Andrea Borotto hat eine Passion: die Hühnerzucht. Und das aus Tradition. In seiner Familie ist er bereits die dritte Generation, die dieser Leidenschaft nachgeht. Doch da Leidenschaft allein nicht reicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, machte er sie zum Beruf und verkaufte als Händler Brutmaschinen an Menschen, die eine eigene kleine Hobbyzucht betreiben. Rundum glücklich machte er seine Kundschaft nicht, immer wieder bekam er die Rückmeldung über den einen oder anderen Mangel. Also beschloss Borotto, die Geräte selbst zu bauen: „Ich wollte Profigeräte konstruieren, die auch für private Haushalte erschwinglich sind.“ 2008 gründete er seine eigene Firma in Buttapietra südlich von Verona.
Gleichmäßige Luftverteilung in der Brutmaschine
Borottos Geräte sind verlässlicher als jede Henne. Denn die brüten nicht immer ganz so gewissenhaft, wie sie eigentlich sollten, oft schlüpft doch kein Küken aus dem Ei. Etwa 21 Tage dauert das und der Eierexperte weiß genau, was es braucht, damit dieses Unterfangen gelingt: „Die ersten 18 Tage muss die Temperatur konstant bei 37,7 Grad Celsius und die Luftfeuchtigkeit bei 40 bis 50 Prozent liegen. Dann geht es in die Schlüpfphase — da ist eine Luftfeuchtigkeit von 60 bis 65 Prozent notwendig. Damit überall im Brüter die gleichen Bedingungen herrschen, verteilt ein Ventilator gleichmäßig die Luft.“
Zusätzlich müssen die Eier immer wieder bewegt werden, sonst sterben die Embryonen. Borotto hat in seine Geräte deshalb eine Art Schaukel integriert, die die Eier jede Stunde im 45-Grad-Winkel von links nach rechts neigt. Sind die Küken geschlüpft, bleiben sie zum Trocknen noch ein paar Stunden in der Brutmaschine, dann geht es hinaus ins Leben.

Andrea Borotto in seiner Fertigung. Das nächste Projekt für eine größere Maschine ist bereits in Planung. (Foto: Mattia Balsamini | Fotogloria)
Borotto bietet verschiedene Ausführungen der Brutmaschinen an, vom kleinen Gerät für acht Eier bis hin zu solchen für 49. Auch größere Brutautomaten für den professionellen Bereich für bis zu 900 Eier hat der Spezialist im Programm. Die Brüter sind nicht nur für Hühnereier geeignet. Auch Perlhühner, Enten oder Fasane und viele weitere Vogelarten könnten sich in ihnen zum ersten Mal in die Welt picken — sogar Exoten wie Papageien. Sein Geschäft brummt, auch außerhalb Italiens findet er immer mehr Abnehmer. „Das ist wie mit der Mikrowelle zu Beginn der 80er-Jahre. Niemand brauchte sie, doch dann hatte plötzlich jeder eine.“ Made in Italy komme bei seiner Kundschaft eben an.
2018 entschloss sich Borotto, auch den US-amerikanischen und kanadischen Markt zu erobern. Doch ihm fehlte das dazu erforderliche UL-Zertifikat. Jedes Teil seiner Brutmaschinen muss den Anforderungen des US-Prüfinstituts entsprechen, sonst kann er sie in Übersee nicht verkaufen. Das Problem: Sein Lieferant für den Ventilator hat dieses Zertifikat nicht. Also macht sich Borotto auf die Suche nach einem neuen Lieferanten, der ihm das UL-Zertifikat bieten kann. Er wird fündig und schreibt eine E-Mail.
