Herr Lintelmann, Sie betreuen bei Miele das Projekt AKT 2. Was verbirgt sich dahinter?
AKT ist ein Teilprojekt unserer neuesten Spülmaschinen-Generation 7000. Es geht dabei um die Funktion der sogenannten „aktiven Kondensationstrocknung“, die dafür sorgt, dass das blitzeblanke Geschirr trocken aus der Maschine kommt. Bei dieser Funktion spielt das Gebläse eine der Hauptrollen.
Was muss das Gebläse können?
Es muss das Geschirr in der Spülmaschine fleckenfrei trocknen. Darüber hinaus muss es eine Lebensdauer von mindestens 20 Jahren haben, denn diesen Anspruch haben wir bei unserem gesamten Produkt-Sortiment. Die Montage soll einfach sein und das Gebläse musste in diesem konkreten Fall in einen außerordentlich kleinen Bauraum passen, was wiederum eine echte Herausforderung für die Akustik und Hydraulik darstellte.
Wie sind Sie dieses Thema angegangen?
Eigentlich stellen wir die wesentlichen Bauteile unserer Geräte selbst her. Zum Beispiel das „Herz“ unserer Spülmaschine, die Umwälzpumpe, und den „Verstand“, also die Steuerung. Es gibt Ausnahmen, bei denen es sinnvoll ist, das große Know-How eines unserer Partner zu nutzen. So ist es bei ebm-papst auf dem Gebiet des Gebläses. Wir setzen hier schon seit 2005 auf eine enge Zusammenarbeit in der Entwicklung mit dem Standort Landshut.
Wie lief die Zusammenarbeit mit ebm-papst?
Zunächst einmal können wir uns bei unserem Partner auf die lange Lebensdauer der Produkte verlassen. Dann setzten wir auf eine enge Abstimmung in sämtlichen Fragen. Da das Gebläse extra für uns entwickelt wurde, durften wir gewisse Freiheiten genießen. Die reine Produktentwicklungszeit war jedoch knapp bemessen, weswegen das gesamte Team auf offene Kommunikation und schnelle Reaktionszeiten angewiesen war. Bei unseren regelmäßigen Treffen in agilen Teams war es vor allem wichtig, flexibel zu bleiben, um auf unerwartete Entwicklungen reagieren zu können. Nur so konnten wir innerhalb des engen Zeitrahmens jedes Mal rechtzeitig nachsteuern.
Wo musste nachgesteuert werden?
Mitten in der Entwicklung wurde deutlich, dass die Befestigung des Gebläses im knappen Bauraum äußerst anspruchsvoll ist. Die Challenge war klar: Das Gebläse darf keine Vibrationen in angrenzende Bauteile übertragen. ebm-papst simulierte am Rechner, wie sich die Struktur des Bauteils verformen wird, wenn nach dem Einbau Last darauf gegeben wird. Zusammen überlegten wir uns Lösungen und auch Alternativen, also Plan B und C. Es war wichtig, alternative Wege offen zu lassen, so dass wir immer auch auf andere unerwartete Entwicklungen reagieren konnten.
Wie wurde das Gebläse montagefreundlicher?
An dem Gehäuse gibt es jetzt eine zusätzliche mechanische Kunststoffrippe, damit das Gebläse im richtigen Winkel auf dem Fertigungsband liegt. Das spart pro Bauteil ein paar Sekunden Zeit und dadurch eben Kosten in der Produktion. Eine weitere Kontur am Gebläse lässt sich leicht mit dem Gegenstück in der Maschine verbinden. Durch einfaches Reindrücken ist es dadurch schnell fest eingebaut.
Es gibt noch einen weiteren Trocknungsschritt der neuen Miele Generation 7000. Was hat es damit auf sich?
Wir haben die sogenannte AutoOpen-Trocknung, eine eingebaute automatische Türöffnung. Dabei öffnet sich am Ende des Programms die Tür einen kleinen Spalt breit, damit Feuchtigkeit aus dem Gerät entweichen kann. Das Gebläse unterstützt die Trocknungsfunktion und gewährleistet, dass Luft über einen Spalt oberhalb der geöffneten Tür und unterhalb der Arbeitsplatte herausgeblasen wird. Die Arbeitsplatte wird vorgewärmt und nimmt keinen Schaden. Sollte wider Erwarten doch Kondensat auftreten, würde es sofort getrocknet. Man kann sich das vorstellen, wie einen Fön, der unterhalb der Arbeitsplatte platziert ist. Dieses Luftpolster wird durch das Gebläse erzeugt. Wir haben hier ein Alleinstellungsmerkmal und nehmen unseren Kunden die Angst, sich die Küchenmöbel durch Feuchtigkeit beschädigen.
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