Die Formel 1 kann ein heißes Geschäft sein. Das gilt für die Fahrer in ihren Rennwagen, für die Zuschauer auf sonnigen Tribünen, aber auch für die Ingenieure, die die Boliden in der Box auf Qualifying und Rennen vorbereiten. Davon kann auch Paddy Lowe, technischer Direktor bei Mercedes-AMG Petronas Motorsport, berichten: „An Strecken in heißen Klimazonen wie in Malaysia erreichen die Temperaturen in der Box schon mal 40 Grad Celsius — und das bei einer beinahe unerträglich hohen Luftfeuchtigkeit.
In dieser Umgebung fällt es dem Team und den Fahrern schwer, über ein viertägiges Rennwochenende hinweg konzentriert zu arbeiten und Höchstleistungen zu erbringen.“ Gut, dass Mercedes-AMG Petronas Motorsport mit ebm-papst einen Experten für Klimatisierung als Teampartner hat. „Als wir darüber sprachen, wie wir unsere Kooperation gestalten wollen, kam die Boxenkühlung schnell als eines der Topthemen auf die Agenda“, erklärt Gareth Jones, Geschäftsführer von ebm-papst Automotive & Drives (UK) Ltd. Deshalb nahm sich ebm-papst des Problems an und entwickelte zusammen mit einem langjährigen Partner ein System für die Kühlung der Boxen, die in heißen Klimazonen liegen und keine Klimaanlage haben.
Flexibles System
Dabei galt es eine ganze Reihe von Anforderungen zu beachten. Die Lösung sollte gut transportierbar und widerstandsfähig gegen Wasser und Staub sein, sich einfach auf- und abbauen lassen und — besonders wichtig — eine spürbare Abkühlung für das Team bringen. „Um Gewicht zu reduzieren, entschieden wir uns für eine wassergekühlte Klimaanlage, die deutlich leichter und kompakter ist als eine luftgekühlte“, erklärt Gareth Jones. Während eine luftgekühlte Anlage mehrere Tausend Kilogramm gewogen hätte, bringt die wassergekühlte Einheit lediglich 350 Kilogramm auf die Waage — außerdem hat sie mit 1,30 Meter Breite, 2,10 Meter Höhe und 90 Zentimeter Tiefe sehr kompakte Maße.
Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus dem unterschiedlichen Layout der Boxen weltweit. Das Team von Mercedes-AMG Petronas Motorsport unterteilt den Raum in verschiedene Bereiche für Karosserie, Getriebe, Flügel, Technik, IT, Reifen und den Arbeitsbereich für die zwei Fahrzeuge. Zwei Luftauslässe der Anlage kühlen den Arbeitsbereich mit den beiden Autos im vorderen Teil der Box, ein Auslass sorgt im Besucherbereich hinter den beiden Boliden für kühle Temperaturen. Trotzdem muss das Klimamodul selbst im hinteren Teil der Garage aufgebaut werden, um nicht unnötig Platz wegzunehmen.
Deshalb wählte ebm-papst für die Luftführung durch die Garage Kanäle aus Stoff. Diese sind sehr leicht und trotzdem robust, lassen sich kompakt transportieren und abhängig von der Größe und dem Grundriss der Garage individuell zusammensetzen. Je nach Einsatzort wird die Luft so bis zu 25 Meter weit vom hinteren Teil der Box in den gewünschten Bereich transportiert. Um auch am Ende dieser langen Kanäle noch einen starken Luftstrom zu erreichen, dreht sich in dem Klimamodul ein effizienter und leistungsstarker RadiPac EC-Radialventilator.
Härtetest in Malaysia
Den ersten Praxistest bestand die Boxenkühlung Anfang September 2014 beim Grand Prix in Italien. „Alles funktionierte, wie wir es uns erhofft hatten, und die Anlage brachte aus dem Stand die gewünschte Abkühlung“, erzählt Jones. Für den nächsten Schritt nutzte Mercedes-AMG Petronas Motorsport im Februar drei Tage lang eine Box am Sepang International Circuit in Malaysia. Dort brachte das System jedoch nicht die gewünschten Ergebnisse. „Die Umgebungstemperatur in Malaysia war deutlich höher als in Italien. Deshalb gelang es uns zunächst nicht, einen spürbaren, kühlen Luftzug in den gewünschten Bereichen zu erzeugen. Das lag aber nicht an der Leistung des Klimamoduls, sondern am Transport der Luft“, erklärt Jones.
Also ließ er sich Teile des Stoffluftführungssystems nach Großbritannien schicken und schnitt sie so zu, dass ein deutlich stärkerer Luftfluss in die entscheidenden Bereiche der Box möglich wurde. Außerdem veränderte ebm-papst die Ausrichtung der Luftauslässe. „Statt zu versuchen, die Luft im gesamten vorderen Bereich zu kühlen, richteten wir die Auslässe direkt auf die Stellen, wo die Ingenieure arbeiten“, sagt Jones. Mit den modifizierten Komponenten starteten seine Kollegen von ebm-papst in Malaysia dann den nächsten Test in einer Fabrikhalle. Mit einem erfreulichen und deutlich besseren Ergebnis: Die Klimaanlage kühlte den Raum um fast zwölf Grad Celsius ab — von schweißtreibend heiß auf angenehm.
„Die angenehmen Temperaturen in der Box waren eine große Hilfe. So konnte das Team seine beste Leistung abrufen.“
Paddy Lowe, technischer Direktor bei Mercedes-AMG Petronas Motorsport
Ihre Feuertaufe in der Praxis bestand die Anlage Ende März beim Grand Prix in Malaysia. „Die Vorfreude war groß, die ebm-papst Kühllösung dieses Wochenende in unserer Box in Malaysia einzusetzen. Während des Rennwochenendes ist die Arbeit sehr hektisch und es ist eine wirkliche Herausforderung für Fahrer, Renningenieure und Mechaniker, bei diesen besonders hohen Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit zu arbeiten. Es war eine große Hilfe für uns, dass die Temperaturen in der Box angenehm waren — das hat es dem Team ermöglicht, seine beste Leistung abzurufen“, betont Paddy Lowe. Während des Rennwochenendes reduzierte die Boxenkühlung die Temperatur in den kritischen Bereichen um bis zu neun Grad Celsius.
Deshalb wird das Formel-1-Team die Boxenkühlung nun in Asien an allen Rennstrecken einsetzen, bei denen die Temperaturen dies erfordern und keine Klimatisierung in der Box vorinstalliert ist. Um Lagerung und Logistik zwischen den Rennen kümmert sich ebm-papst mit seinem weltweiten Niederlassungsnetzwerk — eine weitere Facette der Partnerschaft mit dem Formel-1-Team. Gareth Jones freut sich, dass er gemeinsam mit seinen Kollegen die Arbeitsbedingungen der Ingenieure an der Rennstrecke deutlich verbessern konnte. „Ich habe es der Mannschaft von Mercedes-AMG Petronas Motorsport immer versprochen: ‚Wir machen euch zum offiziell coolsten Team der Formel 1‘“, sagt er lachend.
Schreiben Sie einen Kommentar