Frische Luft durch geschlos­sene Fenster

Dank kleiner Radi­al­lüfter von ebm-papst


Immer bessere Wärme­däm­mung von Gebäuden geht mit immer ausge­klü­gel­teren Lösungen für die Raum­be­lüf­tung einher. Heute werden vermehrt kontrol­lierte Belüf­tungs­sys­teme mit Wärme­rück­ge­win­nung einge­setzt. Die verbrauchte, aber warme Luft des Innen­raumes wird mit Hilfe eines Lüfters über einen Wärme­tau­scher nach außen geführt. Im Gegenzug wird kalte Frisch­luft über diesen Wärme­tau­scher von außen nach innen geleitet und dabei erwärmt. Auf diese Weise werden die Wärme­ver­luste mini­miert und der insge­samt notwen­dige Ener­gie­auf­wand verrin­gert. Zusätz­lich erhält man einen sehr guten Lärm­schutz bei gleich­mä­ßigem Luft­aus­tausch.

Bild 1: Fens­ter­rahmen mit kontrol­lierter Belüf­tung.

Aktive oder kontrol­lierte Belüf­tung kann als zentrales oder dezen­trales System ausge­legt werden. Während im ersten Fall ein zentrales System die Luft über Kanäle im ganzen Haus verteilt, wird bei dezen­tralen Konzepten jeder Raum unab­hängig vom anderen versorgt. Diese Geräte sind sehr viel kleiner und können zudem in der Regel sehr gut in bestehende Bausub­stanz inte­griert werden. Eine beson­ders elegante Lösung ist, Lüfter, Wärme­tau­scher und Steu­er­elek­tronik direkt im Fens­ter­rahmen zu inte­grieren (Bild 1). Diesen Weg ging die Fa. REHAU mit der Entwick­lung ihres Fens­ter­lüf­ters GENEO INOVENT in Zusam­men­ar­beit mit den Lüfter­spe­zia­listen des Motoren- und Venti­la­to­ren­her­stel­lers ebm-papst.

Anfor­de­rungen an Lüfter und Luft­füh­rung

Bild 2: Seri­en­lüfter mit Lauf­rad­durch­messer 65 mm.

Eine solche Lösung stellt beson­dere Anfor­de­rungen an Lüfter und Luft­füh­rung. Es gilt, den Ziel­kon­flikt zwischen benö­tigtem Volu­men­strom, kompakten Abmes­sungen und Geräusch­emis­sionen zu lösen. Im vorlie­genden Fall wurden die Lüfter von ebm-papst speziell auf die Rand­be­din­gungen des Fens­ter­sys­tems GENEO von REHAU ausge­legt. Der vorhan­dene Bauraum im Fens­ter­rahmen machte es notwendig, zwei getrennte Lüfter-Wärme­tau­scher Systeme für Zuluft und Abluft auszu­legen, anstelle eines Systems mit einem sper­ri­geren Gegen­strom­wär­me­tau­scher. Die Lüfter­aus­le­gung erfolgte mit Hilfe moderner 3D-Strö­mungs­si­mu­la­tionen, zunächst für den Lüfter alleine, später in Verbin­dung mit den strö­mungs­füh­renden Kompo­nenten im Fens­ter­rahmen.

Spezi­eller Einsatz für Trom­mel­läufer

Bild 3: Einfluss des Motors auf die Schall­leis­tung des Lüfters.

Für die Aufgabe kommen beson­ders kompakte Radi­al­lüfter in DC-Tech­no­logie, soge­nannte Trom­mel­läufer von ebm-papst in Frage. DC-Lüfter besitzen elek­tro­nisch kommu­tierte Antriebe mit elek­tro­ni­scher Falsch­pol­si­che­rung. Die Elek­tronik ist platz­spa­rend in der Lüfter­rad­nabe inte­griert. Durch den hervor­ra­genden Wirkungs­grad der bürs­ten­losen Antriebe redu­ziert sich die Wärme­be­las­tung der Lager und erhöht dadurch wesent­lich die Lebens­dauer der Lüfter. Die Luft strömt durch eine zentrale Öffnung ein, wird radial umge­lenkt und verlässt den Lüfter durch den tangen­tial am Radius ange­ord­neten Auslass. Trom­mel­läufer zeichnen sich durch eine hohe Anzahl von Schau­feln aus, die in Rota­ti­ons­rich­tung gebogen sind. Die Schau­feln über­tragen die Rota­ti­ons­en­ergie auf die Strö­mung, der eigent­liche Druck­aufbau und die Strö­mungs­füh­rung findet dabei in der Spirale statt. Ohne Spirale würde die Impuls­über­tra­gung nicht zu einer gerich­teten Strö­mung führen, sondern ledig­lich zur Durch­mi­schung der Luft. Prin­zip­be­dingt hat dieser Lüftertyp eine stark ausge­prägte insta­tio­näre turbu­lente Strö­mung mit klei­neren aero­dy­na­mi­schen Wirkungs­graden als andere radiale Bauformen mit weniger Schau­feln. Vorteil­haft sind bei Trom­mel­läu­fern aber bessere Geräusch­emis­sionen mit weniger störenden tonalen Anteilen. Die strö­mungs­me­cha­ni­sche Berech­nung von Trom­mel­läu­fern ist heute mit modernen Simu­la­ti­ons­me­thoden möglich. Mit Hilfe nume­ri­scher Strö­mungs­si­mu­la­tion können auch die komplexen Strö­mungs­vor­gänge in Trom­mel­läu­fern verstanden werden und anhand der Ergeb­nisse die Geome­trie des Lüfters im Zusam­men­spiel mit der Anwen­dung opti­miert werden.

