Auf dem Über­hol­gleis

Eine Hybridlok stellt die Weichen für ein neues Zeit­alter im russi­schen Schie­nen­ver­kehr


Die Moder­ni­sie­rung des Schie­nen­ver­kehrs steht für die russi­sche Regie­rung weit oben auf der Dring­lich­keits­liste: Ein Staats­pro­gramm soll bis 2030 den Lini­en­ver­kehr sicherer, verläss­li­cher und umwelt­freund­li­cher machen, um den inter­na­tio­nalen Anschluss nicht zu verpassen. Von den russi­schen Herstel­lern verlangt das eine neue Heran­ge­hens­weise, denn bislang bauen0 sie ausschließ­lich tradi­tio­nelle Eisen­bahn­va­ri­anten: jene mit Diesel­motor und die elek­trisch betrie­benen. Beide haben Vor- und Nach­teile: Elek­tri­sche Züge erzeugen zwar wenig CO2-Emis­sionen, schlagen aber beispiels­weise für Ober­lei­tungen mit hohen Kosten für die Infra­struktur zu Buche.

Im weit­läu­figen Russ­land ist daher an einen über­re­gio­nalen Ausbau noch nicht zu denken. Der Diesel­be­trieb wiederum ist zwar wirt­schaft­lich attraktiv, man muss aber unter ökolo­gi­schen Gesichts­punkten deut­liche Abstriche hinnehmen. Um die Vorteile beider Tech­no­lo­gien nutzen zu können und die Nach­teile zu mini­mieren, vereinte ein Lokher­steller aus Russ­land einfach beide Antriebs­arten in einer Lok.

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Im Elek­tronik­modul für den Elek­tro­an­trieb sorgt ein EC-Radi­al­ven­ti­lator (unten Mitte) für den Wärme­ab­trans­port

Zwei­gleisig fahren 

Um je nach Bedarf und Strecke die Antriebsart zu wech­seln, verfügt die Hybridlok über einen einheit­li­chen Antriebs­strang, der sowohl Strom als auch Diesel­kraft nutzen kann. Neben dem Motor ist daher ein Elek­tronik­modul an Bord, das mittels Frequenz­um­richter den Strom der Leitung für die Antriebe an den Rädern des Zuges nutzbar macht. Trotz teil­weise eisiger Tempe­ra­turen entsteht im Modul jeder­zeit viel Wärme, die schnells­tens abtrans­por­tiert werden muss. Für die Entwickler eine Heraus­for­de­rung, da die Elek­tronik im Zug auf kleinem Raum unter­ge­bracht und zudem starken Vibra­tionen und extremen Tempe­ra­tur­ge­fällen ausge­setzt ist – eine hohe Belas­tung für jedes Gerät.

Mit diesem Problem ging der Lokher­steller auf die russi­sche ebm-papst Nieder­las­sung in Jeka­te­rin­burg zu. Dank der bereits acht Jahre währenden Geschäfts­be­zie­hung lief die Lösungs­fin­dung rasch und unkom­pli­ziert ab. Auf der Grund­lage eines bestehenden Green­Tech EC-Radi­al­ven­ti­la­tors entwi­ckelten die Russen in Zusam­men­ar­beit mit Fach­leuten aus Mulfingen vier neue Venti­la­to­ren­mo­delle, die im Elek­tronik­modul auch unter härtesten Bedin­gungen für den rich­tigen Wärme­ab­trans­port sorgen. Die Probe­fahrt 2012 erwies sich bereits als voller Erfolg. 2015 soll die Auslie­fe­rung ganz nach Fahr­plan erfolgen.

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