Durch Vernetzung und Kooperation verbessern Unternehmen im Modell Hohenlohe e.V. ihre Umweltfreundlichkeit und bringen die Region voran
Als im Jahr 1991 in Westernach im Hohenlohekreis eine Sondermüllverbrennungsanlage gebaut werden soll, formiert sich eine Bürgerinitiative. Auch die Wirtschaft unterstützt ihr Anliegen: Um den Bau der Anlage überflüssig zu machen, beschließen 17 Unternehmen aus der Region, darunter ebm-papst, ihre Sondermüllabfälle binnen drei Jahren um die Hälfte zu reduzieren – die Geburtsstunde des „Modell Hohenlohe“.
Seit der Gründung haben sich die Aufgaben des Netzwerks deutlich gewandelt. Die Aktivitäten der Initiative beschreibt Kurt Weissenbach, Vorstandsvorsitzender des Vereins: „Wir bieten unseren 180 Mitgliedsunternehmen Hilfe zur Selbsthilfe. Zum einen betreuen wir verschiedene Projekte, zum anderen haben wir interne Arbeitsgemeinschaften zu Themen wie Abfall, Umwelt und Energie.“ Der Verein ermöglicht beispielsweise einen Austausch zwischen Studenten und Unternehmen, unterstützt die Einführung von Umweltmanagementsystemen und gibt Hilfestellung bei der Umweltzertifizierung von Betrieben. Der Zusammenschluss versteht sich als lernendes Netzwerk. Ziel ist es, durch die Vernetzung von Know-how betrieblichen Umweltschutz effizient zu realisieren. Den sieht Geschäftsführerin Jutta Bauer nicht nur als Kostenfaktor: „Es hat sich bereits in vielen Fällen gezeigt, dass sich Umweltschutz auch wirtschaftlich rechnet.“
Die Unternehmen bringen mit ihren Ideen zum nachhaltigen Wirtschaften nicht nur die Region voran, sondern nehmen auch eine überregionale Vorbildfunktion ein. Das zeigt sich am Beispiel des bundesweit ersten „Energie-Effizienz-Tisch“: 2002 beschlossen neben ebm-papst 16 weitere Unternehmen, durch Kooperation gemeinsam Ziele bei Energiesparen und CO2-Reduktion zu erreichen. Ein Projektingenieur und ein Moderator standen den Unternehmen zur Seite und gaben Impulse für den Erfahrungsaustausch. Drei bis vier Mal im Jahr trafen sich die Vertreter der Unternehmen in einem der Mitgliedsunternehmen, um sich vor Ort ein Bild von effizienten Umsetzungen zu machen. Schnell wuchsen so persönliche Kontakte. „Wenn so ein Projekt ein, zwei Jahre läuft, dann kennen sich die Leute so gut, dass sie sich direkt anrufen und gar nicht mehr den Moderator fragen“, bestätigt Weissenbach.
Nach dem Erfolg soll dieser Ansatz nun in ganz Deutschland Schule machen. Das Modell Hohenlohe ist Partner des vom Bundesumweltministerium geförderten Projekts „30 Pilot-Netzwerke“, mit dessen Hilfe auch in anderen Regionen Energie-Effizienz-Tische entstehen sollen. Hier kann der Verein eigene Erfahrungen einbringen und anderen Unternehmen und Regionen beratend zur Seite stehen. Die profitieren vom Wissen der Kollegen. Ganz im Sinne des Wahlspruchs des Netzwerks: „Das Rad nicht jedes Mal neu erfinden.“
Neun der am Energie-Effizienz-Tisch beteiligten Unternehmen hatten sich 2001 als Ziel neun Prozent Energieeinsparung über sechs Jahre gesetzt. 2007 waren tatsächlich 20,1 Prozent erreicht. Das entspricht einer durchschnittlichen Einsparung von 110.000 Euro pro Jahr und Unternehmen oder einer CO2 -Reduzierung von 15.000 Tonnen. Die Werte sind produktions- und witterungsbereinigt.
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