Wie überall in der Intralogistik gilt auch für Shuttle-Anwendungen: je schneller beschleunigt und gebremst wird, desto höher ist der Durchsatz und desto günstiger lassen sich Waren kommissionieren oder bereitstellen. Genauigkeit beim Anfahren der Lagerplätze und Handling der Produkte oder Warenträger ist dafür ebenfalls eine wichtige Voraussetzung, ebenso die Zuverlässigkeit, denn fallen die fleißigen Fahrzeuge aus, geraten die Lagerprozesse ins Stocken.
Hohe Anforderungen an die Antriebe
Die Antriebe, die dafür sorgen, dass sich Shuttles zielsicher innerhalb der Regalsysteme bewegen, spielen dabei eine Schlüsselrolle. So müssen die ein oder manchmal auch zwei Fahrantriebe für die Bewegungen in Richtung der x-Achse dynamisch, positioniergenau und robust sein, sowie sich gut in die Anwendung integrieren lassen. Letzteres betrifft nicht nur die Abmessungen, sondern auch die Anbindung an die Steuerung des Fahrzeugs. Ebenfalls wichtig für den reibungslosen Shuttle-Betrieb sind die Teleskopantriebe für die Aufnahmevorrichtung, mit der die Waren dem Regal entnommen beziehungsweise eingelagert werden.
Hier ist der Einbauraum für die notwendigen Motor-Getriebekombinationen meist noch knapper bemessen als beim Fahrantrieb. Bei manchen Lagertypen fahren Shuttles nicht nur in eine Richtung die Lagergasse entlang, sondern können auch kreuzen. Hierfür braucht es ähnliche Antriebskonzepte wie beim Fahrantrieb, teilweise mit deutlich kompakteren Abmessungen.
Gut beraten sind die Hersteller der Shuttles, wenn sie einen Motorenhersteller finden, der sie bei der Auswahl kompetent unterstützt und zudem über ein breites Sortiment verfügt. Antriebslösungen aus einer Hand bringen nicht nur logistische Vorteile, sondern sie vereinfachen meist auch die Abstimmung und verkürzen die Time-to-Market. ebm-papst bietet deshalb eine breite Auswahl an Motoren, Regelelektroniken, Getrieben, Brems- und Sensormodulen, die sich zu einem Antrieb nach Maß kombinieren lassen (Bild 1). Die elektronisch kommutierten ECI-Motoren beispielsweise decken in den Baugrößen 42, 63 und 80 mm den Dauerleistungsbereich von 30 bis 750 Watt ab.
Für die notwendige Untersetzung der schnelldrehenden Innenläufer sorgen dann unterschiedliche, auf die Antriebe abgestimmte Getriebe, die sich auch mit den Außenläufermotoren der Baureihe VDC kombinieren lassen. Letztere decken bei kleinstem Bauraum den Leistungsbereich von 5 bis 125 Watt ab und überzeugen ebenfalls durch Langlebigkeit und gute Regeleigenschaften. Insgesamt bietet das modulare Antriebssystem so mehrere tausend Varianten.
Definierte Vorzugstypen sind innerhalb von nur 48 Stunden versandfertig und stehen damit ungewöhnlich schnell für Bemusterungen zur Verfügung. Darüber hinaus bieten die Motor- und Getriebespezialisten ein projektspezifisches Engineering, z. B. wenn es um Feintuning der Motoren oder Sondergetriebe geht und Anpassungen bei der Baulänge, Kabelkonfektionierung oder zusätzliche Geber erforderlich sind.
Dynamische Fahrantriebe
Durch das modulare Antriebssystem lassen sich für viele Anwendungen Standardlösungen realisieren. Für den Einsatz als Shuttle-Fahrantrieb geradezu prädestiniert sind beispielsweise die ECI-Innenläufer-Motoren, je nach geforderter Leistung entweder in der Baugröße 63 oder 80 (Bild 2). Sie benötigen wenig Bauraum, erreichen mit 24 oder 48 V hohe Drehmomente und sind in der Lage, kurzzeitig die dreifache Nenn-Leistung zu liefern. In Kombination mit den ebenfalls überlastfähigen Optimax-Getrieben entstehen so kompakte, robuste Antriebssysteme, die sich obendrein durch die Wahlmöglichkeiten bei der eingesetzten Motorelektronik anwendungsgerecht ansteuern lassen.
So ist das Elektronikmodul K1 für den Betrieb mit externer Regelelektronik ausgelegt. Sollen die Antriebe über CANopen, EtherCAT oder andere gängige BUS-Systeme kommunizieren, ist das K5-Elektronikmodul die richtige Wahl – welches extern oder integriert ausgestaltet werden kann. Für eine analoge Ansteuerung stehen konfigurierbare, integrierte Regelelektroniken für Drehzahl, Drehmoment und Position zur Verfügung.
Die Planetengetriebe der Optimax-Baureihe haben ebenfalls eine hohe Leistungsdichte, sind zudem noch sehr robust und langlebig. Eine weitere Besonderheit der Getriebebaureihe sind die hohen Drehmomente. Die mittlere Variante beispielsweise bietet bei einem Einbau-Kantenmaß von 63 mm und einer Länge von gerade einmal 102 mm in der zweistufigen Ausführung Spitzen-Drehmomente bis zu 150 Nm.
Teleskopantrieb auf Maß
In den Shuttles ist der Bauraum für den Teleskopantrieb meist besonders knapp bemessen. Hier findet beispielsweise der Außenläufermotor VDC 49.15 einen typischen Einsatzbereich (Bild 3).
Bei 110 W Leistung ist er bei 63 mm Durchmesser gerade mal 52 mm lang und lässt sich ebenfalls gut mit dem robusten Optimax-Planetengetriebe kombinieren. Diese Kompaktheit ermöglicht den Einsatz von je einem Antrieb pro Teleskoparm, somit zwei Antrieben pro Teleskop, was die Leistungsdichte des Shuttles als auch die Durchsatzleistung des Lagers massiv erhöht. Bei der Getriebeauslegung sind – bei entsprechender Stückzahl – auch Anpassungen möglich. Was ein solcher Teleskopantrieb leisten kann, zeigt sich auf dem Prüfstand, hier können alle Shuttleantriebe vor ihrem Einsatz getestet und die für die Anwendung erforderlichen Profile abgefahren werden.
Gegebenenfalls bilden die Werte dann die Grundlage für ein Feintuning, denn die Motoren können oft weitaus mehr als in den Datenblättern steht. Der oben beschriebene Teleskopantrieb jedenfalls liefert auf dem Prüfstand beachtliche Ergebnisse (Bild 4). In Kombination mit einem zweistufigen Optimax-Planetengetriebe bringt eine Antriebseinheit ein Drehmoment von 10,5 Nm an die Abtriebswelle. Der Teleskopmechanismus kann so 50 kg Nutzlast mit einer Beschleunigung von 1,1 m/s² verfahren.
Eine solche Antriebslösung empfiehlt sich auch, wenn die Breite des Greifsystems verstellt werden muss, um sie an unterschiedliche Warenträger anzupassen. Sollte sich keine Standardlösung finden, unterstützen die Motoren- und Getriebespezialisten bei der Auswahl und dem Engineering.
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