© ebm-papst

Augen auf bei der Venti­la­toren-Auswahl!

Bei der Auswahl eines Venti­la­tors ist es oft sinn­voller, den stati­schen Druck statt des Gesamt­drucks zu verwenden. Unser däni­scher Kollege Torben Lintrup Kirk­holt erklärt, warum das so ist – und warum Herstel­ler­an­gaben auf Grund­lage des Gesamt­drucks mit Vorsicht zu genießen sind.


Der stati­sche Druck ist ein Maß für den Druck, den der Venti­lator im Kanal­system erzeugen kann. Das ist der Druck, der erfor­der­lich ist, um Luft durch das System zu bewegen. Der Gesamt­druck umfasst sowohl den stati­schen Druck als auch den dyna­mi­schen Druck, der durch die Luft­be­we­gung erzeugt wird. Da der dyna­mi­sche Druck nicht direkt mit der Leis­tung des Venti­la­tor­sys­tems zusam­men­hängt, kann der Gesamt­druck bei der Ausle­gung irre­füh­rend sein.

Torben Lintrup Kirk­holt ist Geschäfts­führer ebm-papst Däne­mark (Foto: ebm-papst)

Bei Axial­ven­ti­la­toren beispiels­weise ist der dyna­mi­sche Druck in der Regel höher als bei Radi­al­ven­ti­la­toren. Legt man das System auf der Grund­lage des Gesamt­drucks aus, könnte man zu dem Schluss kommen, dass Axial­ven­ti­la­toren eine höhere Leis­tung haben als Radi­al­ven­ti­la­toren. Das ist aber nicht der Fall, wenn die Venti­la­toren an ein Kanal­system ange­schlossen sind. Bei einer Ausle­gung auf der Grund­lage des stati­schen Drucks ist der Radi­al­ven­ti­lator in diesem Fall in der Regel die beste Wahl.

Der stati­sche Druck bezieht sich auch direkter auf den spezi­fi­schen Ener­gie­ver­brauch. Daher ist er eben­falls der rich­tige Auswahl­pa­ra­meter, wenn es um opti­male Ener­gie­ein­spa­rungen durch den rich­tigen Venti­lator geht. Denn auch hier erscheint der Axial­ven­ti­lator, gemessen am Gesamt­druck, dem Radi­al­ven­ti­lator in Bezug auf den Wirkungs­grad über­legen. Der Radi­al­ven­ti­lator verbraucht aber weniger elek­tri­sche Leis­tung, um das gleiche oder sogar bessere Ergebnis zu errei­chen. Um zu beur­teilen, wie viel Energie tatsäch­lich verbraucht wird, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, ist daher immer der stati­sche Wirkungs­grad zu verwenden.

Beim Gesamt­druck lauert Unge­nau­ig­keit

Die Messung des stati­schen Drucks ist zudem ein relativ einfa­cher und unkom­pli­zierter Prozess, der mit einer Viel­zahl von Instru­menten durch­ge­führt werden kann. Der Gesamt­druck hingegen ist schwie­riger zu messen, da hier der Durch­fluss gemessen wird. In einem Venti­lator oder einem Kanal­system ist es aufwendig, einen Mess­punkt zu finden, der nicht unter anderem durch lokale Geschwin­dig­keits­un­ter­schiede und Turbu­lenzen beein­flusst wird und so zu Mess­un­ge­nau­ig­keiten führt.

Es erfor­dert oft viel Erfah­rung, um Messungen, die den dyna­mi­schen Druck enthalten, richtig zu inter­pre­tieren. In einem Mess­labor, in dem die Daten des Venti­la­tors ermit­telt werden, ist die Situa­tion anders, aber es kommt schließ­lich darauf an, wie ener­gie­ef­fi­zient der Venti­lator dort arbeitet, wo er tatsäch­lich einge­setzt wird. Der stati­sche Druck hilft hier, diesen Zusam­men­hang leichter und einfa­cher zu beur­teilen.

Beim Vergleich eines Axial – hier ein AxiEco Perform – mit einem Radi­al­ven­ti­lator – hier ein RadiPac Pres­sure – ist eine einheit­liche Grund­lage entschei­dend. (Foto: ebm-papst)

Viele Venti­la­to­ren­her­steller geben die Leis­tung ihrer Produkte in Form des stati­schen Drucks an, was den Vergleich verschie­dener Modelle und die Auswahl des geeig­neten Venti­la­tors für ein bestimmtes System und eine bestimmte Anwen­dung erleich­tert. Einige Hersteller verwenden zur Bewer­bung ihrer Produkte den Gesamt­druck, um vermeint­lich bessere Werte zeigen zu können. Wenn beispiels­weise ein Axial­ven­ti­lator mit einem Wirkungs­grad von über 90 Prozent im Vergleich zu einem Radi­al­ven­ti­lator mit 60 Prozent ange­priesen wird, kann dieser Unter­schied auf unter­schied­li­chen Grund­lagen beruhen.

