In China sind fast alle Autobahnen mautpflichtig. Daher boomt das Geschäft mit Mautstationen, die den Zugang zum längsten Autobahnnetz der Welt regeln. Bei Hochbetrieb führen sie allerdings auch zu rekordverdächtigen Staus. Und die Anzahl der Pkw nimmt weiter zu. Die Zugangskontrolle erfolgt dabei ganz klassisch: mit Mauthäuschen und Schranke.
„Ich bin mit meinem chinesischen Unternehmen let‘s technology seit fast 20 Jahren in diesem Bereich der Autobahninfrastruktur tätig“, erzählt Jin Chaodong, der auch CEO von NorthWest Devices ist, einem Spezialisten für Mautschranken mit Sitz in Kanada. „Der Markt ist in China sehr stabil und groß. Deshalb beschloss ich 2016, mit der kanadischen Ausgründung NorthWest Devices speziell auf Fahrzeugschranken zu setzen.“ Laut seiner Recherche kauft jede chinesische Provinz rund 300 Fahrzeugschranken jährlich. Neu oder als Ersatz für ältere Anlagen. Hochgerechnet dürften das insgesamt etwa 7.000 bis 8.000 Einheiten pro Jahr sein. Jin Chaodong wagte eine Neuentwicklung – und gewann. Doch was war ausschlaggebend, um sich am Markt durchzusetzen?
Kompakte Antriebe ermöglichen filigrane Schranken
„Wir haben festgestellt, dass Vieles vom Antrieb unserer Schranken abhängt“, erklärt Chaodong. „Wir benötigten einen besonders kleinen Getriebemotor mit hohem Drehmoment. Für eine individuelle Steuerung unserer Schranken, war es uns außerdem wichtig, ausreichend Informationen vom Motor zu erhalten.“ ebm-papst konnte alle drei Anforderungen gleichermaßen erfüllen.
Unser Ziel war es, Schranken speziell für Mautanwendungen zu entwickeln, bei denen Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und minimaler Wartungsaufwand von größter Bedeutung sind
Jin Chaodong, CEO von NorthWest Devices
Die Größe zielt vor allem auf die Optik der Fahrzeugschranken. Im kleinen Gehäuse bleibt kein Platz für einen großen Antrieb. Das ist für einen platzsparenden Aufbau der Schranken sowie deren filigranes Design aber essenziell. Trotzdem braucht der Motor ausreichend Kraft und Ausdauer, um die über drei Meter lange Auslegerstange zu öffnen und zu schließen: „Unser Ziel war es, Schranken speziell für Mautanwendungen zu entwickeln, bei denen Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und minimaler Wartungsaufwand von größter Bedeutung sind“, sagt Chaodong. „Schranken mit Antrieben, die man einmal baut, und danach nicht mehr an sie denken muss, weil sie reibungslos den Zugang steuern.“
Intelligenter Motor für jede Situation
Die wichtigste Anforderung war jedoch die Intelligenz des Motors: „Unser Wunsch war es, die Geschwindigkeit des Motors jederzeit kontrollieren und ändern zu können, um uns so an jede Mautsituation anpassen zu können“, so Chaodong. Egal, ob bei ruhigen Phasen nachts in Peking oder besonders verkehrsintensiven im Berufsverkehr oder zu Ferienbeginn in Shanghai, die Schranken sollten jederzeit präzise öffnen und schließen, um den Verkehrsfluss bestmöglich zu steuern und Staus zu verringern. Wichtig waren dafür Informationen wie die Position des Motors oder des Schrankenbaums aber auch die Informationen über die Spannung und das Drehmoment.
Zehn Jahre ohne Antriebswechsel
„Als NorthWest Devices mit diesen Anforderungen auf unsere amerikanische Tochtergesellschaft zukam, war das perfektes Timing“, erläutert Stefan Rötzer, Market Manager Industrial Drive Technology bei ebm-papst. „Unsere neuentwickelte Planetengetriebebaureihe Optimax 63 aus St. Georgen passte wie die Faust aufs Auge.“ In Verbindung mit der leistungsstarken Antriebseinheit VDC 3 49.15 mit K4-Elektronik sorgt sie für sehr schnelle Öffnungs- und Schließzyklen von bis zu 0,7 Sekunden bei einer Lebensdauer von 10 Millionen Zyklen. Übertragen auf Chinas Mautstationen würde das bei einem Auto pro 30 Sekunden zehn Jahre Einsatz ohne einen Wechsel des Antriebs bedeuten. Der Feldstandard liegt nur bei rund der Hälfte. Innerhalb der zehn Jahre ist der DC-Außenläufermotor wartungsfrei.
Mit unserem Motor sind verschiedene Profile an Geschwindigkeit und Drehmomenten möglich.
Stefan Rötzer, Market Manager Industrial Drive Technology bei ebm-papst
Auch die Programmierungsmöglichkeiten kommen den Anforderungen des Schrankenbauers entgegen: „Mit unserem Motor sind verschiedene Profile an Geschwindigkeit und Drehmomenten möglich. So konnte NorthWest wie gewünscht auf die ganz speziellen Anforderungen je Mautstation eingehen“, erklärt Rötzer. „Mit AC würde das für jeden individuellen Kundenwunsch den Kauf eines eigenen Motors bedeuten.“ Und noch ein Pluspunkt der DC-Technik: Im Schutzkleinspannungsbereich von 24 bis 48 Volt bedeutet ein Kontakt nicht gleich Lebensgefahr.
Die passende Schranke für jede Mautstation
„Im Moment haben wir drei Arten von Schranken für den Einsatz auf Autobahnen auf dem Markt“, erläutert Chaodong. „Eine mit einer 0,7-sekündigen, 0,9-sekündigen und 1,3-sekündigen Öffnungs- und Schließgeschwindigkeit. Das deckt alle Bedarfe der Mautstationen ab.“ Für das kommende Jahr plant NorthWest Devices jedoch noch eine weitere Produktreihe, um noch effizienter und präziser zu sein. „Ich freue mich darauf, die gute Zusammenarbeit mit ebm-papst dann fortzusetzen.“
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