Herr Sturm, Sie blicken auf 50 erfolgreiche Jahre zurück. Was ist das Erfolgsrezept von ebm-papst?
Unser Mut zur ständigen Weiterentwicklung – sowohl des Unternehmens, als auch unserer Produkte. Seitdem ich ebm zusammen mit Heinz Ziehl gegründet habe, lautet unser Unternehmensgrundsatz: Jedes Produkt muss seinen Vorgänger ökologisch und ökonomisch übertreffen. Aus diesem Grund liegt uns nichts ferner, als uns auf den bisherigen Erfolgen auszuruhen. Unser Blick wird vielmehr auf die nächsten 50 Jahre ausgerichtet sein. Wenn wir unser heutiges Wachstum halten möchten, dann müssen wir weiterhin ständig neue, hochinnovative Produkte entwickeln.
Was bedeutet das konkret?
Das Thema Systemlösungen hat bei uns enorm an Wichtigkeit gewonnen. Unser Standort in St. Georgen kann nach dem Erwerb des Getriebespezialisten Zeitlauf nun komplette Antriebssysteme mit Getriebe und Steuerungselektronik anbieten. Damit können wir der Billigkonkurrenz aus Fernost Paroli bieten. Auch die Bemühungen in Landshut gehen deutlich in Richtung Systemlösungen inklusive Gasventiltechnik und Elektronik. Darüber hinaus müssen wir aber auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, Kunden außerhalb des angestammten Produktportfolios Systemlösungen anzubieten. Nicht nur, um Mehrwert zu erzielen, sondern auch, um den Einsatz unserer Produkte sicherzustellen. Wenn wir etwa die Regeltechnik auch für andere Komponenten anbieten würden – beispielsweise im Bereich der Kältekompressoren –, könnten wir unsere Elektronikfertigung erheblich ausbauen.
Genauso müssen wir an große Ventilatoren für industrielle Anwendungen denken, wie wir sie heute schon in Hollenbach herstellen. Oder an Ventilatoren und Motoren, die ganz speziellen Anforderungen genügen – beispielsweise für explosionsgeschützte Geräte, wie sie derzeit etwa in der Petrochemie eingesetzt werden. Das Rezept muss in jedem Fall sein, gleichzeitig unseren Horizont zu erweitern und nah am Kunden zu bleiben.
Hochprozentige Argumente, eigene Firmenbusse und das Bundesverdienstkreuz für Gerhard Sturm.
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Wie lässt sich das bewerkstelligen?
Meine Vision sieht bildlich gesprochen so aus: Vom großen Tanker ebm-papst lösen sich kleinere, schlagkräftigere Schiffe und Boote ab. Alle sind ausgestattet mit einem Höchstmaß an Freiheit auf allen Weltmeeren und in allen Häfen der Welt. Aber: Schiffe und Boote docken immer wieder am ebm-papst Mutterschiff an, berichten über ihre Fahrten und Pläne und präsentieren die Ergebnisse ihrer Arbeit. Experten nennen das Divisionalisierung. Die Ansätze sind seit Jahren erkennbar. Und weil jedes Schiff einen Kapitän mit Führungscrew braucht, bieten sich für engagierte Mitarbeiter viele Aufstiegsmöglichkeiten.
Auf welchen internationalen Märkten wird ebm-papst zukünftig verstärkt agieren?
In den USA leisten wir nach wie vor mühsame Aufbauarbeit. Was uns hier hilft, ist der Trend zum Energiesparen – dadurch konnten wir uns in vielen Branchen diversifizieren. Neu ist beispielsweise der Markt der Präzisionsklimatechnik für Datenzentren. Erste, wenn auch bescheidene Erfolge für die Produkte aus St. Georgen gibt es in der US-Automobilindustrie zu verzeichnen. Die große Hürde, die einem durchschlagenden Erfolg in den USA entgegensteht, ist seit 30 Jahren der Dollarkurs. In China herrscht zwar ein starker Wettbewerb, durch die konsequente Ausrichtung an den Kunden vor Ort wollen wir hier trotzdem kräftig wachsen.
Unser neues, hochmodernes Entwicklungszentrum in Shanghai hilft uns etwa dabei, zukünftig noch besser auf die Anforderungen der lokalen Unternehmen einzugehen. Genauso glauben wir an das Potenzial des indischen Marktes und haben in eine leistungsfähige neue Fabrik in Chennai investiert, um die asiatischen Ländern noch effizienter beliefern zu können. Eine Entscheidung, die sich bis heute als richtig erwiesen hat. Daher rechne ich damit, dass ebm-papst auch in Indien kontinuierlich wachsen wird.
Das klingt alles in allem, als würden noch viele Herausforderungen auf ebm-papst warten.
Ja, aber zu keinem Zeitpunkt bange ich um ebm-papst! Unsere momentanen Herausforderungen sind ganz gewöhnliche Wachstumsprobleme. Da müssen wir nur unsere Hausaufgaben erledigen. Man darf nicht vergessen, dass wir in allen Bereichen schon hervorragend aufgestellt sind. In Zukunft werden nicht immer die „besseren“ Produkte gewinnen, sondern die Schnelligkeit am Markt wird entscheidend sein. Dazu braucht ein Unternehmen eine hoch motivierte Mannschaft, die mit ihrer Firma durch dick und dünn geht.
Wir brauchen den unbedingten Willen, immer erfolgreich zu sein! Generell sind unsere hervorragenden Mitarbeiter unser wichtigstes Kapital. ebm-papst ist noch immer ein Familienbetrieb, und das wird auch in Zukunft so bleiben. Der gute Geist aus den Anfangstagen wird hier immer noch gelebt. Es ist schließlich kein Gesetz, dass mit der Größe eines Unternehmens auch automatisch die Anonymität zunimmt und sich das Unternehmen damit entmenschlicht.
Ich sehe mit Freude, dass die derzeitige Geschäftsführung den Geist der ebm-papst Familie bewahrt. Und das ist ja nur die richtige Konsequenz: Was dem Unternehmen dient, dient auch den Mitarbeitern.
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