In diesem Fall ist der Wirkungs­grad des Axial­ven­ti­la­tors nur der Wirkungs­grad des Venti­la­tor­lauf­rads auf der Grund­lage des Gesamt­drucks – im Vergleich zu einem kompletten Radi­al­ven­ti­lator, einschließ­lich Motor und Steue­rung, auf der Grund­lage des stati­schen Drucks. Es werden auch Vergleiche zwischen zwei kompletten Venti­la­tor­sys­temen ange­stellt, wobei das axiale auf dem Gesamt­druck und das radiale auf dem stati­schen Druck basiert. Hier wird das axiale System mit einem 20 Prozent höheren Wirkungs­grad ange­geben. Der Unter­schied zwischen den Wirkungs­graden der beiden Venti­la­toren ist also nicht objektiv begründet, sondern eher eine Marke­ting­me­thode.

Einige Hersteller verwenden zur Bewer­bung ihrer Produkte den Gesamt­druck, um vermeint­lich bessere Werte zeigen zu können.

Axial­ven­ti­la­toren können in Bezug auf den Wirkungs­grad auf dem glei­chen Niveau arbeiten wie Radi­al­ven­ti­la­toren. Es zeigt sich jedoch, dass Labor­daten für Axial­ven­ti­la­toren in der Praxis oft nur schwer repro­du­zierbar sind, da sie empfind­li­cher auf Störungen im Einbau­raum reagieren als Radi­al­ven­ti­la­toren. Dadurch können beispiels­weise bei der Umrüs­tung bestehender Lüftungs­an­lagen auf neue ener­gie­spa­rende Axial­ven­ti­la­toren Effi­zi­enz­ver­luste entstehen. Hier sind Radi­al­ven­ti­la­toren unemp­find­li­cher und können die im Labor ermit­telten Daten auch im realen Betrieb besser repro­du­zieren.

Der stati­sche Druck ist das geeig­ne­tere Maß

Zusam­men­fas­send lässt sich sagen, dass der Gesamt­druck zwar ein wich­tiges Maß für die Strö­mungs­dy­namik ist, der stati­sche Druck jedoch das geeig­ne­tere Maß für die Analyse und den Vergleich von Venti­la­tor­sys­temen darstellt. Er ist für die Leis­tung des Venti­la­tor­sys­tems in der realen Betriebs­si­tua­tion rele­vanter, einfa­cher zu messen und wird von den Herstel­lern häufig als Maß für die Venti­la­tor­leis­tung verwendet.

Bitte füllen Sie folgende Felder aus: Kommentar, Name & E-Mail-Adresse (Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht). Bitte beachten Sie dazu auch unsere Datenschutzerklärung.

  • Manoochehr Darvish sagte am :

    Ich stimme der Aussage nicht zu, dass der stati­sche Druck sinn­voller ist. Das mag beim Vergleich von Axial- mit Radi­al­ven­ti­la­toren zutref­fend sein, aber sonst nicht. Wenn zum Beispiel ein Radi­al­ven­ti­lator in einem Kanal verbaut ist, ist der dyna­mi­sche Druck am Venti­la­tor­aus­lass kein Verlust­wert. In diesem Fall ist es sinn­voller, mit dem Gesamt­druck zu arbeiten. Wird hier der stati­sche Druck als Grund­lage genommen, führt das zu einem über­di­men­sio­nierten Venti­lator. Ist der Radi­al­ven­ti­lator nicht verbaut, d. h. ist der Auslass offen, eignet sich der stati­sche Druck besser. Mit anderen Worten: Die Entschei­dung, ob Gesamt- oder stati­scher Druck, hängt von den Rand­be­din­gungen ab, unter denen der Venti­lator laufen soll.

    • mag-Team sagte am :

      Vielen Dank für Ihren Kommentar, hier die Antwort unseres Autors Torben:

      Wie viel dyna­mi­scher Druck sich in einem Kanal­system zurück­ge­winnen lässt, hängt von verschie­denen Faktoren ab, unter anderem der Ausle­gung des Kanal­sys­tems, den Strö­mungs­be­din­gungen und ob Geräte oder Kompo­nenten im System vorhanden sind.

