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Venti­la­toren im Einsatz: Reso­nanzen erkennen und vermeiden

Venti­la­toren für den Einsatz in Luft-, Kälte- und Klima­technik oder anderen indus­tri­ellen Anwen­dungen werden in der Regel auf Herz und Nieren geprüft. Dennoch passiert es, dass es in der Anwen­dung bereits nach kurzer Zeit zu Ausfällen kommt. Ursache dafür sind meist Schwin­gungen bedingt durch die Einbau­si­tua­tion. Deshalbt muss das Reso­nanz­ver­halten eines Venti­la­tors im Betrieb und im Zusam­men­wirken mit dem Umfeld geprüft werden, um gege­be­nen­falls Maßnahmen zu ergreifen.


Schwin­gungen oder Vibra­tionen sind allge­gen­wärtig. Während manche als ange­nehm empfunden werden, wie zum Beispiel Musik, können andere zu großen Schäden führen. Denn wird ein System peri­odisch wieder­keh­rend z. B. durch eine Kraft ange­regt, deren Anre­gungs­fre­quenz mit einer Eigen­fre­quenz des Systems über­ein­stimmt, so tritt der soge­nannte Reso­nanz­fall ein. In diesem Zustand steigen die Schwin­gungs­am­pli­tuden stark an. Immer vorhan­dene Dämp­fungs­ef­fekte begrenzen zwar die Ampli­tuden inner­halb der Reso­nanz, aber falls die Dämp­fung gering und die Anre­gungs­kraft groß ist, wachsen die Schwin­gungs­am­pli­tuden sehr stark an und können die Belas­tungs­grenze des Systems über­schreiten.

Die über­höhten Schwin­gungen, führen dann zu Schäden, vor allem wenn dieser Zustand über einen längeren Zeit­raum beibe­halten wird. So können Vibra­tionen Schraub­ver­bin­dungen lösen oder Kugel- und Wälz­lager beschä­digen. Selbst Bauwerke können Schaden nehmen, wenn sie mit der Reso­nanz­fre­quenz ange­regt werden, was dann zur Reso­nanz­ka­ta­strophe führen kann. Genau das geschah beispiels­weise 1940 beim Einsturz der Tacoma Narrow Bridge, die nur wenige Monate nach ihrer Einwei­hung durch beson­dere Wind­ver­hält­nisse ange­regt wurde und einstürzte.

„Erhöte Schwin­gungen führen über einen längeren Zeit­raum hinweg zu Schäden. Klei­nere Schwin­gungs­am­plituten, die mecha­nisch unkri­tisch sind, vers­ur­sa­chen unan­ge­nehmen Schal­lem­sis­sionen.“

Bern­hard Siedler, Abtei­lungs­leiter Produkt­ma­nage­ment bei ebm-papst Mulfingen

Reso­nanzen müssen nicht immer zu einem Ausfall eines Systems führen. Auch bei kleinen Schwin­gungs­am­pli­tuden, die mecha­nisch unkri­tisch sind, kann es zu einer Schall­emis­sion führen die als unan­ge­nehm empfunden wird. Auch diese gilt es zu vermeiden.

Quellen von Anre­gungen

Schwin­gungs­an­re­gungen lassen sich nicht komplett vermeiden und haben unter­schied­liche Ursa­chen: Interne Anre­gungen und externe Anre­gungen. Die kritischste interne Anre­gung ist die 1. Ordnung (Dreh­zahl) durch Unwucht des Rotors. Sie wird beim Wuchten auf ein unkri­ti­sches Niveau redu­ziert aber nie ganz besei­tigt. Jede rotie­rende Masse hat eine Rest­un­wucht. Im Betrieb kann sich durch Verschmut­zung am Laufrad die Unwucht verschlech­tern. Auch durch unsach­ge­mäße Hand­ha­bung (heftige Stöße bei Trans­port, Bewe­gung der Venti­la­toren durch Rollen auf dem Lüfterrad), kann der Venti­lator plas­tisch verformt werden, und die Unwucht und damit die anre­genden Kräfte vergrö­ßert werden.

