Man sieht es nicht, man riecht es nicht und man schmeckt es nicht: das natürlich auftretende radioaktive Gas Radon. Trotzdem − oder gerade deswegen− ist das Element hochgefährlich. So ist das Zerfallsprodukt von Radium nach dem Rauchen der zweithäufigste Grund für Lungenkrebs und fordert weltweit jährlich Zehntausende Leben, davon 20.000 in den USA, 15.000 in der EU und rund 500 in Schweden.

Lange war das Archiv der Bibliothek eine Gefahrenzone. Wegen der hohen Radonwerte war der Aufenthalt verboten.
Dabei kommt Radon ganz natürlich in vielen Bodenarten vor. Gefährlich wird das Gas, sobald es durch Mikrorisse oder andere kleinere Öffnungen im Fundament in Gebäude eindringt. In der Raumluft reichert es sich an und erreicht schnell gesundheitsgefährdende Level − so auch in der Stockholmer Stadtbibliothek. Ein gesetzlich vorgeschriebener Energiecheck förderte zutage, dass die Radonkonzentration im Archiv des Gebäudes bei 2.000 Becquerel pro Kubikmeter lag. Der gesetzliche Grenzwert in Schweden liegt bei 200.
Chance für Radonkonsult
Mit sofortiger Wirkung erklärte die Bibliothek das Archiv im Kellergeschoss zur Tabuzone. Tausende Bücher lagen nun außerhalb des Zugriffs der Bibliothekare. Auf der Suche nach einer Lösung für das Problem arbeiteten die Verantwortlichen der Bibliothek mit verschiedenen Dienstleistern zusammen. Ein Unternehmen versiegelte alle Risse und Fugen im Keller, ein anderes versuchte einen leichten Überdruck im gesamten Gebäude zu kreieren. Keine der Maßnahmen half.
Über einen Messekontakt kam die Bibliothek nach einigen Monaten auf das Unternehmen Radonkonsult, das sich seit Jahrzehnten auf den Schutz vor Radon spezialisiert hat. Michael Myntelius, Chief Operations Officer von Radonkonsult, erinnert sich: „Nach einigen Fehlversuchen konnten sich die Verantwortlichen der Bibliothek keine Experimente mehr leisten. Deshalb war für uns von Anfang an klar, dass wir genau eine Chance hatten, das Problem vollständig in den Griff zu bekommen.“
Radialgebläse für den Unterdruck

Bei der umgesetzten Lösung wird das Radon direkt aus dem Boden gezogen und über Rohre ins Freie geleitet.
Nach ausgiebigen Messungen vor Ort zeigte sich, dass Radonkonsult auch in der Bibliothek ein Verfahren anwenden konnte, das bereits in über 7.000 anderen Projekten für eine Linderung des Problems gesorgt hatte. Um zu verhindern, dass das Radon in den Raum strömt und sich dort ausbreitet, muss es direkt aus dem Boden gezogen werden. Dafür bohrt Radonkonsult kleine Löcher mit einem Durchmesser von 16 Millimetern in das Fundament und verbindet sie über Rohrleitungen mit einer speziellen Radonpumpe. In dieser arbeiten mehrere Radialgebläse von ebm-papst, die unter dem Fundament einen Unterdruck erzeugen. So wird das Radon abgesaugt, bevor es in den Raum gelangen kann. Über Rohrleitungen gelangt das Gas aus dem Gebäude, wo es sich mit Frischluft vermischt und damit für den Menschen ungefährlich wird.
Der Kampf gegen Radon ist nicht einfach und erfordert eine Menge Know-how.
Jan Edlinger, Vertriebsingenieur bei ebm-papst in Schweden
So funktioniert der Radonschutz
Durch kleine Löcher (a) im Fundament erzeugt die Radonpumpe (b) einen Unterdruck unter dem Gebäude (c) und leitet so das Radon an die frische Luft (d), bevor es in den Raum gelangen kann.
Auf die Frage, warum Myntelius in dem System Gebläse von ebm-papst einsetzt, gibt er eine einfache Antwort: „Ein Wort: Qualität. Wir haben diese Anlagen bereits mit Ventilatoren aus China gebaut und mit schwedischen Konkurrenzprodukten. Die haben nicht annähernd die Qualität und Haltbarkeit der Produkte von ebm-papst. In einigen Anlagen laufen sie schon seit über 20 Jahren.“ In der Bibliothek baute Radonkonsult gleich vier Radonpumpen mit jeweils sieben Gebläsen ein. Das Ergebnis: Die Radonbelastung sank innerhalb kürzester Zeit von 2.000 auf 50 Becquerel pro Kubikmeter. „Der Kampf gegen Radon ist nicht einfach und erfordert eine Menge Know-how“, sagt Jan Edlinger, Vertriebsingenieur bei ebm-papst. „Es ist toll zu sehen, welche Ergebnisse Radonkonsult dabei erreicht.“
Um sicherzugehen, dass das niedrige Radonniveau kein kurzfristiger Effekt war, forderte die Bibliothek eine zweimonatige Überwachung, ehe sie das Stockwerk wieder freigab. Die Messungen zeigten, dass die Werte dank der Anlage nun konstant weiter unter dem Grenzwert blieben. So konnten die Bibliothekare endlich zurück zu ihren Büchern und bedenkenlos weiterarbeiten.
Pingback: Frische, kühle Luft | mag°
Ich glaube auch anderweitige Methoden hätten meiner Meinung auch zum Erfolg geführt z.B. ein Überdruck mit Frischluft mit einer zusätzlichen Abluftvorrichtung.
Sehr geehrter Herr Frei,
vielen Dank für Ihre Anmerkung. Eine Lösung mit Überdruck konnte im vorliegenden Fall nicht umgesetzt werden, da sonst Probleme mit Schimmel und Feuchtigkeit auftreten könnten. Zudem hat die Bibliothek das bereits versucht, aber es hatte nicht funktioniert. Wir sind froh, dass wir mit unseren Gebläsen zur Lösung beitragen konnten.
Viele Grüße, ihr mag°-Team