Die Neukundenakquise ist ein hartes Brot. Für Reiner Riedle und Raphael Mayer gehört sie zum Alltag, seit sich die beiden vor zwei Jahren selbständig gemacht haben. Sie gründeten in Engen im Hegau die AIRnorm GmbH, die sich auf Belüftung und Klimatisierung, Prozessluftfiltration sowie das Retrofit für Bestandsanlagen spezialisierte. Riedle und Mayer brennen für ihr Thema und erfüllten sich mit ihrem Unternehmen den Traum, ganz neuen effizienten Belüftungs- und Klimatechnologien den Weg zu ebnen. Neben ihrem Steckenpferd, dem patentierten zweistufig adiabaten Kühlprozess, ist das Retrofit von Bestandanlagen ein wichtiger Baustein ihres Portfolios.
Im Oktober 2023 sprach Reiner Riedle deshalb bei einem namhaften Teilehersteller im Raum Tuttlingen vor. „Unser Ansprechpartner hatte drei Themen“, erzählt Riedle rückblickend. „Die Hallenkühlung, Aerosole – und somit die Luftqualität – sowie ganz allgemein die Begutachtung seiner Anlage.“
Kein Ding für den universell aufgestellten Riedle. Er überprüft die komplette Lüftungsanlage der Halle 3, eine von insgesamt fünf Produktionshallen des Kunden. Die Analyse der Werte ergibt rund 30 Prozent Energie, die sich durch ein Retrofit einsparen ließe. Der Kunde ist interessiert, denn nach Riedles Analyse und Berechnung hätte sich die notwendige Investition in unter vier Jahren amortisiert. Nach Rücksprache mit der Geschäftsleitung wird dazu eingeladen, das Projekt Retrofit genauer vorzustellen.“
Anlagenverfügbarkeit hat Priorität
Riedle und Mayer schlagen vor, die vorhandenen IE4-Motoren (Effizienzklasse 4, englisch: International Energy Efficiency Class), die mittels eines Keilriemens jeweils einen Radialventilator im Gehäuse für die Ab- und Zuluft antreiben, durch je ein FanGrid mit jeweils fünf EC-Ventilatoren von ebm-papst zu ersetzen. Dabei werden die rückwärtsgekrümmten Radialventilatoren der Baureihe RadiPac in speziell angefertigte Aluminiumtrennwände montiert. Diese sogenannten FanGrid werden meist so vorbereitet, dass sie sich bei Bedarf schnell mit je einem weiteren Ventilator ergänzen lassen. Neben den errechneten Energieeinsparungen weisen Riedle und Mayer auf die Redundanz hin, die mehrere Ventilatoren gegenüber nur einem einzelnen bieten.
„Wenn am Laufrad oder am Gehäuse des Ventilators ein Problem auftritt, gibt es dafür kurzfristig keine Ersatzteile. Die Beschaffungszeit liegt je nach Baujahr in der Regel bei mindestens drei bis vier Wochen. Bei einem defekten Ventilator in der Anlage fällt also gleich die gesamte Leistung weg“, erklärt Riedle den Nachteil. „Bei einem FanGrid wird die fehlende Leistung einfach von den vier übrigen Ventilatoren übernommen und die Lüftungsanlage kann wie gefordert weiter betrieben werden.“


Ein möglicher Ausfall der Lüftungsanlage? Beim Kunden schrillen die Alarmglocken: Die Abluft der Werkzeugmaschinen in Halle 2 ist direkt an die Lüftungsanlage angeschlossen. Ein Ausfall dieser Lüftungsanlage würde somit zu einem Produktionsstopp führen, weil die in den Werkzeugmaschinen anfallenden Ölaerosole nicht mehr abgesaugt werden und die Halle innerhalb kürzester Zeit mit Ölnebel „geflutet“ wäre. Es besteht dringender Handlungsbedarf! Der Kunde beschließt, die Modernisierung der Lüftung in Halle 3 zurückzustellen und AIRnorm mit dem Retrofit in Halle 2 zu beauftragen.
