© 2022, Climeworks

Fetter Wal frisst CO2

Im Kampf gegen den Klima­wandel filtert das Schweizer Unter­nehmen Clime­works mit dem CO2-Sauger „Orca“ eine große Menge Kohlen­di­oxid aus der islän­di­schen Luft und leitet es in den Boden.


Sie gleiten elegant durch die Meere, immer auf der Suche nach Beute. Kaum haben sie ihr Opfer gefunden, schlagen sie kraft­voll zu. Doch was haben Schwert­wale – auch Orcas genannt – mit Luft­ver­bes­se­rung zu tun? Im Islän­di­schen steht „Orka“ für Kraft, Stärke und Energie. All das trifft auch auf den neuesten CO2-Sauger des Schweizer Unter­neh­mens Clime­works in Island zu. Denn mit 4.000 Tonnen gefil­tertem Kohlen­di­oxid pro Jahr ist „Orca“ die aktuell leis­tungs­stärkste Anlage für Direct Air Capture (DAC) welt­weit.

Bei der Direct Air Capture Tech­no­logie saugen Venti­la­toren Umge­bungs­luft durch einen Filter, an dem das CO2 hängen bleibt. Sobald der Filter voll ist, wird das Treib­hausgas bei 100 Grad Celsius aus dem Filter­ma­te­rial entfernt.

Hinzu kommt, dass die Anlage durch das Geother­mal­kraft­werk von Hellisheiði direkt mit Wärme­en­ergie aus dem Erdboden versorgt wird. „Damit haben wir vor Ort eine klima­freund­liche Ener­gie­quelle“, erzählt Nathalie Casas, Head of R&D bei Clime­works. „So können wir die Venti­la­toren mit sauberem Strom versorgen und die Erdwärme direkt nutzen, um das CO2 aus dem Filter­ma­te­rial heraus­zu­lösen.“

Ange­passt an die raue Natur

Island ist dank Geothermie also ein idealer Standort für den Orca. Wären da nicht das wech­sel­hafte Wetter und die schwe­fel­hal­tige Luft auf der Vulkan­insel. Deshalb setzt Clime­works bei seiner Anlage auf beson­ders witte­rungs­be­stän­dige Kompo­nenten, robuste Axial­ven­ti­la­toren von ebm-papst sowie Filter­ma­te­rial aus Amin. „Dieser Stoff bindet CO2 vor allem bei kaltem und feuchtem Wetter sehr gut“, erklärt Casas. Darüber hinaus hat das Unter­nehmen seine Anlage aber nicht nur tech­nisch auf die schwie­rigen Umwelt­be­din­gungen ange­passt. Auch optisch fügt sich Orca mit seiner erdfar­benen Fassade in die raue Land­schaft Islands ein.

Die DAC-Anlage „Orca“ passt mit ihrer Fassade in die islän­di­sche Land­schaft. ©2022, Clime­works

Neben seiner Holz­optik besticht der CO2-Sauger aber vor allem durch seine Leis­tung. Schließ­lich arbeiten bei Orca jeweils zwölf Axial­ven­ti­la­toren in acht Contai­nern. Dabei hat Clime­works den verbauten Stahl in den Container redu­ziert und die Filter­fläche vergrö­ßert. Dadurch kann Orca in der glei­chen Zeit mehr Kohlen­di­oxid aufnehmen als sein Vorgänger „Capri­corn“ im schwei­ze­ri­schen Hinwil – nämlich etwa 500 Tonnen im Jahr pro Container. Zudem besteht ein Container nicht mehr aus vielen einzelnen Filter­mo­dulen mit unge­nutzten Zwischen­räumen, sondern ist nun selbst ein Modul.

Aus der Luft in den Boden

Mehr Venti­la­toren und mehr Filter­ma­te­rial – das macht Orca zum effi­zi­en­testen CO2-Sauger der Welt. ©2022, Clime­works

Doch was passiert eigent­lich mit dem gefil­terten Kohlen­di­oxid? – Es wird zurück in den Boden gepresst und dort gespei­chert. Dazu nutzt Clime­works den Geother­mal­kreis­lauf des Kraft­werks von Hellisheiði, das heißes Tiefen­wasser aus der Erde fördert, damit Strom und Wärme erzeugt und das Wasser anschlie­ßend wieder in die Erde leitet. Im letzten Schritt speist Clime­works das von Orca gefil­terte CO2 in das Wasser ein. Dadurch gelangt es circa 800 bis 2.000 Meter tief in den Boden, wo es unter dem hohen Druck kris­tal­li­siert und sich abla­gert.

Orca ist damit ein abso­luter CO2-Fresser. Doch wenn es nach Clime­works geht, ist die Anlage nur ein weiterer Schritt von vielen im Kampf gegen den Klima­wandel. Denn um nur ein Prozent des welt­weiten CO2-Ausstoßes pro Jahr zu filtern, bräuchte es 87.000 weitere DAC-Anlagen wie Orca. Deshalb wird der Schwertwal schon bald nicht mehr allein auf CO2-Jagd gehen. Clime­works plant bereits die nächsten Anlagen. Eine davon soll schon Ende 2023 den Betrieb aufnehmen – eben­falls auf Island und zehnmal so groß wie Orca. Bis 2028 sollen noch weitere Anlagen folgen – dann sogar um ein Hundert­fa­ches größer.

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