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Gebäu­de­kli­ma­ti­sie­rung mit Simu­la­tion opti­mieren

Venti­la­toren sind Strö­mungs­ma­schinen. Nach strö­mungs­tech­ni­schen Krite­rien opti­mierte Venti­la­toren fördern zuver­lässig im jewei­ligen Betriebs­punkt die gewünschten Volu­men­ströme und arbeiten dabei ener­gie­ef­fi­zient und leise. Gleich­zeitig spielt aber auch die Einbau­si­tua­tion eine wich­tige Rolle. Ein in der Anwen­dung verbauter Venti­lator ist oft nicht so leise wie erhofft oder weniger effi­zient als die Angaben im Daten­blatt verspre­chen, weil Wech­sel­wir­kungen zwischen Venti­lator und dem Kunden­gerät Einfluss auf die Strö­mungs­größen haben. Hier hilft Simu­la­tion weiter. Mit CFD (Compu­ta­tional Fluid Dyna­mics, also nume­ri­scher Strö­mungs­me­chanik) kann das Verhalten eines Venti­la­tors in der konkreten Anwen­dung genau berechnet und visua­li­siert werden.


Beim Motoren- und Venti­la­to­ren­her­steller ebm-papst gehören fort­schritt­liche nume­ri­sche Simu­la­ti­ons­werk­zeuge zur Berech­nung der Strö­mungs­me­chanik zum Entwick­lungs­alltag. Seit vielen Jahren arbeiten die Inge­nieure bei der Entwick­lung ihrer Venti­la­toren mit leis­tungs­fä­higen CFD-Tools, nicht nur bei der Opti­mie­rung komplexer Lauf­rad­geo­me­trien, sondern auch bei Kühl­kon­zepten für Motor und Elek­tronik oder im Rahmen akus­ti­scher Unter­su­chungen zum Geräusch­ver­halten. Auch Kunden können von diesem umfang­rei­chen Knowhow profi­tieren, wenn sie sich in der strö­mungs­tech­ni­schen Entwick­lung ihrer eigenen Endge­räte, in denen ebm-papst Venti­la­toren einge­setzt werden sollen, unter­stützen lassen.

RadiCal 2: Hoher Volu­men­strom und leiser Betrieb

Wie sich solche strö­mungs­tech­ni­schen Opti­mie­rungen in der Praxis auswirken, zeigt die Baureihe RadiCal 2. Die kompakten Radi­al­ven­ti­la­toren wurden so ausge­legt, dass sie große Volu­men­ströme bei nied­rigem Gegen­druck liefern und dabei möglichst ener­gie­ef­fi­zient und leise arbeiten (Bild 1). Dazu tragen gleich mehrere konstruk­tive Details bei: So wurde eine „verwun­dene“ Schau­fel­geo­me­trie reali­siert, die zu einem deut­lich höheren Wirkungs­grad und zur Geräusch­re­du­zie­rung beiträgt. Nicht nur die Schau­fel­form, sondern auch das Profil der Ein- und Austritts­kante wurde über­ar­beitet. Dadurch verbes­sert sich das Strö­mungs­ver­halten, gleich­zeitig erhöht sich die Festig­keit des Venti­la­tor­rads, das aus wider­stand­fä­higem Kunst­stoff besteht.

Bild 1: Hohe Volu­men­ströme bei nied­rigem Gegen­druck liefern die Radi­al­ven­ti­la­toren der Baureihe RadiCal 2. (Grafik | ebm-papst)

Die gewellte Deck­scheibe verbes­sert eben­falls das aero­dy­na­mi­sche Verhalten und damit die Luft­leis­tung. Beim soge­nannten Radi­al­modul, also der Gehäu­sebox, erhöhen die schräg ange­stellten Streben die Luft­leis­tung weiter. Dabei ist die axiale Höhe der Streben so gewählt, dass sie die Rück­strom­ge­biete best­mög­lich ausfüllen. Hinzu kommt ein vergrö­ßerter Ansaug­durch­messer, der für einen höheren Füll­grad des Lauf­rads sorgt.

Auch das opti­mierte Vorleit­gitter Flow­Grid trägt zur Lärm­ver­mei­dung bei. Es macht gegen­über der früheren Serien-Ausfüh­rung nicht nur bei saug­sei­tiger Störung, sondern grund­sätz­lich den Venti­lator mindes­tens zwischen 1 und 3 dB(A) leiser. Da der Rotor­be­reich einen großen Einfluss auf die Geräusch­ent­wick­lung hatte, bekam das Vorleit­gitter zusätz­lich über den Bereich des Motors eine Kappe. Dadurch ließ sich vor allem der störende Dreh­klang im nied­ri­geren Frequenz­be­reich deut­lich redu­zieren. Hinsicht­lich des Umwelt­fak­tors „Lärm“ erfüllen die Venti­la­toren damit höchste Anfor­de­rungen.

