Schlaf bekommt Sébastien Cavedon derzeit nicht allzu viel. Freie Zeit ist ebenfalls Mangelware. Parallel zum Studium ist er für das Bern Racing Team im Einsatz. Doch wenn der 23-Jährige von seiner Arbeit dort spricht, ist von Müdigkeit nichts zu spüren. Cavedon ist CEO des Formula Student Teams, mit dem die Berner Fachhochschule bei der Formula Student startet. Bei dem Wettbewerb entwickeln und bauen Studierende einsitzige Rennfahrzeuge mit E-Antrieb und treten mit diesen gegen Teams aus aller Welt an. Am Ende bewertet die Jury nicht nur das Auto, sondern auch das Vertriebskonzept auf Basis von Konstruktion, Kostenplanung und Verkaufspräsentation.
Ein Blitz aus Bern
Cavedon studiert in Bern im dritten Jahr Automotive Engineering – und er brennt für den Rennsport. Teil des studentischen Bern Racing Teams ist er daher bereits seit Beginn seines Studiums. „Das ist alles sehr zeitaufwendig, aber wir lernen dadurch extrem viel. Zum Beispiel, wie wir als Team zusammenarbeiten oder auch, wie wir ein Projekt von Anfang bis Ende umsetzen“, sagt er. Aktuell läuft seine Lieblingsphase: Fahrzeugteile, die Industriepartner für die Studierenden gefertigt haben, kommen nach und nach in der Werkstatt an und der Bau von „Sajetta“ startet.
So tauften die Studierenden das Fahrzeug für die Saison 2023/24 – Sajetta bedeutet Blitz auf Rätoromanisch. „Die Montage ist für mich immer ein besonderer Moment. Denn bisher haben wir den Rennwagen nur auf digitalen Konstruktionszeichnungen gesehen, jetzt erwecken wir ihn zum Leben.“ Bei Sajetta legt das Team den Fokus auf ein möglichst geringes Gewicht. „Beim letzten Wagen haben wir auf die Zuverlässigkeit geachtet, dieses Mal wollen wir ihn auf dieser Basis so leicht wie möglich auslegen.“ Als CEO arbeitet Cavedon in dieser Saison weniger am Design des Fahrzeugs mit und kümmert sich stattdessen um das Sponsoring. Neben der Organisation und Steuerung des Projekts präsentiert er es also bei vielen Unternehmen, um die nötige finanzielle und technische Unterstützung zu erhalten.

„Die Montage ist für mich immer ein besonderer Moment. Denn bisher haben wir den Rennwagen nur auf digitalen Konstruktionszeichnungen gesehen, jetzt erwecken wir ihn zum Leben.“
Sébastien Cavedon, CEO Bern Racing Team
Starker Partner
Als technischer Sponsor unterstützt ebm-papst die Studierenden seit rund zehn Jahren mit seinen Produkten. Im aktuellen Fahrzeug übernehmen fünf EC-Lüfter die Kühlung der Hochvolt-Fahrzeugbatterie. Die Axial-Ventilatoren drücken die Luft in die Batterie, die dann durch das gesamte System strömt, um die Zellen zu kühlen. „Die Ventilatoren sind für uns extrem wichtig, denn die Rennevents finden im Sommer statt und da kann es – speziell in Kombination mit der hohen Leistung – richtig heiß werden. Sie sorgen dafür, dass unsere Batterie nicht überhitzt“, erläutert Cavedon. „Im Fahrzeug haben wir wenig Bauraum und unsere Batterie ist sehr klein. Da passte die kompakte Baugröße der Lüfter perfekt“, betont der angehende Ingenieur. „Mit der Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte von ebm-papst und dem Luftstrom, den sie uns liefern, sind wir sehr glücklich. Außerdem arbeiten sie effizient und vor allem zuverlässig.“ Bei der Auswahl der Komponenten wurde das Team in der Datenbank schnell fündig. „Wir haben dafür keine technische Unterstützung von ebm-papst benötigt, wissen aber, dass wir bei Bedarf jederzeit darauf zurückgreifen können“, betont Cavedon.


