Die Elektronikkühlung basiert heute überwiegend auf Axiallüftern, vor allem weil diese prinzipbedingt hohe Volumenströme liefern und sich konstruktiv gut integrieren lassen. Axiallüfter stoßen jedoch an Grenzen, wenn beispielsweise in Telekommunikationsanlagen oder in Datacentern immer leistungsfähigere Elektronik auf gleichem Raum untergebracht oder gar noch kompakter aufgebaut werden soll (Bild oben).
Um die Kühlleistung zu erhöhen, werden einfach zwei Axiallüfter in Reihe geschaltet, was in der Praxis überwiegend mit gegenläufig drehenden Rotoren realisiert wird. Ein solcher zweistufiger Lüfteraufbau, ermöglicht dann prinzipiell einen höheren Druckaufbau, allerdings steigt auch die Geräuschentwicklung der Anlage deutlich. Normen und Richtlinien zum Lärmschutz wie von NEBS (Network Equipment-Building System), OSHA (Occupational Safety and Health Administration), ANSI (American National Standards Institute) oder ETSI (European Telecommunications Standards Institute) lassen sich so nicht erfüllen. Eine zusätzliche Geräuschdämmung kommt meist nicht in Frage, da sie zu viel Platz benötigt und die Kosten in die Höhe treibt.
Neuer Entwicklungsansatz für eine überzeugende Lösung
Um einen Lüfter zu entwickeln, der mehr Leistung bringt, ohne lauter zu werden, und trotzdem kompakt baut, wählten die Spezialisten von ebm-papst deshalb einen neuen Ansatz. Die Standorte St. Georgen, Mulfingen und Shanghai bündelten dazu ihre Kompetenzen. In enger Abstimmung mit einem bedeutenden Elektronikhersteller entstand der DiaForce (Bild 1) – ein neuer Kompaktlüfter, der den zukünftigen Anforderungen der Elektronikkühlung in jeder Hinsicht gewachsen ist und dessen Abmessungen denen einer konventionellen zweistufigen Lösung entsprechen.
Das Konzept, das hinter der Neuentwicklung steckt, überzeugt: Das Geheimnis des DiaForce liegt in der einzigartigen Geometrie von Laufrad und Gehäuse. So werden Verwirbelungen im Randbereich minimiert, was für eine deutliche Geräuschreduzierung sorgt. Außerdem ist die Austrittsöffnung des Lüfterrads größer als die Ansaugöffnung. Dadurch wird der Lüfter sowohl in axialer als auch in radialer Richtung durchströmt, was für einen hohen Druckaufbau sorgt (Bild 2).
Von der Charakteristik her liegt der DiaForce deshalb zwischen einem Axial- und einem Radialventilator, wobei die prinzipielle, für den Einbau günstigere axiale Bauweise erhalten bleibt. Ein besonderer Vorteil der Aerodynamik ist zusätzlich, dass der DiaForce eine Luftleistungskennlinie ohne Einsattelung bietet. Gleichzeitig machen ihn die aerodynamischen Optimierungen zum leisesten Ventilator mit dieser Leistungsdichte (Bild 3).
Der Kompaktlüfter hat eine bis zu 6 dB(A) geringere Geräuschemission als ein konventioneller Axiallüfter und das bei einer bis zu 50 % höheren Luftleistung. Die höhere Luftleistung wird im Normalbetrieb oft nicht benötigt, da Lüfter in der Elektronikkühlung hier oft im Teillastbetrieb arbeiten. Eine ausreichende Leistungsreserve ist aber entscheidend, damit die Elektronik bei Bedingungen außerhalb des Normalbetriebs weiterhin ausreichend funktioniert. Steigt beispielsweise bei fehlerhafter Raumklimatisierung die Umgebungstemperatur, steht genügend Reserve zur Verfügung, um den Lüfter auf die benötigte Drehzahl hoch zu regeln.
