterschiedlichen Klimatisierungslösungen hat ebm-papst eine Vielzahl passender EC-Axial- und Radialventilatoren im Programm, die im Hinblick auf die in Rechenzentren geltenden Anforderungen ausgelegt sind.
Ein Beispiel aus der Praxis: NTT Global Data Center
NTT Global Data Centers EMEA GmbH ist ein weltweit führender IT-Dienstleister mit allein vier Rechenzentrumsstandorten in Frankfurt. Der Rechenzentrumscampus Frankfurt 1 beispielsweise ist mit rund 50.000 Quadratmeter IT-Fläche einer der größten Rechenzentrumsstandorte Europas. Für die Kühlung sorgen Präzisionsklimageräte. Sie saugen die rund 36 bis 39 °C warme Abluft an, filtern, kühlen und befeuchten sie und führen die auf 23 bis 24 °C abgekühlte Luft durch einen Doppelboden und Auslässe gezielt zu den Serverracks. Das kontinuierliche Fördern übernehmen in jedem Klimagerät drei EC-Radialventilatoren der RadiPac Reihe von ebm-papst.

Insgesamt sind diese Ventilatoren seit fast 10 Jahren in Frankfurt 1 in Betrieb. Dabei gibt es eine Besonderheit: Die Standby-Präzisionsklimageräte sind nicht nur aus Gründen der Redundanz aufgestellt, sondern sie laufen parallel immer mit niedriger Drehzahl mit. Das erhöht die Lebensdauer der Ventilatoren und steigert gleichzeitig die Effizienz.
Dank der präzisen Differenzdruckregelung im Bereich von vier bis sechs Pascal passt sich die Lüfterdrehzahl aller Klimageräte automatisch an, wenn ein Präzisionsklimagerät ausfällt oder wenn sich die Serverleistung dynamisch verändert. Alle Ventilatoren verbrauchen dadurch beachtliche 30 Prozent weniger Strom und tragen damit zu einem guten EER-Wert bei, der die Kühlkapazität eines Klimageräts im Vergleich zum Stromverbrauch angibt.
Axialventilatoren: leise und für hohen Gegendruck geeignet
Rechenzentren rücken zunehmend nicht nur näher an Industrie- sondern auch an Wohngebiete, um die Datenleitungen kurz und damit möglichst störsicher zu halten. Das hat für die Betreiber Konsequenzen. Die großen Chiller, Dry Cooler oder Condenser müssen die im jeweiligen Gebiet geltenden Lärmschutzbestimmungen einhalten. Für die eingesetzten Ventilatoren bedeutet das zweierlei: Zum einen sollten sie selbst möglichst leise arbeiten und keine unangenehmen Geräusche verursachen. Zum anderen müssen sie auch mit höherem Gegendruck zurechtkommen, falls die Klimageräte zusätzliche Schallschutzmaßnahmen benötigen, weil beispielsweise der Kompressor sonst zu laut ist.

Mit AxiBlade und AxiEco gibt es hierfür gleich zwei Axialventilatoren-Baureihen, die die unterschiedlichen Anforderungen abdecken (Bild 2). Erstere überzeugen durch ihre hohe Leistungsdichte bei geringer Geräuschemission, während die andere Baureihe sich vor allem für Anwendungen eignet, bei denen ein besonders hoher Druckaufbau gefragt ist, zum Beispiel wegen zusätzlichen Schallschutzmaßnahmen oder spezieller Tauscher-Geometrien.
Radialventilatoren: hohe Leistungsdichte und breites Wirkungsgradoptimum
Auch Radialventilatoren finden in Rechenzentren typische Einsatzbereiche. Bei der Entwicklung der RadiPac Radialventilatoren beispielsweise wurde die reale Einbausituation in Computer Room Air Handler (CRAH) und RLT bereits mit einbezogen. Insbesondere wurde das Abströmverhalten des Laufrads optimiert und Umlenkverluste im Klimakastengerät ebenso wie die Austrittsverluste durch eine spezielle Formgebung reduziert. Beim gleichen Betriebspunkt können die Ventilatoren dadurch mit niedrigerer Drehzahl laufen, was wiederum Energieeinsparungen ermöglicht (Bild 3). Durch ein breites Wirkungsgradoptimum und einen hohen statischen Gesamtwirkungsgrad arbeiten die Ventilatoren in weiten Betriebsbereichen mit geringer Leistungsaufnahme.

