Über fünf Millionen Erwerbstätige in Deutschland haben keine Berufsausbildung. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften steigt jedoch stetig. Gerade in der Metall- und Elektrobranche werden die Arbeitsvorgänge immer komplexer. Kai Gebhardt, Leiter des Personalwesens bei ebm-papst in Landshut, erklärt nachdrücklich: „Wir müssen das Potenzial der Mitarbeiter ohne Abschluss nutzen.“ Wolfgang Beyer, sein Kollege in St. Georgen, sieht das genauso: „Wer nicht rechtzeitig reagiert, kommt in die Situation, die Belegschaft teilweise austauschen zu müssen. Das wäre der falsche Weg – menschlich und unternehmerisch.“ Bernd Ludwig, Leiter Aus- und Weiterbildung in Mulfingen, bringt es auf den Punkt: „Wir wollen das Unternehmen und die Region schlicht und einfach leistungsfähig halten.“
Motiviertes Mulfingen
Schon seit dem Jahr 2000 gibt es am Standort Mulfingen interne Umschulungsmaßnahmen für an- und ungelernte Mitarbeiter. Bis heute haben davon insgesamt 60 Mitarbeiter profitiert, die dadurch einen anerkannten Berufsabschluss erlangten. Das theoretische Wissen vermitteln Berufsschullehrer in Fachklassen, die ebm-papst gemeinsam mit anderen Firmen und dem gemeinnützigen Verein „Innovationsregion Kocher & Jagst“ realisiert. Begleitend werden in der Ausbildungswerkstatt und in den Qualitätssicherungsbereichen weitere praktische Ausbildungsinhalte vermittelt. „Die Mitarbeiter fragen mittlerweile selbst an, wann wieder eine Maßnahme anläuft. Das sind motivierte Mitarbeiter, die Interesse, Engagement und Initiative mitbringen und mit denen man fast alles bewegen kann“, freut sich Ludwig.
Landshut auf gutem Weg
WeGebAU heißt das Projekt der Bundesagentur für Arbeit, an dem der Standort Landshut teilnimmt. Das steht für „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen“ und richtet sich an alle Altersgruppen. Am Ende dieser Maßnahmen haben Teilnehmer einen Abschluss in der Tasche. „Bei uns gehören rund 500 Mitarbeiter zu dem Personenkreis, die keine oder eine fachfremde Ausbildung haben“, verdeutlicht Gebhardt den Bedarf. Neben dem WeGebAU-Projekt setzt Landshut daher auch stark auf interne Schulungen mit umfassenden Einarbeitungsplänen.
Lernhungriges St. Georgen
Durch einen Tipp des Betriebsrats initiierte ebm-papst St. Georgen das EU-finanzierte Projekt GRIW, was für „Gestaltung der strukturellen und personellen Rahmenbedingungen zur Implementierung innovativer arbeitsgebundener Weiterbildungskonzepte“ steht. Es richtet sich an un- und angelernte Mitarbeiter in den Schichtbetrieben, die innerhalb von sechs bis acht Monaten verschiedene Schulungen direkt am Arbeitsplatz durchlaufen. Insgesamt zwölf Lernberater stehen ihnen zur Seite. Sie werden von vier sogenannten Multiplikatoren betreut werden, die das Projekt koordinieren und das Weiterbildungskonzept im Unternehmen verankern. „Die Mitarbeiter motiviert es, dass sie über den Tellerrand blicken dürfen“, stellt François Dehlas, einer der Multiplikatoren, fest. „Dieser Mitarbeiterkreis will mehr lernen und einen größeren Beitrag zum Ganzen leisten. Genau diese Motivation unterstützen wir und bieten diese Plattform. Das ist eine Win-win-Situation für beide Seiten“, ergänzt Beyer.
Schreiben Sie einen Kommentar