Neue Fähigkeiten lernen
100 Kilometer entfernt befindet sich Sven Haug ebenfalls mitten in der Fertigungsphase. Der 23-Jährige studiert in Zürich an der ETH Maschinenbau im fünften Semester. Als Fokus-Projekt wählte er die Formula Student und ist nun seit September 2023 teil des AMZ-Rennteams. Seine Motivation: „Im Studium programmieren wir relativ wenig und auch Elektrotechnik machen wir nicht so viel. Hier mitzumachen ist daher eine super Ergänzung, weil ich gerade in diesen Bereichen viel lernen kann.“
In dieser Rennsaison ist er für die Vehicle Control Unit, kurz VCU, verantwortlich. „Das ist der Computer, der das ganze Fahrzeug verbindet, also alle Sensoren und die Signale richtig leitet. Die Anweisungen für die Lüfter sendet oder regelt, wie viel Motoren-Torque angelegt werden soll“, erläutert Haug. Ob alles wie geplant funktioniert, wird sich in den kommenden Wochen herausstellen. Wie Cavedon sagt auch er: „Die Montagephase ist eigentlich die schönste Phase. Auf der elektrotechnischen Seite schaue ich gemeinsam mit den Verantwortlichen für die Leiterplatte, ob ihre Schaltungen funktionieren, ob unsere Sensoren richtig eingestellt werden können und wie wir sie parametrieren müssen. Dann können wir alles vorkalibriert ins Fahrzeug verbauen.“

„Uns gefällt vor allem die Zuverlässigkeit der Lüfter. Sie sind extrem robust und gerade für ein Auto, das von Studenten selbst zusammengebaut wird, braucht man etwas Verlässliches.“
Sven Haug, Vehicle Control Unit, AMZ Racing
Mit Unterdruck zum Weltrekord
Die Fahrzeuge des ETH-Teams tragen traditionell den Namen eines Schweizer Bergs. In dieser Saison gehen die Studierenden mit „dufour“ an den Start. Neu ist seine Hybrid-Suspension, also eine Aufhängung, die mechanisch und pneumatisch arbeitet. Auch dieses Mal setzen die Studierenden auf den sogenannten Power-to-Ground-Effekt. Den nutzte das Rennteam im Vorgängerfahrzeug „mythen WR“ und beschleunigte das E-Fahrzeug dadurch von 0 auf 100 km/h – in weniger als einer Sekunde. Das ist Weltrekord.
Damit das gelingt, saugen im Rekordfahrzeug zwei Hochleistungsventilatoren die Luft unter dem Fahrzeug heraus und erzeugen so einen Unterdruck, durch den sich das Fahrzeug am Boden festsaugt und die maximal übertragbare Kraft auf die Straße bringt. Den hohen Ansaugdruck generieren zwei DiaForce-Kompaktlüfter von ebm-papst. Die kegelförmige Deckscheibe der Lüfter dreht sich mit. Dadurch ist die Austrittsöffnung größer als die Ansaugöffnung und die Luft umströmt den Ventilator in radialer und axialer Richtung, was den hohen Ansaugdruck ermöglicht.
Kleine Kraftpakete
Auch im „dufour“ kommen verschiedene Ventilatoren von ebm-papst zum Einsatz. „Wir haben dieses Jahr ein Driverless-Team, das den Rennwagen ohne Fahrer steuern muss. Sie verwenden einen DC-Axiallüfter zum Kühlen ihrer Computerbox“, erklärt Haug. Er selbst setzt Kompaktlüfter unterschiedlicher Größen für die Kühlung des spannungsgesteuerten Oszillators und des Optical-Velocity-Sensors ein, der die Geschwindigkeit des Fahrzeugs misst. Der angehende Ingenieur sagt: „Uns gefällt vor allem die Zuverlässigkeit der Lüfter. Sie sind extrem robust und gerade für ein Auto, das von Studenten selbst zusammengebaut wird, braucht man etwas Verlässliches.“ Schließlich spiele die Kühlung im Fahrzeug eine wichtige Rolle. „Dass die Lüfter wenig Energie verbrauchen, ist ein klarer Vorteil. Dass sie zudem sehr kompakt bauen und leicht sind, hilft uns, Gewicht zu sparen und sie trotz beengtem Raum einzubauen. So kleine Lüfter zu finden, die aber noch genug Power haben, ist eine echte Herausforderung. Darum sind wir froh, die von ebm-papst nutzen zu können“, fügt er hinzu.
Die nächsten Monate werden Sven Haug und Sébastien Cavedon auf jeden Fall arbeitsintensiv. Aber beide freuen sich schon auf die ersten Events und Rennen, die im Sommer 2024 anstehen. Dann wird sich zeigen, ob „Sajetta“ oder „dufour“ die Nase vorne hat und welches Team mit seinem Projekt am Ende überzeugt.
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