      Unter idealen Umständen, wenn das Kanal­system gut ausge­legt ist und die Kanäle glatt und strom­li­ni­en­förmig sind, lässt sich ein signi­fi­kanter Anteil des dyna­mi­schen Drucks zurück­ge­winnen. Das lässt sich errei­chen, indem Faktoren wie Kanal­größe und -form und die Kanal­füh­rung sorg­fältig betrachtet werden, und durch den Einsatz von Geräten wie Diffu­soren oder Expan­si­ons­kam­mern. Sind strö­mungs­tech­nisch möglichst wenige Engstellen vorhanden, werden scharfe Knicke oder plötz­liche Rich­tungs­wechsel vermieden und kommen geeig­nete Mecha­nismen zur Strö­mungs­füh­rung zum Einsatz, lassen sich die Verluste beim dyna­mi­schen Druck verrin­gern.

      Es ist jedoch der Hinweis wichtig, dass es in keinem Kanal­system gelingt, dyna­mi­schen Druck zu 100 % zurück­zu­ge­winnen. Es wird immer ein gewisses Maß an Druck­ver­lust aufgrund von Faktoren wie Reibungs­ver­lusten entlang der Kanal­wände, Verwir­be­lung und der Umwand­lung von dyna­mi­schem Druck in andere Formen von Energie (z. B. Wärme) geben. Die tatsäch­liche Höhe des dyna­mi­schen Drucks, der sich in einem bestimmten Kanal­system zurück­ge­winnen lässt, hängt von den vorste­hend genannten Faktoren und der konkreten Anwen­dung ab.

      Für eine maxi­male Rück­ge­win­nung dyna­mi­schen Drucks werden in Technik und Entwick­lung häufig nume­ri­sche Strö­mungs­si­mu­la­tionen (Compu­ta­tional Fluid Dyna­mics, CFD) einge­setzt oder expe­ri­men­telle Tests durch­ge­führt, um die Konfi­gu­ra­tion des Kanal­sys­tems zu opti­mieren. Auf diesem Weg lassen sich Bereiche mit hohen Druck­ver­lusten erkennen, was die Umset­zung von Verbes­se­rungen im Design für einen opti­mierten Gesamt­wir­kungs­grad ermög­licht.

      Es ist heraus­for­dernd, den Prozent­satz zu bestimmen, zu dem dyna­mi­scher Druck in einem Kanal­system durch­schnitt­lich rück­ge­winnbar ist, denn dies hängt von zahl­rei­chen Faktoren ab, die system- und anwen­dungs­spe­zi­fisch sind. Der Wirkungs­grad bei der Rück­ge­win­nung kann sehr unter­schied­lich sein, je nach Ausle­gung, den Betriebs­be­din­gungen und dem Bestim­mungs­zweck des Kanal­sys­tems.

      In der Praxis kann der Prozent­satz dieser Rück­ge­win­nung des dyna­mi­schen Drucks einige wenige Prozent bis hin zu mehr als 90 % betragen. Wichtig ist jedoch der Hinweis, dass extrem hohe Wirkungs­grade bei der Rück­ge­win­nung selten sind. In der Regel wird ein Wirkungs­grad von ca. 10-20 % oder weniger für Kanal­sys­teme ohne spezi­elle Kompo­nenten oder Geräte als typisch erachtet.

      Für höhere Wirkungs­grade setzen Experten zur Rück­ge­win­nung verschie­dene Tech­niken und Kompo­nenten wie Diffu­soren, Expan­si­ons­kam­mern oder Strö­mungs­regler ein. Diese Elemente tragen dazu bei, Druck­ver­luste möglichst gering zu halten, den Luft­strom zu opti­mieren und das Poten­zial einer Druck­rück­ge­win­nung auszu­bauen. Aller­dings hängt der tatsäch­liche Prozent­satz der Rück­ge­win­nung weiterhin von der spezi­fi­schen Ausle­gung und den Kompro­missen ab, die bei der Entwick­lung eines Systems gemacht wurden.

      Es sei erwähnt, dass der Begriff „Rück­ge­win­nung“ häufig auch in anderem Kontext verwendet wird, etwa im Bereich der Wärme- oder Ener­gie­rück­ge­win­nung. Dort liegt der Fokus darauf, Abwärme oder Energie einzu­fangen und zu nutzen, und nicht speziell auf dyna­mi­schem Druck. Somit kann der Prozent­satz der Rück­ge­win­nung je nach dem Ziel und der Bauart des Systems, das betrachtet wird, signi­fi­kant schwanken. Dyna­mi­schen Druck zurück­zu­ge­winnen, bedeutet, dass dieser in stati­schen Druck umge­wan­delt wird, oder umge­kehrt. Eine solche Umwand­lung geht immer mit Verlusten einher.

