
Retrofitvesper verpasst? Kein Problem!
Auch beim sechsten Retrofitvesper servierten wir wieder reale Projekte aus der Klima- und Kältetechnik. Falls Sie nicht dabei sein konnten: Wir haben das Event für Sie aufgezeichnet!
Mit rund 41,6 Millionen Passagieren im Jahr 2024 zählt der Flughafen München zu den verkehrsreichsten Europas. Für einen reibungslosen Betrieb sind die beiden Verbindungstunnel Nord und Süd unverzichtbar: Der Nordtunnel verbindet das 5-Sterne-Hotel Hilton, die Halle F und die Parkhäuser P22, P1 und P5 mit dem Terminalbereich. Der Südtunnel sorgt für eine direkte unterirdische Verbindung zwischen den Parkhäusern P20, P5 und P8 mit dem Terminalbereich.
„Als im Herbst 2024 einer unserer Ventilatoren ausfiel, mussten wir schnell handeln“, erinnert sich Thomas Rühmann, Projektleiter im Energiemanagement. Die betroffenen Anlagen waren so alt wie der Flughafen selbst; arbeiteten mit je einem großen riemengetriebenen Ventilator für die Zu- und Abluft pro Tunnel. Diese veraltete Technik brachte erhebliche Nachteile mit sich: Neben dem hohen Energieverbrauch vorallem die fehlende Betriebssicherheit. Daher kam keine reine Instandsetzung der alten Lösung infrage – sondern nur ein umfassendes Retrofit. „Normalerweise haben wir für solche Projekte drei bis vier Monate Zeit“, erklärt Rühmann. „Aber hier musste innerhalb eines Monats eine Lösung her.“
Die Retrofit-Macher

Thomas Rühmann
… ist Projektleiter im Bereich Energiemanagement der Flughafen München GmbH. Für mehr Effizienz und Betriebssicherheit hat er das Retrofit beauftragt.
Stephan Jendrallek
… ist Geschäftsführer bei Lüftungsmontagen Jendrallek und übernahm mit seinem Team den Abbau der alten Anlagen und die Montage der neuen Lösung.


Dieter Hildebrandt
… ist Retrofit-Spezialist beim ebm-papst Servicecenter Breuell & Hilgenfeldt. Er schlug die neue Ventilator-Lösung vor, lieferte die RadiPac an und kümmerte sich um das Einmessen und Einrichten der Steuerung.
Frische Luft für Tunnel
Seit 1992 belüften jeweils ein Zu- und ein Abluftsystem die Verbindungstunnel Nord und Süd. Das heißt: insgesamt 4 mehr als 30 Jahre alte, riemengetriebene Ventilatoren. Und das in unterschiedlichen Ebenen mit 2,4 Metern Höhenunterschied.
Weg mit den Verschmutzungen
Die alte Lösung ist durch ihre diversen Verschleißteile auch aus hygienischer Sicht problematisch. Der Abrieb der Riemen sorgt für zum Beispiel für Verschmutzungen in den Luftleitungen, oder Lagerfett kann sich am Ventilator, Keilriemen und Gehäuse verteilen. Die Verunreinigungen führen nicht nur zu einer Kontamination der Luft, die die Anlage verteilt, sondern begünstigen im Brandfall die Ausbreitung des Feuers.
Ganz schön was zu schleppen
Das Team um Stephan Jendrallek arbeitet mit schwerem Werkzeug. Die alten Motoren wiegen bis zu 400 Kilogramm, daher kommen Krane zum Einsatz. Nur so können die in die Jahre gekommenen Teile durch die engen Gänge manövriert werden.
„Wir mussten schnell handeln“
Das Retrofit findet unter Zeitdruck Anfang Dezember 2024 statt – Stephan Jendrallek und sein Team zerschneiden innerhalb weniger Tage die alten Ventilatoren in Einzelteile und bringen sie samt der Motoren aus der Anlage. Dann folgt die Vorbereitung zur Montage der neuen Lösung. Stephan Jendrallek hat dafür bereits spezielle Druckschottbleche angefertigt, in die die neuen Ventilatoren als FanGrid montiert werden.
