Rund 400 junge Menschen lassen sich derzeit an den deutschen Standorten von ebm-papst ausbilden. Allein am Standort Mulfingen haben sie die Wahl zwischen zwölf Ausbildungsberufen und neun dualen Studiengängen. Nach einer Studie des Wirtschaftsmagazins Capital und des Portals „ausbildung.de“ gehört ebm-papst zu den besten Ausbildungsbetrieben Deutschlands. Aber auf Lorbeeren kann und will sich der Hersteller von Motoren und Ventilatoren nicht ausruhen, zumal Nachwuchs gerade in ländlichen Gebieten immer schwerer zu finden ist. „Die Bewerberzahlen für Ausbildungsplätze in Mulfingen sind stetig gesunken – von 1.000 noch im Jahr 2013 auf mittlerweile unter 500“, berichtet Bernd Ludwig, seit 25 Jahren Ausbildungsleiter bei ebm-papst. „Die meisten interessieren sich zudem seit jeher mehr für kaufmännische statt für naturwissenschaftlich-technische Berufe.“ Doch gerade Techniktalente sind für die Zukunftssicherung des Innovations- und Weltmarktführers unentbehrlich.
„Die meisten interessieren sich seit jeher mehr für kaufmännische statt für naturwissenschaftlich-technische Berufe.“
Bernd Ludwig, Ausbildungsleiter bei ebm-papst
Als daher vor über 20 Jahren die Veranstalter von „Jugend forscht“ bei ebm-papst anfragten, ob es den Regionalwettbewerb Heilbronn-Franken als Pate ausrichten wolle, sagte die Geschäftsführung in weiser Voraussicht nicht Nein. Schien es ihr doch eine ideale Plattform zu sein, um mehr junge Menschen in der Region für das Thema Technik zu begeistern und Nachwuchs zu finden. Sie sollte Recht behalten.
Startrampe für Jungforscher
Ein aktuelles Beispiel dafür ist Lauritz Abel. Seit September 2018 ist der 19-jährige Azubi bei ebm-papst – dank Jugend forscht. Bei dessen Bundeswettbewerb hatten er und ein Schulfreund für eine Antihaft-Beschichtung zur Enteisung von Lkw-Planen den zweiten Platz im Fachgebiet „Arbeitswelt“ erobert. Obwohl diese Erfindung nicht unmittelbar zur technischen Ausrichtung von ebm-papst passt, war Ausbildungsleiter Bernd Ludwig von ihren Urhebern sofort angetan: „Wie alle Jugend forscht-Teilnehmer gingen auch sie mit großer Leidenschaft an ihr Thema ran. Und wir konnten live erleben, wie gut Lauritz im Team agiert und jüngeren Besuchern Technik erklärt.“
Der findige Abiturient brachte also genau die Eigenschaften mit, die sich ebm-papst von seinem Nachwuchs wünscht: soziale Kompetenz, Teamgeist und natürlich die Begeisterung für Technik. „Ich hab‘ mich schon als Kind für alles Technische interessiert und später selbst alte Traktoren hergerichtet“, bestätigt Lauritz Abel. Noch während der Veranstaltung sprach Bernd Ludwig mit ihm über seine Ausbildungsperspektiven bei ebm-papst.

Beim Bundes wettbewerb von Jugend forscht erreichte Lauritz Abel (links) mit seinem Schulfreund Kevin Erdmann den zweiten Platz für eine AntihaftBeschichtung für Lkw. (Foto | ebm-papst)
Bislang starteten sechs ehemalige Teilnehmer von Jugend forscht in Mulfingen ins Berufsleben – bis auf Lauritz kannten sie ebm-papst jedoch schon vorher. „Die meisten waren bei „TICK“ dabei, der von uns gesponserten ‚Technik Initiative Campus Künzelsau‘“, erklärt Ludwig. Mit „TICK“ unterstützen die Hochschule Heilbronn und ebm-papst den Technik-Unterricht regionaler Gymnasien und Realschulen ab der 8. Klasse mit Soft- und Hardware und ermöglichen jungen Tüftlern, sich außerschulisch in Technik-AGs zu erproben und auszutoben. „Jugend forscht ist somit nur eine von vielen Spielwiesen, auf denen wir aktiv sind, damit junge Leute uns und wir sie kennenlernen“, ergänzt Ludwig. Wer dabei Lust auf eine technische Ausbildung bekommt, muss sich längst nicht mehr zwischen Ingenieurstudium und Ausbildungsberuf entscheiden. Es geht auch beides in einem – etwa dank des kooperativen Studiengangs, den die Hochschule Heilbronn und führende regionale Firmen seit 2000 anbieten.