      Zusam­men­fas­send ist der stati­sche Druck immer noch der ausschlag­ge­bendste Para­meter beim Vergleich von Venti­la­toren. Zum Beispiel lässt sich sagen, dass ein Axial­ven­ti­lator einen um 20 % höheren Wirkungs­grad als der Radi­al­ven­ti­lator hat, da der dyna­mi­sche Druck diesen zusätz­li­chen Teil beisteuert. Wenn diese 20 % nun mit einem Wirkungs­grad von 10 % zurück­ge­wonnen werden, beträgt der zusätz­liche Wirkungs­grad des Axial­ven­ti­la­tors bei Betrach­tung des stati­schen Drucks inklu­sive des zurück­ge­won­nenen dyna­mi­schen Drucks nur 2 %.

      Da der Radi­al­ven­ti­lator eben­falls eine dyna­mi­sche Kompo­nente aufweist, wenn auch eine klei­nere als der Axial­ven­ti­lator, ist auch in diesem System eine Rück­ge­win­nung möglich, daher ist dann auch der Wirkungs­grad des Radi­al­ven­ti­la­tors einschließ­lich des zurück­ge­won­nenen dyna­mi­schen Drucks höher. Wenn wir im echten Leben den dyna­mi­schen Druck mitbe­rück­sich­tigen, bringen wir eine Kompo­nente in die Bewer­tung des Wirkungs­grads ein, die zwischen Systemen volatil ist und vermieden werden sollte.

      Ein Beispiel: Sie können unseren Axial­ven­ti­lator mit oder ohne AxiTop verwenden: Der AxiTop macht genau, was ich beschrieben habe – dyna­misch wird zu statisch, der Wirkungs­grad erhöht sich –, und es wird deut­lich, dass es eines hohen tech­ni­schen Aufwands und vieler Kompo­nenten bedarf, um hier etwas zu errei­chen. Dieser Aufwand wird im Markt nicht oft betrieben.

      Viele Grüße, Torben

  • Petteri Sippola sagte am :

    Soweit ich weiß, sollte der Gesamt­druck des Venti­la­tors immer die korrekte Grund­lage für die Auswahl und den Vergleich von Venti­la­toren sein. Wenn die tatsäch­liche Instal­la­tion nicht ideal ist, werden sowohl der stati­sche Druck als auch der Gesamt­druck aufgrund von Instal­la­ti­ons­ver­lusten redu­ziert, so dass direkte Vergleiche mit den ange­ge­benen Drücken zwei­fel­haft sind.

    Der vor Ort (und im Labor) gemes­sene stati­sche Druck­an­stieg wird durch die Strö­mungs­ge­schwin­dig­keit auf der Eintritts- und Austritts­seite auf der Grund­lage des Bernoulli-Prin­zips beein­flusst. Wenn die Eintritts- und Austritts­flä­chen nicht gleich groß sind, sollte der Unter­schied der jewei­ligen dyna­mi­schen Drücke beim Vergleich des gemes­senen Drucks mit dem ange­ge­benen Gesamt- oder stati­schen Venti­la­tor­druck berück­sich­tigt werden.

    Proble­ma­tisch ist, dass die Hersteller von Venti­la­toren oft nicht klar angeben, wie die von ihnen ange­ge­benen stati­schen Drücke oder Gesamt­drücke der Venti­la­toren defi­niert sind und welche Instal­la­ti­onsart für die einzelnen Venti­la­toren gilt (kana­li­siert oder nicht). Außerdem kommt es immer wieder zu Verwechs­lungen zwischen dem gemes­senen stati­schen Druck­an­stieg und dem „stati­schen Druck des Venti­la­tors“, der in der ISO 5801 als „Diffe­renz zwischen dem *stati­schen* Druck am Venti­la­tor­aus­lass und dem *gesamten* Druck am Venti­la­tor­ein­lass“ defi­niert ist, der nicht direkt gemessen werden kann.

    In jedem Fall ist es entschei­dend, dass der ange­ge­bene Gesamt­druck der tatsäch­liche Druck ist, der in der gege­benen Anlage erreicht wird, und nicht (fälsch­li­cher­weise) als Summe des gemes­senen stati­schen Druck­an­stiegs + des berech­neten dyna­mi­schen Drucks am Venti­la­tor­aus­gang defi­niert ist.

    Mit freund­li­chen Grüßen, Petteri