WHAT THE TECH?! Wie funktioniert eine Wärmepumpe?
Wärmepumpen können Häuser heizen und kühlen. Sie transferieren Hitze von einem Ort zu einem anderen. Wie genau das funktioniert, erfahren Sie hier:
Eine Wärmepumpe funktioniert im Prinzip ähnlich wie ein Kühlschrank. Dieser entzieht Lebensmitteln in seinem Inneren die Wärme und gibt sie nach außen ab. Luft-Wasser-Wärmepumpen entziehen der Umgebungsluft ihre Wärme und geben diese an das Heizungssystem ab, das die Wohnung erwärmt bzw. zur Warmwasserbereitung genutzt wird. Ventilatoren sorgen für den notwendigen Außen-Luftstrom über den Verdampfer des Geräts und erzeugen beim Betrieb zwangsläufig mehr oder weniger Geräusche. Das trifft auch auf die per se besonders leisen Ventilatoren mit den GreenTech EC-Motoren zu. Auch kann die Einbausituation die Geräuschentwicklung negativ beeinflussen. Wer Luft-Wasser-Wärmepumpen herstellt oder einsetzt, muss sich also zwangsläufig mit dem Thema Geräuschentwicklung auseinandersetzen. Dabei genügt es meist nicht, nur die Grenzwerte der DIN 18005 und TA-Lärm zu beachten.
Psychoakustik: Warum klingt ein Geräusch unangenehm?
Die in den Richtlinien und Normen festgelegten und auf dem Prüfstand messbaren Werte haben nur wenig mit dem individuellen menschlichen Geräuschempfinden zu tun. Themen wie die Tonalität beispielsweise, also Beziehungen zwischen Tönen werden bisher von Normen und Richtlinien nur unzureichend behandelt. Damit beschäftigen sich aktuell unterschiedliche psychoakustische Untersuchungen. Die Psychoakustik will definieren, warum wir ein Geräusch als angenehm oder lästig empfinden. Trompetenspiel beispielsweise und der Bagger auf einer Baustelle haben ungefähr die gleiche messbare Schallleistung, werden aber psychoakustisch völlig unterschiedlich bewertet.
Der Motoren- und Ventilatorenspezialist ebm-papst hat sich dieser Thematik schon früh angenommen und ein spezielles Psychoakustik-Labor für Testhörer:innen eingerichtet, denen die Betriebsgeräusche von Wärmepumpen samt den darin verbauten Ventilatoren in unterschiedlichen Konfigurationen vorgespielt werden (Bild 1).
Betriebsgeräusche von Luft-Wasser-Wärmepumpen minimieren
Entwickler:innen befragen die Probanden anschließend und schaffen so eine Datenbasis unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten. Wichtige Grundlage dafür sind beispielsweise die psychoakustischen Parameter Lautheit [sone], Schärfe [acum], Tonheit [mel], Rauigkeit [asper] und Schwankungsstärke [vacil]. Daneben sind auch Ton- und Impulshaltigkeit bedeutsame Größen. Tonhaltigkeit liegt vor, wenn Einzeltöne innerhalb eines Geräusches wahrnehmbar sind, was die Störwirkung erhöht. Mit Impulshaltigkeit werden Geräusche gekennzeichnet, die schnelle Pegeländerungen enthalten, z. B. Knall- oder Rammgeräusche. Sowohl Impuls- als auch Tonhaltigkeit lassen sich mit Mikrofonen messen und mit den Aussagen der Testpersonen vergleichen.
Die Ergebnisse aus dem Psychoakustik-Labor fließen in die Ventilatorentwicklung mit ein.
Die Beurteilungen der Testpersonen werden mithilfe statistischer und psychologischer Verfahren bewertet. Die Ergebnisse fließen in die eigene Ventilatorenentwicklung ein, lassen aber auch Aussagen über die getesteten Luft-Wasser-Wärmepumpen zu und darüber, welche Ventilatoren für die individuelle Einbausituation am besten geeignet sind. Schlussendlich ist das Ziel, dass die ohnehin schon sehr geringen Betriebsgeräusche einer hochwertigen Wärmepumpe von einer möglichst breiten Masse an Testpersonen als angenehm empfunden werden.
