Stolz blicken Philipp Schennach und Jorma Lori auf ihr Werk: Mehrere Tausend Hanfpflanzen bewegen sich im künstlichen Wind sanft hin- und her. 170 Lampen strahlen auf sie und simulieren die Sonne. Noch etwa drei Wochen, dann kann die Ernte beginnen. Höchste Zeit, denn die Nachfrage nach der Pflanze ist riesig. Hanf hat viele Funktionen: Die Fasern lassen sich für Textilien und sogar in der Automobilindustrie verwenden, die Wirkstoffe in den Blüten wirken schmerzlindernd, muskelentspannend und regen den Appetit an. In der Medizin findet die Pflanze daher zunehmend Akzeptanz. Und das Öl aus den Samen, lässt sich sogar als Treibstoff nutzen.
Als Genussmittel ist Hanf jedoch in fast allen Ländern der Erde tabu. In der Schweiz allerdings, gab es 2016 eine Entscheidung des Schweizerischen Bundesamts für Gesundheit (BAG), die den Markt kräftig umkrempelt: Der Verkauf von Hanf ist legal, vorausgesetzt der Anteil der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol, besser bekannt unter der Abkürzung THC, liegt unter einem Prozent. In diesem Fall gilt Hanf als Tabakersatz. Seitdem haben Schennach und Lori viel zu tun. Sie arbeiten bei der Schweizerischen BioCan AG. Das Unternehmen war das erste des Alpenlandes, das Cannabis legal als Tabakersatz produzieren und vertreiben darf.
Die BioCan AG
Der Gründer des Unternehmens mit Sitz in Thayngen (CH), Markus Walther, ist ein Pionier in der Hanfproduktion und hat sich schon in den 90ern für die Legalisierung des Verkaufs eingesetzt. Durch zahlreiche Kreuzungen konnte er eine Hanfpflanze züchten, deren THC-Gehalt unter einem Prozent liegt. Als das Bundesamt für Gesundheit 2016 grünes Licht gegeben hat, startete er mit seiner Firma durch. Neben Hanf zum Rauchen bietet die BioCan AG Hanf-Öle und -Tabletten an.
Für Schennach und Lori bedeutete die Entscheidung des BAG eine riesen Chance. Lori, eigentlich gelernter Schreiner, gehört zu den Gründern der BioCan AG und ist Betriebsleiter der Pflanzenzucht am Standort Bassersdorf. Schennach erfuhr über einen Bekannten, dass das Unternehmen nach Kapitalgebern suchte. Da er ein wenig Erspartes übrig hatte, investierte er. „Bald wollte ich aber selbst in der Hanfproduktion tätig sein. Also stieg ich auch ins operative Geschäft ein.“
Schennach ist eigentlich Brau- und Malzmeister. „Eine Gemeinsamkeit mit Bier gibt es aber: Hopfen ist auch ein Hanfgewächs“. Bei der BioCan AG übernahm er die technische Leitung der Indoorproduktion. Neben Gewächshaus und Feld, eine von drei Produktionsmethoden des Unternehmens „Damit streuen wir das Risiko. Im Freien kann es öfter zu Ernteausfällen kommen und drinnen sind wir unabhängig von den Jahreszeiten.“
Hanf mag´s windig
Schennach und Lori gingen mit Begeisterung an die neue Aufgabe. Im Gewerbegebiet von Bassersdorf, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Zürich, mieteten sie zwei Etagen in einem Bürogebäude an, insgesamt 3.000 Quadratmeter. Danach konnten sie mit der Konzeption der Anlage beginnen. Ein entscheidender Baustein in der Planung war die Belüftung. „Eine gute Lüftung ist enorm wichtig für die Pflanzen“, so Schennach. Hanfpflanzen sind eigentlich sehr genügsam.
„Eine gute Lüftung ist enorm wichtig für die Pflanzen“ Philipp Schennach, technische Leitung der Indoorproduktion bei der BioCan AG
Das Wertvolle sind die Blüten der weiblichen Pflanzen, je größer diese sind, desto besser. Allerdings müssen die Stiele robust genug sein, um die Blüten zu tragen. In der freien Natur stärkt der Wind die Pflanzen. „Drinnen versuchen wir die Natur so gut es geht zu simulieren, deshalb soll dort immer ein leichtes Lüftchen wehen. Dafür benötigen wir eine gute Technik“, erklärt Lori.
