„Wir sind mächtig stolz auf unsere Commu­nity“

Toto Wolff, Motor­sport­chef von Mercedes-Benz, und Thomas Borst, Geschäfts­führer Vertrieb und Marke­ting der ebm-papst Gruppe, ziehen eine Bilanz der bishe­rigen Zusam­men­ar­beit. Und sie disku­tieren darüber, wie man erfolg­reich ist.


Was ist die gemein­same Basis der Zusam­men­ar­beit?

Toto Wolff: Wir arbeiten seit 2014 eng mit ebm-papst zusammen. Sie haben uns bei unseren drei Welt­meis­ter­schafts­er­folgen begleitet und sind auch in der Saison 2017 ein Teil unserer Geschichte und unserer Perfor­mance. Wenn ich mir unsere beiden Orga­ni­sa­tionen so anschaue, sehe ich viele gemein­same Werte. Unser Ziel ist es, Rekorde zu brechen und das erfolg­reichste Team in der Geschichte unseres Sports zu werden. ebm-papst hat dieselbe Einstel­lung; auch sie wollen die Besten sein und den Wett­be­werb hinter sich lassen. Wir arbeiten beide an der tech­no­lo­gi­schen Spitze unserer Bereiche, immer ange­trieben vom Ziel, rich­tungs­wei­send zu sein.

Thomas Borst: Wir werden als Bench­mark für Venti­la­toren und Antriebe gesehen. Unser Anspruch ist, den Kunden immer die beste Lösung zu bieten. Das ist Teil unserer Unter­neh­mens­phi­lo­so­phie. Wenn wir dann die gemein­samen Werte mit Mercedes-AMG Petronas Motor­sport betrachten – Effi­zienz, Begeis­te­rung, Premi­um­qua­lität, Tech­no­lo­gie­füh­rer­schaft – da haben wir nicht nur Berüh­rungs­punkte, da gibt es eine 100-prozen­tige Über­ein­stim­mung! Das sind für uns die Treiber, die eine ideale Basis für unsere Zusam­men­ar­beit bilden.

Wie schafft man Erfolg?

Thomas Borst, Geschäfts­führer Vertrieb und Marke­ting der ebm-papst Gruppe (Foto | ebm-papst)

Toto Wolff: Naja, erstmal mag ich es nicht, zu verlieren. In meinem Arbeits­ge­biet ist eine Nieder­lage leicht zu defi­nieren: ein Rennen nicht zu gewinnen. Aber es geht mir um lang­fris­tigen Erfolg, um eine lang­fris­tige Aufwärts­kurve – mit allen notwen­digen kleinen Rück­schlägen. Wichtig ist, dass der lang­fris­tige Trend nach oben zeigt. Mit den kleinen Nieder­lagen dazwi­schen muss man umzu­gehen lernen, denn sie gehören zum Aufwärts­trend dazu.

Thomas Borst: Dieser nach­hal­tige Aufwärts­trend hängt bei uns unmit­telbar damit zusammen, wie eng die Bezie­hung zum Kunden ist. Wir hinter­fragen uns da ständig und gehen mit viel Enthu­si­asmus an unsere Aufgaben. Ein Kunde hat mich mal beiseite genommen und mir das so erzählt: „Wenn Ihre Inge­nieure mit uns arbeiten, dann spürt man deren Begeis­te­rung so stark, dass das regel­recht inspi­rie­rend für unsere Inge­nieure ist.“ Dieser Satz bringt meiner Ansicht nach auf den Punkt, wie wir Erfolg schaffen.

Welche Rolle spielt dabei die Marke?

Thomas Borst: Eine starke Marke schafft großes Vertrauen. Das ist die Basis für eine erfolg­reiche Zusam­men­ar­beit – vor allem wenn die Zeiten einmal schwierig sind. Das starke Marken­ver­spre­chen – beste strö­mungs- und antriebs­tech­ni­sche Lösungen –, das wir in unserer tägli­chen Arbeit immer erneuern wollen, schafft Nach­hal­tig­keit in der Kunden­be­zie­hung. Die Marke schafft für den Kunden auch einen Wert, den er bereit ist, zu hono­rieren.

