© Ralf Kreuels

Hier kommen die Sound Guys

Das Team des Inge­nieur­büros Teensma sorgt überall dort für Ruhe, wo Lärm Menschen stören würde — auch in Wohn­ge­bieten, deren Bewohner mit Glas­fa­ser­an­schluss rasend schnell durchs Netz surfen.


Dafür, dass Peter van der Velde eigent­lich gar nichts mit Belüf­tung und Klima­ti­sie­rung am Hut hat, dachte er in den letzten Jahre eine Menge darüber nach. Norma­ler­weise kümmert sich der Geschäfts­führer des nieder­län­di­schen Inge­nieur­büros Teensma gemeinsam mit seinen sechs Mitar­bei­tern darum, Menschen Lärm vom Hals zu halten. So dämmt Teensma große Indus­trie­an­lagen ab, verbes­sert die Akustik in Klas­sen­zim­mern oder sorgt dafür, dass elek­tri­sche Anlagen in Wohn­ge­bieten niemand mit ihrem Brummen beläs­tigen.

Zum Beispiel bei Vertei­ler­sta­tionen für Glas­fa­ser­kabel. Über sie reicht das schnelle Internet von den über­ge­ord­neten Netzen bis ins Wohn­zimmer hinein. Die Stationen müssen — das liegt in der Natur der Sache — möglichst nah an den Endnut­zern liegen, sollen aber trotzdem keinen Lärm machen. Und genau an dieser Stelle kommt die kühlende Luft ins Spiel, über die van der Velde in letzter Zeit so viel nach­dachte.

Kühlung mit Außen­luft

„Übli­cher­weise klima­ti­sieren Stan­dard­kli­ma­an­lagen die Vertei­ler­sta­tionen in Wohn­ge­bieten. Die sind aber häufig relativ laut und stören so die Nach­barn. Als wir die Aufgabe bekamen, eine solche Station leiser zu machen, entwi­ckelten wir zunächst eine Dämmung für die exis­tie­rende Anlage.

Kleines Team, große Aufgabe: Die Mitarbeiter von Teensma machen Verteilerstationen für schnelles Internet in Wohngebieten leiser. ( Foto | Ralf Kreuels)

Kleines Team, große Aufgabe: Die Mitar­beiter von Teensma machen Vertei­ler­sta­tionen für schnelles Internet in Wohn­ge­bieten leiser. ( Foto | Ralf Kreuels)

Das Ergebnis war ein System, das zwar leiser war, aber teuer im Betrieb und so komplex, dass es nur Tech­niker mit einer spezi­ellen Quali­fi­ka­tion warten können. Da wir als Inge­nieure die Dinge gerne vom Anfang und nicht vom Ende her denken, setzten wir uns deshalb das Ziel, bereits die Geräusch­ent­ste­hung deut­lich zu redu­zieren und das gesamte System gleich­zeitig erheb­lich einfa­cher zu gestalten.“ 

So begann das Team, an einer Lüftung zu arbeiten, die die Technik in der Vertei­ler­sta­tion allein durch Außen­luft kühlt. Dieses Verfahren war bei derar­tigen Vertei­ler­sta­tionen bis dahin noch nicht erfolg­reich ange­wendet worden und galt vielen als nicht zuver­lässig genug. Van der Velde und sein Team arbei­teten deshalb vor allem an der Steue­rung und den rich­tigen Filtern für die Lüftung. Schließ­lich dürfen in keinem Fall Feuch­tig­keit oder Partikel die sensible Technik beein­träch­tigen.

Auch bei der Auswahl der Venti­la­toren gingen die Tüftler von Teensma äußerst sorg­fältig vor, wie van der Velde berichtet: „Von Anfang an dachten wir bei den benö­tigten EC-Venti­la­toren an ebm-papst und einen Mitbe­werber. Von beiden Unter­nehmen bestellten wir Produkte, die wir in verschie­denen Einbau­si­tua­tionen genau testeten. Das Ergebnis sprach klar für ebm-papst. Dessen Venti­la­toren waren im Schnitt vier bis fünf Dezibel leiser als die des Wett­be­wer­bers. Zudem stimmten die in den Daten­blät­tern ange­ge­benen Infor­ma­tionen zu Volu­men­strömen, Drücken und der Laut­stärke exakt mit der Realität überein. Das hört sich viel­leicht etwas trivial an, ist jedoch bei vielen Herstel­lern alles andere als selbst­ver­ständ­lich. Dort werden die Werte gerne etwas opti­mis­ti­scher ange­geben.“

