Wie kam es dazu, dass Sie sich mit natürlichen Kältemitteln beschäftigt haben?
In unserem Mutterkonzern, der Kratschmayer GmbH, hat man sich schon vor Jahren mit dem Thema beschäftigt. Damals hatten nur wenige Firmen den Einsatz von natürlichem Kältemittel auf dem Schirm. Bei uns stand das Ziel im Zentrum, einen nachhaltigen Ansatz zu verfolgen. Wir suchten daher einen Lieferanten für R290-Kaltwassersätze. Da wir aber keinen Anbieter fanden, der unseren Ansprüchen genügte, haben wir selbst angefangen, die Anlagen zu entwickeln.
Zunächst haben wir Kaltwassersätze exklusiv für den Eigengebrauch in der Unternehmensgruppe produziert. Doch dann wurden auch Mitbewerber auf die Maschinen aufmerksam und wollten diese direkt über uns beziehen. Kratschmayer hat sich dann 2018 dazu entschlossen, die SKADEC GmbH zu gründen. Dieser Schritt war notwendig, da man sich durch die Abspaltung des Geschäftsbereiches voll und ganz auf die Entwicklung und den Vertrieb von Kaltwassersätzen und Wärmepumpen mit Propan konzentrieren konnte.
Wieso haben Sie sich denn auf Propan festgelegt?
Propan ist ein sehr effizientes Kältemittel. In Verbindung mit seinen sehr guten thermodynamischen Eigenschaften, der relativ niedrigen Drucklage, guter Materialverträglichkeit und hoher volumetrischer Kälteleistung, lassen sich über einen großen Anwendungsbereich sehr kompakte und effiziente Maschinen realisieren. Zudem eignet es sich auch optimal für den Einsatz in Wärmepumpen. Am besten lassen sich die Eigenschaften mit dem bei älteren Kältetechnikern sehr beliebten, aber mittlerweile verbotenen Kältemittel R22 vergleichen. Im Gegensatz zu R22 besitzt Propan aber kein ODP, ist also nicht ozonschädlich und hat ein sehr niedriges Global Warming Potential von 3.
Haben Sie vorher auch mit anderen natürlichen Kältemitteln gearbeitet?
Wir hatten mit allen natürlich vorkommenden Kältemitteln Berührungspunkte, außer mit Wasser. Jedes der drei hat Vor- und Nachteile. Ammoniak ist hocheffizient, aber toxisch und korrosiv gegenüber Kupferwerkstoffen. Mit CO2 kann man Anlagen mit sehr tiefen Temperaturen realisieren, jedoch sind die Betriebsdrücke vergleichsweise hoch. Kohlenwasserstoffe wie Propan sind eben brennbar. Beim direkten Vergleich der für uns relevanten Punkte wie Einsatzbereich, Handling, Verfügbarkeit lieferte Propan das beste Gesamtpaket. Zusätzlich hat einer unserer Kälteingenieure seine Abschlussarbeit über Propan geschrieben – damit lag es eigentlich auf der Hand, dass wir darauf bauen.
Bei Propan denkt aber jeder sofort an Brennbarkeit.
Da war die Angst schon immer größer als die Vernunft. Ich will die Risiken von Propan nicht verharmlosen, natürlich ist hier Vorsicht geboten. Fakt ist, es handelt sich um ein brennbares Gas. Jedoch muss man das Ganze auch in Relation betrachten, jeder von uns hantiert täglich mit Kohlenwasserstoffen zum Beispiel beim Tanken. Als Beispiel für die Angst der Menschen vor brennbaren Kältemittel hatte ich ein Gespräch mit einem Facility Manager eines großen Konzerns. Es hieß: „Oh, Propan aufs Dach? Da wird die Werksfeuerwehr nicht mitmachen!“ Interessant hierbei war, dass der Konzern ein Lager für größere Mengen Lösemittel und Gase am besprochenen Standort hat.
„Die Anlage hatte eine Füllmenge von weniger als fünf Kilogramm pro Kreis. Da ist in einer Gasflasche zum Grillen mehr drin.“
Die Anlage über die wir sprachen, hatte eine Füllmenge von weniger als fünf Kilogramm pro Kreis, also bei zwei Kreisen in Summe zehn Kilogramm. Da ist in einer 11-Kilogramm Gasflasche zum Grillen mehr drin. Zudem empfehlen wir Propananlagen ab einer gewissen Füllmenge im Freien oder in speziell dafür konzipierten Technikräumen aufzustellen. Propan ist sehr flüchtig, so dass es bei richtig ausgeführter Außenaufstellungen zu keiner Propanansammlung kommen kann. Gerade bei den wichtigen Punkten Aufstellung und Systemplanung stehen wir unseren Kunden gerne beratend zu Seite. So müssen für eine potenzielle Gefährdung schon sehr viele Faktoren zusammenkommen.
Wie reduzieren Sie das – wenn auch minimale – Risiko in ihren Anlagen?
Wir entsprechen mit unseren Anlagen selbstverständlich den gesetzlichen Normen und Vorgaben. Die Verbindungen in der Anlage sind auf Dauer technisch dicht. Somit ist eine Leckage sehr unwahrscheinlich. Sollte es dennoch dazu kommen, greift unser Sicherheitskonzept und sorgt dafür, dass es zu keiner gefährlichen Situation kommen kann. Wir überwachen die Anlage durchgehend mit einem Gassensor. Dieser ist mit einem zweistufigen System gekoppelt.
„Unsere Maschinen brauchen hocheffiziente, kompakte Ventilatoren, die sich gut regeln lassen.“
Propan zündet bei einer Konzentration in der Luft von circa 1,7 Volumenprozent als Untergrenze und bei circa 10,8 Volumenprozent als Obergrenze. Wenn der Gassensor zehn Prozent der Untergrenze, also von 1,7 Volumenprozent, detektiert schaltet die erste Stufe. Das Maschinengehäuse mit den kältemittelführenden Teilen wird dann durch einen großzügig dimensionierten ATEX-Lüfter belüftet, das austretende Propan wird somit in einer nicht zündfähigen Konzentration direkt in die Umgebung abgeführt. Beim Erreichen der 20-Prozent-Schwelle werden alle nicht ATEX-zertifizierten elektrischen Komponenten spannungsfrei geschaltet. Alle sicherheitsrelevanten Bauteile sind natürlich in ATEX ausgeführt und bleiben in Betrieb.
Sie nutzen für Ihre Anlagen Ventilatoren von ebm-papst. Wieso?
Unsere Maschinen brauchen hocheffiziente, kompakt bauende Ventilatoren, die sich gut regeln lassen. Wir bei SKADEC legen Wert auf qualitativ hochwertige Komponenten, daher nutzen wir für die Luft-Wärmetauscher ausschließlich EC-Ventilatoren von ebm-papst. Die eingesetzten AxiBlade haben einen sehr hohen Wirkungsgrad, auch in Teillast. Sie sind zudem leise, was natürlich bei Wärmepumpen auch ein großes Plus ist, besonders beim Einsatz in Wohngebieten. Damit die Anlagen bedarfsgerecht laufen können, ist auch die standardmäßige Modbus-Anbindung ein großer Vorteil. Wir können alle Daten aus den Ventilatoren auswerten und so unseren Kunden auch einen digitalen Mehrwert zur Verfügung stellen. Die Effizienz der EC-Technologie hat uns überzeugt, wie die Qualität der Produkte und die wirklich guten menschlichen Beziehungen. Es hat einfach alles rundum gepasst.
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