Um in der Anwendung tatsächlich davon zu profitieren, sollten die Antriebe aber mehr bieten als nur eine EtherCAT-Schnittstelle. Integrierte Betriebsmodi können die Anpassung an die individuelle Aufgabenstellung erleichtern und praxisgerechte Features die Inbetriebnahme sowie den Service deutlich vereinfachen. Kommt dann noch eine hohe Leistungsdichte und optimierte Ansteuerung hinzu, steht einem effizienten Anlagen- oder Maschinenbetrieb im Netzwerkverbund nichts mehr im Weg.
EtherCAT wurde als Echtzeit-Ethernet-Protokoll speziell für den industriellen Einsatz entwickelt und ermöglicht eine sehr schnelle Übertragung großer Datenmengen zwischen den verschiedenen Komponenten eines Automatisierungssystems. Es ist flexibel skalierbar und dank Ringstruktur in der Kommunikation sowie dezentralem Aufbau sehr robust und unempfindlich gegenüber Störungen. Damit sich diese Vorteile für die Antriebstechnik nutzen lassen, sind jetzt auch die ECI-63 Innenläufermotoren aus dem modularen Antriebsbaukasten von ebm-papst mit EtherCAT-Schnittstelle verfügbar.

Dazu wurde im Elektronikmodul zusätzlich zur Leistungselektronik ein bewährter Controller für die EtherCAT-Kommunikation untergebracht. Die Möglichkeiten der in der Ansteuerelektronik (K5) bereits integrierten Funktionen lassen sich jetzt auch komfortabel im Netzwerkverbund nutzen. Die Antriebe arbeiten dann unabhängig von der Steuerung komplette Programmabläufe selbstständig ab. In Verbindung mit einer Sicherheitssteuerung sorgt die ebenfalls in der Antriebselektronik integrierte, TÜV-zertifizierte STO-Funktion (Safe Torque Off) mit Performance Level D und SIL-2 für eine Drehmomentabschaltung in Gefahrensituationen, zum Beispiel bei mobilen Robotern oder fahrerlosen Transportsystemen.
Schnell einsatzbereit
Bei der Entwicklung der Antriebe stand der Plug & Play Gedanke im Vordergrund, damit der Anwender direkt starten kann und auch bei individuellen Aufgabenstellungen möglichst wenig Aufwand bei Konfiguration und Inbetriebnahme hat. So gibt es zu den Antrieben das EtherCAT-SubDevice-Information-File (kurz ESI-File), was ähnlich zum Electronic Data Sheet in CAN (kurz EDS) die Kommunikation zwischen Master und Slave definiert. Damit lässt sich in jeder Entwicklungsumgebung mit wenigen Mausklicks die Verbindung zum Antrieb herstellen und eine Applikation umsetzen. Möchte ein Anwender den Antrieb direkt aus der SPS steuern, liefern vorgefertigte Strukturen zusätzliche Unterstützung. Ebenso hilfreich sind Beispielprogramme, um den Antrieb über die gängigen Motion-Bibliotheken auf Basis des CiA402-Antriebsprofils (CAN over EtherCAT) einzubinden.

Hinzu kommen drei unterschiedliche Betriebsmodi: ein Geschwindigkeits- und Positionierprofil, bei denen der Antrieb sich seinen Weg selbst berechnet, inklusive Homing-Funktion, für Referenzfahrten. Dabei lassen sich Beschleunigungs- und Bremsrampen individuell einstellen. Zudem bietet die Option „jerk-limited“ die Möglichkeit, Beschleunigungsvorgänge möglichst sanft, also „ruck-begrenzt“, zu gestalten. Vor allem für Applikationen in der mobilen Fördertechnik kann letzteres essenziell sein. Ebenfalls ist der sogenannte „Cyclic Synchronous Position Mode“ zur präzisen Synchronisation mehrerer Achsen bereits integriert.
Weniger Aufwand bei der Inbetriebnahme
Der „Cyclic Synchronous Position Mode” erschließt dem Anwender in der Praxis komfortable Möglichkeiten. So lässt sich im verbreiteten TwinCAT-System-Manager der Antrieb auf Knopfdruck als NC-Achse einbinden. Es müssen dann nur noch wenige Einstellungen angepasst werden, wie die maximale Encoderauflösung oder die Referenzgeschwindigkeit. Auch dabei gibt es Hilfestellung zum Beispiel mit Referenzprojekten, aus denen Daten einfach übernommen werden können und die schon eine fachmännisch eingestellte Geschwindigkeitsvorsteuerung für den Regler enthalten. Dies alles reduziert den Programmieraufwand für den Anwender deutlich, wie sich bereits im praktischen Einsatz bewiesen hat:

In einer Maschinenbau-Anwendung mussten je nach vom Kunden gewünschter Automatisierungslösung verschiedene Gewichte angehoben werden. Dafür genügt manchmal ein Antrieb, oft sind aber auch vier oder sogar sechs notwendig. In der Vergangenheit hat der Maschinenbauer die Achsen über die SPS und CAN-Bus synchron gehalten. Das hat zwar gut funktioniert, war aber immer mit Programmier- und initialem Konfigurationsaufwand verbunden. In TwinCAT kann er jetzt die Antriebe wesentlich schneller miteinander koppeln und synchron halten, das spart eine Menge Zeit bei der Maschineneinrichtung.
MTPA für höhere Leistungsdichte
Die neuen ECI-63 Antriebe mit EtherCAT-Schnittstelle haben aber noch mehr zu bieten. So erhöht die integrierte, feldorientierte Kommutierung mit MTPA (maximum Torque per Ampere) die Leistungsdichte und sorgt für höhere Drehmomente und Geschwindigkeiten. Der Motor wird in jedem Arbeitspunkt optimal ausgelastet, er kann schneller beschleunigen oder an einem gegebenen Arbeitspunkt länger betrieben werden. Dadurch wird der Motor thermisch entlastet und verbraucht weniger Strom im Arbeitspunkt. Die Basis für dieses MTPA-Verfahren liefert der spezielle Aufbau des Rotors mit „vergrabenen“ und kleberlos fixierten Magneten, die die Magnetfeldwirkung wesentlich besser unterstützen als die sonst üblichen Oberflächenmagneten. Gleichzeitig sorgt die Rotorkonstruktion für ein geringes Rastmoment.

ID-Schalter für Hot Connect
Bei der Auslegung der ECI-63 Antriebe haben die Entwickler ein weiteres Detail berücksichtigt, das Servicezeiten deutlich verkürzen kann, nämlich zwei zusätzliche ID-Schalter. Normalerweise basiert die EtherCAT-Adressierung auf der Reihenfolge der Knoten. Dank der ID-Schalter lassen sich in TwinCAT aber sogenannte Hot-Connect-Gruppen mit einer festen Adresse erstellen. Vorkonfigurierte Abschnitte können so zum Beispiel vor dem Start oder während des Betriebs der Anlage aus dem Datenverkehr entfernt und hinzugefügt werden. Nach Wartungsmaßnahmen bei einer solchen Gruppe steht die Konfiguration dann sofort wieder zur Verfügung, ohne dass ein Spezialist eingreifen muss.

Die Antriebe sind Teil des modularen Antriebsbaukasten von ebm-papst und lassen sich innerhalb kurzer Zeit konfigurieren, also mit Getrieben, Gebern und Bremsen kombinieren. Durch die Standardisierung lassen sich kurze Lieferzeiten realisieren. Zudem erfüllen alle Antriebe die Anforderung Schutzart IP54, als Option auch IP65.
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