Was sind die Herausforderungen, wenn man Gasgeräte bereit für Wasserstoff machen will?

Jürgen Schwalme, Head of Application Regions & Certification ebm-papst Landshut (Foto: ebm-papst)
Da gibt es vor allem drei Aspekte. Wasserstoff ist das leichteste aller chemischen Elemente mit der niedrigsten Dichte. Es durchdringt Elastomere und Kunststoffe leichter als Erdgas. Daher müssen die Komponenten in der Brennwerttherme eine höhere Dichtigkeit haben. Weiterhin muss die Verträglichkeit der Materialien sichergestellt sein.
Und der dritte Aspekt ?
Das Brennverhalten erfordert besondere Aufmerksamkeit. Denn die Flammgeschwindigkeit ist achtmal höher als bei Methan. Darauf müssen die Zündparameter im Feuerungsautomaten angepasst werden. Und aufgrund des unterschiedlichen Heizwerts und Wobbe-Index muss der Gas-Luft-Verbundregler so ausgelegt werden, dass eine optimale Mischung und eine möglichst saubere Verbrennung zu realisieren ist. Auch die übliche Flammenüberwachung mithilfe des Ionisationsstroms ist für 100 Prozent Wasserstoff nicht geeignet. Als Alternativen kommen die bewährten Temperatur-Messverfahren kombiniert mit modernster Mikroelektronik in Betracht.
Wie weit ist ebm-papst dabei?
Unser etabliertes Verbundsystem NRV 118 ist bereits ohne Änderungen für einen Wasserstoffanteil von bis zu zehn Prozent ausgelegt. Wir haben in mehreren Untersuchungen und Feldtests nachgewiesen, dass das System mit ein paar Änderungen H2-ready ist — sich also auf den Einsatz mit 100 Prozent Wasserstoff anpassen lässt. Untersuchungen zur Temperaturüberwachung laufen vielversprechend.

10% Wasserstoffanteil im Gasgemisch schafft das HS0118E1 schon heute – ohne Änderungen. (Foto: Gernot Walter)
Welche Änderungen sind das?
Wir haben die Anforderungen an die Dichtigkeit von Gasventil und Gebläse erhöht und die verwendeten Materialien geprüft und angepasst. Das HS0118E1 Hydrogen gleicht durch eine spezielle Vormischeinrichtung den Nachteil von niedrigerem Wobbe-Index und Heizwert bei gleichzeitig höherem Brenner-Druckverlust durch die Gas-Luft-Mischung vor dem Ventilator aus. Zudem können höhere Modulationen gefahren werden, da sich das Gasventil durch den Unterdruck optimal ansteuern lässt.
Wie geht es weiter?
Bis das 100-Prozent-Wasserstoff-Ziel erreicht ist, werden wir mit zunehmenden Beimischungsanteilen arbeiten. Dafür tüfteln wir in unserem Entwicklungszentrum in Osnabrück an passenden Gebläsen und an Verbrennungsregelungen, die auch bei wechselnden Mischverhältnissen für eine saubere Verbrennung sorgen. Sie erhöhen so die Effizienz des Systems und tragen zum Erreichen der Klimaziele bei.
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