© Illustration | Gernot Walter

Mehr­wert erleben

Im Konsu­men­ten­ge­schäft ist die Wirkung von Marken auf die Kauf­ent­schei­dung unbe­stritten – im B2B-Bereich wird ihre Bedeu­tung noch häufig unter­schätzt


Tech­no­lo­gisch über­le­gene Produkte sind in Zeiten, in denen Inno­va­ti­ons­zy­klen immer kürzer werden und selbst High­tech immer schneller kopiert wird, ein flüch­tiges Argu­ment auf dem Markt. Wie lassen sich aber für Unter­nehmen im B2B-Bereich stabile Verkaufs­ar­gu­mente schaffen? Zahlen und Fakten bestimmen nicht alleine die Kauf­ent­schei­dung des Kunden. „Schließ­lich muss es am Ende einfach Spaß machen, mit einem Unter­nehmen zusam­men­zu­ar­beiten“, bringt es Kai Halter, Director Marke­ting bei ebm-papst, auf den Punkt. Eine ausge­prägte Marke ist deshalb im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert. „Selbst bei objektiv glei­chen, ja iden­ti­schen Produkten kann ein Marken­fa­brikat um drei bis sieben Prozent höhere Verkaufs­er­löse erzielen“, betont Rainer Hunds­dörfer, Vorsit­zender der Geschäfts­füh­rung der ebm-papst Gruppe. „Diese Marge akzep­tiert sogar der Einkauf, weil er sein Beschaf­fungs­ri­siko im Vertrauen auf das Marken­ver­spre­chen mini­miert.“

Auf die eigene Stärke konzen­trieren

Diese Wirkung zeigt sich am deut­lichsten in ihrem Gegen­teil: Einige Unter­nehmen versu­chen sich als Eier legende Woll­milchsau und posi­tio­nieren sich als Preis-, Tech­no­logie- und Service­führer. Das Resultat: Sie stehen ein biss­chen für alles, aber für nichts ganz – ihre Posi­tion ist die tote Mitte. Es kommt also bei der Marken­bil­dung darauf an, sich auf die eigene Stärke zu konzen­trieren: Was können wir ganz beson­ders gut im Gegen­satz zum Wett­be­werb? Eine funk­tio­nie­rende Marke lässt den Kunden den Mehr­wert der ganzen Unter­neh­mens­leis­tung, die ganz konkreten Vorteile gegen­über dem Konkur­renz­pro­dukt erleben. Das bestä­tigt auch Hunds­dörfer, der vor seiner Zeit bei ebm-papst Erfah­rung in entschei­denden Posi tionen beim Auto­mo­bil­zu­lie­ferer Schaeffler, bei der Michael Weinig AG und beim Werk­zeug­ma­schinen- und Laser­her­steller TRUMPF sammeln konnte: „Marke ist Inhalt, nicht Verpa­ckung. Die Marke ist ein Verspre­chen und wird bestimmt durch die erlebte Erfah­rung von Kunden, Geschäfts­part­nern und Mitar­bei­tern.“

Gegen­sei­tige Sicher­heit

Voraus­set­zung dafür ist, dass sich zunächst die Entscheider an der Spitze über die Bedeu­tung der Marke für den Erfolg des Unter­neh­mens bewusst sind. Danach müssen sie die gesamte Beleg­schaft für diese Bedeu­tung sensi bili­sieren. Langer Atem ist bei der Vermitt­lung das A und O – eine einma­lige Präsen­ta­tion oder ein neues Logo alleine reichen nicht aus. „Eine Marke ist weder Etikett noch Corpo­rate Design, sondern Haltung“, erklärt Hunds­dörfer. „Deshalb ist es entschei­dend, dass alle im Unter­nehmen die Werte der Marke verin­ner­li­chen – und nach den verein­barten Werten leben.“ Die Marke bietet auf diese Weise in beide Rich­tungen Sicher­heit: Der Kunde kann sich darauf verlassen, die verspro­chenen Leis­tungen zu erhalten, und das Unter­nehmen kann mit stabilen Kunden­be­zie­hungen rechnen.
Und daraus resul­tiert der wohl stärkste Nutzen einer starken Marke im B2B-Bereich: „Der wahre Wert einer Marke zeigt sich in der Krise“, berichtet Hunds­dörfer aus eigener Erfah­rung. „Starke Marken können auch aus Krisen­si­tua­tionen krat­zer­frei und unver­wäs­sert heraus­kommen.“

Drei Schritte zur starken Marke: der Prozess bei ebm-papst

1. Initi­al­zün­dung
Führungs­kräfte und Mitar­beiter aus verschie­denen Berei­chen setzen sich gemeinsam mit der Frage ausein­ander: „Wofür wollen wir stehen?“

Hilfs­mittel ist eine Karte, auf der emotio­naler und ratio­naler Nutzen, Leis­tungen, Charakter sowie Symbolik und Werte erfasst und defi­niert werden.

2. Recherche
In Inter­views und Work­shops äußern die Geschäfts­führer der inter­na­tio­nalen Nieder­las­sungen ihre Sicht, wie ebm-papst in Zukunft aussehen sollte.
Aus Gesprä­chen mit den Unter­neh­mens­grün­dern werden verbind­liche Werte abge­leitet.

Alle internen und inter­na­tio­nalen Ergeb­nisse werden zusam­men­ge­führt, verbind­liche Defi­ni­tionen formu­liert und Maßnahmen erar­beitet, wie die Marke in die Köpfe der Menschen kommt.

3. Vermitt­lung
Führungs­kräfte welt­weit werden zu „Marken­bot­schaf­tern“, die ihr Team schulen und gemeinsam Regeln zum alltäg­li­chen Umgang mit Kunden erar­beiten. Als Richt­linie dient ein Marken­buch, in dem unter anderem die Unter­neh­mens­werte defi­niert sind.

Dieser Prozess wird konti­nu­ier­lich weiter­ge­führt.

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