Toto Wolff: Genau. Es ist überaus wichtig, eine Marke zu haben, die beständig Qualität ausstrahlt, die die Arbeit eines Teams oder des ganzen Unter­neh­mens wider­spie­gelt. Sie ist Ausdruck dessen, wie sich die Firma oder die Orga­ni­sa­tion für die Menschen anfühlt. Das kann oft den entschei­denden Vorsprung vor den Wett­be­wer­bern verschaffen. Auf der anderen Seite gibt es den Mitar­bei­tern eine klare Vorstel­lung, welches Erlebnis sie den Kunden liefern sollten. Aller­dings lässt sich eine Marke nur dadurch aufbauen, dass man groß­ar­tige Produkte liefert und die Kunden der Arbeit vertrauen. Davon zeugt die starke Marke von ebm-papst als Inno­va­ti­ons­führer im Bereich der Venti­la­to­ren­technik. Wir sind mächtig stolz auf unsere Commu­nity von Team-Part­nern und -Liefe­ranten und für was sie stehen. Und hier spielt ebm-papst eine ganz wesent­liche Rolle.

Welchen Anteil hat ebm-papst an Ihrem Erfolg?

Toto Wolff: ebm-papst ist ein wich­tiger Teil unserer Geschichte und unserer Erfolge seit 2014. Die Lösungen, die sie uns bieten können, haben uns dabei geholfen, die Leis­tungs­fä­hig­keit durch unsere gesamte Orga­ni­sa­tion zu verbes­sern. So konnten wir den Luft­strom unserer Roll-hoop- und Side-pod-Lüfter um 518 Prozent erhöhen und in der gesamten Factory ener­gie­ef­fi­zi­ente EC-Lösungen einsetzen, die Kosten sparen. Die Zusam­men­ar­beit mit ebm-papst unter­stützt auch unser Ziel, die Besten zu sein: Denn wir wollen mit dem Besten zusam­men­ar­beiten, um dieses Ziel zu errei­chen.

„ebm-papst ist ein wich­tiger Teil unserer Geschichte und unserer Erfolge seit 2014.“
Toto Wolff

Gibt es auch den umge­kehrten Effekt?

Thomas Borst: Unser Ziel ist, unsere Marke durch die Zusam­men­ar­beit welt­weit noch bekannter zu machen. Das Marken­ver­spre­chen von Mercedes-Benz „Das Beste oder nichts“ ist ein idealer Bench­mark für die Entwick­lung unserer eigenen Marke. In der Zusam­men­ar­beit mit Mercedes-AMG Petronas Motor­sport können wir unsere Marke weiter­bringen und uns auf die Bereiche konzen­trieren, in denen wir noch Raum für Verbes­se­rungen haben. Darüber hinaus ist die Zusam­men­ar­beit inspi­rie­rend für unsere Kern­kom­pe­tenzen: Strö­mungs­technik, Motor­technik und Elek­tronik.

Wie wichtig ist das Team?

Toto Wolff, Motor­sport­chef von Mercedes-Benz (Foto | Mercedes-AMG Petronas Motor­sport)

Thomas Borst: Die Anfor­de­rungen von Kunden und Märkten werden immer komplexer. Gleich­zeitig haben wir einen hohen Inno­va­ti­ons­an­spruch. Das funk­tio­niert nur mit Teams aus Spezia­listen. Mit unserer neuen ebm-papst Stra­tegie „one“ stärken wir gerade die Arbeit als Team über die Stand­orte hinweg. Das gilt aber auch über das Unter­nehmen hinaus. Es ist unend­lich wichtig, dass wir einen gemein­samen Team­spirit mit unseren Kunden entwi­ckelt. Das sieht man auch in der Part­ner­schaft mit Mercedes-AMG Petronas Motor­sport. Das ging natür­lich nicht von heute auf morgen. Aber wir arbeiten jetzt schon im vierten Jahr zusammen. In dieser Zeit hat sich das Verständnis, wie wir an Dinge heran­gehen, Schritt für Schritt entwi­ckelt. Dabei ist der gerade ange­spro­chene Team­geist entstanden. Ein gutes Beispiel dafür ist die spon­tane Hilfs­ak­tion vor dem Silver­stone-Rennen vor ein paar Jahren. Mark Wilson, unser Vertriebs­leiter für den Auto­mo­tive-Bereich in Groß­bri­tan­nien konnte kurz­fristig dabei helfen, Probleme mit der Luft­küh­lung des Hybrid­an­triebs zu lösen.

