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Werk in Hollen­bach:
„Alles im grünen Bereich“

Nur wenige Kilo­meter nörd­lich des Stamm­hauses Mulfingen wuchs inner­halb von sechs Monaten ein neues Werk aus dem Hohen­loher Heimat­boden. Hier in Hollen­bach fertigt ebm-papst seit Dezember 2007 die „Dick­schiffe“ der Produkt­pa­lette: Venti­la­toren mit einem Flügel­durch­messer von bis zu einem Meter.


Ausge­stattet mit modernster Tech­no­logie setzt das über 13.000 Quadrat­meter große Werk Maßstäbe – auch bei der Ener­gie­ef­fi­zienz. Geschäfts­führer Thomas Wagner erläu­tert das Konzept des jüngsten Stand­ortes von ebm-papst.

Herr Wagner, weshalb steht dieses Werk hier in Mulfingen-Hollen­bach und nicht in Shanghai, Chennai oder einem anderen Billig­lohn-Standort?

Thomas Wagner: Weil alle unsere Daten für den Standort Hollen­bach spre­chen. Die Kälte- und Klima­technik, für die wir hier fertigen, ist ein vorwie­gend euro­päi­sches Busi­ness mit einem hohen Anteil Projekt­ge­schäft, und da kommt es nicht zuletzt auf Liefer­fä­hig­keit und -geschwin­dig­keit an. Wir können einen Kunden in Wien, Offen­bach oder Shef­field nicht aus China belie­fern. Das dauert mit Liefer­zeiten von acht bis zwölf Wochen viel zu lange.

Was spricht außer der geogra­fi­schen Nähe zu den Märkten noch für den Standort Deutsch­land bezie­hungs­weise für Hollen­bach?

Wagner: Zum Beispiel darf man bei der Betrach­tung der Kosten die Logistik nicht vergessen: Das Verschiffen eines großen EC-Venti­la­tors kostet gut 50 Dollar! Viel wich­tiger ist aber, dass wir hier High­tech-Produkte fertigen, die ein passendes Entwick­lungs- und Produk­ti­ons­um­feld benö­tigen. Und das haben wir in Hollen­bach: hoch quali­fi­zierte, erfah­rene Mitar­beiter, bewährte Bezie­hungen zu Liefe­ranten, kurze Wege. Alle am Produkt Betei­ligten sind nah dran und können ihre Beiträge unmit­telbar liefern. Wenn es ein Problem gibt, habe ich in 15 Minuten alle verant­wort­li­chen Kollegen am Tisch. Einfache Me-too-Artikel können wir problemlos im preis­werten Ausland fertigen, Premi­um­pro­dukte aber fertigen wir hier, bei uns auf der grünen Hollen­ba­cher Wiese. Dafür spre­chen ratio­nale Argu­mente wie die genannten, aber natür­lich auch unsere enge Verbun­den­heit mit der Region.

Das Werk Hollen­bach steht nicht nur auf der grünen Wiese, sondern hat auch viel grüne Tech­no­logie einge­baut. Worauf sind Sie beson­ders stolz?

Wagner: Stolz sein können zunächst die Planer und Fach­leute der unter­schied­lichsten Gewerke. Sie haben es in einer heraus­ra­genden Team­leis­tung geschafft, dieses Werk in nur sechs Monaten komplett durch­zu­planen und in weiteren sechs Monaten zu bauen. Wesent­lich für den Erfolg in Hollen­bach ist das eigene Klima­technik-Know-how. Es ermög­licht jähr­lich 300 Tonnen CO2-Einspa­rung und redu­ziert die Klima­ti­sie­rungs­kosten

Thomas Wagner leitet als Geschäfts­führer neben allen anderen welt­weiten Produk­ti­ons­stand­orten auch das neue Werk für Groß­ven­ti­la­toren in Hollen­bach

Wagner:In dem neuen Werk wurde eine Reihe von Maßnahmen zur Ener­gie­ein­spa­rung umge­setzt. Neben einer Photo­vol­ta­ik­an­lage und der konse­quenten Verwen­dung von Kompo­nenten der höchsten Ener­gie­ef­fi­zienz ist in erster Linie die intel­li­gente Nutzung der Abwärme zu nennen. Wir errei­chen so einen Primär­ener­gie­ver­brauch, der 80 Prozent unter dem Anfor­de­rungs­wert der Ener­gie­ein­spar­ver­ord­nung für Neubauten liegt.

Wie haben Sie es geschafft, diesen Wert zu errei­chen?

