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Ein Möbel­haus baut um: Retrofit mit FanGrid

Der komplette Austausch alter Lüftungs­an­lagen ist aufwändig und kosten­in­tensiv. Das Retro­fit­pro­jekt eines großen Möbel­hauses in Dubai zeigt, dass es eine bessere Lösung gibt: mit EC-Venti­la­toren in Form eines FanGrids und einer bedarfs­ge­rechten Steue­rung.


Bild 1: Der alte, riemen­ge­trie­bene Venti­lator erschwerte den Ausbau aus der AHU aufgrund seiner Größe und des Gewichts immens. Der Einbau der neuen Lösung musste daher umso schneller vonstat­ten­gehen. (Bild | ebm-papst)

Zwei Air Hand­ling Units (AHUs) versorgen ein großes Möbel­haus inklu­sive einer Lager­halle in Dubai mit frischer, gekühlter Luft. Dafür kamen riemen­ge­trie­bene AC-Venti­la­toren zum Einsatz (Bild 1). Das vor Ort imple­men­tierte Steue­rungs­kon­zept sah vor, dass immer eine der beiden AHUs für sechs Monate auf Voll­last betrieben wurde, während die andere AHU zeit­gleich außer Betrieb war. Nach sechs Monaten über­nahm die andere AHU wieder die Frisch­luft­ver­sor­gung. Da die AC-Venti­la­toren stets nur eine Dreh­zahl abbilden konnten, wurde vor allem bei geringer Auslas­tung im Möbel­haus viel Energie verschwendet, weil mehr Frisch­luft zuge­führt wurde als erfor­der­lich.

Für diese Probleme gab es nur eine Lösung, die sowohl wirt­schaft­lich als auch in der gefor­derten Zeit umsetzbar war: die AHUs mit neuen, effi­zi­enten Venti­la­toren ausstatten und die Steue­rung zu einer bedarfs­ge­rechten opti­mieren. Den Auftrag für das Retrofit erhielt Jon Davies mit seiner Firma Qey Energy Solu­tions, die ihren Haupt­sitz in Dubai hat. In diesem Projekt arbei­teten sie mit der Firma Johnson Controls zusammen, um ein geeig­netes Steue­rungs­kon­zept zu entwi­ckeln.

Eine Komplett­lö­sung für die AHU

Bei Retro­fits gibt es in der Regel zwei Heraus­for­de­rungen: Zeit und Platz. So auch bei diesem Projekt. Qey rech­nete mit vier Tagen Umbau für eine AHU. Würde die andere Einheit während dieser Zeit ausfallen, gäbe es keine Frisch­luft-Versor­gung für das Möbel­haus mehr. Dieser Zeit­druck erfor­derte einen schnellen, möglichst unkom­pli­zierten Einbau der neuen Venti­la­toren.

Die neue Lösung musste also platz­spa­rend und möglichst fertig vorbe­reitet in die AHU instal­liert werden können. Daher kam das „MatrixAir+ EC“-Ventilatorenpaket von Qey zum Einsatz. Diese Komplett­lö­sung besteht aus vier Produkten: EC-Venti­la­toren, Venti­la­tor­an­schluss­kästen, Venti­la­tor­schotten und Schalt­ta­feln. Bei der ersten Kompo­nente fiel die Wahl auf EC-Radi­al­ven­ti­la­toren der RadiPac Reihe von ebm-papst (Bild 2), denn durch ihre kompakte Bauweise und einbau­fer­tige Plug & Play Konstruk­tion lassen sie sich einfach instal­lieren. Insge­samt 26 RadiPac wurden als FanGrid jeweils in die Zu- und Abluft-Sektion der AHUs einge­baut.

Bild 2: Die Auswahl fiel auf die EC-Radi­al­ven­ti­la­toren der RadiPac Baureihe von ebm-papst. (Bild | ebm-papst)

Betriebs­si­cher­heit dank FanGrid

Ein FanGrid besteht aus mehreren, kleinen Venti­la­toren, die neben- oder über­ein­ander ange­ordnet werden und parallel betrieben werden (Bild 3). Der redun­dante Aufbau erhöht die Zuver­läs­sig­keit der ganzen Anlage und sorgt für Betriebs­si­cher­heit. Sollte ein Venti­lator ausfallen, wird die fehlende Luft­menge durch die rest­li­chen EC-Venti­la­toren kompen­siert.

