Wer Jaime Tan an seinem Arbeitsplatz bei Artisan Green besucht, der wähnt sich am falschen Ort. Das Unternehmen züchtet beispielsweise Spinat, Baby-Grünkohl und Kräuter — Felder sucht man allerdings vergeblich: Der Schreibtisch des General Managers steht im vierten Stock eines Gewerbegebäudes in Singapur. Gemüseanbau mitten in der Stadt? Jaime Tan lacht und erklärt: „Wir haben uns auf Hydroponik spezialisiert. Die Wurzeln unserer Pflanzen stecken nicht in der Erde, sondern hängen in einer Nährlösung. Statt auf einer Ackerfläche wachsen sie in Pflanzregalen.“
Das ist auch einer der großen Vorteile des Vertical Gardening: Es spart viel Platz. Damit passt die Methode perfekt in die dicht besiedelte Metropole Singapur und zum Programm „30 by 30“. Mit dieser Initiative will die Regierung des Stadtstaats bis zum Jahr 2030 rund ein Drittel des Nahrungsmittelbedarfs mit lokal angebauten Lebensmitteln decken. „From lab to table“ lautet das Motto, unter dem innovative Ideen gefördert werden. Ideen wie das Geschäftsmodell, mit dem Artisan Green seit 2018 am Markt ist.

Ein Mitarbeiter von Artisan Green prüft das Wachstum seiner grünen Schützlinge in der Vertical-Gardening-Farm in Singapur. (Foto: Artisan Green)
Weniger ist mehr
Jaime Tan erklärt: „Unsere Farm ist ein Labor, in dem wir ausprobieren, wie wir optimal produzieren können. Es geht noch nicht um große Mengen.“ Gewachsen ist Artisan Green trotzdem: Erntete das Team anfangs etwa acht Kilogramm Baby-Spinat pro Woche, sind es heute bereits 60 bis 70 Kilogramm. Zusätzlich wurde die verfügbare Anbaufläche von zehn auf 60 Prozent vergrößert. Gewachsen ist auch das Produktspektrum: Neben Spinat sprießen nun Baby-Rotkohl, Dill und Koriander. Basilikum, Thymian und Salbei sollen folgen.
Kaufen kann man die Blattgemüse und die Kräuter in verschiedenen Supermärkten in Singapur. „Manche Kunden äußerten sich anfangs kritisch und befürchteten, dass bei der Indoor-Pflanzenzucht viele Chemikalien zum Einsatz kämen. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Die Pflanzen sind vor Schädlingen geschützt, darum brauchen wir keine Pestizide.“ Auch geschmacklich stünden sie den Outdoor-Sorten in nichts nach. Wasser spart man bei Hydroponik ebenfalls: Die Nährlösung wird gefiltert und dann wiederverwendet. Ein geschlossener Kreislauf also.
Sensible Angelegenheit
Bevor Jaime Tan Besucher durch die Produktion führt, heißt es erst einmal: Schutzanzüge anziehen! Gelangen Keime oder Verunreinigungen in den geschlossenen Raum, können sie das Wachstum beeinträchtigen oder gar die komplette Ernte vernichten. „Das System ist sehr sensibel. Selbst geringe Schwankungen bei Temperatur, Luftfeuchtigkeit, pH-Wert oder der Nährstoffmischung haben direkte Auswirkungen auf das Wachstum der Pflanzen“, erklärt Tan und zeigt auf die Metallregale, in denen zarter Baby-Spinat und Baby-Rotkohl unter künstlichem Licht und optimalen Bedingungen sprießen. Welche das sind, erforschte das Team im vergangenen Jahr. „Wir wissen schon sehr viel, lernen unsere Pflanzen und ihre Bedürfnisse aber immer besser kennen“, sagt Tan.
Winzige Spielverderber
Besonderes Augenmerk gilt der Luftqualität in der Farm. Sie entscheidet maßgeblich darüber, ob Spinat und Co. am Ende so wachsen, wie sie sollen. Eine kritische Rolle spielen dabei flüchtige organische Verbindungen, sogenannte Volatile Organic Compounds (VOC) wie Kohlenwasserstoffe, Alkohole und organische Säuren. Die Partikel sind wenige Mikrometer groß und immer in der Raumluft vorhanden. Ist ihre Konzentration zu hoch, können sie das Wachstum und den Reifeprozess von Pflanzen beeinflussen. Ein mobiler Luftfilter regelt den VOC-Gehalt.
Das System ist sehr sensibel. Selbst geringe Schwankungen bei Temperatur oder Luftfeuchtigkeit haben direkte Auswirkungen auf das Wachstum der Pflanzen.
Jaime Tan, General Manager Artisan Green
Gute Luft für frisches Gemüse

Der RadiCal packt das: Beim mobilen Luftfilter war hohe Leistung auf kleinem Bauraum gefragt. (Foto: Artisan Green)
Jaime Tan läuft zu dem 500 mal 920 Millimeter großen Metallquader auf Rollen, der in einem der Gänge steht. „Das Gerät haben wir speziell für diese Aufgabe entwickelt. Wir verwenden einen Aktivkohlefilter, durch den ein Ventilator die Raumluft bläst. Unser Filterlieferant empfahl uns dafür ebm-papst“, erinnert sich Tan. Bei der Entwicklung und Auslegung des Filtergeräts arbeiteten alle Beteiligten eng zusammen.
Hiew Chung Ka, leitender Entwicklungs- und Anwendungsingenieur bei ebm-papst in Singapur, besuchte Artisan Green und riet zu einem RadiCal EC-Radialventilator mit 280 Millimeter Durchmesser. „Das Luftfiltergerät muss in die schmalen Gänge passen, der Platz ist also begrenzt. Mit seiner kompakten Bauweise und gleichzeitig hohen Leistung eignete sich der RadiCal perfekt“, so der Experte von ebm-papst. „Gemeinsam mit Jaime Tan und seinem Entwicklerteam schauten wir, wie viel Platz wir rund um den Ventilator benötigen. So entstand ein optimales aerodynamisches Design für das Luftfiltergerät.“
Momentan läuft der Ventilator mit 50 Prozent seiner maximalen Drehzahl. Für die aktuelle Anbaufläche ist das ausreichend. Sollte die Farm wachsen, kann die Drehzahl erhöht werden. Was Tan und seinem Team nach dem ersten Einsatz gleich auffiel: „Er ist sehr leise! Überhaupt ist unser Luftfilter ein wichtiges, aber gleichzeitig unauffälliges Element in unserer Farm.“ Mit einem Lachen fügt er hinzu: „Wir mussten uns nicht mehr um ihn kümmern, seit er da ist. Er macht seinen Job!“ Das macht nicht nur Jaime Tan glücklich — auch die Pflänzchen sprießen zufrieden in ihren Regalen.
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