Dafür, dass Peter van der Velde eigentlich gar nichts mit Belüftung und Klimatisierung am Hut hat, dachte er in den letzten Jahre eine Menge darüber nach. Normalerweise kümmert sich der Geschäftsführer des niederländischen Ingenieurbüros Teensma gemeinsam mit seinen sechs Mitarbeitern darum, Menschen Lärm vom Hals zu halten. So dämmt Teensma große Industrieanlagen ab, verbessert die Akustik in Klassenzimmern oder sorgt dafür, dass elektrische Anlagen in Wohngebieten niemand mit ihrem Brummen belästigen.
Zum Beispiel bei Verteilerstationen für Glasfaserkabel. Über sie reicht das schnelle Internet von den übergeordneten Netzen bis ins Wohnzimmer hinein. Die Stationen müssen — das liegt in der Natur der Sache — möglichst nah an den Endnutzern liegen, sollen aber trotzdem keinen Lärm machen. Und genau an dieser Stelle kommt die kühlende Luft ins Spiel, über die van der Velde in letzter Zeit so viel nachdachte.
Kühlung mit Außenluft
„Üblicherweise klimatisieren Standardklimaanlagen die Verteilerstationen in Wohngebieten. Die sind aber häufig relativ laut und stören so die Nachbarn. Als wir die Aufgabe bekamen, eine solche Station leiser zu machen, entwickelten wir zunächst eine Dämmung für die existierende Anlage.
Das Ergebnis war ein System, das zwar leiser war, aber teuer im Betrieb und so komplex, dass es nur Techniker mit einer speziellen Qualifikation warten können. Da wir als Ingenieure die Dinge gerne vom Anfang und nicht vom Ende her denken, setzten wir uns deshalb das Ziel, bereits die Geräuschentstehung deutlich zu reduzieren und das gesamte System gleichzeitig erheblich einfacher zu gestalten.“
So begann das Team, an einer Lüftung zu arbeiten, die die Technik in der Verteilerstation allein durch Außenluft kühlt. Dieses Verfahren war bei derartigen Verteilerstationen bis dahin noch nicht erfolgreich angewendet worden und galt vielen als nicht zuverlässig genug. Van der Velde und sein Team arbeiteten deshalb vor allem an der Steuerung und den richtigen Filtern für die Lüftung. Schließlich dürfen in keinem Fall Feuchtigkeit oder Partikel die sensible Technik beeinträchtigen.
Auch bei der Auswahl der Ventilatoren gingen die Tüftler von Teensma äußerst sorgfältig vor, wie van der Velde berichtet: „Von Anfang an dachten wir bei den benötigten EC-Ventilatoren an ebm-papst und einen Mitbewerber. Von beiden Unternehmen bestellten wir Produkte, die wir in verschiedenen Einbausituationen genau testeten. Das Ergebnis sprach klar für ebm-papst. Dessen Ventilatoren waren im Schnitt vier bis fünf Dezibel leiser als die des Wettbewerbers. Zudem stimmten die in den Datenblättern angegebenen Informationen zu Volumenströmen, Drücken und der Lautstärke exakt mit der Realität überein. Das hört sich vielleicht etwas trivial an, ist jedoch bei vielen Herstellern alles andere als selbstverständlich. Dort werden die Werte gerne etwas optimistischer angegeben.“
80 Prozent weniger Energie
Der erste Prototyp mit ebm-papst Ventilatoren bestätigte die Vermutung der Ingenieure, dass sich durch eine Frischluftkühlung mit EC-Ventilatoren gleich ein ganzes Bündel an Vorteilen realisieren lässt. Bereits wenige Schritte von der Verteilerstation entfernt nehmen Menschen das Geräusch nun nicht mehr als störend wahr. Aufgrund ihrer hohen Effizienz geben die Ventilatoren außerdem weniger Wärme in den Innenraum der Stationen ab und senken deren Energieverbrauch drastisch: Ganze 80 Prozent weniger Energie benötigt die Verteilerstation mit der Frischluftkühlung im Vergleich zu ihrem Vorgänger mit herkömmlicher Klimaanlage.
Die Daten von ebm-papst stimmen exakt – das klingt trivial, ist aber nicht selbstverständlich.
Peter van der Velde, Geschäftsführer Teensma
Darüber hinaus betont van der Velde weitere Vorteile: „Die Lüftung mit Frischluft funktioniert sehr einfach. Techniker benötigen zur Wartung keine speziellen Kenntnisse. Alles, was sie wissen müssen, können wir ihnen innerhalb weniger Stunden beibringen. Außerdem ist das System weniger anfällig für Störungen, da es aus wenigen Komponenten besteht. Seit drei Jahren ist unser Produkt nun schon auf dem Markt und es gab in der gesamten Zeit erst zwei Störungen — und die lagen nicht an den Ventilatoren. Ein weiterer Pluspunkt ist die Steuerbarkeit. Sie lassen sich je nach Jahreszeit und Temperatur genau an die benötigte Leistung anpassen.“
Schneller streamen
Inzwischen hat Teensma bereits über 300 Verteilerstationen an das niederländische Glasfasernetzunternehmen Reggefiber verkauft, der Betreiber Deutsche Glasfaser hat über 100 Stationen abgenommen. Das Produkt des kleinen niederländischen Ingenieurbüros leistet also in vielen Regionen seinen Beitrag dazu, dass Menschen rasend schnell streamen, spielen oder einkaufen können — ohne dafür einen brummenden Klotz im Vorgarten zu haben.
Deshalb blickt van der Velde optimistisch in die Zukunft: „Für unsere Verteilerstationen sehe ich auch in den nächsten Jahren ein großes Potenzial. Während in großen Städten eine schnelle Internetverbindung oft schon selbstverständlich ist, gibt es im ländlichen Raum noch viel Nachholbedarf. Mit unseren leisen und simplen Systemen vereinfachen wir den Ausbau des Netzes gerade in solchen Regionen.“
So funktioniert die Kühlung der Stationen
Die gesamte Technik der Verteilerstationen packt Teensma in einen Raum aus Beton. Dieser Baustoff hilft aufgrund seiner verzögerten Wärmeaufnahme und -abgabe bei der Klimatisierung. Die Stationen vertreibt Teensma in zwei Größen: Je nach Einsatzgebiet sind sie so groß wie eine Garage oder ein kleines Gartenhäuschen. Die kleineren Exemplare können mehrere 100 Haushalte mit einem Glasfaseranschluss versorgen, die größeren über 2.000.
Um die Elektronik in der Station zu kühlen, saugen RadiCal EC-Ventilatoren kühle Außenluft an und führen sie unterhalb des Bodens in die Station. Von dort strömt sie durch ein feines Gitter in den Raum und kühlt die Elektronik, während sie an ihr vorbeifließt. Die so erwärmte Luft strömt dann unterhalb der Decke wieder ins Freie. Da sich die EC-Ventilatoren stufenlos regeln lassen, bleibt die Temperatur in den Verteilerstationen unabhängig von Jahreszeit und Außentemperatur konstant unterhalb der für die Elektronik geforderten Normtemperatur.
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