© Lukas Zwiessele

Gute Reise! Retrofit am Flug­hafen München

2024 verzeich­nete der Flug­hafen München über 41 Millionen Passa­giere – eine leis­tungs­fä­hige Infra­struktur ist da uner­läss­lich. Nach über 30 Jahren stand daher ein Retrofit zweier Lüftungs­an­lagen an, die Verbin­dungs­tunnel belüften. Jetzt spart der Flug­hafen rund 252.000 kWh Energie, hat mehr Betriebs­si­cher­heit und arbeitet an seinen Nach­hal­tig­keits­zielen.


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Mit rund 41,6 Millionen Passa­gieren im Jahr 2024 zählt der Flug­hafen München zu den verkehrs­reichsten Europas. Für einen reibungs­losen Betrieb sind die beiden Verbin­dungs­tunnel Nord und Süd unver­zichtbar: Der Nord­tunnel verbindet das 5-Sterne-Hotel Hilton, die Halle F und die Park­häuser P22, P1 und P5 mit dem Termi­nal­be­reich. Der Südtunnel sorgt für eine direkte unter­ir­di­sche Verbin­dung zwischen den Park­häu­sern P20, P5 und P8 mit dem Termi­nal­be­reich.

„Als im Herbst 2024 einer unserer Venti­la­toren ausfiel, mussten wir schnell handeln“, erin­nert sich Thomas Rühmann, Projekt­leiter im Ener­gie­ma­nage­ment. Die betrof­fenen Anlagen waren so alt wie der Flug­hafen selbst; arbei­teten mit je einem großen riemen­ge­trie­benen Venti­lator für die Zu- und Abluft pro Tunnel. Diese veral­tete Technik brachte erheb­liche Nach­teile mit sich: Neben dem hohen Ener­gie­ver­brauch vorallem die fehlende Betriebs­si­cher­heit. Daher kam keine reine Instand­set­zung der alten Lösung infrage – sondern nur ein umfas­sendes Retrofit. „Norma­ler­weise haben wir für solche Projekte drei bis vier Monate Zeit“, erklärt Rühmann. „Aber hier musste inner­halb eines Monats eine Lösung her.“

Die Retrofit-Macher

… ist Projekt­leiter im Bereich Ener­gie­ma­nage­ment der Flug­hafen München GmbH. Für mehr Effi­zienz und Betriebs­si­cher­heit hat er das Retrofit beauf­tragt.

… ist Geschäfts­führer bei Lüftungs­mon­tagen Jend­rallek und über­nahm mit seinem Team den Abbau der alten Anlagen und die Montage der neuen Lösung.

… ist Retrofit-Spezia­list beim ebm-papst Service­center Breuell & Hilgen­feldt. Er schlug die neue Venti­lator-Lösung vor, lieferte die RadiPac an und kümmerte sich um das Einmessen und Einrichten der Steue­rung.

Frische Luft für Tunnel

Seit 1992 belüften jeweils ein Zu- und ein Abluft­system die Verbin­dungs­tunnel Nord und Süd. Das heißt: insge­samt 4 mehr als 30 Jahre alte, riemen­ge­trie­bene Venti­la­toren. Und das in unter­schied­li­chen Ebenen mit 2,4 Metern Höhen­un­ter­schied.

Weg mit den Verschmut­zungen

Die alte Lösung ist durch ihre diversen Verschleiß­teile auch aus hygie­ni­scher Sicht proble­ma­tisch. Der Abrieb der Riemen sorgt für zum Beispiel für Verschmut­zungen in den Luft­lei­tungen, oder Lager­fett kann sich am Venti­lator, Keil­riemen und Gehäuse verteilen. Die Verun­rei­ni­gungen führen nicht nur zu einer Konta­mi­na­tion der Luft, die die Anlage verteilt, sondern begüns­tigen im Brand­fall die Ausbrei­tung des Feuers.

Ganz schön was zu schleppen

Das Team um Stephan Jend­rallek arbeitet mit schwerem Werk­zeug. Die alten Motoren wiegen bis zu 400 Kilo­gramm, daher kommen Krane zum Einsatz. Nur so können die in die Jahre gekom­menen Teile durch die engen Gänge manö­vriert werden.

„Wir mussten schnell handeln“

Das Retrofit findet unter Zeit­druck Anfang Dezember 2024 statt – Stephan Jend­rallek und sein Team zerschneiden inner­halb weniger Tage die alten Venti­la­toren in Einzel­teile und bringen sie samt der Motoren aus der Anlage. Dann folgt die Vorbe­rei­tung zur Montage der neuen Lösung. Stephan Jend­rallek hat dafür bereits spezi­elle Druck­schott­bleche ange­fer­tigt, in die die neuen Venti­la­toren als FanGrid montiert werden.