Luft­leit­mo­dule erhöhen den Wirkungs­grad

Die speziell für den Einsatz in Klima- und Raum­luft­ge­räten konzi­pierten Radi­al­ven­ti­la­toren der RadiPac Baureihe wurden in den letzten Jahren stetig opti­miert. Höhere Dreh­zahlen sorgen für mehr Volu­men­strom und höhere Drücke, sodass sich selbst Anwen­dungen abde­cken lassen, die über 2000 Pa stati­scher Druck­erhö­hung liegen. (Bild 2) Außerdem ist die Geräusch­ent­wick­lung weiter gesunken; abhängig vom Betriebs­punkt liegt die Schall­pe­gel­re­du­zie­rung zwischen 3 bis 7 dB(A) im Vergleich zur Vorgän­ger­bau­reihe.

Bild 2: Neue RadiPac Baureihe: Erhö­hung der Leis­tungs­dichte gegen­über der Vorgänger-Baureihe. (Grafik | ebm-papst)

Spezi­elle Luft­leit­mo­dule erhöhen den Wirkungs­grad noch einmal um bis zu fünf Prozent (Bild 3). Dies wird durch die Reduk­tion der Austritts­ver­luste erreicht. Dazu hat ebm-papst für den RadiPac ein Gehäuse entwi­ckelt, das aus vier Segmenten besteht. Die Modul­seg­mente sind aus verzinktem Stahl­blech gefer­tigt und aero­dy­na­misch geformt. Diese beson­dere Form­ge­bung verzö­gert die Durch­strö­mung, wodurch der dyna­mi­sche Druck­an­teil sinkt und sich der nutz­bare stati­sche Druck­an­teil erhöht (Bild 4). Beim glei­chen Betriebs­punkt können die Venti­la­toren mit nied­ri­gerer Dreh­zahl laufen, was sich wiederum in gerin­gerem Ener­gie­ver­brauch und gerin­geren Schall­emis­sionen auswirkt. Der RadiPac C Perform besitzt exakt das gleiche Befes­ti­gungs-Loch­bild wie der Markt­stan­dard. So ist ein problem­loser Umstieg möglich.

Bild 3: Beim Radi­al­ven­ti­lator RadiPac C Perform verrin­gert das vier­tei­lige Luft­leit­modul die Austritts­ver­luste und erhöht so den Wirkungs­grad um bis zu 5 Prozent­punkte. Dabei konnte die bewährte Trag­spin­nen­kon­struk­tion beibe­halten werden. (Foto | ebm-papst)
Bild 4: Die konstruk­tiven Maßnahmen verzö­gern die Durch­strö­mung, wodurch der dyna­mi­sche Druck­an­teil sinkt und sich der nutz­bare stati­sche Druck­an­teil erhöht. (Grafik | ebm-papst)

Mit CFD-Simu­la­tion zum opti­malen Venti­la­toren-Einsatz

Damit die Venti­la­toren ihre Stärken wirk­lich ausspielen können, darf es nach dem Einbau in den luft- und klima­tech­ni­schen Geräten nicht zu ungüns­tigen Wech­sel­wir­kungen kommen. Empfeh­lens­wert ist es deshalb, die Einbau­si­tua­tion bereits in den frühen Entwick­lungs­phasen eines Kunden­ge­räts strö­mungs­tech­nisch zu simu­lieren. Ener­gie­ver­brauch und Geräusch eines Venti­la­tors können sich deut­lich verän­dern, je nachdem wie das Gehäuse die Durch­strö­mung begüns­tigt, ob beispiels­weise axial von vorne ange­saugt wird, radial von allen Seiten oder einseitig. In schlechten Fällen kann sich dadurch die Leis­tungs­auf­nahme durchaus verdop­peln, bzw. der Wirkungs­grad halbieren und auch der Geräusch­pegel signi­fi­kant erhöhen. Dabei hilft CFD die strö­mungs­tech­ni­schen Gege­ben­heiten im Gerät zu verstehen (Bild 5).

Bevor mit der Simu­la­tion begonnen wird, sollte zunächst das Ziel defi­niert und einige Fragen beant­wortet werden. Muss ein Wärme­tau­scher möglichst gleich­mäßig durch­strömt werden? Soll die Simu­la­tion Druck­ver­luste aufspüren? Möchte der Kunde gene­rell die Auswahl des Venti­la­tors über­prüfen? Soll das Gerät, in dem der Venti­lator arbeitet, möglichst leise sein? Ist die Ziel­set­zung geklärt, liefern die 3D-CAD-Daten und der zu erwar­tende Betriebs­punkt (Druck, Volu­men­strom, Dreh­zahl) des Venti­la­tors die Basis für die Simu­la­tion. Hinzu kommen Kenn­li­nien beispiels­weise von den im Gerät verbauten Filtern, Wärme­tau­schern oder Schutz­git­tern. Die Daten werden berei­nigt und unnö­tige Details entfernt (Clea­ning). Dann wird die Simu­la­tion im soge­nannten Prepro­ces­sing vorbe­reitet. Das heißt, es werden bestimmte Rand­be­din­gungen vorge­geben und die Geome­trien vernetzt. Die Netz­struktur unter­teilt den durch­strömten Raum in viele einzelne Zellen, auf deren Basis die mathe­ma­ti­sche Berech­nung statt­findet. Die Simu­la­tionen laufen anschlie­ßend auf Hoch­leis­tungs­rech­nern.

