Mmh, das riecht aber lecker! Der Duft von frisch gebratenem Fleisch erfüllt den Raum und lässt dem Kunden das Wasser im Mund zusammenlaufen. Nur rund zwei Minuten muss er sich gedulden, bis sich auf dem Steak eine appetitlich braune Kruste gebildet hat, die den saftigen rosa Kern umschließt. Zusehen kann der wartende Genießer dabei allerdings nicht, auch wenn sich der Grillvorgang praktisch direkt vor seinen Augen abspielt. Er sitzt auch nicht in einem Steakhaus. Das perfekt zubereitete Steak gibt es in seinem Tankstellen-Shop.
Oje, denkt jetzt aufgeschreckt der echte Fleischliebhaber, das kann unmöglich gut sein! Ist es aber: Das vom Gastronomie-Experten Aichinger hergestellte Grillsystem Roll’n’Grill — kurz ROG — überzeugte und begeisterte im Frühjahr dieses Jahres das Fachpublikum der EuroShop in Düsseldorf ebenso wie das der Internorga in Hamburg.
„Wir haben erwartet, dass das Produkt gut ankommen würde, aber mit einem solch großen Interesse haben wir nicht gerechnet“, erzählt Sebastian Holzberger, Marketingleiter der Aichinger GmbH. Über 1.000 Anfragen werden derzeit im Verkauf in Wendelstein bearbeitet. „Und da sprechen wir nicht von Einzelbestellungen“, betont Holzberger. „Neben Bäckereien und Metzgereien möchten ganze Burger- und Supermarktketten und eben auch Tankstellen unseren Grill haben.“
Ein heißer Durchlauf
Die Idee des Walzengrills ist nicht ganz neu. Schon vor 20 Jahren baute die Firma Palux ein entsprechendes Gerät, entwickelt von Peter Gutekunst. Das Gerät wurde unter dem Namen Rotimat mehrere Jahre erfolgreich vermarktet, bevor die Produktion vor circa 20 Jahren aufgrund zurückgehender Nachfrage eingestellt wurde. „Die Idee war gut, aber wahrscheinlich war einfach die Zeit noch nicht reif“, vermutet Holzberger.
2015 holten die Konstrukteure der Aichinger GmbH das Konzept wieder aus der Schublade und machten sich an die Arbeit. Das Herzstück des Roll ’n’ Grill sind drei rotierende, horizontal angeordnete und gleichmäßig beheizte Bratflächen aus Edelstahl, das Grillgut durchläuft diese rotierenden Bratflächen und fällt nach dem Grillvorgang servierfertig auf einen Auffangrost. Die Rollen sind umgeben von einem kompakten Gehäuse mit einer obenliegenden Öffnung, in die der Bediener Fleisch, aber auch Fisch, Meeresfrüchte, Gemüse oder Tiefkühlburgerpattys einlegt.
Anschließend stellt er am Bedienpanel die Durchlaufgeschwindigkeit ein und kann nach wenigen Sekunden alles fertig gegrillt der Auffangschale am unteren Ende des Gerätes entnehmen. „Das ist selbst für ungeübte Kräfte ein Kinderspiel und entscheidend für den Erfolg des ROG, denn die Gastronomie sucht händeringend nach einfachen, intuitiv zu bedienenden Geräten, für die kein Fachpersonal nötig ist“, erklärt Sebastian Holzberger. Bis zu 80 Portionen pro Stunde schafft der kompakte ROG und das zuverlässig in stets gleichbleibend hoher Qualität.
Die Entdeckung der Langsamkeit
Dreh- und Angelpunkt der ROG-Technik sind der Motor und das Getriebe, die die Rollen in Bewegung setzen. „Schon im Ursprungsmodell kam ein Getriebe von ZEITLAUF und ein Motor von ebm-papst zum Einsatz. Klar, dass diese Firmen, die heute zusammengehören, unsere erste Anlaufstelle waren“, so Holzberger.
Für die Experten von ebm-papst stand schnell fest, dass der vorgesehene Spaltpolmotor den Anforderungen nicht mehr gerecht wird. „Aufgrund der Einbausituation, der geforderten Laufruhe und der niedrigen Antriebsdrehzahl kam nur ein kompaktes Stirnradgetriebe infrage“, erklärt Hans-Georg Konnerth, Market Manager Industrial Drive Technology bei ebm-papst ZEITLAUF. „Damit lässt sich eine sehr hohe Untersetzung realisieren, die einen Drehzahlbereich von zwei bis drei Umdrehungen pro Minute am Getriebeabtrieb ermöglicht.“ Die Wahl der Experten fiel auf das Stirnradgetriebe Flatline 85 mit einer Untersetzung von 1.028 : 1.
„Gewünscht waren unter anderem unterschiedliche Drehzahlen — eine für den Grill- und eine für den Reinigungsmodus“
Matthias Braun, ebm-papst Vertrieb in Landshut
Motorseitig kommt der EC-Motor BG 4310 zum Einsatz. „Gewünscht waren unter anderem unterschiedliche Drehzahlen — eine für den Grill- und eine für den Reinigungsmodus“, so Matthias Braun vom ebm-papst Vertrieb in Landshut. Der mit Netzspannung betriebene EC-Motor lässt sich hervorragend regeln, ist energieeffizient und liefert die passende Steuerungselektronik. Die ist aufgrund der Hitzeentwicklung im Grill abgesetzt — also nicht direkt am Motor angebracht — und durch Kabel mit ihm verbunden. Zwei kleine Lüfter, die ebm-papst in St. Georgen beisteuerte, sorgen zusätzlich für Kühlung. Der in Landshut produzierte Motor wird in Lauf mit dem Stirnradgetriebe zusammengeführt und als geprüfte Getriebemotoreneinheit inklusive Elektronikbox an den Kunden ausgeliefert.
Darüber, dass der neue Grill so hervorragend funktioniert, freut sich Sebastian Holzberger, der bei der Beschreibung des Geschmacks des Grillguts geradezu ins Schwärmen kommt. Eine Erfahrung, die Hans-Georg Konnerth und Matthias Braun erst noch machen müssen, denn in den Genuss eines Steaks aus dem ROG sind sie bisher nicht gekommen. Aber das kann sich ja bald ändern. „Wir planen, die ersten Geräte im Oktober auszuliefern“, verspricht Sebastian Holzberger, und dann duftet es häufiger ganz unverhofft nach Gegrilltem.
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