Resonanzerkennung erhöht die Betriebssicherheit
Ventilatoren werden in Rechenzentren in unterschiedlichsten Anwendungen eingesetzt. Je nach Einbausituation kann es in nicht vorhersehbaren Drehzahlbereichen zu Resonanzen kommen. Wird ein Ventilator häufig in einem solchen kritischen Bereich betrieben, kann das Lagersystem Schaden nehmen und so zum vorzeitigen Ausfall des Ventilators führen. Für Anlagenbetreiber sind diese Vibrationen zwar messbar, lassen sich aber nicht einfach abstellen. ebm-papst löst dieses Problem mit einer automatischen Resonanzerkennung, die den Betrieb mit kritischen Drehzahlen vermeidet und so die Lebensdauer bzw. die Betriebssicherheit erhöht.
Dazu kann bei der Inbetriebnahme ein Test-Hochlauf durchgeführt werden, bei dem die Schwinggeschwindigkeit über den gesamten Drehzahlverlauf vom Stillstand bis zur Nenndrehzahl analysiert wird. Werden in bestimmten Bereichen zu hohe Schwinggeschwindigkeiten erkannt, stellt sich die Steuersoftware nach einer kundenseitigen Aktivierung so ein, dass diese Drehzahlbereiche zukünftig „überfahren“ werden. Das heißt, sie werden zwar durchlaufen, aber ein dauerhafter Betrieb in diesen Bereichen wird vermieden (Bild 4).

Der Anwender kann die Einstellungen der Software jederzeit manuell bearbeiten, hat also immer die volle Kontrolle. Der integrierte Schwingungssensor kann zudem für eine Zustandsüberwachung genutzt werden. Dadurch wird eine vorbeugende Wartung möglich und die Serviceeinsätze lassen sich besser planen.
Aktive „Leistungsfaktorkorrektur“ minimiert Netzrückwirkungen
Eine Drehzahlregelung ist für eine bedarfsgerechte Klimatisierung obligatorisch. Beim Betrieb drehzahlgeregelter Antriebe entstehen prinzipbedingt aber immer Stromoberwellen. In Verbindung mit einer nicht ausreichend dimensionierten Spannungsversorgung können diese in kritischen Infrastrukturen problematisch werden. Die resultierenden Oberschwingungen führen zu einer stärkeren Belastung des Versorgungsnetzes und zu Verlusten durch Blindleistung. Außerdem können andere Geräte im Anlagennetz negativ beeinflusst werden. Für den Betreiber hieß das bisher: Er muss externe Filter vorsehen, für eine ausreichende Blindleistungskompensation sorgen und eventuell auf größere Leitungsquerschnitte achten.
Solche externen Maßnahmen werden jetzt überflüssig. Um störende Oberschwingungen beim Parallelbetrieb von EC-Ventilatoren zu minimieren, hat ebm-papst eine Lösung entwickelt, bei der der Stromoberwellenfilter bereits integriert ist: die Aktiv PFC (Power Factor Correction), zu Deutsch „Leistungsfaktorkorrektur“ (Bild 5).

Sie verfolgt den Ansatz, Stromoberwellen gar nicht erst entstehen zu lassen, anstatt sie hinterher aufwendig mit zusätzlichen Komponenten herauszufiltern. Infrastrukturkomponenten für Energie- und Notstromversorgung können dadurch kleiner und somit kostenoptimiert ausgelegt werden, zum Beispiel Transformatoren und Notstromgeneratoren. Die Werte, die sich mit der Aktiv PFC erreichen lassen, sind beachtlich: Der Leistungsfaktor liegt bei über 0,99, der THD(I) beträgt bei Nennleistung typisch ca. 2 % und bleibt auch nach unten bis zu 10 % der Nennleistung unter 5 %. THD(I) bedeutet Total Harmonic Distortion of Current und gibt das Ausmaß der Verzerrung des Stroms an.
Gerüstet für natürliche Kältemittel
Ebenfalls ein Thema, das die Betreiber von Rechenzentren beschäftigt, ist der Einsatz natürlicher und brennbarer Kältemittel. Auch hierfür können die beschriebenen Ventilatoren gerüstet werden. Ihre Elektronikschaltungen wären dann so ausgelegt, dass sie der EN 60335-2-40 für Klimageräte mit brennbaren Kältemitteln entsprechen, das heißt die maximale Oberflächentemperatur muss im Fehlerfall mindestens 100 Kelvin unter der Zündtemperatur des eingesetzten Kältemittels liegen. Bei Propan, das sich wegen seiner guten Wärmeübertragungsleistung und seines niedrigen GWP-für viele Anwendungen eignet, liegt die Zündtemperatur bei 470 °C. Die entsprechend getestet und zertifizierten Elektronikbaugruppen garantieren dann, dass ihre maximale Oberflächentemperatur auch im Falle einer Fehlfunktion immer unter 370 °C bleibt und sie somit nicht zur Zündquelle werden.
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