Markus Mettler ist technischer Betriebsleiter bei ebm-papst in Mulfingen. Und er ist der Umweltbeauftragte des Standortes. Eine Doppelrolle, die es in sich hat: „Wenn der Umweltbeauftragte eine gute Idee hat, kann sie der Betriebsleiter gleich in die Tat umsetzen“, freut sich der Hohenloher. Bei der Realisierung von umweltrelevanten Maßnahmen hat Mettler freie Hand, wenn diese auch ökonomisch sinnvoll sind. Gekehrt hat Markus Mettler zunächst vor der eigenen Haustüre: Zusammen mit einem innovativen Heizungsbauer aus der Region wurden die Heizungsverteilungen am Standort energetisch optimiert. Eingespart werden dadurch rund 600 Tonnen CO2 pro Jahr. Ganz zufrieden ist Mettler aber noch nicht: „An die Heizkessel müssen wir noch ran. Der letzte wurde vor 27 Jahren eingebaut und wir haben immer noch reichlich Kapazität, obwohl sich unsere zu beheizende Fläche seither fast verdreifacht hat. Früher hat man eben ganz anders dimensioniert.“ Ganz im Gegensatz zum neuen grünen Werk, gleich um die Ecke in Hollenbach. Dort sind die Kapazitäten exakt auf Fläche und Nutzungsart ausgelegt – bis ins Detail. Woher kommt der hohe grüne Anspruch des Unternehmens? „Wir arbeiten in einer wunderbaren Kulturlandschaft, da, wo andere Urlaub machen. Diese Umgebung prägt und wir wissen, dass wir für deren Erhalt eine große Verantwortung tragen.“
Denken, rechnen, handeln. „Erstens: ressourcenschonendes Produktkonzept. Zweitens: ressourcenschonende Fertigung. Drittens: energieeffizienter, geräuscharmer Betrieb. Das ist bei uns Grundsatz der Entwicklung“, betont der technische Geschäftsführer Dr. Bruno Lindl. Und das gilt auch, wenn es auf den ersten Blick unvernünftig aussieht. Wie zum Beispiel 1990: „Der Strompreis war niedrig, der Halbleiterpreis hoch, und dennoch haben wir weiterhin den Fokus auf unsere effizienten, elektronisch gesteuerten Motoren und Ventilatoren gesetzt und diese kontinuierlich weiterentwickelt. Das zahlt sich jetzt aus.“ Das größte Potenzial zum Sparen sieht Lindl in der ganzheitlichen Betrachtung des kompletten Systems beim Kunden. Hier liegen die höchsten Wirkungsgradzuwächse verborgen. „Diese Potenziale zu entdecken und gemeinsam mit unseren Kunden zu realisieren, ist unser klarer Wettbewerbsvorteil.“
Wie die hochgesteckten Ziele bei der Neuentwicklung von Produkten umgesetzt werden, verdeutlicht der Leiter Entwicklung Produktbereich A Gunter Streng am Beispiel der HyBlade®-Axialventilatoren. Die Schaufeln bestehen nicht mehr aus Vollaluminium, sondern aus einem Aluminiuminlet, das mit glasfaserverstärktem Kunststoff umspritzt ist. In einer Studie ließen die Entwickler die Umweltbilanz der neuen Lüfter in der Herstellungsphase berechnen – von der Bauxit-Gewinnung über den Druckguss bis zum fertigen Produkt. Das Ergebnis: „Für die Produktion von 100.000 HyBlade®-Ventilatoren beträgt die Einsparung 9.000 Megawattstunden. Das entspricht in etwa dem Stromverbrauch von 3.000 Haushalten.“ In diese Rechnung ist das große Sparpotenzial, das die EC-betriebenen Lüfter im Einsatz haben, noch nicht einmal einbezogen. Dasselbe gilt jedoch für viele weitere Produkte der drei deutschen Standorte, zum Beispiel auch für die Brennwerttechnik aus Landshut (siehe „Pioniere der Heiztechnik“).
Besonders energieintensiv sind die vielen Umwelttests, die ein neu entwickeltes Produkt zunächst bestehen muss. Im Werk am Schwarzwaldstandort St. Georgen erproben die Mitarbeiter von robert Wasmuth die Lebensdauer und Zuverlässigkeit neuer Geräte. Dazu werden diese in Prüfschränken extremen Temperaturschwankungen von zum Beispiel minus 40 bis plus 120 Grad Celsius ausgesetzt. „Früher wurde zum Heizen und Kühlen Strom verwendet. da die Anforderungen gestiegen sind, wurde ein neuer Weg zum Kühlen beschritten“, erklärt der Leiter Produktionsqualifizierung und Versuch. Seit 2007 nutzt Wasmuth den von einer natürlichen Quelle gespeisten Löschwasserspeicher für einen Kühlkreislauf zur Kühlung der Temperaturprüfschränke. Neben dem 300-Kubikmeter-Wasserspeicher wurde in einem zweiten Schritt eine Wärmerückgewinnungsanlage eingebaut, um Wärmeüberschuss aus dem Kühlkreislauf in die Heizung einzuspeisen – zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen wird zum Kühlen der Prüfschränke nur noch der Strom für die drei Umwälzpumpen benötigt. Zum anderen speist die Abwärme aus dem Kühlkreislauf die Heizung der Hauptverwaltung und übernimmt in Übergangszeiten einen Teil der Heizleistung. Im Jahr spart das Werk so durchschnittlich mehrere Tausend Liter Heizöl ein. „Ich habe etwas gegen Verschwendung – zu Hause wie im Betrieb“, beschreibt Wasmuth seine Motivation.
