Bevor der Verbrennungsmotor erfunden wurde, sah es ganz so aus, als habe der Elektromotor eine große Zukunft vor sich: Die ersten Autos fuhren mit Strom, nicht mit Benzin. Aber dann stellte Carl Benz am 29. Januar 1886 seinen Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 vor und schon bald galt der Verbrennungsmotor als dem Elektromotor überlegen. Die Batterien machten einfach zu schnell schlapp. Benzin hingegen ließ sich schnell und billig nachfüllen.
Doch 130 Jahre nach Benz’ Patent ist die Elektromobilität auf dem Vormarsch. Sie soll ihren Beitrag dazu leisten, die weltweit ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Damit Elektroautos ihren Platz auf der Straße jedoch erobern können, müssen ihre Akkus besser und deren Aufladen schneller werden.
„Früher war die einzige Lademöglichkeit die normale Haushaltssteckdose. Da dauerte es schon mal einen halben Tag, bis die Batterien voll waren.“
Kai Schönenberg, Teamleiter des Vertriebs bei der EBG compleo GmbH
Im nordrhein-westfälischen Lünen freut sich Kai Schönenberg über diese Entwicklung. Der Teamleiter des Vertriebs bei der EBG compleo GmbH ist für den Verkauf von Ladestationen zuständig — den Tankstellen der Zukunft: „Die erste Ladestation haben wir 2009 vorgestellt, inzwischen sind europaweit fast 6.000 Ladepunkte von uns im Einsatz.“ Obwohl noch relativ neu in diesem Geschäft, zählt EBG compleo heute zu den Marktführern. Das Unternehmen ist eine Tochter der EBG Group, die seit über 60 Jahren Verteilerschränke für den Außenbereich aus einem speziellen Kunststoff herstellt, der jedem Wetter trotzt. „Im Prinzip sind Ladestationen ja nichts anderes als Stromverteiler im Freien. Da wir dazu bereits das Know-how hatten, lag der Einstieg in diesen Markt nahe“, sagt Schönenberg.
Von der Steckdose zum Schnelllader
Die EBG Group
1948 wurde das Unternehmen in Lünen nördlich von Dortmund gegründet. Es hat sich auf die Produktion von Schaltschrankgehäusen spezialisiert. 2009 stieg die EBG Group in das Geschäft mit den Ladesäulen ein und gründete dafür die EBG compleo GmbH. Das Unternehmen entwickelt und produziert nicht nur die Ladesäulen, sondern bietet auch Service- und Wartungspakete an. Kunden sind Kommunen, Energieversorger, Carsharing-Anbieter, aber auch andere private Unternehmen wie Banken.
Neben der Reichweite der Akkus ist die Ladezeit der Knackpunkt bei der Akzeptanz der elektrischen Autos. „Früher war die einzige Lademöglichkeit die normale Haushaltssteckdose, die maximal 3,7 Kilowatt liefert. Da dauerte es dann schon mal einen halben Tag, bis die Batterien voll waren“, erläutert Schönenberg. Schnell volltanken ist so nicht möglich. Die neue Gleichstrom-Schnellladesäule CITO nähert sich diesem Ziel an: Einen leeren Akku mit der Kapazität von 25 Kilowattstunden lädt sie in etwa einer halben Stunde wieder voll. „In der Praxis ist es aber so, dass die Fahrer unterwegs nur so viel laden, wie sie tatsächlich benötigen. Dann reichen auch mal fünf bis zehn Minuten Ladezeit für die nächsten Kilometer.“
Doch wie funktioniert eine solche Ladesäule in der Praxis? Auf dem Firmenparkplatz deutet Schönenberg auf eine schlanke, schlichte Säule. „Da haben sich schon einige gewundert, wie es möglich ist, auf so engem Raum so viel Leistung unterzubringen“, sagt er und zeigt auf einen unauffälligen Kabelverteilerschrank, der etwa zwanzig Meter weit weg steht: „Wir haben die Bedieneinheit und die Leistungseinheit getrennt. Sonst müssten die Betreiber riesige, bis zu 500 Kilogramm schwere Kästen an den Straßenrand stellen.“
„Der Fahrer muss sich darauf verlassen können, dass die Ladestation funktioniert. Für E-Fahrzeuge gibt es keinen Reservekanister.“
Kai Schönenberg, Teamleiter des Vertriebs bei der EBG compleo GmbH
Schönenberg setzt seine Demonstration fort und hält seine Kundenkarte an die Ladesäule, zieht den Stecker und steckt ihn in die Steckeröffnung des Firmenwagens. Der Ladevorgang beginnt und Schönenberg geht auf den Verteilerkasten zu. „Wenn ein oder mehrere Fahrzeuge an der Ladesäule angeschlossen sind, erzeugt die Leistungselektronik natürlich sehr viel Wärme, die effizient abgeführt werden muss. Die EBG-compleo-Technologie setzt hier auf Luftkühlung, um ein Überhitzen zu vermeiden. „Der Fahrer muss sich darauf verlassen können, dass die Ladestation funktioniert. Für E-Fahrzeuge gibt es keinen Reservekanister.“
Ruhige Nachbarschaft
Die Herausforderung bei der Entwicklung war es, ein Kühlsystem zu entwickeln, das nur wenig Raum einnimmt. Die Ingenieure bei EBG compleo setzten deshalb für ihre Lösung auf zwei EC-Radialventilatoren von ebm-papst. „Die sind nicht nur kompakt und sehr zuverlässig, sondern auch noch extrem leise. Ein wichtiger Aspekt, da auch einige Ladesäulen in Wohngebieten stehen“, betont Schönenberg. Die CITO ist deutlich leiser, als die Lärmschutzverordnung vorschreibt. Die Ventilatoren lassen sich zudem gezielt ansteuern und drehen sich nur dann, wenn sie tatsächlich kühlen sollen. „Die Ladesäulen kommen bei unseren Kunden gut an“, sagt Schönenberg und zeigt auf ein paar Bürocontainer: „Wir können gar nicht so schnell bauen, wie wir wachsen!“
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