Bei Lahr im Schwarzwald reiht sich ein großes Logistikzentrum an das andere. Die Aufgabe, den Hallenkomplex zu kühlen und zu heizen, fiel auf die Klimatisierungsfirma MultiCross. Die Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass zu jeder Zeit und in jeder Ecke des Logistikzentrums konstant 22 Grad Celsius Temperatur herrschen – sommers wie winters. „Zalando stellt sehr hohe Ansprüche an die Arbeitsumgebung und plant mit äußerst niedrigen Toleranzen. Wenn die sagen, 22 Grad immer und überall, dann meinen die das so,“ erklärt Frank Reimann, Geschäftsführer von MultiCross.
Eine immense Herausforderung, z. B. im sogenannten Kommissionierungslager, wo die Mitarbeiter die Waren aus den Regalen greifen: Dieses Lager umfasst 175 Reihen auf fünf Ebenen, dicht bepackt mit Kleiderkartons. Die Luftführung in diesem Teil der Halle ist besonders komplex. Und es gilt, insgesamt rund eine Million Kubikmeter Luft pro Stunde umzuwälzen. Es musste also eine große Lösung sein.
Auf dem Hallendach gibt es 25 Wärmerückgewinnungsanlagen, 84 Gasmotoren und ein Direktverdampferregister.
MultiCross installierte 25 Wärmerückgewinnungsanlagen auf das Hallendach, jede einzelne von der Größe einer Doppelgarage. 84 Gasmotoren treiben die Anlagen an. Direktverdampferregister mit vier Kreisen pro Gerät erzeugen die Kälte beziehungsweise die Wärme genau in der Menge, wie sie im Augenblick gewünscht wird – nicht mehr und nicht weniger.
In den Zalando-Hallen ist der Frischluftbedarf besonders hoch, weil Textilien, Leder und Verpackungskartons Gerüche ausdünsten. Darum entschied sich MultiCross für eine zusätzliche Lösung zur Wärmerückgewinnung. Da das Hallendach sehr groß ist, plante das Unternehmen die Geräte in die Länge, so dass Ab- und Zuluft weit voneinander getrennt sind – eine Maßnahme zur Erhöhung der Effizienz, die auch die Wartung erleichtert.
Energie sparen im Sozialtrakt
Die Wärmerückgewinnungsanlage über dem Sozialtrakt mit Büros, Küche, Kantine und Umkleiden ist mit besonders effizienten und leisen RadiPac EC-Ventilatoren von ebm-papst ausgerüstet. Denn hier ist die Einströmdüse perfekt auf das Laufrad mit seinem aerodynamisch optimierten Schaufelkanal ausgelegt. Das reduziert Turbulenzen bereits beim Lufteintritt, senkt dadurch die Strömungsverluste und beseitigt eine der Ursachen für störende Geräusche. Auch der Übergang von der Einströmdüse zur Raddeckscheibe ist so konzipiert, dass eine klar definierte Spaltströmung entsteht. Dadurch reduzieren sich an dieser Stelle ebenfalls die Turbulenzen im Luftstrom, die den wirksamen Strömungsquerschnitt verringern würden. Auch durch diese Maßnahme steigt die Effizienz des Gesamtsystems.
Einen weiteren Beitrag zur Geräuschreduktion leistet die sanfte Rundung am Schaufeleintritt. Sie sorgt für verlustarme Zuströmung der Schaufel. Die profilierte Kontur leitet den Luftstrom durch den Schaufelkanal bevor dieser turbulenzarm, bedingt durch die dünne Abströmkante, das Laufrad verlässt. Die speziell geformte Radbodenscheibe lenkt die Luftausströmungsrichtung weitgehend in axialer Richtung. Dadurch sinken im Klimagerät die Umlenkverluste, und es entsteht ein geringerer Druckabfall im eingebauten Zustand. Die Anordnung als FanGrid steigert die Effizienz zusätzlich und erhöht darüber hinaus die Betriebssicherheit. Standardmäßig ist außerdem ein Druckentnahmestutzen zur Volumenstrommessung vorgesehen, der optimal positioniert ist. Für MultiCross vereinfacht sich dadurch die Inbetriebnahme.