Zu verschenken hat auch Erwin Kammermayer nichts. Seit eineinhalb Jahren erhöht der Einkaufsleiter am Standort Landshut daher ständig die Zahl der umweltzertifizierten Lieferanten. Von den rund 350 Serienlieferanten sind bereits 20 Prozent zertifiziert. „Das klingt zunächst nach nicht besonders viel, aber wir bauen diese Zahl beständig aus und die Toplieferanten erfüllen alle die Norm ISO 14001.“ Zudem spielt bei der Bewertung der Neulieferanten die Zertifizierung eine wichtige Rolle. „Wir wollen die Lieferanten für unsere Strategie der grünen Technologie sensibilisieren. Auch wenn sich das heute noch nicht
für jeden rechnen mag, besitzt das ein enormes Zukunftspotenzial. Und für die Lieferanten ist die Zertifizierung auch eine gute Referenz.“
Auch Markus Mettler will für grünes Engagement sensibilisieren. Der technische Betriebsleiter hält Vorträge und ist im Vorstand des Modell Hohenlohe e.V. (siehe „Das lernende Netzwerk“). „Energieeffizienz ist mein Hobby“, sagt er schmunzelnd. Die Arbeit in den Arbeitsgruppen oder beim Energie-Effizienz-Tisch (EET) sowie im Vorstand, die auch einen Teil der Freizeit in Anspruch nimmt, kommt dem Unternehmen zugute. Durch die Teilnahme am Energie-Effizienz-Tisch konnten viele Anregungen gefunden werden, die danach bei ebm-papst umgesetzt wurden, so zum Beispiel die Optimierung an Heizungsverteilungen, Kompressoranlagen, Beleuchtungen oder auch Produktionsanlagen. Durch die umgesetzten Projekte werden jährlich ca. 500.000 Euro an Energiekosten eingespart.
Die Keimzelle des Sparens ist für Mettler und seine Kollegen im Umweltteam die Produktion. Das Paradebeispiel: die neue Ultra-Dünnschicht (UDS)-Pulverbeschichtungsanlage, die seit Januar 2008 in Betrieb ist. Die UDS-Pulverbeschichtung ist derzeit eines der modernsten Verfahren auf dem Markt, wie Produktionsleiter Thomas Kozok betont. Die zweistöckige Lackieranlage steht in einer separaten Halle und arbeitet nahezu emissionsfrei: „Wir betreiben hier 100 Prozent Pulverrückgewinnung.“ Das Pulver, das nicht am Werkstück haften bleibt – immerhin rund 60 Prozent –, wird komplett abgesaugt, aufgearbeitet und wieder dem Prozess zugeführt. Die Abwärme des Einbrennofens im Obergeschoss der Anlage wird zum Trocknen der Teile nach der Vorbehandlung genutzt. „Die Einbrenntemperatur von 200 Grad Celsius wollen wir noch deutlich senken und arbeiten dazu eng mit den Pulverherstellern zusammen“, erzählt Kozok. Schon heute ist der Kühlungsaufwand deutlich geschrumpft, was auch den Bestückern der Anlage zugute kommt: Wo früher tropische Temperaturen herrschten, kann heute auf die Klimaanlage verzichtet werden.
Ein sauberer Coup ist den Mulfingern auch durch die Umstellung von Zink auf Eisenphosphatierung bei der Oberflächenvorbehandlung gelungen. Das spart Geld, Gefahrenstoffe und Nerven, wie Abteilungsleiter Stefan Schmitt weiß: „Die Zinkschlämme waren wirklich schlimm. Das Zeug steckte voller Schwermetalle. Wir mussten früher die ganze Zone inklusive Verrohrung alle vier Wochen mit Säure reinigen!“ Besonders deutlich werden die Vorteile bei der kathodischen Tauchlackierung, bei der man nun auf die Konversionsbeschichtung mit Oxsilan, einem organischen Silizium-Wasserstoff-Gemisch setzt. Das arbeitet im Gegensatz zur Zinkphosphatierung unter Raumtemperatur, benötigt also keine Badheizung, die die 5.000 Liter ständig auf 50 bis 70 Grad Celsius temperiert. Dadurch entfällt nicht nur der Energieeinsatz zum Heizen, sondern auch der Einsatz von 30 Gefahrstoffen. Das Abwasservolumen konnte so um zwei Drittel reduziert werden. „Die Zinkschlämme, ein Sonderabfall, werden komplett eingespart“, freut sich Schmitt.
