© Cornelius Bierer

Keime? Wegge­pustet: Desin­fek­ti­ons­gerät für Inhaler

Muko­vis­zi­dose ist eine schwere Lungen­er­kran­kung. Inha­lieren lindert die Symptome von Erkrankten. Aller­dings nur, wenn ihre Medi­ka­men­ten­ver­nebler völlig trocken und damit keim­frei sind. Detherma hat dafür ein neuar­tiges Desin­fek­ti­ons­gerät entwi­ckelt. Ein kraft­voller Kompakt­lüfter verteilt darin viel heiße Luft.


Rund 8.000 Menschen in Deutsch­land haben Muko­vis­zi­dose, eine Erbkrank­heit, die vor allem die Lunge angreift. Inha­lieren bringt die Medi­ka­mente direkt dorthin, wo sie benö­tigt werden, und ist daher eines der wich­tigsten Thera­pie­mittel für Betrof­fene. Die dazu genutzten Geräte, soge­nannte Medi­ka­men­ten­ver­nebler oder auch Inha­letten, sind aller­dings auch ein Risiko für die Gesund­heit.

Denn werden sie selbst zum Keim­herd, trans­por­tieren sie Viren oder Bakte­rien direkt in die bereits geschwächte Lunge. Die hygie­nisch einwand­freie Reini­gung von Inha­letten ist deswegen ein wich­tiger Teil einer Muko­vis­zi­dose-Therapie – und des Alltags der Betrof­fenen. „Zeit für Freunde, Familie, Frei­zeit zu haben, ist auch eine Art der Teil­habe und der Gesund­heit. Die geht so leider für viele Erkrankte verloren“, erklärt Michael Nord­mann, Mitgründer der Detherma GmbH.

Über die Krank­heit Muko­vis­zi­dose

Muko­vis­zi­dose ist eine ange­bo­rene Stoff­wech­sel­er­kran­kung und gilt als selten. Durch eine Verän­de­rung im Muko­vis­zi­dose-Gen kommt es im Salz-Wasser-Haus­halt der Zellen zu einem Ungleich­ge­wicht. Dadurch wird der Schleim, der die Zellen bedeckt, zäh und verstopft Organe im Körper der Betrof­fenen. Meist ist die Lunge betroffen, weshalb das Inha­lieren mit Inha­letten oft als Therapie einge­setzt wird. Denn die Inha­letten trans­por­tieren helfende Medi­ka­mente direkt in die Lunge hinein.

Quelle: Muko­vis­zi­dose e.V.

Michael Nord­mann hatte bis 2018 selbst keinerlei Berüh­rungs­punkte mit Muko­vis­zi­dose oder Inha­letten. Bis er durch seine bishe­rige Arbeit für eine Firma für Spritz­guss­technik Peter Krüger kennen­lernt. Krüger hatte ein Desin­fek­ti­ons­gerät für Inha­letten aus Edel­stahl entwi­ckelt und paten­tiert. Nord­mann war begeis­tert: „Er wollte das Gerät in ein weniger hoch­prei­siges aus Kunst­stoff weiter­ent­wi­ckeln. Ich fand das Konzept und die Idee hinter dem Produkt über­zeu­gend.“ So über­zeu­gend, dass er als Investor einsteigt und gemeinsam mit Krüger und drei weiteren Part­nern die Detherma GmbH als eigen­stän­dige Firma für Vertrieb der Desin­fek­ti­ons­ge­räte gründet. Doch was macht das Gerät nun so inno­vativ?

Michael Nord­mann war so vom Konzept des Desin­fek­ti­ons­ge­räts über­zeugt, dass er als Investor und Mitgründer der Detherma GmbH einstieg.

Keim­frei dank Trock­nung

Desin­fek­ti­ons­ge­räte, die Inha­letten keim­frei desin­fi­zieren, gibt es einige auf dem Markt. Das Problem: Sie tun das mit Wasser­dampf und die Inha­letten kommen daher nass aus der Desin­fek­tion. Beim Trocknen an der Umge­bungs­luft oder mit einem Tuch verbleiben Wasser­tropfen auf den frisch gerei­nigten Inha­letten. Dadurch können sich gefähr­liche Feucht­keime ansetzen. Für die Gesund­heit von Muko­vis­zi­dose-Erkrankten braucht es also ein Gerät, das die Wasser­rück­stände nach der Reini­gung auch gleich rück­standslos wegpustet.

Der Kompakt­lüfter ist leis­tungs­stark, zuver­lässig und leise. (Foto | Corne­lius Bierer)

Das ist die Inno­va­tion des Detherma-Geräts: Der Medi­ka­men­ten­ver­nebler kommt keim­frei und trocken, bereit zur nächsten Verwen­dung, nach nur 55 Minuten heraus. Für die Trock­nung saugt ein Kompakt­lüfter Frisch­luft durch einen HEPA-Filter an und fördert die Luft in den Desin­fek­tions- und Trock­nungs­korb. Im paten­tierten Edel­stahl-Gerät von Peter Krüger über­nahmen auch schon Kompakt­lüfter von ebm-papst diesen Job. Bei der Arbeit am neuen Produkt aus Kunst­stoff war daher klar: Solche müssen es wieder sein.