Den Datenhunger stillen
Den letzten Ausschlag für Zalandos Entscheidung für die RadiPac EC-Ventilatoren gab aber eine andere Eigenschaft des Geräts. Reimann: „Wir merkten, dass Zalando 2008 als digitales Start-up begann. Die Digitalisierung wird im ganzen Unternehmen gelebt. Sie waren angenehm überrascht, dass man am Ventilator so viele Datenpunkte abnehmen kann: Drehzahl, Temperatur, Betriebsstunden, Watt – die Zalando-Haustechnik führt sehr viele Datenanalysen durch.“ Die MultiCross-Software EcoSmart bereitet die wichtigsten Daten übersichtlich auf und stellt sie Zalando regelbar zur Verfügung.
Die MultiCross-Software EcoSmart bereitet die wichtigsten Daten übersichtlich auf.
Bei auffälligen Werten sendet der gemeinsam mit ebm-papst entwickelte digitale Assistent MultiTrend Viewer dem zuständigen Haustechniker eine Warn-E-Mail oder MultiCross kann per Fernwartung eingreifen. „Mit dem Trend zur smarten Haustechnik und zu Industrie 4.0 wird so ein Service immer mehr als Standard erwartet. Da hilft es ungemein, dass zum Beispiel die EC-Ventilatoren ganz einfach über MODBUS-RTU angesteuert werden können und es kein großer Aufwand ist, sie in ein Informationssystem hineinzukriegen.“
Mehr Effizienz durch Big Data
In den Hallen des Logistikzentrums messen Fühler die CO2-Konzentration, Raumtemperatur und andere Werte. Die Daten wandern direkt ins Hausnetz, wo sie weiterverwendet werden. Die Wärmerückgewinnungsanlagen holen sich die Werte über Geräte-Adressen aus dem Netz. Auch die Daten fließen in die Gesamtbetrachtung, denn der Grund für den Datenhunger von Zalando ist einfach zu verstehen: Das Unternehmen baut gerade eine zentrale Software auf für alle Logistikzentren mit sämtlichen Daten aus der Haustechnik – längst nicht nur Klima. Werden die Werte nach zahlreichen Einflussfaktoren verglichen, erhofft sich Zalando Effizienzgewinne beim laufenden Betrieb und Rückschlüsse für Neubauten des rasch wachsenden Unternehmens.
Hilfe bei der ErP-Richtlinie
Als MultiCross das Zalando-Projekt plante, wurde gerade die ErP-Richtlinie 2016 der Europäischen Union verhandelt, die die Effizienzanforderungen an Raumklimatisierung neu formulierte. „Für uns war das ein Problem. Denn solche Richtlinien lassen selbst am Tag des Inkrafttretens noch wichtige Details unklar“, so Reimann. Die Erfahrung mit EU-Richtlinien zeigt, dass sich die einzelnen Punkte erst durch die praxisorientierten Rückfragen der Branchen konkretisieren. Es war in diesem Fall zum Beispiel sogar lange unsicher, ob eine Logistikhalle wie die von Zalando überhaupt unter die Neuregelung fällt.
Auch an extrem heißen Tagen im Juli herrschen in den Hallen und Gängen nun angenehme 22 Grad Celsius.
Für Reimann stellte sich die Frage, wie er für seinen Kunden eine normgerechte Klimatisierung planen soll, wenn er die Norm nicht kennt. Da Reimann aber Premiumpartner von ebm-papst ist, konnte er sich mit solchen Detailfragen an das Unternehmen wenden. „Von ebm-papst bekam ich immer besonders fundierte Einschätzungen, sodass wir rasch Planungssicherheit für das Zalando-Projekt hatten.“
2017 nahm das Logistikzentrum in Lahr seinen Betrieb auf. Auch an den extrem heißen Tagen im Juli herrschten in den Hallen und Gängen angenehme 22 Grad Celsius – immer und überall.
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