Leistungsstarker und intelligenter DC-Motor
Auch im Hinblick auf die Motorisierung ist den Entwicklern ein wichtiger Schritt gelungen. Treibende Kraft des Kompaktlüfters ist ein dreisträngiger, energieeffizienter DC-Motor mit einer Motorleistung von 500 W. Das Motordesign baut sehr kompakt und arbeitet mit hohem Wirkungsgrad. Die neu entwickelte 500-W-Elektronik hat einiges zu bieten: Das Herzstück der intelligenten Motorregelung ist ein leistungsfähiger Mikrocontroller. Dieser ermöglicht in allen Lastbereichen ein höchstmögliches Drehmoment und optimiert den Wirkungsgrad wie auch den Körperschall. Der integrierte Blockierschutz sorgt für Sicherheit. Als Schnittstellen stehen ein konfigurierbarer Steuereingang und verschiedene optionale Ausgangssignale zur Verfügung. Zu den praxisgerechten Optionen zählen z. B. drehzahlproportionales Signal, Go-/No-Go-Alarm, Alarm mit Grenzdrehzahl sowie ein interner oder externer Temperatursensor. Ab sofort ist der DiaForce in der Baugröße 120 x 120 x 86 mm verfügbar.
Intelligente Wartungskonzepte mit FanCheck
Mit der optionalen Funktion FanCheck lassen sich zudem intelligente Wartungskonzepte realisieren: Meist werden Lüfter ungeplant ausgetauscht, nachdem sie ausgefallen sind. Kühlen die Lüfter Elektroniken mit hohen Verfügbarkeitsanforderungen, wie z. B. in Rechenzentren oder Basisstationen für den Mobilfunk, muss der Austausch recht schnell erfolgen. Manche Servicekonzepte sehen zusätzlich vor, dass bei dieser Gelegenheit gleich alle Lüfter der Anlage getauscht werden. Oft entsteht dabei durch Fahrten von Servicetechnikern zu den Anlagenstandorten und Materialkosten ein beachtlicher Aufwand. Die ebm-papst Funktion FanCheck löst das Dilemma.
FanCheck berechnet fortlaufend die statistische Lebensdauer auf der Grundlage der tatsächlichen Betriebsbedingungen.
Damit können der Austausch kostenoptimiert geplant und die Austauschkosten gesenkt werden. Zusätzlich wird die Verfügbarkeit der Geräte erhöht. Der Anwender kann individuell auswählen, zu welchem Zeitpunkt und auf welchem Weg der Lüfter Statusmeldungen oder Warnungen ausgeben soll. Möglich ist eine genaue Beobachtung der verbleibenden Lebenszeit oder ein einfacher Alarm, sobald die Restlebensdauer unter einen vorher eingestellten Wert fällt. Dadurch lässt sich der FanCheck gut in bereits existierende Kontrollsysteme integrieren. Einer „intelligenten“ und leistungsfähigen Elektronikkühlung im Sinne der GreenIntelligence für die Informations- und Kommunikationstechnik der Zukunft steht damit nichts mehr im Weg.
GreenIntelligence
Bei der Frage nach dem passenden Antrieb oder Lüfter sind nicht mehr nur die Produkteigenschaften wie Energieeffizienz und Leistungswerte entscheidend, sondern auch implementierte Intelligenz und Kommunikationsmöglichkeiten. Beispiele für GreenIntelligence Lösungen für die Luft- und Antriebstechnik sind z. B. die Datenerfassung durch interne und externe Sensorik, eine Aufbereitung der Daten, intelligentes Regeln der leistungsstarken Motorsteuerung sowie Einbindungsmöglichkeit in Netzwerke.
Dank Condition Monitoring können Anwender Betriebsparameter ihrer Anlage jederzeit im Blick behalten und durch dokumentierten Betriebsverlauf eine bessere Fehleranalyse und Optimierung durchführen. Ein bedarfsorientierter und vorausschauender Betrieb erlaubt eine längere Betriebsdauer, eine Minimierung von Energieverbrauch und Geräuschentwicklung sowie eine selbstständige Nachregelung auf unterschiedliche Betriebszustände. Durch Predictive Maintenance können bedarfsorientierte Serviceeinsätze geplant, damit längere Serviceintervalle und außerdem eine hohe Verfügbarkeit durch geringe Stillstandzeiten erreicht werden.
Schreiben Sie einen Kommentar