© Illustration: Gernot Walter

Dieser Holländer heizt ein

Als Ton van Maaren vor 33 Jahren bei Remeha star­tete, steckten Brenn­wert­ge­räte noch in den Kinder­schuhen. Jetzt kommu­ni­zieren sie schon bald selbst­ständig via Internet mit dem Instal­la­teur, wenn sie Hilfe benö­tigen. Die neue Brenn­wert­therme Quinta ACE ist darauf vorbe­reitet.


Die nieder­län­di­sche Groß­stadt Apel­doorn in nicht allzu ferner Zukunft: Ein Heizungs­in­stal­la­teur macht sich auf den Weg zu einem Mehr­fa­mi­li­en­haus in der Innen­stadt. Er soll dort den Warm­was­ser­boiler warten. Hinter dem Auftrag steckt aber nicht der Eigen­tümer, sondern der Boiler im Keller. Über das Internet hat er selbst­ständig einen Fehler gemeldet. Die Diagnose konnte der Instal­la­teur deshalb bereits am Computer stellen und gleich das passende Ersatz­teil einpa­cken.

Geht es nach Ton van Maaren, ge­hört dieses Szenario schon bald zum Alltag. „Die tech­ni­schen Voraus­set­zungen haben wir geschaffen und die ersten Pilot­pro­jekte laufen bereits“, erklärt der Senior-Produkt­ma­nager des nieder­län­di­schen Heizungs­bauers Remeha aus Apel­doorn. Wer ihm zuhört, merkt schnell, dass er ganz genau weiß, wie der Boiler­markt tickt. Immerhin ist er schon seit 33 Jahren bei Remeha. Als van Maaren anfing, war der Gerä­te­bauer noch ein kleines mittel­stän­di­sches Unter­nehmen. Inzwi­schen hat sich Remeha zu der welt­weit operie­renden BDR Thermea Group weiter­ent­wi­ckelt.

Gesät­tigte Märkte

Remeha: vom Mittel­ständler zum Global Player

Als der Unter­nehmer Gerard van Reekum 1935 die Firma „Van reekum’s Metaal handel“ im nieder­län­di­schen Apel­doorn grün­dete, heizten die meisten haus­halte noch mit Kohle­öfen. Damals belie­ferte das junge Unter­nehmen die Heizungs­in­dus­trie mit Stahl­rohren und Arma­turen. Als Zentral­hei­zungen in Mode kamen, entwi­ckelte Remeha in den 40er-Jahren seinen ersten Warm­was­ser­boiler. In den folgenden Jahr­zehnten baute das Unter­nehmen seine Kompe­tenz in diesem Bereich immer weiter aus. Seit 2009 gehört Remeha zusammen mit Marken wie De Diet­rich, Baxi und Brötje zum Konzern BDR Thermea Group B.V. mit Sitz in Apel­doorn und insge­samt 6.400 Mitar­bei­tern.

www.remeha.de

gas-brennwerttherme-quinta

Zu Beginn seiner beruf­li­chen Lauf­bahn im Jahr 1983 waren Brenn­wert­kessel noch relativ neu. „Inzwi­schen sind in den Nieder­landen 99,9 Prozent der verkauften Boiler mit Brenn­wert­tech­no­logie ausge­rüstet. In anderen euro­päi­schen Staaten zeigt die Entwick­lung in eine ähnliche Rich­tung. Der Markt ist also nahezu gesät­tigt und wächst nur noch gering­fügig“, erklärt van Maaren. Will Remeha Markt­an­teile gewinnen, muss das Unter­nehmen mehr bieten als eine effi­zi­ente und saubere Verbren­nung. „Ein Groß­teil der Entwick­lungs­leis­tung geht nicht mehr auf das Konto der Verbren­nungs­technik, sondern betrifft Aspekte wie einfache Instal­la­tion und Wartung, Benut­zer­freund­lich­keit und, ganz wichtig: Digi­ta­li­sie­rung. Intel­li­gente Geräte, die kommu­ni­zieren können, gewinnen immer mehr an Bedeu­tung.“

Geräte, die selbst entscheiden, ob sie gewartet werden müssen, und bei denen Fern­dia­gnosen vom Computer aus möglich sind, könnten schon bald zum Stan­dard­re­per­toire von Boilern gehören. Doch dazu sind die Hersteller gefor­dert, wie van Maaren betont. „Eigent­lich ist der Boiler­markt, was Inno­va­tionen betrifft, recht träge. Wir Hersteller müssen dem Markt zeigen, was tech­nisch möglich und sinn­voll ist. Wir dürfen nicht warten, bis der Markt danach fragt!“ Die neuen Boiler sind bei Remeha daher inter­net­fähig und auf die digi­tale Zukunft vorbe­reitet.

Starke Leis­tung an der Wand

Im firmen­ei­genen Show­room zeigt der Produkt­ma­nager Remehas jüngste Entwick­lung: den Quinta ACE. Bis zu 161,5 Kilo­watt Leis­tung bringt der 100 mal 60 mal 60 Zenti­meter messende Boiler, der platz­spa­rend an der Wand hängt. Seit Anfang 2016 ist das Gerät auf dem nieder­län­di­schen Markt und versorgt Mehr­fa­mi­li­en­häuser, Schulen, Kran­ken­häuser oder Büros und Indus­trie­ge­bäude mit Wärme. „Bisher gab es in dieser Leis­tungs­klasse nur boden­ste­hende Geräte, da sie zu schwer und zu groß für die Wand sind. Die benö­tigen viel mehr Platz und erfor­dern einen erheb­lich höheren Instal­la­ti­ons­auf­wand“, sagt van Maaren.