80 Prozent weniger Energie

Der erste Prototyp mit ebm-papst Venti­la­toren bestä­tigte die Vermu­tung der Inge­nieure, dass sich durch eine Frisch­luft­küh­lung mit EC-Venti­la­toren gleich ein ganzes Bündel an Vorteilen reali­sieren lässt. Bereits wenige Schritte von der Vertei­ler­sta­tion entfernt nehmen Menschen das Geräusch nun nicht mehr als störend wahr. Aufgrund ihrer hohen Effi­zienz geben die Venti­la­toren außerdem weniger Wärme in den Innen­raum der Stationen ab und senken deren Ener­gie­ver­brauch dras­tisch: Ganze 80 Prozent weniger Energie benö­tigt die Vertei­ler­sta­tion mit der Frisch­luft­küh­lung im Vergleich zu ihrem Vorgänger mit herkömm­li­cher Klima­an­lage.

Die Daten von ebm-papst stimmen exakt – das klingt trivial, ist aber nicht selbst­ver­ständ­lich.

Peter van der Velde, Geschäfts­führer Teensma

Darüber hinaus betont van der Velde weitere Vorteile: „Die Lüftung mit Frisch­luft funk­tio­niert sehr einfach. Tech­niker benö­tigen zur Wartung keine spezi­ellen Kennt­nisse. Alles, was sie wissen müssen, können wir ihnen inner­halb weniger Stunden beibringen. Außerdem ist das System weniger anfällig für Störungen, da es aus wenigen Kompo­nenten besteht. Seit drei Jahren ist unser Produkt nun schon auf dem Markt und es gab in der gesamten Zeit erst zwei Störungen — und die lagen nicht an den Venti­la­toren. Ein weiterer Plus­punkt ist die Steu­er­bar­keit. Sie lassen sich je nach Jahres­zeit und Tempe­ratur genau an die benö­tigte Leis­tung anpassen.“

Schneller streamen

Inzwi­schen hat Teensma bereits über 300 Vertei­ler­sta­tionen an das nieder­län­di­sche Glas­fa­ser­netz­un­ter­nehmen Regge­fiber verkauft, der Betreiber Deut­sche Glas­faser hat über 100 Stationen abge­nommen. Das Produkt des kleinen nieder­län­di­schen Inge­nieur­büros leistet also in vielen Regionen seinen Beitrag dazu, dass Menschen rasend schnell streamen, spielen oder einkaufen können — ohne dafür einen brum­menden Klotz im Vorgarten zu haben.

Deshalb blickt van der Velde opti­mis­tisch in die Zukunft: „Für unsere Vertei­ler­sta­tionen sehe ich auch in den nächsten Jahren ein großes Poten­zial. Während in großen Städten eine schnelle Inter­net­ver­bin­dung oft schon selbst­ver­ständ­lich ist, gibt es im länd­li­chen Raum noch viel Nach­hol­be­darf. Mit unseren leisen und simplen Systemen verein­fa­chen wir den Ausbau des Netzes gerade in solchen Regionen.“ 

So funk­tio­niert die Kühlung der Stationen

Die gesamte Technik der Vertei­ler­sta­tionen packt Teensma in einen Raum aus Beton. Dieser Baustoff hilft aufgrund seiner verzö­gerten Wärme­auf­nahme und -abgabe bei der Klima­ti­sie­rung. Die Stationen vertreibt Teensma in zwei Größen: Je nach Einsatz­gebiet sind sie so groß wie eine Garage oder ein kleines Garten­häus­chen. Die klei­neren Exem­plare können mehrere 100 Haus­halte mit einem Glas­fa­ser­an­schluss versorgen, die größeren über 2.000.

Um die Elek­tronik in der Station zu kühlen, saugen RadiCal EC-Venti­la­toren kühle Außen­luft an und führen sie unter­halb des Bodens in die Station. Von dort strömt sie durch ein feines Gitter in den Raum und kühlt die Elek­tronik, während sie an ihr vorbei­fließt. Die so erwärmte Luft strömt dann unter­halb der Decke wieder ins Freie. Da sich die EC-Venti­la­toren stufenlos regeln lassen, bleibt die Tempe­ratur in den Vertei­ler­sta­tionen unab­hängig von Jahres­zeit und Außen­tem­pe­ratur konstant unter­halb der für die Elek­tronik gefor­derten Norm­tem­pe­ratur.

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