Es treten auch Anre­gungen mit höherer Frequenz auf, wie zum Beispiel der Dreh­klang (z. B. 5. Ordnung bei einem Venti­lator mit 5 Flügeln) oder das Rast­mo­ment (z. B. 12. Ordnung bei einem 12-nutigen Motor). Diese Anre­gungen sind bei ebm-papst Produkten opti­miert und auf ein Minimum redu­ziert. Externe Anre­gungen können breit­bandig sein, wie zum Beispiel der Wind an der Tacoma Narrow Bridge oder durch ungüns­tige Einbau­be­din­gungen (zu geringer Abstand zwischen Laufrad und Wand) ausge­löste strö­mungs­be­dingte oszil­lie­rende Schwin­gungen, aber auch mit spezi­fi­scher Frequenz, wie zum Beispiel die Motor­dreh­zahl eines nah verbauten Verdich­ters, und können eben­falls Eigen­fre­quenzen anregen und damit zu einer Reso­nanz führen.

Die Einbau­si­tua­tion verän­dert das Reso­nanz­ver­halten

Da jedes System eine bzw. mehrere Eigen­fre­quenzen hat, sind auch Venti­la­toren nicht gegen reso­nanz­be­dingte Schäden gefeit, obwohl sie von den Herstel­lern bei der Ferti­gung nach allen Regeln der Kunst präzise ausge­wuchtet werden. Eine entschei­dende Rolle spielt hier die Einbau­si­tua­tion in der Anwen­dung und die lässt sich im Vorfeld leider weder vorher­sehen noch berück­sich­tigen. Durch den Einbau eines Venti­la­tors in eine Anlage entsteht immer eine neue schwing­fä­hige Anord­nung mit mehreren spezi­fi­schen Struk­tur­ei­gen­fre­quenzen (Bild 1).

Bild 1: Schwin­gungs­ver­halten des Venti­la­tors einge­baut in einem RLT-Gerät. (Bild | ebm-papst)

Durch den mitt­ler­weile verbrei­teten Dreh­zahl­re­gel­be­trieb steigt die Wahr­schein­lich­keit eines zeit­weisen Betriebes in Reso­nanz deut­lich. Die Wech­sel­wir­kungen werden oft unter­schätzt. Das schwin­gungs­fä­hige System aus Venti­lator und Umge­bung, kann hier zu einer beträcht­li­chen Verschie­bung der Eigen­fre­quenzen der Gesamt­struktur und somit zu einem deut­li­chen Anstieg der dyna­mi­schen Belas­tungen infolge von Reso­nanzen führen.

Die Einflüsse durch die umge­benden Struk­turen lassen sich aber mittels FEM sehr genau simu­lieren und die Lage der kriti­schen Dreh­zahlen vorher­sagen, wenn das Design der Anwen­dung bekannt ist. Durch Verstei­fung der rich­tigen Struk­tur­bau­teile lassen sich dann Reso­nanz­stellen in einen unkri­ti­scheren Bereich oder sogar ganz aus der Anre­gung (keine Reso­nanz mehr) verschieben.

Schwin­gungs­mes­sung im einge­bauten Zustand

Das Reso­nanz­ver­halten der Venti­la­toren muss deshalb im Betrieb und im Zusam­men­wirken mit dem Umfeld geprüft und nach Bedarf modi­fi­ziert werden. Dabei gilt es das Schwin­gungs­ni­veau zu ermit­teln und Bereiche über dem Grenz­wert zu vermeiden. Zudem sind die Reso­nanz­dreh­zahlen zu iden­ti­fi­zieren und sicher­zu­stellen, dass diese im Normal­be­trieb nicht dauer­haft ange­fahren werden. Deshalb sollte nach dem Einbau des Venti­la­tors in die Anwen­dung immer eine Schwin­gungs­mes­sung, bzw. Reso­nanz­stel­len­suche im ganzen Dreh­zahl­re­gel­be­reich durch­ge­führt werden.

Bild 2: Die Schwin­gung wird in der Nähe der Motor­hal­te­rung gemessen. (Bild | ebm-papst)
Bild 3: Die Schwin­gungs­mes­sung sollte mindes­tens in zwei Achsen radial oder axial zur Dreh­achse erfolgen. (Bild | ebm-papst).

