Was war die Herausforderung vor dem Silverstone-Rennen?
Es gab Probleme mit der Luftkühlung bestimmter Teile des Hybridantriebs. Diese Probleme hatten sich bereits in Montreal und erneut in Österreich gezeigt. Es wurde uns dann schnell klar, dass die Versuche zur Lösung dieser Probleme nicht effektiv genug gewesen waren. Wir fuhren also mit einigen Bedenken nach Silverstone, weil wir uns nicht sicher waren, ob wir mit den Beschränkungen zurecht kommen würden. Die Frage, wie es uns gelingen könnte, die übertragene Hybridenergie noch zu steigern, zog sich bis in das Wochenende hinein und wir waren sehr besorgt hinsichtlich der vor uns liegenden Rennen. Also haben wir nach unserem Lieferanten für Kühlkonzepte geschaut und stellten fest, dass ebm-papst als Gast an der Rennstrecke war – und es ist uns gelungen, den Business Development Manager, Mark Wilson, zu treffen.
Worüber haben Sie gesprochen?
Das Gespräch drehte sich um die Frage, welcher Ventilator für diesen Zweck am besten geeignet wäre. Sollte ein Radial- oder ein Axialventilator eingebaut werden? Mark Wilson sprach mit uns über die technischen Daten der Motoren von ebm-papst und gab uns wertvolle Ratschläge, worauf wir uns konzentrieren sollten und welche Hindernisse es dabei gäbe. Er erläuterte uns in verständlicher Weise, welcher Ventilatortyp am besten geeignet wäre und welche Kapazität wir für das uns zur Verfügung stehende Raumvolumen vernünftigerweise erwarten könnten. Diese Aussagen waren für uns sehr hilfreich und wir haben sie umgesetzt.
Hat er sofort verstanden, um was es bei dem Problem ging?
Ja! Wir hatten vor Ort ein paar Teile der Anlage als Anschauungsmaterial zur Verfügung, so dass wir Mark Wilson zeigen konnten, was das Problem war, welche Beschränkungen vorlagen und wie wir das Gerät antreiben wollen. Das Gespräch gestaltete sich dadurch wesentlich einfacher. Wilson wies darauf hin, dass es sehr schwer werden würde, einen Ventilator mit ausreichender Leistung in den zur Verfügung stehenden Raum zu packen. Wir würden durch den Querschnitt der Zu- und Ableitungen des Ventilators sehr wenig Platz haben. Es war ein sehr produktives Gespräch.
Es ist für uns großartig, jemanden zu haben, der sich ausschließlich mit Kühlventilatoren beschäftigt.
Simon Cole
Ist es üblich, dass Sie an bestimmten Details am Wagen bis kurz vor dem Rennen arbeiten?
Diese Situation versuchen wir zu vermeiden. Normalerweise werden alle wichtigen Entscheidungen über die technischen Daten des Fahrzeugs und der einzelnen Komponenten vier bis fünf Tage vor dem Rennen getroffen. In diesem Fall war das immer noch eine Reaktion auf Probleme, die wir in den zwei vorherigen Rennen hatten, und wir wollten die Gelegenheit wahrnehmen, nach dem Silverstone-Rennen Teile zu testen. Es gab also eine gewisse Dringlichkeit und wir wollten nicht bis Montag oder Dienstag nach dem Rennen warten.
Sind Sie mit dem Support von ebm-papst zufrieden?
Wir haben eine Menge Erfahrung in Aerodynamik, Maschinenbau, Elektrotechnik und mit Verbrennungsmotoren – aber nicht mit dem Entwurf von kleinen, leistungsstarken Ventilator-Kühlkonzepten. Es ist für uns großartig, jemanden zu haben, der sich ausschließlich mit Kühlventilatoren beschäftigt und uns deswegen direkt zu den wichtigen Fragen und den möglichen Lösungen führt. Unser Geschäft erlaubt es uns nicht, sechs Monate damit zu verbringen, etwas über die Herstellung eigener Kühlventilatoren zu lernen. ebm-papst kennt die Antworten und kann die Geräte entwickeln. Und das funktioniert perfekt.