Bild 5: Visua­li­sie­rung der Durch­strö­mung in einem Belüf­tungs­gerät. (Grafik | ebm-papst)

Praxis­bei­spiele: Opti­mie­rungs­po­ten­tiale nutzen

Anhand der Simu­la­ti­ons­er­geb­nisse schätzen die Ingenieur:innen dann die Opti­mie­rungs­po­ten­tiale ab und erar­beiten konkrete Verbes­se­rungs­vor­schläge. Ein Kunde entwi­ckelte beispiels­weise ein Luft­rei­ni­gungs­gerät, in dem der Venti­lator drückend einge­setzt werden sollte. Die Simu­la­tion zeigte jedoch große Turbu­lenzen (Bild 6), wodurch sich die Leis­tungs­auf­nahme im Betriebs­punkt erhöhte. Den Venti­lator saugend einzu­setzen, also seine Einbau­po­si­tion zu verän­dern, erwies sich hier als hilf­reich. Die Luft­durch­strö­mung ist nun sehr gleich­mäßig, die Leis­tungs­auf­nahme sinkt und wirkt sich gleich­zeitig positiv auf das Betriebs­ge­räusch aus.

Bei einem Klima­gerät zur Decken­mon­tage bewies die Simu­la­tion, dass es vorteil­haft ist, statt der sonst übli­chen Axial­ven­ti­la­toren einen Radi­al­ven­ti­lator einzu­setzen. Dies war zunächst kontrain­tuitiv, da der Arbeits­punkt des Geräts noch für einen Axial­ven­ti­lator sprach. Die Umstel­lung auf einen Radi­al­ven­ti­lator großen Durch­mes­sers ermög­lichte jedoch eine Luft­füh­rung gemäß der Bauart des Radi­al­rads, wodurch keine zusätz­liche Umlen­kung mehr nötig war. Dies äußerte sich in einer Leis­tungs­ein­spa­rung von über 70% bei einer Reduk­tion des Schal­leis­tungs­pegel um 20 dB(A). Das Ausmaß der Druck­ver­luste, die die Umlen­kung der Luft hin zum seit­li­chen Ausblasen verur­sachte, wurde zuvor immer deut­lich unter­schätzt. 

Mit CFD Poten­ziale finden und nutzen

Vorher

Nachher

Ein weiteres Beispiel: Auch bei einer Wärme­pumpe ließ sich mit Hilfe der Simu­la­ti­ons­er­geb­nisse die Effi­zienz deut­lich verbes­sern. Dank geome­tri­scher Ände­rungen sanken die Druck­ver­luste im Gerät um insge­samt 17 Prozent. Dabei wurden einzelne Teil­be­reiche im Gerät jeweils getrennt bewertet und das Produkt­de­sign entspre­chend ange­passt. Hier hat der Anwender eben­falls von den Möglich­keiten der CFD Berech­nung profi­tiert. Diese Beispiele zeigen, dass es sich für Endge­rä­te­her­steller lohnt, auf die nume­ri­sche Strö­mungs­si­mu­la­tion zu setzen, und diese schon im frühen Entwick­lungs­sta­dium anzu­wenden, um nach­träg­liche Ände­rungs­kosten zu vermeiden. ebm-papst unter­stützt hier mit seiner lang­jäh­rigen CFD-Erfah­rung und bietet solche Auswer­tungen und Berech­nungen an, damit die Venti­la­toren in der Anwen­dung so effi­zient wie möglich arbeiten. Bereits durch kleine Opti­mie­rungen der Einbau­si­tua­tion, können Druck­ver­luste redu­ziert, die Effi­zienz erhöht oder Lauf­ge­räu­sche mini­miert werden.

Vorwärts-, rück­wärts­ge­krümmte Schau­feln bei Radi­al­ven­ti­la­toren

Radi­al­ven­ti­la­toren von ebm-papst gibt es mit vorwärts und rück­wärts gekrümmten Schau­feln. Die geräusch­armen Radi­al­ven­ti­la­toren mit vorwärts gekrümmten Schau­feln werden auch mit Spiral­ge­häuse gelie­fert. Die Radi­al­ven­ti­la­toren mit rück­wärts gekrümmten Schau­feln sind als Frei­läufer konzi­piert und benö­tigen kein Spiral­ge­häuse. Bei den Radi­al­ven­ti­la­toren mit Außen­läu­fer­mo­toren ist der Motor im Laufrad plat­ziert, was neben der opti­malen Kühlung des Motors auch eine beson­ders kompakte Bauweise ergibt. Das gesamte Programm gibt es sowohl in AC- als auch in EC-Tech­no­logie. Diese ist nicht nur beson­ders ener­gie­spa­rend, durch die inte­grierte Elek­tronik können auch belie­bige Steue­rungs-­, Über­wa­chungs-­ und Wartungs­funk­tionen reali­siert werden, für das smarte Zuhause ebenso wie für Indus­trie 4.0.

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