Herr Hundsdörfer, unser Unternehmen steht für grüne Technologie und Nachhaltigkeit. Passt das wirklich mit der Formel 1 zusammen?
Sogar sehr gut, denn zurzeit findet in der Formel 1 ein riesiger Umbruch statt. Geschwindigkeit um jeden Preis war gestern, jetzt spielt die Energieeffizienz eine zentrale Rolle. Der klassische Verbrennungsmotor ist seit der aktuellen Saison nur noch ein Teil des Antriebspakets, das von den Ingenieuren auf größtmögliche ökologische Vereinbarkeit getrimmt wird. Die Rennställe sprechen nicht mehr vom Motor, sondern von der „Power Unit“. Solche Überlegungen stehen ganz in der Tradition unserer Unternehmensphilosophie: Nicht nur besser werden, sondern auch nachhaltiger.
Ist dieser Umschwung in der Formel 1 nicht nur Augenwischerei?
Die Verantwortlichen meinen es ernst, davon bin ich überzeugt. Wenn die Formel 1 auch noch in zehn Jahren existieren will, ist dieser Schritt richtig und wichtig. Die Serienhersteller wie Daimler und Honda unterstützen die Entscheidung ganz ausdrücklich und sehen diese Entwicklung sogar als Chance: Die Formel 1 ist seit langer Zeit erstmals wieder Testlabor für die Serienentwicklung. Rennwagentechnologie hatte in den letzten Jahren immer weniger mit Alltagsfahrzeugen gemein, das ändert sich jetzt. Erkenntnisse aus der Hybridtechnologie oder Energierückgewinnung lassen sich hingegen wunderbar auf Serienfahrzeuge anwenden.
Was genau steckt denn hinter dem Begriff „Teampartnerschaft“? Ist das nur ein anderer Name für ein Sponsoring?
Nein, wir sind mehr als nur Sponsor. Unser Logo wird nicht auf der Kühlerhaube von Nico Rosbergs Wagen prangen, das können und wollen wir uns nicht leisten. Vielmehr wollen wir konkret von den Stärken des Entwicklungsteams von MERCEDES AMG PETRONAS profitieren. Wir erhoffen uns beispielsweise viel auf dem Gebiet der Aerodynamik. Denn egal ob es um Ventilatoren oder Rennautos geht, die aerodynamische Effizienz ist elementar in der Entwicklungsarbeit. Deshalb lassen wir uns im Rahmen der Teampartnerschaft gegenseitig an unseren Wissensschätzen teilhaben und fördern den regelmäßigen Austausch. Darüber hinaus wollen wir auch in puncto Entwicklungsgeschwindigkeit von den Formel-1-Entwicklern lernen. Mit welchem Tempo die Kollegen neue Technologien umsetzen können, haben sie mit dem Umschwung zur Nachhaltigkeit bewiesen. In wenigen Monaten haben sie mit den Power Units ein völlig neues Antriebssystem auf die Beine gestellt.
Wo setzt MERCEDES AMG PETRONAS Produkte von ebm-papst ein?
An vielen Stellen inner- und außerhalb des Renngeschehens, zunächst zwar noch nicht im Wagen selbst, aber das ist das langfristige Ziel. Wer genau hinschaut, findet unsere Ventilatoren aber schon jetzt in der Boxengasse. Besonders bei der Fernsehübertragung des Qualifyings lohnt es sich, aufzupassen, denn hier kühlen ebm-papst Ventilatoren die Fahrzeugelektronik und den Fahrer selbst zwischen den Runden schnellstmöglich wieder ab. Neben solchen speziellen Anwendungen will der Rennstall aber vor allem seine Werke ordentlich umkrempeln. Im Rahmen des Austauschs beraten wir die Kollegen dabei, wie sie ihre Gebäude und Maschinen mithilfe unserer Produkte energetisch sinnvoll umrüsten können.
Inwiefern wird sich die Partnerschaft lohnen?
Wir sehen unser Engagement in der Formel 1 als eine Investition, die sich in Zukunft auszahlen wird. Wie schon gesagt, können wir viel von den Kollegen lernen. Darüber hinaus wollen wir uns generell auf dem Automobilmarkt stärker positionieren. Dort sind wir bislang eher noch ein Nischenanbieter, aber auch hier wollen wir auf die Pole-Position. Wenn wir es geschickt angehen, können wir die Teampartnerschaft nutzen, um bei den richtigen Leuten viel Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Und was machen wir, wenn sich die Partnerschaft nicht wie erwartet entwickelt?
Wir werden natürlich immer wieder einen kritischen Blick auf die Ergebnisse werfen und entscheiden, ob sie unseren Vorstellungen entsprechen. Sollten sich etwa entgegen unserer Erwartungen die Formel-1-Regeln wieder weg von Energieeffizienz und Nachhaltigkeit entwickeln, können wir das Engagement vorzeitig beenden. Wir gehen aber davon aus, dass wir die zunächst vereinbarte Laufzeit von drei Jahren auf jeden Fall ausnutzen. Genug Zeit, um sich gegenseitig gut kennenzulernen und einen regen Austausch zu etablieren. Die Partnerschaft ist eine Riesenchance für uns, unser Image als grünes Hightech-Unternehmen in der Öffentlichkeit zu verstärken. Die werden wir nutzen.
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