Wagner: Bei Indus­trie­ge­bäuden wird neben dem Ener­gie­be­darf für die Heizung unter anderem auch der Bedarf für Kühlung und Lüftung bewertet. Mit unserer Tech­no­logie haben wir dabei einen Heim­vor­teil. Wir fertigen hier ja ener­gie­spa­rende EC-Venti­la­toren, und die stecken natür­lich auch in unserer eigenen Lüftung und Kühlung. Wir sind also sowohl bei der Effi­zienz des Werkes als auch bei den hier gefer­tigten Produkten im grünen Bereich.

Wo liegt denn bei Indus­trie­ge­bäuden der grüne Bereich? Können Sie konkrete Zahlen nennen?

Wagner: Der Primär­ener­gie­ver­brauch des gesamten Werkes beträgt rund 210.000 kWh pro Jahr. Normal, also dem übli­chen Stand der Technik entspre­chend, wären gut eine Million kWh. Wir ersparen der Umwelt damit über 300 Tonnen CO2 pro Jahr – eine Einspa­rung von 75.000 Euro bei den jähr­li­chen Betriebs­kosten für Heizung, Lüftung und Kühlung. Um diese Werte zu errei­chen, haben wir ein ganzes Bündel an Maßnahmen umge­setzt. Die Photo­vol­ta­ik­an­lage auf dem Dach liefert bis zu 153 Kilo­watt. Zur Unter­stüt­zung der Heizung nutzen wir die Tempe­ra­tur­schich­tung in den Hallen. Diese Tempe­ra­tur­schich­tung wird durch Verdrän­gungs­lüf­tung gezielt herbei­ge­führt. Wir führen die warme Luft, die sich insbe­son­dere im Produk­ti­ons­be­reich in den höheren Schichten sammelt, über ein Verteil­system hinüber in die kühleren Bereiche, wie etwa das Lager oder den Versand. Erwäh­nens­wert ist auch noch das Sprink­ler­be­cken, das wir als Wärme­spei­cher nutzen.

Sie nutzen Lösch­wasser als Wärme­spei­cher?

Wagner: Ja, aufgrund der Größe und Konstruk­tion der Halle waren wir gezwungen, eine Sprink­ler­an­lage mit entspre­chendem Wasser­re­ser­voir einzu­bauen. Im Keller des Gebäudes befindet sich daher ein Beton­tank mit über einer Million Liter Lösch­wasser. Dieses Wasser nutzen wir als Wärme­spei­cher, etwa für die Abwärme der Kompres­sor­an­lage, der wiederum einer Wärme­pumpe als Wärme­quelle dient. Die Wärme­pumpe wird im Sommer als Kälte­ma­schine zur Kühlung benutzt.

ebm-papst hat rund 15 Millionen Euro in dieses Werk inves­tiert. Welche unter­neh­me­ri­schen Ziele stehen dahinter?

Wagner: Die Planung für den Neubau begann im Sommer 2006. Nach der Tren­nung von unserem Vertriebs­partner für große Venti­la­toren haben wir diese Produkte zunächst in unserem Werk Mulfingen mitpro­du­ziert. Mulfingen war aber nie auf diese Produkte ausge­legt, schon die schiere Größe der Venti­la­toren mit einem Durch­messer von bis zu einem Meter machten Probleme. Wir stießen damals buch­stäb­lich an unsere räum­li­chen Grenzen. Mit dem Neubau hatten wir die Chance, das Werk quasi um die Ferti­gung herum zu bauen und damit eine optimal auf diese Venti­la­toren abge­stimmte Produk­tion aufzu­bauen. Insbe­son­dere bei den EC-Venti­la­toren sehen wir ausge­zeich­nete Perspek­tiven, die Ferti­gung ist derzeit auf etwa 800.000 Stück im Jahr ausge­legt. Sollte das nicht mehr ausrei­chen, haben wir noch genü­gend Platz für Erwei­te­rungen. Auch hier ist also alles im grünen Bereich.

Das neue Werk Hollen­bach:

  • Spaten­stich: 16. April 2007
  • Start Umzug: November 2007
  • Mitar­beiter: ca. 150
  • Inves­ti­tionen: ca. 15 Mio. Euro
  • Produk­ti­ons­fläche: ca. 13.500 Quadrat­meter
  • Fertigungs­kapazität: 800.000 Venti­la­toren

Klima­tech­no­logie:

  • Lüftung: 13 Geräte mit EC-Motoren
  • Heizungs- und Kühl­pumpen mit der höchsten Effi­zi­enz­klasse
  • Heizung mit Verdrän­gungs­lüf­tung
  • Sprink­ler­be­cken als Wärme­puffer: 1.100.000 Liter
  • Photo­vol­taik: 153 kW
  • Primär­energieverbrauch: 210.000 kWh/a (ca. 1/5 des Stan­dard­ver­brauchs)

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