Was war vor zehn Jahren Ihre Motivation, auf EC zu wechseln?
Wolfgang Krenn: Wir haben als Unternehmen den Antrieb, die Gesamteffizienz von Kälteanlagen zu verbessern, sei es durch Rohrgeometrie, Leitfähigkeit oder Abtauoptimierung. Die EC-Technologie ist ein weiterer Baustein für uns in diesem generellen Bestreben. Insofern war die Entscheidung für den Wechsel von AC auf EC ein ganz logischer Schritt.
Andreas Binder: Damals kamen die Themen Klimaschutz und Energiesparen immer stärker auf. Wenn wir uns einen Luftkühler anschauen, dann ist der Ventilator die Komponente, an der wir den Stromeintrag minimieren können.
Wie haben Ihre Kunden auf EC reagiert?
Krenn: Die Skepsis war zunächst groß. Eine Elektronik sollte mit in den Kühlraum! Dabei ist es dort kalt und feucht und ab und zu kommt der Hochdruckreiniger vorbei. Außerdem war der EC-Motor teurer.
Wie haben Sie die Skeptiker überzeugt?
Krenn: Ich kann mich noch genau an meinen ersten Kundenbesuch erinnern. Da habe ich mir einen Verdampfer mit einem neuen EC-Motor und einem Q-Motor, der bisher im Einsatz war, bauen lassen, mit Anzeige der Leistungsaufnahme. Den habe ich in den Kofferraum eingeladen und bin zu unseren Großhändlern gefahren. Die konnten dann direkt sehen: Der Q-Motor nimmt 80 Watt auf, der EC nur 27.
Der Clou dabei ist: Die Anwender sparen zweimal! Der EC-Motor nimmt weniger Leistung auf und gibt daher auch weniger Wärme ab, die die Kälteanlage aus dem Kühlraum transportieren muss. Das hat mich einfach begeistert: doppelter Nutzen, doppelte Einsparung. Das — und die daraus resultierende schnelle Amortisationszeit — hat dann auch die skeptischsten Kunden überzeugt.
Aber Ihre Kunden, also die Großhändler, haben von dieser Einsparung doch keinen Vorteil!?
Krenn: Das stimmt. Wir haben zu Beginn sogar einen Teil des Mehrpreises übernommen, um die Hürde für die Kunden zu senken und die Technologie in den Markt zu bringen. Im Laufe der Zeit ist auf dem Markt dann etwas Interessantes passiert: Beispielsweise Betreiber großer Supermarktketten haben gesehen, dass sie mit EC-Ventilatoren Betriebskosten sparen können. Die haben sie dann auch explizit in den Ausschreibungen angefragt. Wer EC bereits anbieten konnte, hatte einen klaren Wettbewerbsvorteil. Das hat auf dem Markt eine Sogwirkung ergeben. Daraufhin war dort der Mehrpreis zweitrangig.
Wie verhält sich das mit anderen Kälte-Applikationen?
Krenn: Neuerungen haben es in der Kältebranche oft schwer. Das hängt damit zusammen, dass Energieeffizienz bei bestimmten Anwendungen nicht so stark ins Gewicht fällt. Für mich gibt es daneben aber einen weiteren, wichtigen Vorteil der EC-Technologie: die gute Regelbarkeit der Motoren. Bei empfindlichem Kühlgut oder Applikationen mit schwankenden Lasten ist das ein Riesenvorteil.
Binder: Zudem sollte man noch bedenken: Dadurch, dass sich die Ventilatoren leicht auf andere Drehzahlen regeln lassen, haben die Kunden eine große Flexibilität in ihrer Applikation. Und wir müssen auch weniger Typen vorhalten, weil wir sie für Anwendungen mit unterschiedlichen Drehzahlanforderungen einsetzen können.
Welche Rolle hat die Ökodesign-Richtlinie bei dieser Entwicklung gespielt?
Binder: Unsere Kunden setzen natürlich voraus, dass das Produkt, das sie kaufen, allen Richtlinien entspricht. Aber ganz ehrlich, dadurch, dass wir so früh auf EC umgestellt haben, hat uns das Thema ErP überhaupt nicht betroffen. Wir waren schon vor den Verschärfungen der Richtlinie auf der sicheren Seite.
Wie hat sich der Umstieg auf EC bei Ihnen weiterentwickelt?
Binder: Als ich ins Unternehmen gekommen bin, hatten wir einen EC-Ventilator im Einsatz. 2012 haben wir dann drei Verdampferbaureihen umgestellt und danach Schritt für Schritt weitere Geräte. Inzwischen arbeiten in rund 95 Prozent unserer Produkte EC-Motoren.
Krenn: Der Service ist für uns auch immer ein triftiger Grund. Unsere EC-Applikation für die Luftkühler ist so gestaltet: Wenn ein AC- oder Q-Motor ausfällt, lässt sich der EC-Motor 1 : 1 ohne großen Aufwand austauschen. Das hat dazu geführt, dass wir auch in der Ersatzteil-Bevorratung komplett umstellen konnten und ausschließlich EC-Motoren vorhalten.
Die EC-Technologie hat uns alle begeistert. Größere Überzeugungstäter als uns gibt es also fast nicht. Für mich ist EC State of the Art. Da gibt es eigentlich nichts mehr zu überzeugen. Deshalb verbauen wir auch fast keine andere Technologie mehr. Die Supermarktbetreiber und die Anlagenbauer kennen’s gar nicht mehr anders.
Wie wird EC in den verschiedenen Regionen angenommen?
Binder: Andere Märkte sind noch preissensibler, da ist es oft schwierig, EC anzubringen. In Südostasien hat sich da aber schon eine Menge entwickelt. Aktuell haben wir beispielsweise ein Projekt mit einer großen Supermarktkette in Thailand, in der standardmäßig EC-Technologie verbaut wird.
Krenn: In dem thailändischen Projekt war — und das habe ich in der Region zum ersten Mal gesehen — nicht nur EC ausgeschrieben, sondern auch die aufzunehmende Leistung limitiert. Unser Kunde ist dort Pionier, weil er erkannt hat, wie viel er sparen kann. Aber es wird sicher noch ein bisschen brauchen, bis diese Denke den dortigen Markt durchdringt.
Schreiben Sie einen Kommentar