Lösung mit Lüftern aus Backöfen und Kühlschränken
Als Pierantonio Banfi, technischer Vertrieb bei ebm-papst Italien, die Mail liest, ist er gleich neugierig. Normalerweise verkauft er Produkte mit diesen Anforderungen an Hersteller von Haushaltsgeräten. Das UL-Zertifikat stellte keine Hürde dar. Da die Kunden von ebm-papst in die ganze Welt verkaufen, haben sowieso praktisch alle Ventilatoren diese Zulassung. Aber Brutmaschinen? Banfi fährt nach Buttapietra, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Er erfährt, wie wichtig es ist, dass der Motor möglichst leicht ist und am besten keine Vibrationen überträgt, da diese den Embryonen schaden könnten. „Als ich den Aufbau der Brutmaschine sah, habe ich gleich gesehen, dass wir eine bessere Lösung bieten können“, sagt Banfi. Er denkt dabei an die Lüfterräder und Motoren, die ebm-papst für Backöfen und Kühlschränke konzipiert hat. Aber lässt sich das Konzept 1 : 1 auf Brutmaschinen übertragen?

Die homogene Luftverteilung innerhalb der Brutmaschinen ist entscheidend für deren Qualität. (Foto: Mattia Balsamini | Fotogloria)
Banfi wendet sich an den Standort in Landshut. Dort kann ihm Hans-Jürgen Withopf, Produktmanager Home Appliance Industry, weiterhelfen. Auch für den Experten sind Brutmaschinen neu. Doch er weiß natürlich, worauf es bei einer homogenen Luftverteilung ankommt: „Bei Backöfen und Kühlschränken ist eine gleichmäßige Temperatur ebenfalls wichtig. Vor allem, wenn es um sensible Bereiche geht, wie zum Beispiel medizinische Anwendungen. Die Lüftung bei solchen Applikationen muss also besonders zuverlässig arbeiten.“ So auch bei den Brutmaschinen von Borotto, bei denen noch hinzukommt, dass es wenig Platz für das Lüfterrad gibt. „Auch das ist in Kühlschränken ähnlich!“ Also schlägt Withopf ein Lüfterrad vor, wie es üblicherweise in Kühlschränken eingesetzt wird. Ein weiterer Pluspunkt: Die Schaufeln sind rückwärtsgekrümmt und können so Partikel ableiten. Die können zum Beispiel entstehen, wenn die Küken durch die Eierschale stoßen.
“Mich hat die Professionalität begeistert. Wenn mir einer nur etwas verkaufen möchte, baue ich eine Mauer auf. Aber wer mir hilft, meine Probleme zu lösen, hat freie Fahrt.“
Andrea Borotto, Geschäftsführer von Incubatrici Borotto
Beim Motor setzt Withopf auf eine Lösung für Backöfen. Langlebig und robust sollte dieser sein und den feucht-warmen Bedingungen trotzen. „In Backöfen herrschen extreme Bedingungen. Unsere Motoren sind genau dafür gemacht. Außerdem sind sie sehr leise und erzeugen kaum Vibrationen.“ Da der EC-Motor einen niedrigen Stromverbrauch hat, entwickelt er zudem kaum Wärme und bringt damit das empfindliche Temperaturgefüge nicht durcheinander. Der italienische Kollege Banfi hat somit eine maßgeschneiderte Lösung in der Hand, mit der er zurück nach Buttapietra fahren kann.
Die Brutmaschinen erobern die Welt
Borotto ist vollauf zufrieden. Er kann seine Brutmaschinen nun in den USA und Kanada verkaufen. Und er hat sich entschieden, auch bei den bestehenden Geräten für die restlichen Märkte auf ebm-papst Produkte zu setzen. „Mich hat die Professionalität begeistert. Ich habe 42 Zulieferer und es gibt viele Wettbewerber. Wenn mir einer nur etwas verkaufen möchte, baue ich eine Mauer auf. Aber wer mir hilft, meine Probleme zu lösen, hat freie Fahrt. Und das war bei ebm-papst der Fall.“
Die Geschäftsaussichten sind rosig: 2019 verkaufte Borotto 4.800 Brutmaschinen mit ebm-papst Technik, 2020 waren es 8.000 und für 2021 rechnet er mit rund 16.000. Das nächste Projekt mit ebm-papst ist auch schon in Planung: „Für die Profimaschinen für bis zu 900 Eier habe ich den Vorschlag bekommen, auf Querstromlüfter zu setzen.“
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