Dreieinhalb Tage für mehr Sicherheit
Das Retrofit findet in den Sommerferien statt. „Da hier der Kunde ohnehin eine Woche Betriebsruhe hatte, war es möglich, die Anlage abzuschalten“, erzählt Riedle. „Eine Herausforderung war die Demontage des alten Antriebsmotors“, erklärt Mayer: „Der wog 320 Kilogramm und musste aus einer Höhe von zweieinhalb Metern sicher abgelassen werden.“ Der Kunde stellt dafür geeignete Hebefahrzeuge zur Verfügung.
„Wir haben die Auslegung der Anlage vorbereitet, mit Breuell & Hilgenfeldt durchgesprochen und uns das Ganze durch den FanScout von ebm-papst verifizieren lassen.“
Reiner Riedle, Geschäftsführer AIRnorm GmbH
Bei der Projektierung wurden Reiner Riedle und Raphael Mayer von Breuell & Hilgenfeldt, dem Vertriebspartner für Retrofits von ebm-papst, unterstützt. „Diese Zusammenarbeit war ein echter Glücksgriff“, schwärmt Riedle. „Ich habe selten mit einem so kooperativen Partner wie Dieter Hildebrandt zusammengearbeitet.“ Und Raphael Mayer ergänzt: „Wir haben die Auslegung der Anlage vorbereitet, mit Herrn Hildebrandt durchgesprochen und uns das Ganze durch das Auslegungsprogramm FanScout von ebm-papst verifizieren lassen. Dann ging es auch schon zur Auswahl der Ventilatoren.“ Und die fiel auf den RadiPac C, einen EC-Radialventilator, der sich mit seiner hohen Effizienz, Kompaktheit und Plug-&-Play-Fähigkeit für den Einsatz in FanGrid anbietet.
Hand in Hand für den perfekten Ablauf
Für die Montage der RadiPac lassen die Spezialisten von AIRnorm die erforderlichen Halterungen aus Aluminium herstellen. Ein Reserveplatz in beiden FanGrid erlaubt bei Bedarf den schnellen und unkomplizierten Einbau eines weiteren Ventilators. Da es beim Kunden nur einen Zugang zur Ventilatorkammer gibt, sehen Riedle und Mayer ein herausnehmbares Segment vor, das den Zugang zum Ventilator auch auf der saugseitigen Seite erlaubt. „Das vereinfacht Wartungsarbeiten, wie beispielsweise das Reinigen des Wärmetauscher-Registers, ganz erheblich“, erklärt Riedle.
30 %
Energieeinsparung
durch das Retrofit
5
neue RadiPac
EC-Ventilatoren
54.000 kWh
geringerer
Strombedarf
Neben den beiden FanGrid für die Zu- und Abluft sind zwei Schaltschränke von Breuell & Hilgenfeldt inklusive MDC ein Teil des Projektumfangs. Das MCD (MODBUS Display & Control) ist eine einfache Steuerung zur Regelung der Betriebsparameter. Es ermöglicht zudem die optionale Einbindung der Betriebsdaten in eine Gebäudeleittechnik mittels BUS-System. Diese Art der autarken Regelung hat auch den Vorteil, dass nicht in das oft veraltete Regelkonzept der Bestandsanlage eingegriffen werden muss. „Die Kabelabgänge im Schaltschrank sind genormt“, erklärt Mayer. „Allerdings hatte der Kunde geschirmte Zuleitungen mit einem größeren Durchmesser, da bisher Frequenzumrichter im Einsatz waren. Das war für Breuell & Hilgenfeldt aber kein Problem. Sie haben die Schaltschränke mit größeren Kabeldurchführungen geliefert.“
Der Kunde ist hochzufrieden mit dem Ablauf der Modernisierung. Dank der guten Zusammenarbeit von AIRnorm und Dieter Hildebrandt von Breuell & Hilgenfeldt war der Umbau inklusive Inbetriebnahme innerhalb von dreieinhalb Tagen erledigt. Die Messungen nach dem Umbau haben das anvisierte Energieeinsparziel von 30 Prozent bestätigt. „Das sind immerhin rund 54.000 Kilowattstunden pro Jahr. Das kann sich schon sehen lassen und rechtfertigt, dass die Umbaumaßnahmen – als Sahnehäubchen obendrauf – durch das BAFA gefördert wurden“, resümiert Riedle zufrieden.
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