Selbst wenn eine ganze AHU ausfällt, ist die verblei­bende AHU noch immer in der Lage, eigen­ständig den gesamten Frisch­luft­be­darf zu bedienen. Das bietet gerade bei großen Anlagen, noch dazu in beson­ders heißen Regionen wie in Dubai, die benö­tigte Sicher­heit. Zudem ist es nicht mehr notwendig eine AHU ständig auf Voll­last zu betreiben, während die zweite als Back-Up dient.

Bild 3: In jedem Kasten sitzt ein EC-Radi­al­ven­ti­lator der RadiPac Reihe, die gemeinsam das FanGrid bilden. Diese Bauform sorgt für eine beson­ders hohe Betriebs­si­cher­heit. (Bild | ebm-papst)

Der aktu­elle Frisch­luft­be­darf wird gleich­mäßig auf beide AHUs verteilt (Bild 4). Die Venti­la­toren werden in Teil­last betrieben, was sich positiv auf die Lebens­dauer auswirkt. Ein weiterer Vorteil eines solchen Aufbaus ist, dass vor- und nach­ge­schal­tete Kompo­nenten wie Filter oder Wärme­über­trager gleich­mä­ßiger durch­strömt werden. Das führt zu einer effi­zi­en­teren Filte­rung der Luft, sowie besseren Wärme­über­tra­gungs­leis­tung und damit zu einer Senkung der Betriebs­kosten. Mehrere kleine Venti­la­toren benö­tigen unter Umständen zudem weniger Platz und sind leichter als ein einzelner großer Venti­lator, was den Austausch verein­facht.

EC-Motor spart Energie

Das größte Ziel des Retro­fits war es, Energie zu sparen. Das lässt sich durch zwei sich gegen­seitig begüns­ti­gende Maßnahmen reali­sieren: den Austausch der Venti­la­toren und die Über­ar­bei­tung der Steue­rung. Die Projekt­be­tei­ligten in Dubai entschieden sich für beides, um das größt­mög­liche Ener­gie­spar­po­ten­zial zu nutzen. Schon allein durch den hohen Wirkungs­grad von Green­Tech EC-Motoren von über 90 %, sind beträcht­liche Einspa­rungen möglich.

Bild 4: Der aktu­elle Frisch­luft­be­darf wird gleich­mäßig auf beide AHUs verteilt. Die Venti­la­toren werden in Teil­last betrieben, was sich positiv auf die Lebens­dauer auswirkt.

Zudem ist er stufenlos regelbar, was einen bedarfs­ge­rechten Betrieb gewähr­leistet – zwischen 0 und hundert Prozent statt nur An und Aus wie bei AC-Venti­la­toren häufig der Fall. Damit ergeben sich signi­fi­kante Einspar­po­ten­tiale, denn die Leis­tungs­auf­nahme steigt oder sinkt in der dritten Potenz zur Dreh­zahl (P~n³). Das bedeutet, wenn die Dreh­zahl im Vergleich zur Nenn­dreh­zahl um die Hälfte redu­ziert wird, wird die erfor­der­liche Leis­tungs­auf­nahme um den Faktor 8 verrin­gert und beträgt somit nur noch 12,5% der Nenn­leis­tung.

Schaltet man hingegen eine Hälfte der Anzahl AC-Venti­la­toren ab und betreibt die andere Hälfte immer noch auf Voll­last, so kann nur 50% der Leis­tungs­auf­nahme einge­spart werden. Die Redu­zie­rung der Dreh­zahl führt zudem zu erheb­li­chen Vorteilen hinsicht­lich Geräusch­emis­sionen. Durch das breite Wirkungs­grad­op­timum bei Radi­al­ven­ti­la­toren arbeiten sie bei prak­tisch jedem Betriebs­punkt mit möglichst geringer Leis­tungs­auf­nahme.

Die bedarfs­ge­rechte Steue­rung

Nach dem Austausch der Venti­la­toren ging es an die Steue­rung (Bild 5). Die Lüftungs­an­lage des Möbel­hauses verfügte bereits über ein Gebäu­de­ma­nage­ment­system, das Ziel war jedoch, eine zeit­be­dingte Stra­tegie zu entwi­ckeln. Dafür wurden Bele­gungs­daten ausge­wertet, die über den Tag vari­ie­rende Besu­cher­zahl berechnet und damit zeit­ab­hängig der Luft­strom­be­darf ermit­telt.