Clevere Kombi aus Theorie und Praxis
Auch Azubi Lauritz Abel hat sich für dieses Modell entschieden: „Zuerst mache ich eine zweijährige Ausbildung zum Elektroniker bei ebm-papst, danach studiere ich in Künzelsau Automatisierungstechnik mit Bachelor-Abschluss“, berichtet er. Die Theorie folgt also der Praxis: Dadurch lernen die jungen Leute zuerst betriebliche Abläufe und Anforderungen kennen – und gehen anschließend ganz anders an ihr Studium heran. Sechs solche „kooperativen Studenten“ kann ebm-papst in Mulfingen bislang pro Jahr aufnehmen.
„Zuerst mache ich eine zweijährige Ausbildung zum Elektroniker bei ebm-papst, danach studiere ich in Künzelsau Automatisierungstechnik mit Bachelor-Abschluss.“
Lauritz Abel, Auszubildender bei ebm-papst
Doch ob „Studi“ oder gewerblicher Azubi: Bernd Ludwig und sein Team sorgen dafür, dass in Mulfingen alle 70 bis 75 Neuzugänge pro Jahr ihre Fähigkeiten vom ersten Tag an intensiv nutzen und weiterentwickeln können. „Uns ist es wichtig, dass unser Nachwuchs früh selbstständig arbeiten und Verantwortung übernehmen kann“, sagt er. Für „seine“ Azubis gilt das außer in ihren Fachgebieten auch bei interdisziplinären, sozialen und digitalen Projekten: ob bei der Medien-AG, der Azubi-Homepage, bei Austauschprogrammen oder bei den Energie-Scouts, die seit 2010 nach Energiesparpotenzial im Unternehmen fahnden.
Überdies veranstalten die Azubis in Eigenregie individuelle Ausbildungs-Infotermine im Betrieb und Bewerbertrainings direkt an den Schulen. „Gerade Kontakte auf Augenhöhe sind wertvoll“, sagt Bernd Ludwig. „Denn natürlich trauen sich die Kinder eher, fast Gleichaltrige zu befragen als einen grauhaarigen Herrn mit Krawatte.“

Inzwischen absolviert Lauritz Abel einen kooperativen Studiengang bei ebm-papst. (Foto | ebm-papst)
Nachwuchs ist Zukunft
So schließt sich der Kreis. Die Azubis geben ihre Begeisterung an andere Jugendliche weiter und kümmern sich auch selbst um ihre Nachfolge – zum Wohl ihres Unternehmens, das nur mit gut geschultem, engagiertem Nachwuchs innovativ und erfolgreich bleiben kann. Jeder Azubi erhält bei ebm-papst selbstverständlich ein Übernahmeangebot: 80 bis 85 Prozent greifen sofort zu, andere kommen teils nach einem Studium oder einer Weiterqualifizierung darauf zurück. Falls sie nicht ohnehin den kooperativen Studiengang gewählt haben wie Lauritz Abel. „Auch durch Leuchttürme wie ihn hoffen wir, weitere Techniktalente zu erreichen“, sagt Bernd Ludwig.
Eine Rolle, die der Jungforscher sicher gerne übernimmt. Denn mit seinem Arbeitgeber scheint er bislang sehr zufrieden zu sein: „Ein Unternehmen ist für junge Leute interessant, wenn es einen sicheren Arbeitsplatz, gute Bezahlung, gute Tools und ein gutes Team bietet. Wie ebm-papst: Was es hier an Technik gibt, ist einfach mega. Und das Arbeitsklima auch.“
ebm-papst und die Talent Company
In Sachen Nachwuchsgewinnung kann man nie genug tun, finden die Verantwortlichen bei ebm-papst. Und starteten Ende November 2018 eine Kooperationspartnerschaft mit der „Talent Company“ der Strahlemann-Stiftung (www.strahlemann.org). Deren Ziel ist es, deutschlandweit die Berufsorientierung für Schüler zu verbessern und sie mit potenziellen künftigen Arbeitgebern zusammenzubringen. Das Programm wird von Lehrern, Unternehmen und anderen Bildungspartnern gemeinsam gestaltet und umfasst Fachkurse, Workshops, Firmenpräsentationen, Erfahrungsberichte von Azubis, Vorträge durch Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und vieles mehr. Ausbildungsleiter Bernd Ludwig begrüßt die Initiative: „Mit dem neuen Engagement hoffen wir auch Regionen erschließen zu können, die wir bislang noch nicht so stark frequentiert haben.“
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