„Wir wollen auf die Pole-Posi­tion“

ebm-papst ist Team­partner des Formel-1-Renn­stalls MERCEDES AMG PETRONAS. Doch was bedeutet das? Rainer Hunds­dörfer, Vorsit­zender der Geschäfts­füh­rung der ebm-papst Gruppe, beant­wortet diese Fragen im Inter­view.


Herr Hunds­dörfer, unser Unter­nehmen steht für grüne Tech­no­logie und Nach­hal­tig­keit. Passt das wirk­lich mit der Formel 1 zusammen?

Sogar sehr gut, denn zurzeit findet in der Formel 1 ein riesiger Umbruch statt. Geschwin­dig­keit um jeden Preis war gestern, jetzt spielt die Ener­gie­ef­fi­zienz eine zentrale Rolle. Der klas­si­sche Verbren­nungs­motor ist seit der aktu­ellen Saison nur noch ein Teil des Antriebs­pa­kets, das von den Inge­nieuren auf größt­mög­liche ökolo­gi­sche Verein­bar­keit getrimmt wird. Die Renn­ställe spre­chen nicht mehr vom Motor, sondern von der „Power Unit“. Solche Über­le­gungen stehen ganz in der Tradi­tion unserer Unter­neh­mens­phi­lo­so­phie: Nicht nur besser werden, sondern auch nach­hal­tiger.

Ist dieser Umschwung in der Formel 1 nicht nur Augen­wi­scherei?

Die Verant­wort­li­chen meinen es ernst, davon bin ich über­zeugt. Wenn die Formel 1 auch noch in zehn Jahren exis­tieren will, ist dieser Schritt richtig und wichtig. Die Seri­en­her­steller wie Daimler und Honda unter­stützen die Entschei­dung ganz ausdrück­lich und sehen diese Entwick­lung sogar als Chance: Die Formel 1 ist seit langer Zeit erst­mals wieder Test­labor für die Seri­en­ent­wick­lung. Renn­wa­gen­tech­no­logie hatte in den letzten Jahren immer weniger mit Alltags­fahr­zeugen gemein, das ändert sich jetzt. Erkennt­nisse aus der Hybrid­tech­no­logie oder Ener­gie­rück­ge­win­nung lassen sich hingegen wunderbar auf Seri­en­fahr­zeuge anwenden.

Was genau steckt denn hinter dem Begriff „Team­part­ner­schaft“? Ist das nur ein anderer Name für ein Spon­so­ring?

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Rainer Hunds­dörfer, Vorsit­zender der Geschäfts­füh­rung der ebm-papst Gruppe.

Nein, wir sind mehr als nur Sponsor. Unser Logo wird nicht auf der Kühler­haube von Nico Rosbergs Wagen prangen, das können und wollen wir uns nicht leisten. Viel­mehr wollen wir konkret von den Stärken des Entwick­lungs­teams von MERCEDES AMG PETRONAS profi­tieren. Wir erhoffen uns beispiels­weise viel auf dem Gebiet der Aero­dy­namik. Denn egal ob es um Venti­la­toren oder Renn­autos geht, die aero­dy­na­mi­sche Effi­zienz ist elementar in der Entwick­lungs­ar­beit. Deshalb lassen wir uns im Rahmen der Team­part­ner­schaft gegen­seitig an unseren Wissens­schätzen teil­haben und fördern den regel­mä­ßigen Austausch. Darüber hinaus wollen wir auch in puncto Entwick­lungs­ge­schwin­dig­keit von den Formel-1-Entwick­lern lernen. Mit welchem Tempo die Kollegen neue Tech­no­lo­gien umsetzen können, haben sie mit dem Umschwung zur Nach­hal­tig­keit bewiesen. In wenigen Monaten haben sie mit den Power Units ein völlig neues Antriebs­system auf die Beine gestellt.

Wo setzt MERCEDES AMG PETRONAS Produkte von ebm-papst ein?

An vielen Stellen inner- und außer­halb des Renn­ge­sche­hens, zunächst zwar noch nicht im Wagen selbst, aber das ist das lang­fris­tige Ziel. Wer genau hinschaut, findet unsere Venti­la­toren aber schon jetzt in der Boxen­gasse. Beson­ders bei der Fern­seh­über­tra­gung des Quali­fyings lohnt es sich, aufzu­passen, denn hier kühlen ebm-papst Venti­la­toren die Fahr­zeug­elek­tronik und den Fahrer selbst zwischen den Runden schnellst­mög­lich wieder ab. Neben solchen spezi­ellen Anwen­dungen will der Renn­stall aber vor allem seine Werke ordent­lich umkrem­peln. Im Rahmen des Austauschs beraten wir die Kollegen dabei, wie sie ihre Gebäude und Maschinen mithilfe unserer Produkte ener­ge­tisch sinn­voll umrüsten können.

Inwie­fern wird sich die Part­ner­schaft lohnen?

Wir sehen unser Enga­ge­ment in der Formel 1 als eine Inves­ti­tion, die sich in Zukunft auszahlen wird. Wie schon gesagt, können wir viel von den Kollegen lernen. Darüber hinaus wollen wir uns gene­rell auf dem Auto­mo­bil­markt stärker posi­tio­nieren. Dort sind wir bislang eher noch ein Nischen­an­bieter, aber auch hier wollen wir auf die Pole-Posi­tion. Wenn wir es geschickt angehen, können wir die Team­part­ner­schaft nutzen, um bei den rich­tigen Leuten viel Aufmerk­sam­keit zu erzeugen.

Und was machen wir, wenn sich die Part­ner­schaft nicht wie erwartet entwi­ckelt?

Wir werden natür­lich immer wieder einen kriti­schen Blick auf die Ergeb­nisse werfen und entscheiden, ob sie unseren Vorstel­lungen entspre­chen. Sollten sich etwa entgegen unserer Erwar­tungen die Formel-1-Regeln wieder weg von Ener­gie­ef­fi­zienz und Nach­hal­tig­keit entwi­ckeln, können wir das Enga­ge­ment vorzeitig beenden. Wir gehen aber davon aus, dass wir die zunächst verein­barte Lauf­zeit von drei Jahren auf jeden Fall ausnutzen. Genug Zeit, um sich gegen­seitig gut kennen­zu­lernen und einen regen Austausch zu etablieren. Die Part­ner­schaft ist eine Riesen­chance für uns, unser Image als grünes High­tech-Unter­nehmen in der Öffent­lich­keit zu verstärken. Die werden wir nutzen.

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