© Climeworks / Julia Dunlop

Fette Absauger gegen CO2

Die Schweizer Firma Clime­works filtert Kohlen­di­oxid aus der Luft — und will so einen Beitrag zum Klima­schutz leisten.


Bei Müll­ver­bren­nung denkt man nicht zwangs­läufig an Luft­ver­bes­se­rung. Doch in der Gemeinde Hinwil im Schweizer Kanton Zürich verbindet ein welt­weit einma­liges Projekt die beiden Aspekte. Unten verwan­delt der Zweck­ver­band Kehricht­ver­wer­tung Zürcher Ober­land Abfälle mit Feuer zu Schlacke, oben macht die Firma Clime­works Kohlen­di­oxid zu Pflan­zen­treib­stoff. Ein effi­zi­enter Kreis­lauf, denn die Müll­ver­bren­nung liefert Energie für die CO2-Sauger auf dem Dach. Die bringen das Treib­hausgas über eine Rohr­lei­tung zu einem 400 Meter entfernten Gewächs­haus, wo ihn eine Gärt­nerei für den Gurken- und Toma­ten­anbau nutzt. 900 Tonnen CO2 werden so vom Klima­killer zum Wachs­tums­booster.

Die 18 Kollek­toren der Anlage in Hinwil liefern dem benach­barten Gewächs­haus 900 Tonnen konzen­triertes Kohlen­di­oxid pro Jahr. [Foto | Clime­works / Julia Dunlop]

Der land­wirt­schaft­liche Betrieb konnte seinen Ernte­er­trag so um 20 Prozent stei­gern. [Foto | Clime­works / Julia Dunlop]

Vom Traum zum Klima­ziel

Die Tech­no­logie nennt sich Direct Air Capture (DAC) und die Anlage wurde von Chris­toph Gebald und Jan Wurz­bacher entwi­ckelt. Die Inge­nieure lernten sich Anfang des Jahr­tau­sends beim Studium an der ETH Zürich kennen. „Wir haben gleich am ersten Tag beschlossen, gemeinsam ein Unter­nehmen zu gründen“, erzählt Wurz­bacher. „Das war unser großer Traum.“ 2007 begannen sie mit der Forschung an Tech­no­lo­gien, die der Umge­bungs­luft Kohlen­di­oxid entziehen. Bereits zwei Jahre später hoben sie Clime­works aus der Taufe. Das Unter­nehmen hat sich ambi­tio­nierte Ziele gesteckt: „Tech­no­lo­gien zur Entfer­nung von CO2 aus der Luft sind zum Errei­chen des Zwei-Grad-Ziels uner­läss­lich“, betont Valentin Gutknecht, Marke­ting Manager Clime­works. Bis 2025 will man daher ein Prozent der welt­weiten CO2-Emis­sionen aus der Luft filtern. 250.000 Anlagen wie dieje­nige in Hinwil wären dazu nötig. Die besteht aus 18 Saugern, die zusammen gesteuert und über­wacht werden. Der Vorteil des modu­laren Prin­zips: Es braucht wenig Platz, ist problemlos skalierbar und kann daher überall einge­setzt werden.

Nütz­li­ches CO2

Das Kohlen­di­oxid, das die Direct-Air-Capture-Anlage aus der Luft filtert, lässt sich für viele Aufgaben nutzen: vom rege­ne­ra­tiven Treib­stoff über Pflan­zen­dünger bis zum Blubber für Getränke.

Das Grund­prinzip des CO2-Saugers ist eigent­lich ganz simpel: Ein Venti­lator saugt Luft durch einen Filter, an dem das CO2 hängen bleibt. Ist der Filter voll, wird das Treib­hausgas bei 100 Grad Celsius gelöst. Die Wahl der rich­tigen Verfahren und Kompo­nenten war natür­lich etwas komplexer. „Ener­gie­ef­fi­zienz war für uns ein ganz wich­tiger Aspekt, da haben wir von Anfang an drauf geachtet“, betont Wurz­bacher. Das war ein Grund für Clime­works, auf große Axial­ven­ti­la­toren von ebm-papst zu setzen. Die müssen sehr große Volu­men­ströme bei kleinen Druck­ver­lusten fördern und dabei auch noch sehr leise sein. „Wir haben davon profi­tiert, dass wir bei ebm-papst in Mulfingen das Gesamt­system aufbauen und messen konnten. So konnten wir dann die best­mög­liche Effi­zienz ermit­teln.“

„CO2 aus der Luft zu entfernen ist für die Errei­chung des Zwei-Grad-Ziels uner­läss­lich.“ Valentin Gutknecht, Marke­ting Manager bei Clime­works

Auch die effi­zi­ente Nutzung des Kohlen­di­oxids treibt Clime­works voran. Gemü­se­anbau wie jetzt beim ersten Projekt in Hinwil stellt nur eine von mehreren Möglich­keiten dar. Das in der DAC-Anlage gewon­nene CO2 lässt sich auch bei der Produk­tion von kohlen­säu­re­hal­tigen Getränken oder klima­neu­tralen Kraft­stoffen und Mate­ria­lien einsetzen. Haupt­sache, es verschwindet aus der Luft.

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