Der Einbau wird zum Kinder­spiel

Um auch die Monta­ge­phase möglichst kurz zu halten, schlug Dieter Hilde­brandt Plug-&-Play-fähige RadiPac C Venti­la­toren vor. Die machen das Hand­ling und die Montage, zum Beispiel dank Trag­spin­nen­kon­struk­tion, zum Kinder­spiel. Insge­samt 34 RadiPac C instal­liert Jend­ralleks Team in dafür speziell von ihm ange­fer­tigten Druck­schott­ble­chen. Jeweils 8 bis 9 RadiPac bilden ein FanGrid.

Alles inte­griert

Die RadiPac C kommen mit Vorleit­gitter Flow­Grid, inte­grierter MODBUS-Schnitt­stelle und auto­ma­ti­scher Reso­nan­zer­ken­nung. Letz­tere war dem Flug­hafen-Team für die Betriebs­si­cher­heit der Anlagen beson­ders wichtig.

Was kann auto­ma­ti­sche Reso­nan­zer­ken­nung in Lüftungs­an­lagen?

Wird ein Venti­lator häufig bei zu hohen Schwing­ge­schwin­dig­keiten – zum Beispiel vers­ur­sacht durch Verun­rei­ni­gungen – betrieben, kann sich das negativ auf die Lebens­dauer auswirken. Der RadiPac C verfügt daher über eine auto­ma­ti­sche Reso­nan­zer­ken­nung. Dazu wird bei der Inbe­trieb­nahme ein Test-Hoch­lauf durch­ge­führt, der die Schwing­ge­schwin­dig­keit über den gesamten Dreh­zahl­ver­lauf vom Still­stand bis zur Nenn­dreh­zahl analy­siert. Bei der Instal­la­tion des Venti­la­tors in die Anlage erkennen inte­grierte Schwin­gungs­sen­soren die Reso­nanzen, und die Soft­ware vermeidet den Betrieb in den fest­ge­stellten kriti­schen Berei­chen.

Der Anwender kann die Einstel­lungen der Soft­ware jeder­zeit manuell bear­beiten, hat also immer die volle Kontrolle. Sollte sich die Schwing­ge­schwin­dig­keit während des Betriebs erhöhen, etwa durch Verschmut­zungen des Lauf­rads und einer daraus resul­tie­renden zusätz­li­chen Unwucht, gibt die Soft­ware eine auto­ma­ti­sche Warnung ab. Der Anwender hat die Möglich­keit, das System hinsicht­lich zusätz­lich entstan­dener Unwuchten zu prüfen und Maßnahmen zur Fehler­be­he­bung (z. B. Reini­gung und/oder neuer Hoch­lauf) zu ergreifen.

Betriebs­si­cher­heit gesi­chert

Die Zu- und Abluft­sys­teme bekommen jeweils ein FanGrid. Der Vorteil dieser Venti­la­to­ren­wand ist die Redun­danz: sollte einer der Venti­la­toren ausfallen, über­nehmen die übrigen auto­ma­tisch die fehlende Leis­tung. Die vom Flug­hafen gefor­derten 61.000 m3/h bzw. 68.000 m3/h Volu­men­strom werden so garan­tiert.

Einbin­dung per MDC

Die MODBUS-Schnitt­stelle ist in der Hoch­leis­tungs­elek­tronik des RadiPac C bereits inte­griert. Das ermög­licht die einfache Einbin­dung per MDC (Modbus Display and Control) in das Gebäu­de­leit­system des Flug­ha­fens.

Para­meter in Echt­zeit

Das MDC kann unter­schied­liche Para­meter in Echt­zeit erfassen. Zum Beispiel die Dreh­zahl der einzelnen Venti­la­toren oder die Betriebs­stunden der Anlage, was eine auto­ma­ti­sierte Über­wa­chung und Rege­lung enorm verein­facht.

252.000 Kilo­watt­stunden pro Jahr Einspa­rung

Das Retrofit zahlt sich gleich mehr­fach aus: „Wir sparen künftig etwa 252.000 Kilo­watt­stunden pro Jahr“, freut sich Rühmann. So amor­ti­siert sich das Projekt inner­halb weniger Jahre. Ebenso wichtig ist der Beitrag zum Klima­schutz – der Flug­hafen München will bis 2035 das Ziel Netto-Null-Emis­sionen errei­chen, wobei jede einge­sparte Kilo­watt­stunde hilft.

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