Toto Wolff: Für uns beide sind unsere Leute ein ganz wich­tiger Schritt auf dem Weg zum Erfolg. Wie ein Grand-Prix-Wochen­ende ausgeht, hängt ganz unmit­telbar mit der harten Arbeit zusammen, die jeder Einzelne rein­steckt und damit, was jeder dazu beiträgt, den Erfolg wahr werden zu lassen. Man muss ein Gefühl für die Dynamik der Gruppe haben – es sind so viele Leute, die zu unserer Perfor­mance beitragen, die uns gut dastehen lassen. Für ein Formel-1-Team ist es sehr wichtig, dass alle Teile zusam­men­passen. Es gibt nicht den einen entschei­denden Liefe­ranten, Partner oder Fahrer. Das ganze Team ist entschei­dend – und ebm-papst ist ein Teil unseres Teams.

Wie gehen Sie mit Heraus­for­de­rungen um?

Toto Wolff: Ich persön­lich mag es, mich zu messen – ich liebe den Wett­be­werb. Bei meinem Sport brau­chen wir eine Stoppuhr – und die lügt niemals. Man kann immer eine Erklä­rung dafür liefern, warum etwas richtig oder falsch ist, aber im Motor­sport geht es nur darum, ob man zu langsam oder schnell genug ist. Entweder man schafft es oder man schafft es nicht. Deshalb ist Sport so ein gutes Umfeld: Man gewinnt oder man verliert – es gibt keine Ausflüchte. Das ist eine Einstel­lung, die man sich ganz zu Eigen machen muss, denn in einem Sport-Team muss man seinen Worten Taten folgen lassen. Das muss man jeden Tag leben und so in die komplette Orga­ni­sa­tion tragen.
In den ersten Tagen der Test­phase unseres neuen Autos hatte ich eine inter­es­sante Begeg­nung mit unserem Chef­de­si­gner. Ich kam ins Design­büro und jeder war schwer damit beschäf­tigt, den Wagen in Ordnung zu bringen. Das war eine schwie­rige Situa­tion, doch er sagte: „Das ist so aufre­gend!“ Das ist genau die Einstel­lung, die man mitbringen muss.

Thomas Borst: Ja, das ist genau die Einstel­lung, die wir auch fordern und fördern. Heraus­for­de­rungen sind für uns Treiber von Inno­va­tionen und sie helfen dabei, Grenzen zu verschieben. Das ist Ansporn und Teil unserer Kultur, unserer Werte. An dieser Stelle ist die Zusam­men­ar­beit mit Mercedes-AMG Petronas Motor­sport eine ideale Platt­form, unsere Fähig­keiten weiter­zu­ent­wi­ckeln. Denn die komplexen Frage­stel­lungen in der Formel 1 sind unseren immer komplexer werdenden Heraus­for­de­rungen sehr ähnlich.

Wie wichtig ist es, sich Ziele zu setzen?

Toto Wolff: Nun, wenn man von Natur aus kritisch ist, neigt man nicht dazu, sich auf seinen Lorbeeren auszu­ruhen. Man will sich ständig mit dem Nächst­besten messen. Wenn man ein Ziel erreicht hat, schaut man auf den, der noch erfolg­rei­cher ist. Natür­lich muss man sich erreich­bare Ziele setzen, sonst ist man schnell frus­triert – aber man muss die Ziele hoch ansetzen.