„Wir liefern komplette Baukas­ten­sys­teme, der Instal­la­teur muss die Geräte nur aufhängen und die vorge­fer­tigten Teile zusam­men­schrauben.“

Ton van Maaren, Senior-Produkt­ma­nager Remeha 

Da die Boiler nun auf Brust­höhe hängen, muss der Instal­la­teur bei der Montage und Wartung nicht mehr am Boden krie­chen. Zudem ist der Instal­la­ti­ons­auf­wand dank weniger Schnitt­stellen gering. Wer noch höhere Leis­tung will, kann bis zu acht Boiler in Kaskade schalten und damit insge­samt 1.292 Kilo­watt erzielen. „Wir liefern dazu komplette Baukas­ten­sys­teme, der Instal­la­teur muss die Geräte dann nur noch aufhängen und die vorge­fer­tigten Teile zusam­men­schrauben.“ Was so einfach klingt, hat eine arbeits­reiche Vorge­schichte: Insge­samt mehr als vier Jahre Entwick­lungs­ar­beit stecken in dem leis­tungs­starken Boiler. „Die Heraus­for­de­rung war, alle Kompo­nenten auf wenig Raum unter­zu­bringen“, verdeut­licht van Maaren und ergänzt: „Dafür benö­tigten wir zuver­läs­sige Entwick­lungs­partner.“

Kompakte Komplett­lö­sung

Der Gas-Luft-Verbund von ebm-papst

Das rich­tige Verhältnis von Gas und Luft ist für die opti­male Ener­gie­aus­beute entschei­dend. Gebläse, Venturi, Ventil und Feue­rungs­au­tomat müssen deshalb perfekt aufein­ander abge­stimmt sein. Das Venturi sorgt dabei für das rich­tige Gas-Luft-Verhältnis. Das Gebläse saugt dieses Gemisch an, das im Brenner verbrannt wird. Das Ventil regu­liert die Gasmenge je nach dem Unter­druck, der vom Gebläse im Venturi erzeugt wird. Der Feue­rungs­au­tomat schließ­lich über­nimmt die Steue­rung des ganzen Systems. Er sitzt direkt am Gebläse: So wird er gekühlt und gleich­zeitig entfällt eine aufwen­dige Verka­be­lung. Das spart Platz und Monta­ge­zeit.

gas-luft-verbund_ebm-papst

Möglich machte die kompakte Bauweise der modu­lare Aufbau des Geräts. „Ähnlich wie in der Auto­mo­bil­in­dus­trie haben wir schon seit Längerem den Weg einge­schlagen, System­lö­sungen zu verbauen. Das stei­gert die Qualität“, ist van Maaren über­zeugt und zeigt als Beweis auf eine Brenn­wert­therme im Show­room: der für Privat­haus­halte gedachte Tzerra. „In diesem Gerät haben wir zum ersten Mal ein fertig vormon­tiertes Gas-Luft-Modul mit Feue­rungs­au­tomat von ebm-papst einge­setzt, das eigens dafür entwi­ckelt wurde.

Das perfekte Zusam­men­spiel dieser Kompo­nenten ist entschei­dend für eine opti­male Verbren­nung.“ Ging es beim Tzerra um eine Leis­tung von 28 – 40 Kilo­watt, stellte der Quinta ACE mit seinen 161,5 Kilo­watt den Schritt in eine neue Dimen­sion dar. ebm-papst entwi­ckelte eine neue Komplett­lö­sung, bei der neben Venturi, Ventil, Gebläse und Feue­rungs­au­tomat sogar der Brenner inte­griert ist. „Ein derart umfang­rei­ches System aus einer Hand ist bisher einzig­artig auf dem Markt“, betont van Maaren und geht voraus in die Produk­ti­ons­halle.

Schnelle Montage

Dort wird schnell deut­lich, welchen weiteren Vorteil der modu­lare Aufbau bietet: Die Mitar­beiter setzen den Gas-Luft-Verbund nur noch in den Boiler ein, ziehen ein paar Schrauben fest und verbinden die Kabel. Danach sind es nur noch wenige Produk­ti­ons­schritte bis zur Auslie­fe­rung. Seit Markt­ein­füh­rung Anfang 2016 wurden in den Nieder­landen bereits Hunderte der Quinta ACE instal­liert. „Für einen neu einge­führten Kessel in dieser Leis­tungs­klasse sind das schon erheb­liche Stück­zahlen.

Demnächst kommen die Geräte aber auch in anderen euro­päi­schen Ländern auf den Markt“, sagt van Maaren auf dem Weg zurück in sein Büro. Dort ange­kommen widmet er sich dem nächsten Projekt. „Wir sind gerade dabei, das Gas-Luft-Verbund-System für höhere Leis­tungs­klassen anzu­passen. Für die Wand sind die aller­dings noch zu schwer. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt?“

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