Erfolgsgeschichten können auch mal mit einem Missverständnis beginnen: Als der Landshuter Geschäftsführer Stefan Brandl im Februar von seiner Dienstreise nach Italien zurückkehrte, war er begeistert: Mit dem langjährigen Kunden Baxi hatte er über den Einsatz einer besonderen Pumpe gesprochen, die Landshut gerade entwickelt.
Bereits im März kam Lamberto Del Grosso, verantwortlich für die strategische Produktentwicklung bei BDR Thermea, nach Landshut, um das Thema persönlich zu besprechen. Er verfolgte interessiert die Präsentation, die Entwicklungsleiter Dr. Roland Keber vorbereitet hatte. Irgendwann warf Del Grosso jedoch ein: „Schön, aber die Pumpe ist viel zu groß.“ Die Verwunderung bei den Landshutern lichtete sich schnell: Die Italiener hatten von Anfang an eine ganz andere Pumpe im Sinn – eine Kondensatpumpe.
Bei der Brennwerttechnik entsteht durch die Verbrennung Wasserdampf, der sich als Kondensat im Wärmetauscher absetzt. Liegt der Ablauf dafür höher als der Boiler, muss eine Kondensatpumpe diesen Höhenunterschied überbrücken. Da die Geräte häufig im Keller installiert sind, hat die Pumpe für den Boiler von BAXI bis zu vier Meter gegen die Schwerkraft anzupumpen. Auf dem Markt existieren für diesen Zweck bislang nur externe Pumpen – BAXI wollte die Pumpe aber integrieren. Ein echter Clou, für den sie auf die seit zwanzig Jahren währende Zusammenarbeit mit Landshut setzten. „ebm-papst hat von Anfang an einen intensiven Dialog gepflegt“, betont Del Grosso, „und ist so immer ganz nah an unseren Anforderungen.“
Die legendäre Sitzung im März zeigte das beispielhaft: Brandl und Keber kam sofort die Idee, für diesen Zweck eine Kondensatpumpe für Wäschetrockner einzusetzen, die Landshut erfolgreich in großen Stückzahlen produziert. Del Grosso war von der smarten Lösung gleich so angetan, dass er sie im Gerät auf der anstehenden Mostra Convegno ausstellen wollte – zwei Wochen später. „Wir haben dann etwas gemacht, was man eigentlich nicht macht“, gibt Keber zu. Denn er sagte spontan zu und sein Team konstruierte in der kurzen Zeit das gewünschte Vorführexemplar – allerdings nur einen Dummy. „Manchmal muss man sich da von seiner Begeisterung für ein Projekt tragen lassen und mutig sein.“ Der Erfolg gibt ihm recht: „Unser Boiler mit der Pumpenattrappe löste sofort riesiges Interesse aus“, bestätigt Del Grosso, „denn diese Umsetzung löst gleich mehrere Probleme bei der Installation von Boilern.“ Damit begann die eigentliche Arbeit erst. Denn ein Wäschetrockner ist nun mal kein Boiler, die Unterschiede in der Anwendung sind groß. „Im Wäschetrockner genügen rund zwei Meter Förderhöhe“, führt Keber aus. „Dafür wird dort ein deutlich höherer Volumenstrom benötigt.“ Die größte Herausforderung betrifft allerdings das Kondensat selbst. „Im Boiler ist es wesentlich aggressiver, weil darin unter anderem Schwefel auftritt.“ Damit kommen die meisten Standardkomponenten der Pumpe zurecht – das Laufrad allerdings nicht. Daher mussten die Landshuter hier mit widerstandsfähigeren Materialien experimentieren.
Landshut entwickelt, baut und misst die Pumpe. Die Kollegen von BAXI in Bassano del Grappa legen die Spezifikationen fest und untersuchen, wie sich die Pumpe im Boiler verhält. Seit dem Projektstart im März kamen die Entwickler fünfmal persönlich oder per Telefonkonferenz zusammen und brachten das Produkt immer näher an den idealen Betriebspunkt. „Da wir die Pumpe designen, schicken wir CAD-Daten nach Bassano“, erklärt Keber, „damit sie dort prüfen können, ob die Pumpe auch ins Gerät passt.“
Im Oktober beginnt der Feldtest, im Januar 2013 der Serienlauf. „In diesem Projekt sind wir sehr schnell unterwegs“, betont der Landshuter Entwicklungsleiter. „Das hängt auch damit zusammen, dass die Begeisterung beim Kunden ebenfalls sehr groß ist.“
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