Thomas Borst: Richtig, es ist aber auch notwendig, Ziele zu setzen, um ein gemein­sames Verständnis davon zu haben, was wir eigent­lich errei­chen wollen. Als Inno­va­ti­ons­führer müssen wir uns anspruchs­volle Ziele setzen. Wenn wir uns mit diesen Zielen abglei­chen, haben wir eine klare Aussage darüber, wo wir gerade stehen. Ziele wirken erst dann, wenn sie gemeinsam verab­schiedet und aufge­schrieben wurden. Sie sind die Basis für unseren Team­spirit. Bei ebm-papst haben wir von unserem Firmen­gründer ein grund­le­gendes Ziel ins Stamm­buch geschrieben bekommen: Jedes Produkt muss ökono­misch und ökolo­gisch besser sein, als sein Vorgänger.

„Mit dem Mut, auch Risiken einzu­gehen, bringen wir unsere Ansprüche immer weiter nach vorne.“
Thomas Borst

Toto Wolff: Da gibt es diese Geschichte über eine Studie. Ich glaube, sie stimmt nicht, sie ist aber trotzdem gut. Die Studie folgt den Ergeb­nissen von BWL-Studenten über zehn Jahre. 90 Prozent setzen sich keine Ziele. Sieben Prozent setzen sich zwar Ziele, aber schreiben sie nicht auf. Drei Prozent setzen sich Ziele und schreiben sie auf. Die sieben Prozent errei­chen das Doppelte von dem, was die 90 Prozent schaffen – und die drei Prozent errei­chen das Zehn­fache aller anderen. Ich glaube daran, sich Ziele zu setzen, weil es einen jeden Tag daran erin­nert, was man eigent­lich errei­chen will. Zu Beginn jeder Saison setzen wir Ziele fürs Team und für alle Team­mit­glieder. Die Ziele lami­nieren wir und jeder bekommt sie in seine Mappe. Und unab­hängig davon, ob man sich dieses Stück Papier anschaut, allein das Ritual, Ziele aufzu­schreiben, sich klar zu werden, was in den kommenden zwölf Monaten wichtig ist, setzt sich fest. Und das wirkt sehr stark.

Wie wichtig ist eine offene Fehler­kultur?

Toto Wolff: Man muss in der Lage sein, seine eigenen Fehler zu erkennen. Nur so lassen sie sich beur­teilen, zukünftig vermeiden und nur so kann man an ihnen wachsen. Im Team arbeiten wir sehr hart daran, Probleme klar benennen zu können. Es geht darum, eine Entschei­dung für etwas verant­wort­lich zu machen, nicht eine Person. Dafür braucht es eine sichere Umge­bung. Menschen müssen darauf verlassen können, dass es in Ordnung ist, aufzu­stehen und zu sagen: Ich habe einen Fehler gemacht. Alle unsere Führungs­kräfte machen das in ihren Gruppen. Es ist beein­dru­ckend, wenn der Erfah­renste in der Gruppe ein Meeting mit den Worten beginnt „Ich hab’s verbockt“. Das funk­tio­niert: Die jüngeren Teams greifen das dann auf. Unser Motto ist: Erkennen, benennen, beheben! Immer wenn es schwierig wird, neige ich dazu, dieses Motto zu verwenden.

Thomas Borst: Wir müssen auf allen Ebenen Situa­tionen schaffen, in denen die Mitar­beiter den Mut haben, Entschei­dungen zu treffen – auch wenn da mal eine daneben geht. Nur sollten wir jeden Fehler nur einmal machen. Mit dieser Heran­ge­hens­weise kreieren wir eine Kultur, die ein Unter­nehmen dyna­mi­scher macht. Mit dem Mut, auch Risiken einzu­gehen, bringen wir unsere Ansprüche immer weiter nach vorne – und damit unter­stützen wir unsere Inno­va­ti­ons­füh­rer­schaft. Kunden bevor­zugen Partner, die eine solche Einstel­lung leben.

Was bedeutet dabei Vertrauen?

Thomas Borst: Vertrauen ist die Basis für alles! Ohne das Vertrauen in die Fähig­keiten des Teams und jedes Einzelnen, lassen sich vor allem schwie­rige Phasen nicht lösen.

Toto Wolff: Ja, aber Vertrauen entsteht nicht durch Worte: Es bildet sich durch Taten. Vertrauen wächst in diesen schwie­rigen Momenten, in denen der Andere erkennt, dass man ihn nicht hängen lässt und er sich auf einen verlassen kann.

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