Rund 8.000 Menschen in Deutschland haben Mukoviszidose, eine Erbkrankheit, die vor allem die Lunge angreift. Inhalieren bringt die Medikamente direkt dorthin, wo sie benötigt werden, und ist daher eines der wichtigsten Therapiemittel für Betroffene. Die dazu genutzten Geräte, sogenannte Medikamentenvernebler oder auch Inhaletten, sind allerdings auch ein Risiko für die Gesundheit.

Denn werden sie selbst zum Keimherd, transportieren sie Viren oder Bakterien direkt in die bereits geschwächte Lunge. Die hygienisch einwandfreie Reinigung von Inhaletten ist deswegen ein wichtiger Teil einer Mukoviszidose-Therapie – und des Alltags der Betroffenen. „Zeit für Freunde, Familie, Freizeit zu haben, ist auch eine Art der Teilhabe und der Gesundheit. Die geht so leider für viele Erkrankte verloren“, erklärt Michael Nordmann, Mitgründer der Detherma GmbH.
Über die Krankheit Mukoviszidose
Mukoviszidose ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung und gilt als selten. Durch eine Veränderung im Mukoviszidose-Gen kommt es im Salz-Wasser-Haushalt der Zellen zu einem Ungleichgewicht. Dadurch wird der Schleim, der die Zellen bedeckt, zäh und verstopft Organe im Körper der Betroffenen. Meist ist die Lunge betroffen, weshalb das Inhalieren mit Inhaletten oft als Therapie eingesetzt wird. Denn die Inhaletten transportieren helfende Medikamente direkt in die Lunge hinein.
Quelle: Mukoviszidose e.V.
Michael Nordmann hatte bis 2018 selbst keinerlei Berührungspunkte mit Mukoviszidose oder Inhaletten. Bis er durch seine bisherige Arbeit für eine Firma für Spritzgusstechnik Peter Krüger kennenlernt. Krüger hatte ein Desinfektionsgerät für Inhaletten aus Edelstahl entwickelt und patentiert. Nordmann war begeistert: „Er wollte das Gerät in ein weniger hochpreisiges aus Kunststoff weiterentwickeln. Ich fand das Konzept und die Idee hinter dem Produkt überzeugend.“ So überzeugend, dass er als Investor einsteigt und gemeinsam mit Krüger und drei weiteren Partnern die Detherma GmbH als eigenständige Firma für Vertrieb der Desinfektionsgeräte gründet. Doch was macht das Gerät nun so innovativ?

(Foto | Cornelius Bierer)
Keimfrei dank Trocknung
Desinfektionsgeräte, die Inhaletten keimfrei desinfizieren, gibt es einige auf dem Markt. Das Problem: Sie tun das mit Wasserdampf und die Inhaletten kommen daher nass aus der Desinfektion. Beim Trocknen an der Umgebungsluft oder mit einem Tuch verbleiben Wassertropfen auf den frisch gereinigten Inhaletten. Dadurch können sich gefährliche Feuchtkeime ansetzen. Für die Gesundheit von Mukoviszidose-Erkrankten braucht es also ein Gerät, das die Wasserrückstände nach der Reinigung auch gleich rückstandslos wegpustet.

Das ist die Innovation des Detherma-Geräts: Der Medikamentenvernebler kommt keimfrei und trocken, bereit zur nächsten Verwendung, nach nur 55 Minuten heraus. Für die Trocknung saugt ein Kompaktlüfter Frischluft durch einen HEPA-Filter an und fördert die Luft in den Desinfektions- und Trocknungskorb. Im patentierten Edelstahl-Gerät von Peter Krüger übernahmen auch schon Kompaktlüfter von ebm-papst diesen Job. Bei der Arbeit am neuen Produkt aus Kunststoff war daher klar: Solche müssen es wieder sein.
Doch trotz der Erfahrung mit dem Edelstahl-Gerät warteten ein paar Herausforderungen auf die Entwickler und den gesuchten Kompaktlüfter: „Der Lüfter muss sehr leistungsstark sein, damit er genügend Luft durch den HEPA-Filter ansaugen kann. Weil das Desinfektionsgerät im Zuhause der Erkrankten eingesetzt wird, sollte er aber trotzdem sehr leise, quasi unhörbar, sein. Und weil es mehrmals am Tag genutzt wird, muss der Lüfter auch langfristig zuverlässig arbeiten“, erklärt Michael Nordmann.
Kleine Dämpfung, große Wirkung
Detherma schickte einen Prototypen des Desinfektionsgeräts aus Kunststoff an ebm-papst in St. Georgen. Richard Kienzler, Sales Engineer bei ebm-papst, schlug aufgrund der kleinen Einbaumaße den Axialventilator 422J vor: „Er ist sehr leistungsstark und kann daher mit niedriger Drehzahl — und deswegen leise – trotzdem den nötigen Volumenstrom liefern. Das liegt an der Flügelgeometrie, die den hohen Druckaufbau und Volumenstrom erzeugt.“ Detherma war mit den ersten Messungen zufrieden und baute eine größere Anzahl Lüfter in Desinfektionsgeräte ein.
Nur passte bei einigen plötzlich das Geräuschniveau nicht mehr: Manche – vermeintlich baugleiche – Geräte waren laut, manche nicht. „ebm-papst hat dann auf kurzem Weg Untersuchungen im Labor realisiert, die wir selbst nicht durchführen konnten“, erzählt Nordmann. Richard Kienzler erklärt das Ergebnis der Messungen: „Egal, welche Lüfter wir in ein lautes Gerät eingebaut haben, es blieb immer laut. Und die leisen blieben mit jedem Lüftermodell leise. Es musste also am Gehäuse liegen.“


Die Erklärung: Kleinste Unterschiede in der Montage führten zu den Geräuschen. Detherma baute deshalb eine Silikondämpfung in die Haube ein. „Als Start-up ist das natürlich ein großer Gewinn, so von den Entwicklern von ebm-papst unterstützt zu werden. Auch wenn wir keine Abertausende Produkte bestellt haben“, freut sich Michael Nordmann.
Lebensqualität für Betroffene
Detherma ist von der Wichtigkeit des Produkts überzeugt. Was nun noch fehlt, ist die offizielle Zulassung als verschreibungspflichtiges Medizinprodukt in Deutschland – ein Prozess, der einige Zeit dauern kann. Doch Michael Nordmann und seine Partner sind guten Mutes: „Die Rückmeldungen von Kliniken, Rehas und Betroffenen sind sehr positiv. Viele Mukoviszidose-Erkrankte, die das Desinfektionsgerät benutzen, sagen uns, dass sie schon seit längerer Zeit keine Infektionen der Lunge mehr hatten. Das ist natürlich genau das, was wir erreichen möchten.“

Als Start-up ist es ein großer Gewinn, so von den Entwicklern von ebm-papst unterstützt zu werden.
Michael Nordmann, Mitgründer Detherma GmbH
Auch für Erkrankte mit COPD, einer chronischen Lungenerkrankung, kann das Desinfektionsgerät positive Auswirkungen haben – das haben bereits einige Ärztinnen und Ärzte zurückgemeldet. Die Reinigung von Inhaletten ist für sie und die Betroffenen mit dem Detherma-Gerät ganz einfach: Vernebler reinlegen, den Start-Knopf drücken und 55 Minuten später gereinigt und trocken rausnehmen. Mehr Zeit für die Teilhabe am Leben – und die Gesundheit.
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