Der Einbau wird zum Kinderspiel
Um auch die Montagephase möglichst kurz zu halten, schlug Dieter Hildebrandt Plug-&-Play-fähige RadiPac C Ventilatoren vor. Die machen das Handling und die Montage, zum Beispiel dank Tragspinnenkonstruktion, zum Kinderspiel. Insgesamt 34 RadiPac C installiert Jendralleks Team in dafür speziell von ihm angefertigten Druckschottblechen. Jeweils 8 bis 9 RadiPac bilden ein FanGrid.
Alles integriert
Die RadiPac C kommen mit Vorleitgitter FlowGrid, integrierter MODBUS-Schnittstelle und automatischer Resonanzerkennung. Letztere war dem Flughafen-Team für die Betriebssicherheit der Anlagen besonders wichtig.
Was kann automatische Resonanzerkennung in Lüftungsanlagen?
Wird ein Ventilator häufig bei zu hohen Schwinggeschwindigkeiten – zum Beispiel versursacht durch Verunreinigungen – betrieben, kann sich das negativ auf die Lebensdauer auswirken. Der RadiPac C verfügt daher über eine automatische Resonanzerkennung. Dazu wird bei der Inbetriebnahme ein Test-Hochlauf durchgeführt, der die Schwinggeschwindigkeit über den gesamten Drehzahlverlauf vom Stillstand bis zur Nenndrehzahl analysiert. Bei der Installation des Ventilators in die Anlage erkennen integrierte Schwingungssensoren die Resonanzen, und die Software vermeidet den Betrieb in den festgestellten kritischen Bereichen.
Der Anwender kann die Einstellungen der Software jederzeit manuell bearbeiten, hat also immer die volle Kontrolle. Sollte sich die Schwinggeschwindigkeit während des Betriebs erhöhen, etwa durch Verschmutzungen des Laufrads und einer daraus resultierenden zusätzlichen Unwucht, gibt die Software eine automatische Warnung ab. Der Anwender hat die Möglichkeit, das System hinsichtlich zusätzlich entstandener Unwuchten zu prüfen und Maßnahmen zur Fehlerbehebung (z. B. Reinigung und/oder neuer Hochlauf) zu ergreifen.
Betriebssicherheit gesichert
Die Zu- und Abluftsysteme bekommen jeweils ein FanGrid. Der Vorteil dieser Ventilatorenwand ist die Redundanz: sollte einer der Ventilatoren ausfallen, übernehmen die übrigen automatisch die fehlende Leistung. Die vom Flughafen geforderten 61.000 m3/h bzw. 68.000 m3/h Volumenstrom werden so garantiert.
Einbindung per MDC
Die MODBUS-Schnittstelle ist in der Hochleistungselektronik des RadiPac C bereits integriert. Das ermöglicht die einfache Einbindung per MDC (Modbus Display and Control) in das Gebäudeleitsystem des Flughafens.
Parameter in Echtzeit
Das MDC kann unterschiedliche Parameter in Echtzeit erfassen. Zum Beispiel die Drehzahl der einzelnen Ventilatoren oder die Betriebsstunden der Anlage, was eine automatisierte Überwachung und Regelung enorm vereinfacht.
bis 68%
Wirkungsgrad bei
Nennvolumenstrom
30%
Energieeinsparung
in beiden Anlagen
252.000 kWh
Gesamteinsparung
der Anlagen über Zeit
252.000 Kilowattstunden pro Jahr Einsparung
Das Retrofit zahlt sich gleich mehrfach aus: „Wir sparen künftig etwa 252.000 Kilowattstunden pro Jahr“, freut sich Rühmann. So amortisiert sich das Projekt innerhalb weniger Jahre. Ebenso wichtig ist der Beitrag zum Klimaschutz – der Flughafen München will bis 2035 das Ziel Netto-Null-Emissionen erreichen, wobei jede eingesparte Kilowattstunde hilft.
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