Auf diese Weise erhält man einen Gesamt­ein­druck vom Schwin­gungs­ver­halten der Anlage und erkennt dabei unvor­her­seh­bare Einflüsse und auch even­tu­elle Fehler, die bis zur Inbe­trieb­nahme unbe­ab­sich­tigt einge­flossen sind. Auch während des Betriebs muss man diese Reso­nanz­stellen beob­achten, mindes­tens inner­halb der in der Betriebs­an­lei­tung gefor­derten Zeit­ab­stände. In der Regel liegen diese bei sechs Monaten, denn Eigen­fre­quenzen können sich über die Lauf­zeit verschieben, zum Beispiel wenn sich die Stei­fig­keit der Kunden­an­lage verän­dert. Natür­lich sind akus­tisch wahr­nehm­bare Verän­de­rungen immer ein Warn­si­gnal, aller­dings ist dann meist schon ein Schaden unab­wendbar.

Regeln für die Schwin­gungs­mes­sung

Bei der Schwin­gungs­mes­sung gilt es einiges zu beachten. Als erstes sind Störungen des Luft­an­saug­sys­tems zu vermeiden, das heißt es muss genug Platz vor dem Laufrad sein, damit die Luft unge­hin­dert zuströmen kann. Für die Schwin­gungs­ana­lyse bei Radi­al­ven­ti­la­toren empfiehlt ebm-papst dann die Messung der Vibra­tion in allen drei Achsen (Bild 2 und 3), zumin­dest jedoch in zwei Achsen, radial zur Dreh­achse bzw. axial, mit einem übli­chen Schwin­gungs­mess­gerät, und zwar in der Nähe der Motor­hal­te­rung. So erhält man den Effek­tiv­wert für die Schwing­ge­schwin­dig­keit (mm/s), aller­dings erkennt man dadurch noch nicht auto­ma­tisch mögliche kriti­sche Dreh­zahlen.

Dazu müssen verschie­dene Dreh­zahlen durch­laufen und erfasst werden, beispiels­weise durch Daten­log­ging in einem externen Gerät. Im einfachsten Fall notiert man sich die Dreh­zahlen in einer Tabelle. So erhält man einen Anhalts­punkt, wo Reso­nanz­fre­quenzen auftreten. Am besten erhöht man die Dreh­zahl schritt­weise um beispiel­weise 5 %. Auch die Dauer des Hoch­laufs kann entschei­dend sein. Am besten ist ein linearer Hoch­lauf von mini­maler Dreh­zahl auf maxi­male Dreh­zahl inner­halb von 5 min.

Auto­ma­ti­sche Reso­nan­zer­ken­nung für mehr Betriebs­si­cher­heit

Um den Umgang mit den unver­meid­baren Reso­nanzen zu erleich­tern, haben Radi­al­ven­ti­la­toren mit inte­grierter Hoch­leis­tungs­elek­tronik der 3. Gene­ra­tion von ebm-papst deshalb eine auto­ma­ti­sche Reso­nan­zer­ken­nung. Die inte­grierten Schwin­gungs­sen­soren erkennen, bei welchen Dreh­zahlen es zu Reso­nanzen kommt, und die dazu­ge­hö­rige Soft­ware vermeidet den Betrieb in den fest­ge­stellten kriti­schen Berei­chen.

Dazu kann bei der Inbe­trieb­nahme ein Test-Hoch­lauf durch­ge­führt werden, bei dem die Schwing­ge­schwin­dig­keit über den gesamten Dreh­zahl­ver­lauf vom Still­stand bis zur Nenn­dreh­zahl analy­siert wird (Bild 4). Werden in bestimmten Berei­chen zu hohe Schwing­ge­schwin­dig­keiten erkannt, stellt sich die Steu­er­soft­ware nach einer kunden­sei­tigen Akti­vie­rung so ein, dass diese Dreh­zahl­be­reiche zukünftig „über­fahren“ werden. Das heißt, sie werden zwar durch­laufen, aber ein dauer­hafter Betrieb in diesen Berei­chen wird vermieden. Der Anwender kann die Einstel­lungen der Soft­ware jeder­zeit manuell bear­beiten, hat also immer die volle Kontrolle.

