Herr Trenkle, ein flexibles Transportsystem wie KARIS — wer braucht das?
Alle, die für innerbetriebliche Transporte mehr Flexibilität benötigen. Automatisierte Logistiksysteme sind nicht nur teuer, sondern auch starr und die Inbetriebnahme kostet viel Zeit und Geld. Deshalb werden heute viele Transporte noch händisch durchgeführt — auf Bodenrollern, mit Staplern oder Milkrun-Zügen. KARIS PRO plant die Routen selbst und transportiert das Material autonom zum Ziel.
Setzt schon jemand Ihre Fahrzeuge ein?
Wir starten gerade mit zwei Pilotprojekten. In der Produktion des Audi R8 beim Zulieferer Quattro holen fünf KARIS-Fahrzeuge Teile aus dem Lager: Ein Fahrzeug fährt unter einen Warenkorb, auf dem alle Teile für einen bestimmten Produktionsschritt vorbereitet sind, dockt sich an und bringt ihn zum richtigen Zeitpunkt an den Montageort. Muss eine komplette Palette transportiert werden, verbinden sich vier Fahrzeuge zu einer Einheit.
Bei Bosch Diesel Systems transportieren unsere Fahrzeuge Teile aus verschiedenen Produktionsbereichen zu einem Messraum und wieder zurück. Es ist ein weitläufiges Gelände, das sich über zwei Hallen erstreckt. Zuvor erledigte das ein Routenzug, der nach einem Fahrplan die einzelnen Stationen abfuhr. Das Fahrzeug kommt jetzt bei Bedarf und sucht sich die beste Route selbst. Taxi statt Zug, sozusagen. Das hat den Vorteil, dass die Mitarbeiter das Material früher bekommen.
Woher wissen denn die Fahrzeuge, was sie gerade tun sollen?
Mitarbeiter geben die Aufträge in ein Tablet ein. Per WLAN erfahren sämtliche Fahrzeuge davon und verhandeln miteinander, wer den Auftrag ausführt — es gibt also keine zentrale Leitsteuerung. Das Fahrzeug mit dem kürzesten Weg zum Ziel und ausreichendem Akku übernimmt den Auftrag dann. Statt über die manuelle Eingabe könnte das Fahrzeug KARIS PRO die Aufträge auch direkt aus einem SAP-System oder per RFID-Tags an den Kisten erhalten.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihr Fahrzeug keinem Produktionsmitarbeiter ans Schienbein fährt?
KARIS PRO hat einen Sicherheits-Laserscanner, der ständig die vordere Umgebung abtastet – ein Auge sozusagen. Mit dessen Daten kann es Hindernisse erkennen und um sie herumfahren. Ist ein Objekt — etwa ein laufender Mensch — auf Kollisionskurs, stoppt das Fahrzeug augenblicklich.
Die komplexen Antriebseinheiten überwachen sich ständig selbst und überprüfen die Drehzahl und die Position der Lenkantriebe. So weiß das Fahrzeug immer, mit welcher Geschwindigkeit es in welche Richtung fährt. Muss das Fahrzeug einmal rückwärtsfahren, werden die Motorströme des Antriebs genutzt, um Kollisionen taktil zu erkennen. Der Antrieb merkt es, sobald es an ein Hindernis stößt, und bremst sofort ab. Auf diese Weise sparen wir uns zusätzliche Sensoren.
Wie soll es mit KARIS weitergehen?
So richtig spannend wird es, wenn unsere Fahrzeuge in einer flexiblen Produktion eingesetzt werden, wo es die Maschinen sind, die mit KARIS kommunizieren und sagen: „Hol mir mal dies, bring das mal dorthin.“ Mit dieser Dynamik und diesen Schwankungen soll KARIS PRO zurechtkommen. Derzeit sind wir mit Unternehmen im Gespräch, um KARIS PRO zu industrialisieren und zu vermarkten.
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