© Foto, Illustration | ebm-papst, KD Busch, Gernot Walter

Das Geheimnis der Schild­kröte

Ursprüng­lich speziell für Beatmungs­ge­räte entwi­ckelt, erweist sich der „Turtle Blower“ inzwi­schen als robustes Univer­sal­genie.


Das Gehäuse hat dem Turtle Blower seinen Spitz­namen beschert: Das kleine schwarze Kunst­stoff­chassis mit den fünf Schraub­domen und dem Geblä­se­aus­lass erin­nert an eine kleine Schild­kröte. Welche Aufgabe das vermeint­liche Reptil erfüllt, verrät seine Produkt­be­zeich­nung: CPAP-Radi­al­ge­bläse ECI 30.20. Entwi­ckelt wurde das kompakte Gebläse für medi­zi­ni­sche Beatmungs­hilfen. Es unter­stützt Pati­enten, die unter Atem­aus­set­zern leiden, dabei, nachts ausrei­chend mit Luft versorgt zu werden. Da das Gerät direkt neben dem Bett einge­setzt wird, muss die kleine Schild­kröte vor allem zwei Dinge können: sehr leise sein und sich dyna­misch-druck­voll den Atmungs­be­dürf­nissen des Pati­enten anpassen.Sie kann aber noch viel mehr.

Vor zehn Jahren erkannten Inge­nieure bei ebm-papst in St. Georgen, dass sie durch ihr Know-how in der Luft- und Antriebs­technik gera­dezu präde­sti­niert waren, Gebläse zur Unter­stüt­zung von Schlaf­apnoe-Pati­enten zu entwi­ckeln. Die ersten Geräte waren jedoch noch groß und schwer. Das änderte sich, als 2003 der schwe­di­sche Beatmungs­spe­zia­list Breas ein hand­li­cheres Modell auf den Markt bringen wollte und damit dem Trend der Medi­zin­technik folgte, klei­nere Geräte anzu­bieten, die auch mobil betrieben werden können.

In den Mess­ständen und Entwick­lungs­la­bors in St. Georgen begann man daraufhin zu tüfteln: „Der Markt des CPAP-Gebläses wurde 1999 bei uns geboren, aber der Start­schuss für den Turtle Blower ist 2003 in einer Projekt­ar­beit mit Breas gefallen“, konsta­tiert Produkt­ma­nager Clau­dius Klose. „Der ECI 30.20-Antrieb, der dabei entwi­ckelt wurde, war der Urtyp des Antriebs für den Turtle Blower.“ Den bishe­rigen Motor wandelten die Inge­nieure vom Außen- zum Innen­läufer um und machten damit eine gewal­tige Minia­tu­ri­sie­rung möglich: „Der Turtle Blower baut viermal kleiner als das Vorgän­ger­ge­bläse, hat zudem einen höheren Leis­tungs­be­reich und wiegt gerade mal ein halbes Pfund“, fasst Klose zusammen.

Für den Einsatz in CPAP-Beatmungs­ge­räten muss das Gebläse ganz spezi­fi­sche Anfor­de­rungen erfüllen. Es unter­stützt die körper­ei­genen Atmungs­re­flexe durch gere­geltes Einblasen von Luft. Deren Förder­menge und -druck müssen dabei ständig an die eigene Atmung des Pati­enten ange­passt werden. Der Antrieb des Gebläses muss daher äußerst flexibel seine Dreh­zahl verän­dern können. Dementspre­chend dyna­misch konstru­ierten die Entwickler in St. Georgen das Gebläse für einen maxi­malen Arbeits­punkt, bei dem eine

Druck­schwan­kung von vier auf 20 Millibar binnen 200 Milli­se­kunden möglich ist.

klose_2973Ruhig, robust und günstig

Von einem aufheu­lenden Motor wird dabei niemand aus dem Schlaf gerissen. Der Turtle Blower ist mit einer Laut­stärke von 40 dB(A) Schall­druck ein eher stiller Zeit­ge­nosse. Das hängt auch mit seiner lauf­ru­higen Bauweise zusammen, die extrem vibra­ti­onsarm ist. Im Beatmungs­gerät wird das Gebläse noch zusätz­lich gedämmt und liegt in einem Schaum­käfig sowie in einer Schallbox. Luft­ein­lass und -auslass werden wie bei einem Auspuff mäan­der­förmig geführt und dadurch optimal schall­mi­ni­miert. Damit erzielt beispiels­weise das Breas iSleep-Gerät einen Wert von 21 dB (A) Schall­leis­tung – einen idealen Nacht­ru­he­wert. Die Lauf­ruhe des Gebläses erreichten die St. Geor­gener durch einen eisen­losen Motor. Anstelle der Stator­zähne wurden Luft­spulen verwendet. Dadurch hat der Motor keinen magne­ti­schen Wider­stand, erzeugt weniger Körper­schall und hat gerin­gere Leis­tungs­ver­luste.

