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Der Mann, der in die Kälte geht

Denis Stepanov trotzt dem Perma­frost und endlosen Weiten


Denis Stepanov legt bei einer Dienst­reise schon mal 10.000 Kilo­meter zurück. Er ist zuständig für den Vertrieb von ebm-papst in Sibi­rien.

Sibi­rien – das klingt nach riesigen Distanzen, wenig Menschen und vor allem klir­render Kälte. Und genauso ist es auch. Die Schnee­decke um das sibi­ri­sche ebm-papst Büro in Jeka­te­rin­burg ist bereits Ende November ziem­lich dick. Denis Stepanov lässt sich dadurch nicht von seinen Dienst­reisen abhalten. Er ist der einzige Außen­dienstler in Sibi­rien und muss alleine ein riesiges Vertriebs­ge­biet abde­cken – für ebm-papst ist es genauer gesagt das größte welt­weit. „Natür­lich haben normale Büro­tä­tig­keiten auch ihren Platz in meinem Alltag“, erzählt Stepanov. „Rund die Hälfte meiner Arbeits­zeit bin ich aber unter­wegs.“ Denn Kunden­kon­takt ist in Sibi­rien oberstes Gebot. Von seinem Vertriebs­büro macht sich Stepanov auf zu Kunden­ver­an­stal­tungen, Produkt­prä­sen­ta­tionen und vor allem Verhand­lungen.

Stepa­novs Reisen bringen ihn bis nach Chaba­rowsk an der chine­si­schen Grenze – 5.000 Kilo­meter von seinem Vertriebs­büro entfernt

Um alle Kunden zu errei­chen, ist gute Planung das A und O. Dazu gehört vor allem der wache Blick auf den Wetter­be­richt. Es gilt, für jeden Fall vorbe­reitet zu sein: Das Klima Sibi­riens reicht von schweiß­trei­benden 35 Grad Celsius im Sommer bis zu unglaub­li­chen -70 Grad Celsius in der kalten Jahres­zeit. Dieses breite Spek­trum ist nicht ausschließ­lich saison­ab­hängig. Sibi­rien umfasst mehrere Klima­zonen, wie Stepanov am eigenen Leib fest­stellen muss: „Im selben Zeit­raum reicht hier ein T-Shirt und woan­ders muss ich den dicken Mantel auspa­cken.“ Bei so viel Kälte klingt es gera­dezu paradox, wenn Stepanov ausge­rechnet die Boden­küh­lung als eines der wich­tigsten Projekte nennt. „Das spielt hier eine große Rolle“, sagt er. „Schließ­lich ist die Erdöl­för­de­rung einer der wich­tigsten sibi­ri­schen Wirt­schafts­zweige.“ Am Beispiel der Förder­an­lagen auf der nord­öst­li­chen Halb­insel Taimyr ist der Zusam­men­hang schnell herge­stellt: Im Winter weicht der gefro­rene Boden dort rasch auf, da sich das Erdöl beim Heraus­pumpen auf bis zu 50 Grad Celsius erhitzt. Sinkt die Anlage in den dadurch entste­henden Sumpf, ist die Kata­strophe vorpro­gram­miert. Genau das verhin­dern Kühl­ma­schinen mit Radi­al­ven­ti­la­toren in Green­Tech EC-Tech­no­logie, die den Boden konstant und witte­rungs­un­ab­hängig auf einer Tempe­ratur um den Gefrier­punkt halten.

Zwischen Jetset und Bummelbus

Für Projekte wie diese fährt Stepanov Tausende Kilo­meter, denn Sibi­rien ist welt­weit eine der Regionen mit der nied­rigsten Bevöl­ke­rungs­dichte. Nur drei Menschen kommen auf einen Quadrat­ki­lo­meter. Dementspre­chend gibt es nur wenige Ballungs­räume und dazwi­schen viel Nichts. Nowo­si­birsk etwa ist 1.500 Kilo­meter Luft­linie von Jeka­te­rin­burg entfernt, Wladi­wostok sogar 5.000 Kilo­meter – ein Auto­fahrer bräuchte für diese Strecke mehrere Tage. Stepanov bleibt trotz solcher Distanzen gelassen: „Mit dem Lini­en­flug­zeug bin ich in wenigen Stunden in jeder Region“, kommen­tiert er. „Und um die Dienst­reisen wenigs­tens etwas im Rahmen zu halten, habe ich bewusst Jeka­te­rin­burg als Stamm­sitz gewählt.

Bei Dienst­reisen ist Stepanov auf das Flug­zeug ange­wiesen. (links). Oft erwarten ihn Außen­tem­pe­ra­turen um -19 Grad Celsius (rechts)

“Die viert­größte Stadt Russ­lands, die 2018 auch zu den Austra­gungs­orten der Fußball-WM gehören wird, liegt im Süden Sibi­riens, einem wich­tigen Zentrum der natio­nalen Indus­trie. Nur die Verkehrs­mittel hinken diesem Anspruch noch hinterher. Meis­tens muss sich Stepanov bei kurzen Stre­cken auf Taxi und Bus verlassen, mit denen er aller­dings oft in den berühmt-berüch­tigten russi­schen Staus steckt. Die einzige sibi­ri­sche Stadt mit einer U-Bahn ist Nowo­si­birsk, dort fahren immerhin zwei Metro­li­nien. Doch ist Besse­rung in Sicht – nicht ohne Stolz berichtet Stepanov davon, wie er der Stra­ßen­bahn unter die Arme griff.

Durchzug verschleiern

„Das Stra­ßen­bahn­un­ter­nehmen der Stadt Irkutsk ist damals mit einem Problem an mich heran­ge­treten“, berichtet Stepanov. Die Fahr­gäste hatten im Winter mit Außen­tem­pe­ra­turen von bis zu –45 Grad Celsius zu kämpfen. Bei jedem Halt entstand in den Waggons durch die geöff­neten Türen ein Durchzug, der in Sekunden das gesamte Abteil abkühlte. Selbst auf voller Leis­tung schaffte es die Heizung nicht, die Luft bis zur nächsten Halte­stelle wieder zu erwärmen. Die Lösung: Das Unter­nehmen instal­lierte auf Stepa­novs Rat hin an jeder Tür Warm­luft­schleier. Auf diese Weise bleibt die Kälte draußen. Die Warm­luft­schleier akti­vieren sich nur, wenn die Türen auch wirk­lich offen sind. Die Ener­gie­ef­fi­zienz ist somit sicher­ge­stellt. Das Feed­back der Fahr­gäste ist einhellig positiv – endlich können sie Mütze und Hand­schuhe im Zug abnehmen. Auch die Stra­ßen­bahn­her­steller waren beein­druckt und haben inzwi­schen den Warm­luft­schleier zum Stan­dard in sibi­ri­schen Städten gemacht.

Wenn Stepanov von diesen Projekten erzählt, ist ihm der Spaß an der Arbeit deut­lich anzu­merken: „Im Grunde mache ich ja auch nichts anderes als meine vielen Kolle­ginnen und Kollegen welt­weit: Kunden treten mit einem Problem an mich heran, das wir dann zusammen lösen.“ Trotz der riesigen Distanzen in Sibi­rien hat er einen Job, bei dem er mit vielen inter­es­santen Menschen zu tun hat. „Das ist doch eine schöne Sache“, fügt er hinzu.

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