Auch in St. Georgen macht man sich Gedanken über Einsparungen bei den Prozessmedien. Die Schraubenkompressoren im Werk 1 ärgerten Martin Hug schon länger. Der Leiter Werk- und Gebäudeinstandhaltung musste die Drucklufterzeugung für die Fertigung im wahrsten Sinne des Wortes teuer erkaufen: Die Kompressoren benötigen technisch bedingt viel Zeit und Strom, bis sie den Betriebszustand erreicht haben, der nötig ist, um die Arbeitsplätze mit ausreichend Druckluft zu versorgen. Dann entdeckte er eine Steuerung für die Kompressoren, informierte sich bei Kollegen in anderen Betrieben und im Internet und ließ sie einbauen. Dadurch laufen die Kompressoren bedarfsorientiert mit möglichst langen Laufzeiten, um die kostenintensiven Hoch- und Leerlaufphasen zu verringern. „Die Steuerung war ziemlich teuer, aber damit sparen wir im Jahr zehn Prozent Strom. In knapp zwei Jahren hat sich die Anschaffung bereits amortisiert“, zeigt sich Hug zufrieden.
Die neue Verpackung zeigt Tobias Arndt, Assistent Logistikleitung, mit einem breiten Lächeln: Der Kunststoff EPP hält dreimal länger als Styropor und ist zudem recycelbar. „In die Box aus Wellpappe passten früher sechs Geräte, heute verstauen wir auf demselben Raum zwölf Ventilatoren.“ Da sich jedes Element in das andere stecken lässt, spart die Verpackung auch beim Rücktransport viel Platz im Lkw. Ein System, das dem Kunden, ebm-papst und der Umwelt nur Vorteile bringt. Allerdings besteht hier noch enormes Steigerungspotenzial: „Wir gehen natürlich auf die Kunden zu und versuchen, sie von Mehrwegverpackungen zu überzeugen“, bestätigt Arndt die Anstrengungen. Idealismus reicht dafür nicht aus. Das ist auch Markus Mettler bewusst: „Der Kunde will immer wissen, was er konkret davon hat. Aber am Ende des Tages rechnet sich grüne Intelligenz immer. Heute – und noch viel stärker in der Zukunft.“
GreenTech
Mit dem neuen GreenTech-Label bringt ebm-papst seine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Philosophie auf den grünen Punkt: vorausschauende Entwicklung, umweltfreundliche Produktion, höchste Energieeffizienz, größtmöglicher Kundennutzen. das Unternehmen wurde für sein grünes Engagement bereits vielfach ausgezeichnet.
„Weniger verbrauchte Energie ist die sauberste Energie“
„Für mich bedeutet GreenTech hauptsächlich, dass wir uns auf das Wesentliche, auf unsere Stärken konzentrieren“, betont Firmengründer Gerhard Sturm. „Umweltbewusstes Verhalten ist und war für ebm-papst keine Fleißarbeit, sondern eine wirtschaftliche Selbstverständlichkeit. Das habe ich in meiner aktiven Zeit vor meinem Ausscheiden aus der Geschäftsführung im Jahr 2007 auch meinen Nachfolgern ins Stammbuch geschrieben und es freut mich umso mehr, dass dieses Leitmotiv so erfolgreich bei ebm-papst gelebt wird.
Denn ich bin davon überzeugt, dass viel mehr dazu gehört, ein grünes Unternehmen darzustellen, als ein sparsames Produkt und ein paar Lippenbekenntnisse: nämlich eine Überzeugung, die tagtäglich gelebt wird. Zum Beispiel das neue Werk in Hollenbach. Hier liegt die Einsparung gegenüber herkömmlicher Technik bei 90 Prozent.
Oder nehmen Sie mein privates Engagement beim Hotel Jagstmühle als Beispiel: Das produziert seinen Strom selbst – 100.000 Euro wurden investiert – in einen neuen Generator und Turbine, sowie eine Luft-Wasser-Wärmepumpe zum Kühlen und Heizen. Geld sparen mit Strom sparen. So einfach das klingt, aber dafür verlangt es nach dem Willen, eine Aufgabe als Ganzes zu betrachten und sie bestmöglich zu lösen.
Bei der Gründung der ebm wurden wir davon angetrieben, besser zu sein als die Konkurrenz. Jedes neu entwickelte Produkt sollte technisch und vor allem wirtschaftlich seinen Vorgänger übertreffen. Denn weniger verbrauchen, also weniger zu bezahlen, war schon damals ein Verkaufsargument und wird es künftig noch viel stärker sein. Unter diesen Maßgaben haben wir 1970 den ersten EC-Motor entwickelt. Wirtschaftlichere Produkte zu fordern, bedeutet zwangsläufig aber auch, bei der Produktion den Einsatz von Energie und Material so gering wie nötig zu halten und damit so wenig Abfall wie möglich zu produzieren – denn der kostet auch.
Ohne ständig auf den rein ökologischen Aspekt zu schauen, hat sich bei ebm-papst ein grünes Bewusstsein aus wirtschaftlichen Überlegungen entwickelt. Diesen Antrieb hat das Unternehmen bis heute nicht nur bewahrt, sondern ausgebaut – in Mulfingen, St. Georgen und Landshut, aber auch an den weltweiten Standorten.“
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