Lüfter­aus­le­gung in drei Schritten

Bild 4: Prin­zi­pi­elle geome­tri­sche Anpas­sung des Radi­al­lüf­ters an den zur Verfü­gung stehenden Bauraum.

Die Ausle­gung des Lüfters selbst erfolgte in drei Schritten. Im ersten Schritt wurde ein vibra­ti­ons­armer drei-phasiger elek­tro­nisch kommu­tierter Motor in einen Lüfter mit ähnli­chen Abmes­sungen inte­griert (Bild 2). Dieser Antrieb garan­tiert eine mini­male Anre­gung der Struktur. Der soge­nannte Körper­schall, der bei klei­neren Dreh­zahlen oft als störend empfunden wird, wird mini­miert. Im zweiten Design­schritt wurden die aero­dy­na­mi­schen Kompo­nenten über­ar­beitet. Schau­fel­zahl und -winkel sowie das Gehäuse wurden auf Basis von 3-D-Stömungs­si­mu­la­tionen und beglei­tenden Mess­kam­pa­gnen verän­dert. Bild 3 (Seite 17) zeigt die Gesamt­schall­leis­tung des Lüfters aufge­tragen über den Gegen­druck, der durch den Fens­ter­rahmen entsteht, wenn immer mehr Luft­vo­lumen durch eine Erhö­hung der Lüfter­dreh­zahl geför­dert werden soll. Die x-Achse ist also auch ein Maß für die Lüfter­dreh­zahl: je höher die Dreh­zahl, desto größer ist der Volu­men­strom, desto stärker steigt der Gegen­druck und desto größer ist die Schall­leis­tung. Die schwarze Kurve zeigt das Verhalten des Seri­en­lüf­ters mit einfa­chem einpha­sigem Motor. Die blau darge­stellten Werte zeigen das Verhalten eines Lüfters mit glei­chem Bauraum und Antrieb, aber opti­mierter Aero­dy­namik und die roten Werte stellen das akus­ti­sche Verhalten des Seri­en­lüf­ters dar, der mit einem drei-phasigen Motor ausge­stattet wurde.

Aero­dy­na­mi­sche und moto­ri­sche Verbes­se­rung

Man erkennt, dass sich für diesen Lüfter durch aero­dy­na­mi­sche und moto­ri­sche Verbes­se­rung akus­ti­sche Verbes­se­rungen von glei­cher Größen­ord­nung erzielen lassen. Beide Effekte im rele­vanten Bereich von Drücken von 90 Pa und größer lassen sich etwa addieren, also entstehen keine nega­tiven Inter­ak­tionen. Beide Maßnahmen wurden für den neuen Lüfter über­nommen. Im nächsten Schritt wurde der Lüfter geome­trisch weiter verklei­nert und an die bauli­chen Gege­ben­heiten der Appli­ka­tion ange­passt (Bild 4).

Weitere Opti­mie­rung Dank CFD

Bild 5: Strö­mungs­si­mu­la­tion des gesamten Lüfters im Fens­ter­rahmen.

Da der Lüfter jetzt nicht mehr unter opti­malen Zuström- und Abström­be­din­gungen betrieben werden kann, ist es notwendig, diese in die weiteren Opti­mie­rungs­schritte mit einzu­be­ziehen. Dazu eignen sich sehr gut nume­ri­sche Strömungs­berechnungs­verfahren (Compu­ta­tional Fluid Dyna­mics, CFD). Der verhält­nis­mäßig große Aufwand erlaubt es, komplexe Strö­mungs­vor­gänge zu berechnen (Bild 5). Mit Hilfe geeig­neter Visua­li­sie­rung der Ergeb­nisse lassen sich dann sehr gut Verän­de­rungen und Verbes­se­rungen bewerten und der expe­ri­men­telle Aufwand kann signi­fi­kant verrin­gert werden. Zur besseren Inte­gra­tion im Fens­ter­rahmen werden zwei aero­dy­na­misch und moto­risch iden­ti­sche Vari­anten mit unter­schied­li­chen Dreh­rich­tungen benö­tigt. Eine rechts­dre­hende für den Zuluft­strang und eine links­dre­hende für den Abluft­strang des Lüftungs­ge­rätes.

Bild 6: Luft- und Schall­leis­tung des Radi­al­lüf­ters sowie Betriebs­punkt und aero­dy­na­mi­scher Wider­stands­kurve des Fens­ter­rah­mens.

Aus den Luft- und Schall­leis­tungs­kurven wird deut­lich, dass der Lüfter fast ideal im akus­ti­schen Minimum betrieben wird. Betrachtet man die Skala der Schall­leis­tung (in Bild 6 rot darge­stellt), sind die Abwei­chungen weit inner­halb aller Mess­to­le­ranzen und Produkt­streu­ungen und vernach­läs­sigbar. Die in den Fens­ter­rahmen inte­grierte dezen­trale Wohn­raum­be­lüf­tung bietet den Komfort von frischer, vorge­wärmter Luft. Durch den einfa­chen Fens­ter­aus­tausch ohne beson­deren Monta­ge­auf­wand, ergeben sich keine opti­schen Beein­träch­ti­gungen am Gebäude. Schall­schutz und Einbruchs­hem­mung des Fens­ters bleiben erhalten. Um diese Vorteile voll umsetzen zu können, wurden von ebm-papst beson­ders effi­zi­ente und leise Lüfter entwi­ckelt, die optimal auf die beengten Platz­ver­hält­nisse im Fens­ter­rahmen ausge­legt sind.

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