Bild 4: Schwin­gungs­ver­halten mit ausge­spartem Dreh­zahl­be­reich. (Bild | ebm-papst)

Bild 5: Schwin­gungs­ver­halten im RLT-Gerät mit zusätz­li­cher externer Schwin­gungs­quelle, z. B. einem Verdichter. (Bild | ebm-papst)

Die Schwing­ge­schwin­dig­keit kann sich aber auch während des Betriebs erhöhen, etwa durch Verschmut­zungen des Lauf­rads und einer daraus resul­tie­renden zusätz­li­chen Unwucht. In diesem Fall gibt die Soft­ware eine auto­ma­ti­sche Warnung ab. Der Anwender hat nun die Möglich­keit, das System hinsicht­lich zusätz­lich entstan­dener Unwuchten zu prüfen und Maßnahmen zur Fehler­be­he­bung (z. B. Reini­gung und/oder neuer Hoch­lauf) zu ergreifen. Schwin­gungen, die von örtlich nahen instal­lierten Geräten einge­kop­pelt werden, z. B. von defekten Kompres­soren oder Verdich­tern, können zwar erkannt, aber nicht vermieden werden. In diesem Fall kann der Anwender bei Bedarf geeig­nete Maßnahmen einleiten (Bild 5). Die auto­ma­ti­sche Reso­nan­zer­ken­nung ist damit eine sinn­volle Option, um die Betriebs­si­cher­heit der Radi­al­ven­ti­la­toren in kriti­schen Anwen­dungen zu erhöhen.

Exkurs: Schwing­ele­mente und Dreh­zahl­be­reich

Um den Venti­lator von Schwin­gungen der Umge­bung zu entkop­peln (und umge­kehrt), helfen Schwing­ele­mente (Bild 6), also entspre­chend ausge­legte Federn oder Gummi­ele­mente. Aller­dings gilt es bei ihrer Auswahl einiges zu beachten. Zusätz­lich zu den Eigen­fre­quenzen des Venti­la­tor­auf­baus selbst entsteht durch den Anbau mit Schwing­ele­menten ein weiteres Feder-Masse-System mit eigenen Reso­nanz­fre­quenzen. Dabei bewegt sich der Venti­lator auf den Schwing­ele­menten als starrer Körper (die Venti­la­tor­ver­for­mung ist dabei vernach­läs­sigbar gering).

Bild 6: Um den Venti­lator von Schwin­gungen in der Umge­bung zu entkop­peln, helfen Schwing­ele­mente, also entspre­chend ausge­legte Federn oder Gummi­ele­mente. (Bild | ebm-papst)

Die Bewe­gung kommt in diesem Fall aus der Verfor­mung der Schwing­ele­mente, wodurch eben­falls höhere Schwin­gungs­am­pli­tuden auftreten. Aus diesem Grund darf der Venti­lator nur ober­halb der soge­nannten Starr­kör­per­moden betrieben werden, woraus sich eine Mindest­dreh­zahl ableiten lässt (Bild 7). Das Gerät nimmt zwar beim Betrieb inner­halb der Starr­kör­per­moden nicht unmit­telbar Schaden, aber ein längerer Betrieb in diesem Bereich redu­ziert die Gesamt­le­bens­dauer. Außerdem kann es zu einer starken Geräusch­ent­wick­lung kommen. Dieser Dreh­zahl­be­reich ist also so schnell wie möglich zu durch­fahren und ein dauer­hafter Betrieb in diesem Bereich sollte unbe­dingt vermieden werden.

In ausrei­chendem Abstand zur Reso­nanz­spitze beginnt dann der Dreh­zahl­be­reich, in dem der Schwin­gungs­pegel deut­lich nied­riger ist. Nur in diesem Bereich, ober­halb der Mindest­dreh­zahl, können die Schwing­ele­mente den Venti­lator von der Anlage bzw. dem Gebäude schwin­gungs­tech­nisch entkop­peln. Um die rich­tigen Schwing­ele­mente auszu­wählen, muss also die Betriebs­dreh­zahl des Venti­la­tors in der Anwen­dung bekannt sein.

Bild 7: Starr­kör­per­be­we­gung auf Federn (Beispiel eines RadiPac Venti­la­tors in Baugröße 710 mit dem Motor DV280). (Bild | ebm-papst)

Im Katalog findet man für jeden Venti­lator bereits richtig dimen­sio­nierte Schwing­ele­mente und die zuge­hö­rige Mindest­dreh­zahl. Sollen andere verwendet werden, sind die o. g. Gesetz­mä­ßig­keiten zu beachten. Schwin­gungs­tech­ni­sche Aspekte beim Einbau der Venti­la­toren zu beachten, lohnt sich in jedem Fall. Richtig instal­lierte Venti­la­toren arbeiten über die gesamte Betriebs­zeit zuver­lässig, uner­war­tete Ausfälle werden vermieden und oben­drein profi­tiert der Anwender von einer gerin­geren Geräusch­emis­sion.

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