Was steuert ebm-papst zu Ihrem Erfolg bei?
ebm-papst unterstützt uns mit der gesamten Infrastruktur der Zusatzkühlung, die wir für den Betrieb des Wagens brauchen. Das Fahrzeug erzeugt enorme Leistung und läuft nur in einem sehr eingeschränkten Temperaturbereich. Wir brauchen also Kühlkonzepte für den Seitenkasten und den Überrollschutz sowie für alle Schaltkästen, denn sobald der Wagen in die Werkstatt fährt, müssen wir ihn mit anderen Mitteln als seiner eigenen Geschwindigkeit kühlen. Wir müssen die Werkstatt belüften, um sicherzustellen, dass die IT-Systeme, Computer und Funksysteme zuverlässig arbeiten. Das sind elektrische Hochleistungsgeräte, die ein sorgfältiges Management erfordern, wenn sie während des gesamten Rennens zuverlässig arbeiten sollen, insbesondere bei klimatisch schwierigen Rennen wie in Singapur, Abu Dhabi oder Bahrain.
Es geht also während des Rennens nicht nur um Sekundenbruchteile?
Nein, es geht mehr um die Zuverlässigkeit. Wir können den Wagen nur fahren, wenn wir die absolute Kontrolle über alle Temperaturen rund um das stehende Fahrzeug haben. Auf der Rennstrecke können wir das durch die Geschwindigkeit des Fahrzeugs kontrollieren. Haben wir die Temperaturen in der Werkstatt im Griff, können wir auf der Rennstrecke die Grenzen ein wenig mehr ausreizen.
Wir sprechen über die Kühlung des Fahrzeugs. Aber was ist mit dem Team?
Es ist sehr wichtig, dass Fahrer und Mitarbeiter die bestmögliche Leistung erbringen können. Die meisten Mitarbeiter haben den Vorteil, dass sie nicht die ganze Zeit einen feuerfesten Overall tragen müssen. Aber es ist trotzdem äußerst ermüdend, fünf Tage in einer nicht klimatisierten Garage in Kuala Lumpur zu arbeiten. Und wenn Menschen ermüden, machen sie Fehler.
Wir können den Wagen nur fahren, wenn wir die absolute Kontrolle über alle Temperaturen rund um das stehende Fahrzeug haben.
Simon Cole
Auf der Rennstrecke ist Geschwindigkeit alles. Wie wichtig ist sie, wenn es um die Entwicklung des Fahrzeugs geht?
Bei der Entwicklung ist Geschwindigkeit fast noch wichtiger als auf der Rennstrecke. Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf das „Entwicklungsrennen“. Es geht darum, Konstruktionsänderungen am Fahrzeug so schnell wie möglich durchzuführen, zu testen, umzusetzen. In allen Unternehmensbereichen geht es in erster Linie um Zeit – insbesondere in den Wintermonaten, in denen wir ein völlig neues Fahrzeug entwickeln. Die meisten Mitarbeiter, die in Brackley und Bricksworth arbeiten, sind auf die eine oder andere Weise mit der Entwicklung des Fahrzeugs und nicht mit der Montage oder Fertigung beschäftigt.
Wie wirken sich Details auf Ihre Arbeit aus?
95 Prozent der Fahrzeugteile werden jedes Jahr umgestaltet. Viel Arbeit wird in die Fertigung des neuen Fahrzeugs investiert. Wir verbringen also die Hälfte des Jahres damit, den Wagen im nächsten Jahr zu einem Erfolg zu machen. Die folgenden sechs Monate versuchen wir dann, das noch zu verbessern. Von einer Woche zur nächsten haben wir neue Fahrzeugdaten, weil sich Teile davon ändern. Bis zum Jahresende wurde praktisch alles verändert.
Welchen Beitrag leistet ebm-papst in der kommenden Saison?
Wir werden eine komplett neue Werkstattinfrastruktur für Fahrzeug und Crew haben. Hierbei spielt ebm-papst eine große Rolle. Wir sind sehr darum bemüht, alles umzupacken, umzugestalten und neu unterzubringen. Wir müssen uns erneut mit den Kühlkonzepten befassen. Diese Aufgabe werden wir vollständig mithilfe von ebm-papst durchführen.
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