Bild 5: Neben dem Austausch der Venti­la­toren spielt auch eine moderne, bedarfs­ge­rechte Steue­rung eine große Rolle für die Ener­gie­ein­spa­rung. (Bild | ebm-papst)

Auf Grund­lage dieser Daten wurde dann der soge­nannte „Sche­duled Mode“ program­miert, bei der ein Regler basie­rend auf einem internen Zeit­plan die Dreh­zahl des Venti­la­tors zu bestimmten Zeiten vorgibt. Beide AHU-Steue­rungen arbeiten parallel, um stets jeweils 50 % des zeit­ab­hängig erfor­der­li­chen Luft­stroms zu fördern. Voraus­set­zung für die Steue­rung war zudem, dass die Venti­la­toren auch mit dem Gebäu­de­ma­nage­ment­system kommu­ni­zieren konnten: Dank der inte­grierten Steue­rungs­elek­tro­niken der RadiPac EC-Venti­la­toren mit RS485/MODBUS RTU-Schnitt­stelle kein Problem.

What the Tech: Wie verbes­sert sich die Leis­tung von Lüftungs­an­lagen durch einen Retrofit?

Was ist ein Retrofit eigent­lich? Und wieso könnte einer für mich sinn­voll sein?

Einfach und humor­voll erklärt!

Die Kommu­ni­ka­tion mit dem Gebäu­de­ma­nage­ment­system war vor allem für die Doku­men­ta­tion der Betriebs­daten wichtig. Das ermög­licht im ersten Schritt eine Über­prü­fung der tatsäch­li­chen Einspa­rung und im zweiten die Opti­mie­rung der Steue­rung. Wer Daten auswertet, hat mehr Sicher­heit: Probleme können zügig iden­ti­fi­ziert und nega­tive Folgen früh­zeitig verhin­dert werden.

Eine Diffe­renz­druck­mes­sung ist mit dem RadiPac einfach möglich, da er über einen Druck­ent­nah­me­stutzen zum Anschluss eines Diffe­renz­druck­trans­mit­ters verfügt. Damit können Rück­schlüsse auf den beför­derten Luft-Volu­men­strom gezogen und dieser neben vielen weiteren wich­tigen Betriebs­daten des Venti­la­tors über­wacht werden. So lässt sich auch ermit­teln, wie viel Einspa­rung das Retrofit gebracht hat: In diesem Fall beein­dru­ckende 79 %. Das Projekt­team von Qey rechnet außerdem mit einem Return of Invest von nur circa 3 Jahren.

Die 5 häufigsten Fragen zum Retrofit

1. Ab wann lohnt sich ein Retrofit?

Wenn eine Lüftungs­an­lage 10, 15 Jahre oder älter ist, macht ein Upgrade in vielen Fällen Sinn. Durch den Wechsel auf neue EC-Venti­la­toren lässt sich signi­fi­kant viel Energie einsparen. Weitere Vorteile sind Lang­le­big­keit, Platz­ein­spa­rung und Betriebs­si­cher­heit.

2. Wie gehe ich einen Retrofit an?

Retrofit-Experten unter­stützen bei der Erfas­sung der Leis­tungs­daten, arbeiten mögliche Konzepte aus und geben eine grobe Kosten­über­sicht. Sie orien­tieren sich am Zweck der Anlage und an welchem Punkt sie optimal betrieben werden sollte.

3. Wie läuft ein Retrofit ab?

Am Anfang steht eine aktu­elle Messung des Ist-Zustands. Danach geht es an die Auswahl des geeig­neten Venti­la­tors, wobei die gesamte Anlage, Umge­bungs­fak­toren (Höhen­lage, Tempe­ratur, etc.), Möglich­keiten der elek­tri­schen Einbin­dung und die Netz­ver­sor­gung beachtet werden müssen. Beim Einbau gilt es, auf die Dich­tungen im Lüftungs­raum zu achten. Am Ende wird dann der neue Zustand gemessen.

4. Mit welcher Amor­ti­sa­ti­ons­zeit kann ich rechnen?

Dies lässt sich pauschal nicht beant­worten, ein maßgeb­lich beein­flus­sender Faktor sind die lokalen Ener­gie­kosten. Doch selbst bei den in Rela­tion zu bspw. deut­schen Verhält­nissen geringen Ener­gie­kosten in den Verei­nigten Arabi­schen Emiraten, ließ sich aufgrund des hohen Ausmaßes der erzielten Einspa­rungen eine geringe Amor­ti­sa­ti­ons­zeit von nur 3 Jahren erzielen.

5. Wie kommen diese Einspa­rungen zustande?

Durch die EC-Tech­no­logie, der opti­mierten Strö­mungs­technik und der bedarfs­ge­rechte Dreh­zahl­re­ge­lung.

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