Doch trotz der Erfah­rung mit dem Edel­stahl-Gerät warteten ein paar Heraus­for­de­rungen auf die Entwickler und den gesuchten Kompakt­lüfter: „Der Lüfter muss sehr leis­tungs­stark sein, damit er genü­gend Luft durch den HEPA-Filter ansaugen kann. Weil das Desin­fek­ti­ons­gerät im Zuhause der Erkrankten einge­setzt wird, sollte er aber trotzdem sehr leise, quasi unhörbar, sein. Und weil es mehr­mals am Tag genutzt wird, muss der Lüfter auch lang­fristig zuver­lässig arbeiten“, erklärt Michael Nord­mann.

Kleine Dämp­fung, große Wirkung

Detherma schickte einen Proto­typen des Desin­fek­ti­ons­ge­räts aus Kunst­stoff an ebm-papst in St. Georgen. Richard Kienzler, Sales Engi­neer bei ebm-papst, schlug aufgrund der kleinen Einbau­maße den Axial­ven­ti­lator 422J vor: „Er ist sehr leis­tungs­stark und kann daher mit nied­riger Dreh­zahl — und deswegen leise – trotzdem den nötigen Volu­men­strom liefern. Das liegt an der Flügel­geo­me­trie, die den hohen Druck­aufbau und Volu­men­strom erzeugt.“ Detherma war mit den ersten Messungen zufrieden und baute eine größere Anzahl Lüfter in Desin­fek­ti­ons­ge­räte ein.

Nur passte bei einigen plötz­lich das Geräu­sch­ni­veau nicht mehr: Manche – vermeint­lich baugleiche – Geräte waren laut, manche nicht. „ebm-papst hat dann auf kurzem Weg Unter­su­chungen im Labor reali­siert, die wir selbst nicht durch­führen konnten“, erzählt Nord­mann. Richard Kienzler erklärt das Ergebnis der Messungen: „Egal, welche Lüfter wir in ein lautes Gerät einge­baut haben, es blieb immer laut. Und die leisen blieben mit jedem Lüfter­mo­dell leise. Es musste also am Gehäuse liegen.“

Diese kleine Sili­kon­dämp­fung verhin­dert, dass die Vibra­tionen im Gehäuse zu störenden Geräu­schen führen. (Foto | Corne­lius Bierer)
Nach der Montage werden elek­tri­sche Funk­ti­ons­prü­fungen durch­ge­führt. (Foto | Corne­lius Bierer)

Die Erklä­rung: Kleinste Unter­schiede in der Montage führten zu den Geräu­schen. Detherma baute deshalb eine Sili­kon­dämp­fung in die Haube ein. „Als Start-up ist das natür­lich ein großer Gewinn, so von den Entwick­lern von ebm-papst unter­stützt zu werden. Auch wenn wir keine Aber­tau­sende Produkte bestellt haben“, freut sich Michael Nord­mann.

Lebens­qua­lität für Betrof­fene

Detherma ist von der Wich­tig­keit des Produkts über­zeugt. Was nun noch fehlt, ist die offi­zi­elle Zulas­sung als verschrei­bungs­pflich­tiges Medi­zin­pro­dukt in Deutsch­land – ein Prozess, der einige Zeit dauern kann. Doch Michael Nord­mann und seine Partner sind guten Mutes: „Die Rück­mel­dungen von Kliniken, Rehas und Betrof­fenen sind sehr positiv. Viele Muko­vis­zi­dose-Erkrankte, die das Desin­fek­ti­ons­gerät benutzen, sagen uns, dass sie schon seit längerer Zeit keine Infek­tionen der Lunge mehr hatten. Das ist natür­lich genau das, was wir errei­chen möchten.“

Als Start-up ist es ein großer Gewinn, so von den Entwick­lern von ebm-papst unter­stützt zu werden.

Michael Nord­mann, Mitgründer Detherma GmbH

Auch für Erkrankte mit COPD, einer chro­ni­schen Lungen­er­kran­kung, kann das Desin­fek­ti­ons­gerät posi­tive Auswir­kungen haben – das haben bereits einige Ärztinnen und Ärzte zurück­ge­meldet. Die Reini­gung von Inha­letten ist für sie und die Betrof­fenen mit dem Detherma-Gerät ganz einfach: Vernebler rein­legen, den Start-Knopf drücken und 55 Minuten später gerei­nigt und trocken raus­nehmen. Mehr Zeit für die Teil­habe am Leben – und die Gesund­heit.

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