Weil bei der verwen­deten EC-Technik auch die Bürsten als Verschleiß­teil wegfallen, macht das Gebläse seinem Spitz­namen auch in Sachen Lebens­dauer alle Ehre: Rund 20.000 Stunden, also weit über zwei Jahre, läuft die Schild­kröte im „Rund-um-die-Uhr“-Betrieb – auch in widrigen Umge­bungen. „Staub­par­tikel können dem Gebläse kaum etwas anhaben, im Prinzip funk­tio­niert der Turtle Blower ja wie ein Staub­sauger“, betont der Produkt­ma­nager die Robust­heit des Radi­al­ge­bläses. Die für den EC-Motor typi­sche hohe Ener­gie­ef­fi­zienz bedeutet nicht nur gerin­geren Strom­ver­brauch, sondern im Fall des Turtle Blowers vor allem auch bessere Dynamik. Dass er daher enorm wett­be­werbs­fähig ist, hängt sowohl mit diesen zahl­rei­chen tech­ni­schen Vorteilen zusammen, aber auch mit seiner Wirt­schaft­lich­keit: Dank vergleichs­weise nied­riger Produk­ti­ons­kosten ist er auch für den Kunden kosten­günstig.

Einer für alles

Zwar ist der Einsatz in Beatmungs­ge­räten heute eindeutig das Kern­ge­schäft des Turtle Blowers, sein Geheimnis ist aber auch anderen Bran­chen nicht verborgen geblieben: hoher Druck mit geringem Förder­vo­lumen. Das ideale Arbeits­ni­veau für die CPAP-Anwen­dung ist durchaus auch in anderen Berei­chen gefragt. So finden sich die Stan­dard­ver­sionen des Gebläses auch in Geräten zum Heiß­luft­löten sowie Rauch­an­saug­sys­temen. Zum Beispiel in der TITANUS®-Produktfamilie der Firma Wagner Group GmbH, dem rich­tungs­wei­senden und welt­weit führenden Anbieter für inno­va­tive Gesamt­lö­sungen im Brand­schutz.

Hier sorgt der Stan­dard-Turtle Blower dafür, dass aus dem über­wachten Bereich konstant Luft entnommen und über ein bis zu 560 Meter langes Rohr­system der Detek­ti­ons­ein­heit zuge­führt wird. Die konti­nu­ier­liche Saug­leis­tung wird bei dieser sensi­blen Aufgabe zuver­lässig über den hohen Druck des Gebläses bereit­ge­stellt. Da das Gebläse extrem robust ist, eignet sich dieses Rauch­mel­de­system beson­ders für proble­ma­ti­sche Bereiche, in denen viel Staub oder gar Strah­lung auftritt. Prak­tisch unhörbar ist das System auch, da der Detektor, in dem die leise Schild­kröte saugt, außer­halb der über­wachten Räume sitzt. So ist das System dafür geeignet, beispiels­weise in Kran­ken­haus­ab­tei­lungen oder Hotel­zim­mern Rauch­ent­wick­lung sehr früh­zeitig zu detek­tieren.

cpap-zu_3060_freiNeu gewi­ckelt

Auch die Truma Gerä­te­technik GmbH & Co. KG in Putz­brunn bei München wurde auf den leis­tungs­starken Turtle Blower aufmerksam. Der Markt­führer im Bereich von Flüs­sig­gas­hei­zungen für Frei­zeit­fahr­zeuge und Boote entwi­ckelte eine Brenn­stoff­zelle, die mit einer herkömm­li­chen Propan­gas­fla­sche betrieben werden kann. Da der Brenn­stoff der Zelle jedoch Wasser­stoff ist, muss das Propangas zunächst in einem soge­nannten Reformer umge­wan­delt werden. Im porta­blen Brenn­stoff­zellen-System VeGA ließ sich das Gebläse gleich für zwei unter­schied­liche Aufgaben einsetzen. Im Reformer versorgt der Turtle Blower die kata­ly­ti­schen Brenner, die für den Refor­mier­pro­zess die erfor­der­liche Wärme bereit­stellen. Bei der Brenn­stoff­zelle führt das Gebläse eben­falls unter hohem Druck den Sauer­stoff aus der Umge­bungs­luft der Kathode zu. Beide Aufgaben erle­digt ein Turtle Blower.

