Die Formel für die Heiz­wert­de­fi­ni­tion

Verschie­dene Länder benutzen unter­schied­liche Einheiten für die Heiz­leis­tung. Rechnet man sie um, kommen aber komi­scher­weise unter­schied­liche kW-Werte heraus. Alles eine Frage der Heiz­wert-Defi­ni­tion.


Immer wieder kommt es vor, dass ein Kunde aus den USA sich nach einem Gebläse aus einem euro­päi­schen Katalog erkun­digt. Später wundert er sich, weil das Gebläse auf einmal für eine höhere Heiz­leis­tung (Kilo­watt) ausge­legt ist, als im Katalog ange­geben. Woran liegt das?

Jörg Scheu­er­lein, Engi­neer Heating Mecha­nics bei ebm-papst in Landshut. (Foto | ebm-papst)

Einheiten sind manchmal ­Zombies und leben nach ihrem Tod weiter. Die meisten Leute etwa denken beim Auto­kauf immer noch in Pfer­de­stärken und beim Diät­plan in Kalo­rien, statt modern in Watt bezie­hungs­weise Joule. So auch beim Heiz­wert. In den meisten euro­päi­schen Ländern orien­tiert sich die Angabe des Heiz­wertes an einer alten Defi­ni­tion, wie viel Wärme­en­ergie man aus einem Kubik­meter Erdgas heraus­holen kann. Beim Refe­renzgas G20 gelten in Europa 34,02  MJ/m³. Das ist der euro­päi­sche Heiz­wert Hi. Inzwi­schen sind Heiz­sys­teme um einiges effi­zi­enter. Die über­holte Heiz­wert-Defi­ni­tion aber blieb.

In den USA jedoch defi­niert man die gewinn­bare Wärme­en­ergie aus dem Refe­renzgas G20 zu Recht höher, nämlich mit 37,76 MJ/m³. Das ist der US-Heiz­wert Hs. Nun stehen die USA ja bekannt­lich mit dem metri­schen System auf Kriegsfuß und verwenden daher für die Heiz­leis­tung — für deren Errech­nung der Heiz­wert wichtig ist — eine eigene Einheit, nämlich BTU/h (British Thermal Unit per hour, die trotz des Namens nur in den USA, nicht jedoch in Groß­bri­tan­nien verwendet wird). Und deswegen geschieht es, dass beim Umrechnen der Heiz­leis­tung von BTU/h in Kilo­watt in den USA ein höherer kW-Wert raus­kommt als in Europa — weil in den USA der Heiz­wert höher defi­niert ist. In den Nieder­landen übri­gens verwendet man den realis­ti­scheren ameri­ka­ni­schen Heiz­wert Hs, gibt die Leis­tung aber in Kilo­watt an.

China: noch mal anders

In China geht ein beson­derer Heizleistungs­zombie um: Tonnen Wasser­dampf pro Stunde. Dies bezieht sich auf alte Kohle­öfen, die im Keller direkt Wasser­dampf für die Heiz­körper produ­zierten. Die Menge des Wasser­dampfs pro Stunde ergab in den Wohnungen eine bestimmte Heiz­leis­tung. Bis heute will man in China für große Anlagen die Heiz­leis­tung in t Wasser­dampf /h wissen. Es gibt aller­dings keine exakte Umrech­nung nach kW. ebm-papst kommt durch prak­ti­sche Vergleiche auf eine gut funk­tio­nie­rende Rela­tion von 635 kW (Hi) ≙ 1 t Wasser­dampf /h.

Wundern Sie sich also nicht über die Einheiten- und Werte­ver­wir­rung beim Thema Heiz­leis­tung — es ist alles bloß eine Frage der Defi­ni­tion. 

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