Kleine Hanfkunde
Cannabis ist der wissenschaftliche Name für Hanf. Wertvoll sind die Blüten der weiblichen Pflanze, in der über 80 Cannabinoide und über andere 400 Wirkstoffe enthalten sind. Die wichtigsten Cannabinoide sind das berauschende Tetrahydrocannabinol (THC) und das nicht berauschende Cannabidiol (CBD). Hanf mit einem THC-Gehalt von unter einem Prozent wird daher auch CBD-Hanf genannt. CBD wird auch eine medizinische Wirkung zugesprochen. Wichtig ist, dass die Blüte nicht durch Pollen bestäubt wird, sonst ist sie wertlos.
Ein kontinuierlicher Luftzug verhindert zudem, dass sich durch die hohe Luftfeuchtigkeit, die durch die Transpiration entsteht, Mehltau- und Schimmel ansetzen kann. „Dadurch kommen wir ganz ohne Pestizide aus.“ Ein Vorteil der Indoorproduktion ist, dass sich die Wachstumsperiode steuern lässt: „Hanf ist eigentlich eine einjährige Pflanze. Im Frühjahr und Sommer steckt sie ihre ganze Energie ins Wachstum. Wenn die Tage im Herbst kürzer werden, merkt die Pflanze, dass sie sich jetzt vermehren muss und bildet Blüten.
Durch die gezielte Steuerung der Beleuchtung, können wir diesen Prozess verkürzen, dadurch sind bis zu sechs statt nur eine Ernte pro Jahr möglich“. Doch die Kunstlampen mit jeweils 600 Watt oder 1000 Watt erzeugen viel Wärme. Eine weitere wichtige Funktion der Lüftung ist also die Kühlung.
Die Planung der Anlage
Mit diesem Wissen im Kopf machten sich Schennach und Lori an die Konzeption und fingen an Pläne zu zeichnen. Sie überlegten sich, wie die Ventilatoren positioniert werden müssen, damit die Luftströmung optimal ist, berechnen den Druckverlust und die erforderliche Luftleistung. Im Internet informierten sie sich über die passenden Ventilatoren für die Anforderungen. Als sie auf der Homepage von ebm-papst das Produktvideo für den Radialventilator RadiPac sehen, wussten sie: „Der muss es sein!“. Schennach nimmt also Kontakt zu ebm-papst auf.
Für Daniel Schefer von ebm-papst in der Schweiz war die Anfrage auch etwas ungewöhnlich: „Das kommt ja nicht alle Tage vor, dass unsere Produkte für die Hanfproduktion eingesetzt werden.“ Beim Vororttermin erklärt ihm Schennach, dass er noch nach einer Lösung sucht, um einen Luftstrom über die gesamte Raumlänge von 30 Metern zu erzeugen. Er benötige dazu Ventilatoren mit einer großen Wurfweite.
„Wir haben eine Anlage, die vielen anderen überlegen ist, allein weil wir gute Ventilatoren haben“Jorma Lori, Betriebsleiter der Pflanzenzucht bei BioCan AG
Schefer dachte da gleich an die Axialventilatoren AxiCool, die normalerweise in Kühlhäusern eingesetzt werden, aber genau zu den Anforderungen passten. „Die waren viel kompakter als die Ventilatoren, die ich sonst gesehen habe und leichter zu montieren“, sagt Schennach. Das war wichtig, denn die beiden machten alles selbst. Insgesamt 20 Stück bringen sie an der Decke an. Für die Zu- und Abluft installieren sie jeweils zwei Radipac.
Schennach und Lori sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. „Wir haben eine Anlage, die vielen anderen überlegen ist, allein weil wir gute Ventilatoren haben“, verdeutlich Lori. Die nächsten bestellten Ventilatoren stehen auch schon bereit, um die verbliebene Fläche zu nutzen. Denn von den 3000 Quadratmetern in Bassersdorf nutzt BioCan bisher nur etwa 1000 und die Nachfrage nach dem legalen Hanf ist ungebremst: nicht nur von privaten Konsumenten sondern auch von Großhändlern.
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