Metrik für die psychoakustische Bewertung
Forschungen rund um das Thema Psychoakustik sind im vollen Gange und auf die weiteren Ergebnisse darf man gespannt sein. Im Rahmen einer bei ebm-papst durchgeführten Doktorarbeit ist es beispielsweise bereits gelungen, eine Metrik zu entwickeln, die jetzt für die psychoakustische Bewertung im Endgerät verwendet wird.
Akustisches Qualitätsmodell von ebm-papst
ebm-papst untersucht Ventilatoren in Einbausituationen ebenfalls unter psychoakustischen Gesichtspunkten und hat dafür eine eigene Metrik für die akustische Qualität entwickelt. Dafür werden subjektive Wahrnehmungsdimensionen mit messbaren psychoakustischen Größen (objektive Wahrnehmungsdimensionen) ins Verhältnis gebracht. Je näher der Korrelationskoeffizient r an 1 liegt, desto besser ist das Modell geeignet, die subjektiven Wahrnehmungsdimensionen durch objektive (messbare) abzubilden. Die akustische Qualität Q, die dann das empfundene Geräusch des Ventilators darstellt, sollte möglichst hoch sein. (Grafik | ebm-papst)
Ziel dieser Metrik ist es, eine Korrelation zwischen der subjektiv wahrgenommenen Geräuschqualität – die sich in unterschiedlichen „Dimensionen“ darstellt – und objektiv messbaren Größen zu schaffen. Bei den umfangreichen durchgeführten Hörversuchen wurden dann unterschiedliche Wahrnehmungsdimensionen zueinander und mit physikalischen Messwerten ins Verhältnis gesetzt. Insgesamt wurden 123 Probanden im Alter zwischen 19 und 60 Jahren in drei Versuchsreihen 89 Geräusche unter realitätsnahen Bedingungen vorgespielt.
Pro Versuchsreihe bewerteten jeweils 30 bis 40 dieser Probanden die aufgenommenen Geräusche (Bild 2) in Bezug auf Leistungsstärke (schwach/stark, hochwertig/billig), Klanghöhe (zischend oder rauschend), Zeitstruktur (fluktuierend), Qualität (angenehm/störend) und Tonhöhe (brummend, dunkel/hell). Außerdem wurden unterschiedliche Geräusche im direkten Vergleich bewertet und für eine Rating-Skalierung bestimmte Geräusche nur im Hinblick auf jeweils eine Eigenschaft überprüft.
Leisere Wärmepumpen dank Psychoakustik
Zusätzliche Interviews der Testpersonen ergaben, dass die Geräuscheigenschaften dumpf, dunkel, tief, langsam, monoton, gleichbleibend, weich und leicht als angenehm empfunden wurden. Unangenehm dagegen waren die Eigenschaften ratternd, flatternd, rasselnd, tröpfelnd, summend, wechselnd, hoch, hell, zischend. Es war insgesamt für die Testpersonen durchaus akzeptabel, dass Betriebsgeräusche entstehen, sie müssen jedoch als angenehm empfunden werden. Schlussendlich zeigte die Auswertung der Hörversuche aber vor allem, dass sich der „Störungslevel“ maßgeblich mit objektiven, psychoakustischen Parametern verbinden lässt.
Darauf aufbauend lassen sich jetzt zwei Folgeziele definieren: Zukünftig sollen zusätzlich zu den physikalischen Parametern zur Geräuschbeurteilung bei Ventilatoren (Bild 3) auch die psychoakustischen verwendet werden. Weiterhin soll auf die Einführung einer internationalen Norm hingearbeitet werden, die auf genormten psychoakustischen Größen basiert. Damit wäre dann eine wichtige Voraussetzung dafür geschaffen, dass Luft-Wasser-Wärmepumpen mit möglichst angenehmen Betriebsgeräusch dazu beitragen, Ärger in der Nachbarschaft wegen Lärmbelästigung zu vermeiden.
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