Obwohl das Stan­dard-CPAP-Radi­al­ge­bläse mit 20 Millibar im Arbeits­punkt bereits einen hohen Druck leistet, mussten die Inge­nieure in St. Georgen für Truma die Motor­wick­lung des Antriebs verän­dern, denn gefor­dert war ein höherer Arbeits­punkt. Nun baut das Gebläse in dieser Anwen­dung einen Arbeits­druck von bis zu 45 Millibar auf – und macht es nicht erst dadurch zu einem echt starken Univer­sal­genie.

CPAP-Radi­al­ge­bläse ECI 30.20:

  • Durch­messer: 68,5 mm klein
  • Gewicht: 250 g leicht
  • Laut­stärke: 40 dB(A) leise
  • Lebens­dauer: 20.000 Stunden lang
  • Leis­tung: 4 auf 20 mbar in 200 msec schnell

Bei diesen Anwen­dungen sorgt das Univer­sal­genie für ordent­li­chen Druck:

isleep25Schlaf­apnoe

Bei diesem Krank­heits­bild treten Atem­still­stände während des Schlafes auf. Der Körper leidet dabei unter Sauer­stoff­mangel und erzeugt Aufweck­re­ak­tionen, die vom Betrof­fenen nicht wahr­ge­nommen werden. Die Folgen des wenig erhol­samen Schlafes sind große Tages­mü­dig­keit und zum Teil schwere Erkran­kungen wie Herz­in­farkte, Schlag­an­fälle und Depres­sionen.

vivo40_productCPAP-Beatmung

Der konti­nu­ier­liche posi­tive Luft­we­ge­druck (Conti­nuous Posi­tive Airway Pres­sure) ist eine im klini­schen wie im häus­li­chen Bereich einge­setzte medi­zi­ni­sche Beatmungs­form, die die zu schwache Eigen­at­mung des Pati­enten dyna­misch unter­stützt. Sie gewähr­leistet ein ausrei­chendes Atem­vo­lumen, indem sie konti­nu­ier­lich den ange­for­derten Atem­fluss prüft und ergänzt. Atem­tiefe, Atem­fre­quenz und Luft­durch­fluss bestimmt der Patient also selbst. CPAP wird vorwie­gend zur Behand­lung von Schlaf­apnoe einge­setzt.

truma_vegaBrenn­stoff­zelle

Die Brenn­stoff­zelle wandelt in chemi­schen Stoffen gebun­dene Energie direkt in elek­tri­schen Strom um. Im Gegen­satz dazu wird bei Verbren­nungs­mo­toren die chemi­sche Energie zunächst in ther­mi­sche Energie umge­wan­delt. Die Brenn­stoff­zelle hat einen poten­ziell höheren Wirkungs­grad und ist bei Verwen­dung von Wasser­stoff zudem emis­si­ons­frei, da bei der Reak­tion als Abfall­pro­dukt nur Wasser entsteht.

Reformer

Die meisten Brenn­stoff­zellen arbeiten mit Wasser­stoff. Den können sie entweder indus­triell vorge­fer­tigt in den Tank bekommen oder er wird direkt vor Ort durch Refor­mie­rung aus einem primären Rohstoff wie Propangas gewonnen. Dabei wird der Rohstoff unter Einsatz eines Kata­ly­sa­tors bei hohen Tempe­ra­turen in ein wasser­stoff­rei­ches Gas umge­wan­delt.

wagner_top_sens2_2Rauch­an­saug­system

Dieses aktive System zur Brand­er­ken­nung saugt über ein Rohr­system konti­nu­ier­lich Luft­proben aus den über­wachten Räumen an und führt sie einer Detek­ti­ons­ein­heit zu. Dort analy­sieren opti­sche Mess­kam­mern den Rauch­par­ti­kel­an­teil. Dank physi­ka­li­scher Filter und in der Soft­ware hinter­legter Brand­mus­ter­er­ken­nung wird dabei ein sehr hoher Schutz vor Täuschungs­alarm erreicht. Zu den weiteren Vorteilen von Rauch­an­saug­sys­temen zählen ferner die hohe Sensi­bi­lität für Rauch­par­tikel, die bessere Wartungs­freund­lich­keit und die Möglich­keit einer verdeckten, nahezu unsicht­baren Instal­la­tion.

Heiß­luft­löten

Im Gegen­satz zum Löten mit Kolben wird die Lötstelle nicht durch den direkten Kontakt mit dem heißen Werk­zeug erhitzt, sondern von einem heißen Luft­strom auf die Tempe­ratur ober­halb des Schmelz­punktes gebracht.

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